Konzert: Torres
Ort: Primavera Sound Festival
Datum: 30. & 31.05.2015
Dauer: 50 min und 35 min
Zuschauer: ein pasr Tausend auf dem Gelände, rund 1.000 im Sala Barts am Sonntag
"I hope I'll have a band with me next time!" entschuldigte sich Mackenzie Scott (Torres) am Sonntag bei ihrem Konzert im Sala Barts (Barcelona Arts on Stage), das eine Art Zugabe nach dem eigentlichen Festival war. Nach dreieinhalb Tagen Festival und vielen Nachmittags-Konzerten im Park war es eigentlich nicht mehr nötig, auch Sonntag noch etwas anzugucken, der Torres-Auftritt Samstagabend hatte mich aber so beeindruckt, daß ich Mackenzie noch einmal sehen wollte.
Anders als bei Interpol gab es keine Reservierungspflicht. Wer da war, war da. Wir kamen mit den letzten Takten der vorherigen Künstlerin und bekamen gute Plätze an der extrem hohen Bühne. Das Barts ist ein Theatersaal mit zwei Balkonen und fasst bei nicht-Bestuhlung unten rund 1.500 Zuschauer.
Mackenzie spielte also alleine, so wie sie es auch am Vorabend auf der riesigen Pitchfork Bühne getan hatte. Einzelne Frau mit Elektrogitarre, das muß nicht gut sein. Im Fall von Torres war es nicht nur gut, es war beeindruckend! Die Frau aus Nashville erzählt in ihren Lieder lange Geschichten, spielt dazu verschwurbelte Melodien mit vielen Brüchen. Sie bewegt sich irgendwo im Scout Niblett / PJ Harvey Kosmos, ist aber bei weitem kein Abklatsch einer der beiden Künstlerinnen. Offenbar wird sie häufiger mit der PJ Harvey Referenz genervt, im März tweetete die junge Sängerin "I never heard a PJ Harvey album until 2014"
Ihr Konzert auf der Pitchfork-Bühne fand unter schwierigen Rahmenbedingungen statt. Als sie anfing (alleine mit Gitarre...), machten die Sleaford Mods auf der Nachbarbühne mächtig Krach. Die Bühnen werden meist parallel bespielt, man bekommt in der Regel aber nichts von den Nachbarn mit. Die Mods waren offenbar höllisch laut, auch Torres schien beeindruckt. Sie kündigte aber an, noch lauter zu sein. Auf der nächsten Nachbarbühne begannen die Einstürzenden Neubauten zeitgleich mit Torres. Sie spielten erst ruhigere Sachen, waren jedenfalls nicht zu hören. Als die Sleaford Mods fertig waren, donnerten dann die Neubauten los. Und dazwischen stand die junge blonde Frau mit der kleinen Asi-Palme und zog alles in ihren Bann.
Das eindrucksvollste Stück war Strange hellos, das harmlos startete, dann aber irgendwann immer schneller und lauter wurde. Wow!
Setlist Torres, Barcelona, 30.05.2015
01: Honey
02: New skin
03: Sprinter
04: A proper Polish welcome
05: Strange hellos
06: The harshest light
07: November baby
Am Abend danach war Torres' Programm sehr ähnlich. Weil sie weniger Zeit hatte, spielte Mackenzie ein Lied weniger als auf der Pitchfork (ausgerechnet Strange hellos). Das Konzert war dadurch aber nicht weniger endrucksvoll!
Als ich Samstag im Publikum einen Zuschauer mit Heiratsantrag-Zettel gesehen habe, musste ich lachen. Nach zwei Torres-Konzerten kommt mir diese Idee gar nicht mehr abwegig vor.
Ein Lied danach bekam Mackenzie noch eine Antwort auf ihre Bandankündigung aus dem Saal zugerufen. Und ja, genauso ist es:
"You don't need a band!"
Setlist Torres, Sala Barts, Barcelona, 31.05.2015
01: Honey
02: New skin
03: Sprinter
04: A proper Polish welcome
05: The harshest light
06: November baby
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