Konzert: Ride
Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 29.05.2015
Dauer: 85 min
Zuschauer: 25.000*
Auf der Fahrt zum Flughafen zurück vom 2014er Primavera Festival hatten wir uns darüber unterhalten, welches große Comeback wohl 2015 stattfinden würde. Die Macher des Primavera haben in den vergangenen 15 Jahren nicht nur das beste Festival dieser Art auf dem europäischen Festland geschaffen, sie haben sich vor allem auch unter Musikern einen so guten Ruf aufgebaut, daß sie Jahr für Jahr große Comebacks alter Helden präsentieren können.
Der erste Name, der im letzten Jahr in der Metro fiel, war Ride. Ein paar Tage vorher hatten Slowdive gerade ihr größtes Konzert bis dahin gespielt und vor 25.000 Zuschauern bewiesen, wie sinnvoll die richtigen Reunions sind. Ride gehörten unserer Meinung nach natürlich auch in diese Kategorie.
Mitte November tauchten Fotos eines riesigen Posters an einem Haus in Barcelona auf. RIDE. Auch beim Bestätigen ihrer Buchungsknüller beweist das Festival am Meer enorm viel Stil.
Ride hatten in den Wochen vorher bereits ein ganze Menge Konzerte gespielt, das erste Anfang April in Oxford, fast zwanzig Jahre nach dem letzten Auftritt damals in Benicàssim. Ich hatte mir so gut wie nichts davon angesehen, ich wollte möglichst viele aha (einer meiner Tipps für 2016) -Effekte erleben.
Kurz vor Mitternacht, also zur Primavera Primetime, kamen die vier Engländer auf die Bühne. Hinter ihnen wieder das riesige "Ride". Sie begannen furios! Ach, das ist Unsinn... das ganze Konzert war so wie der Beginn. Aber gut, Ride begannen eben auch irre toll. Leave them all behind vom zweiten Album Going blank again. Der Sound war wundervoll; spätestens als die Stimmen der beiden Sänger einsetzten, war klar, daß es schon nicht mehr ganz schlecht werden würde. Polar bear, Seagull... genauso hatte ich mir mein erstes Ride-Konzert gewünscht! Mein erstes überhaupt leider, nicht mein erstes seit 20 Jahren. Wie so viele andere damals (und heute) wichtige, weil gute Bands habe ich auch die Engländer in den 90ern nur auf Platte gehört. Aber eine warme Nacht in Barcelona, rechts das Meer, vorne diese Shoegaze-Götter, links die Stadt, hinten zigtausend mitjubelnde Menschen und überall dieser wunderschöne Krach, das ist vermutlich nicht der schlechteste Weg, eine Band live "zu entdecken".
Sehr schnell war ich in diesem Zuhör-Rausch, den nur solche Musik erzeugen kann. Solche Musik, laut gespielt! Da ist es dann vollkommen egal, ob Lieblinge fehlen, zwischendrin mal ein weniger aufregender Song kommt oder ein Stück ein sehr plötzliches Ende hat (Time of her time). Ich habe das Konzert als anderhalbstündiges Gitarrenparadies erlebt, ohne störende Unterbrechungen. Andy Bell und Mark Gardener machten zwar einige kurze Ansagen, beschränkten sich aber auf das Wesentliche. Der einzige Bruch war das fünfminütige Noisegewitter bei Drive blind gegen Ende des Konzerts.
Die Setlist war wohl so, wie man sie erwarten konnte, wenn man das denn tat. Viele Stücke von den ersten beiden Platten und den ersten drei EPs, allerdings nur Black nite crash von den beiden letzten Alben.
Als wir Montag nach dem Festival unsere Vorhersagen für 2016 machten, hätte ich am liebsten mit "egal, Hauptsache Ride und Slowdive" geantwortet, aber so einfach gestrickt sind die Primavera-Leute leider nicht.
Setlist Ride, Primavera Sound Festival, Barcelona:
01: Leave them all behind
02: Like a daydream
03: Polar bear
04: Seagull
05: Sennen
06: Black nite crash
07: OX4
08: Dreams burn down
09: Time of her time
10: Chrome waves
11: Paralysed
12: Taste
13: Vapour trail
14: Drive blind
15: Mouse trap
16: Chelsea girl
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