Konzert: Best Kept Secret Festival
Ort: Safaripark Beekse Bergen, Hilvarenbeek
Datum: 19.06.2015
Zuschauer: rund 20.000 pro Tag
von Dirk aus Mönchengladbach
Drei Tage im Juni sind seit 3 Jahren fest verplant. Das Best Kept Secret Festival, wunderschön gelegen am See eines typischen, holländischen Bungalowparks im Wald ist immer wieder ein Genuss in vielerlei Hinsicht. Wer mehr zur tollen Atmosphäre, dem fantastischen Essen oder der tadellosen Organisation lesen möchte, all dies habe ich den letzten beiden Berichten der Vorjahre bereits ausführlich geschildert.
Beschränken wir uns also dieses Jahr auf die Darbietungen auf den Bühnen. Erstes Highlight am Nachmittag der mir bis vor einer Woche noch völlig unbekannte Däne Daniel Norgren. Er und seine kleine Band sehen aus wie eine Horde amerikanischer Trucker und spielen zunächst leisesten Folk (Daniel am Klavier) aus dem neuen und tollen Album Alabursy. Danach wird es etwas lauter, am Ende steht eine ca. 10 minütiger Song mit Mantra ähnlichem Gesang. Das Zelt füllt sich immer mehr und am Norgren wird am Ende gefeiert. Ein toller Start.
Die Circa Waves hatte ich bereits vor wenigen Wochen im winzigen MTC gesehen, daher war der anstehende Hauptbühnenauftritt weniger reizvoll. Klassischer Indie Pop aus England mit Weezer ähnlichen Songs. Sehr tanzbar aber ohne bleibende Wirkung.
Dann ein Act auf den ich mich besonders gefreut habe. The Tallest Man On Earth war bisher immer ein wenig an mir vorbeigegangen, obwohl mir mehrfach von Freunden über tolle Konzerte berichtet wurde. Die neue CD zündete dann aber bei mir sofort. Mehr Band, Streicher und besonders die tollen Songs packten mich. Genauso verlief dann auch der Auftritt. Wer glaubte, die Hauptbühne wäre vielleicht zu groß, der irrte gewaltig. Als Anführer einer neuen Band (es war der erste gemeinsame Auftritt) hatte der Schwede alles im Griff. Immer wieder tigerte mit seiner riesigen Gitarre von links nach rechts über die Bühne, ohne sich beim Publikum anzubiedern. Ich kann die neue CD wirklich nur jedem ans Herz legen, bisher das Album des Jahres für mich.
Reunions alter Helden gehören ja mittlerweile zum festen Programmpunkt im Festivalalltag. Zwei sollten den Festivalabend am Freitag beschließen. Nachdem die Pixies letztes Jahr erneut zeigten, wie schön ein Abend voller toller Songs und Erinnerungen sein kann, waren jetzt The Jesus and Mary Chain (Psychocandy komplett) und die Libertines an der Reihe. Die Zahl der Engländer in Bierlaune stieg stetig (es waren diverse Reisebusse mit unseren Freunde von der Insel angereist), trotzdem konnte ich die Begeisterung bei Psychocandy dann leider nicht teilen. Sehen konnte man wegen des Nebelwerfers mit Atomkern sowieso wenig, zu hören gab es leider nicht viel berauschendes.
Also weiter zu den Libertines die hier ebenfalls das erste Konzert seit fast einem Jahr spielen. Mittags beim Camperaufbau konnten wir schon die eifrigen Proben der Band hören. Bei den Libertines ein gutes Zeichen, auch wenn viele auf mehr Chaos gehofft hatten, verlief das Konzert, wie auch schon Petes Auftritt mit den Babyshambles letztes Jahr hier, ohne Probleme. Das wiederum war aber auch der Knackpunkt des Konzertes. Den einen war es zu perfekt, den anderen dann wieder zu schludrig und der musikalische Teil für die Geschichtsbücher dürfte ja auch eher gering ausfallen. So blieb es ein guter, solider Festival Headliner in toller Spiellaune. Nachdem die Band die letzten Monate wohl im Studio verbracht hat gab es auch einen neuen Song zu hören, der erste nach fast 10 Jahren.
Danach noch ein Blick zu Eskmo, der hier als DJ mit Fässern und allerlei Gerät eine Mischung aus Sigur Ros und Minimaltechno erzeugt. Sehr schön, aber nach den Libertines wieder vom Bauch auf den Kopf umzusteigen gelingt mir zu später Stunde nicht mehr. Dafür gibt es auf dem Weg zum Ausgang einen kleinen Bretterverschlag mit Türsteher in dem die Hölle tobt. Wilde 60er Musik zusammengemischt von einem mindestens wahnsinnigen DJ der keine Luft zum Atmen lässt. Also nochmal 1 Stunde tanzen, bevor mich der Laden sprichwörtlich wieder ausspuckt.
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