Dienstag, 13. August 2013

Austra, Luxemburg, 07.08.13


Konzert: Austra
Ort: exit 07, Luxemburg
Datum: 07.08.2013
Dauer: 65 min (plus 30 min Plankton Waves)
Zuschauer: vielleicht 200 (ausverkauft)



Warum genau ich mitten in der Woche nach Luxemburg fahren wollte, um Austra zu sehen, weiß ich nicht mehr. Der Reiz des Neuen war es nicht, ich hatte die Kanadier mindestens dreimal gesehen. Da mich das letzte Konzert noch dazu gar nicht mehr begeistert hatte, wäre ein Abend zu Hause nachvollziehbarer gewesen. Vielleicht wollte ich mich einfach mal überraschen.

Mein letztes Austra-Erlebnis war deren Support von The xx im November ebenfalls in Luxemburg. "... die Musik dagegen ließ mich deutlich kälter als bei unseren ersten Begegnungen. Da saßen einige der hohen Töne nicht richtig, und vielleicht ist der Witz beim dritten Mal einfach nicht mehr komisch genug, um den Auftritt mehr als ok zu bewerten," war mein Urteil damals. 



Naja, jedenfalls saßen wir - Oliver aus Paris auf Haldern-Besuch und ich - abends im Auto nach Luxemburg. Ich mit Karte, Oliver ohne aber mit der telefonischen Zusage, es gebe noch reichlich Tickets und Reservierungen seien nicht nötig, um neun sei Einlass. Als wir um 20.45 vor der Tür des exit 07 standen, befestigte ein Mitarbeiter gerade ein Schild "Sold out" neben dem Eingang. Der nette Türsteher verstand, daß das ein wenig doof für Oliver wäre, vor der Tür auf die 105 minütige Rückfahrt zu warten, wir durften beide rein.

In dem kleinen, schönen Club, der so hoch wie breit und tief ist (also ein Würfel), lief erst einmal Musik vom Band - und keine Klimaanlage. Es war laut und warm. Nach 40 Minuten erschien die Vorgruppe Plankton Waves, die am Anfang Englisch sprach und erst gegen Ende mit einem Lied auf Deutsch und einer Ansage in Landessprache verriet, daß sie aus Luxemburg stammt. "Klingt wie Fever Ray," urteilte Oliver von rechts, "die könnten auch beim Amphi Festival spielen," und "langweilig!" der Popclub-Saar von links. Das stimmte alles. Allerdings klangen Plankton Waves aber auch so, als könnten sie mit ihrer Musik Karriere machen. So etwas - also düsterer Pop - funktioniert sicherlich, nur nicht unbedingt bei mir. Die 30 Minuten waren ganz unterhaltsam, auch weil im Hintergrund Videos liefen, u.a. eines mit Kriegsszenen, in denen spektakulär getroffene Soldaten in der Normandie und Vietnam durch die Gegend flogen (naja, wahrscheinlich eher in der Stuntschule Hürth).


Es wurde weit nach halb elf, als Austra endlich auftraten. Eine Stunde Konzert, zwei Stunden Rückfahrt, puh, vielleicht doch keine so gute Idee. Noch dazu fehlten die beiden tanzenden Lightman-Schwestern, die ich bisher bei jedem Austra-Konzert gesehen hatte. Und die hatten mit ihrem Ausdruckstanz und ihren bekloppten Outfits beim letzten Konzert vor The xx über die musikalischen Schwächen hinweg gerettet. Diesmal waren Austra nur zu viert: Sängerin Katie Stelmanis, Schlagzeugerin Maya Postepski und zwei Keyboarder (Dorian Wolf und Ryan Wonsiak, denke ich).


Das Konzert begann mit drei Stücken vom neuen Album Olympia, bevor die ersten Hits des Debüts folgten. Auch wenn Olympia zweifellos sehr gut ist, ziehen die Lieder der ersten Platte deutlich besser. Und das liegt sicher nicht daran, daß ich Feal it break so viel häufiger gehört habe. The future, The choke oder The villain sind die größeren Hits, keine Frage!

Als bei The future noch die Klimaanlage anging, war die letzte Hürde für einen guten Abend beseitigt. Einen sehr guten sogar. Denn ganz im Gegensatz zum November-Konzert packte mich Austra wieder wie früher. Katies Stimme saß, die treibenden Rhythmen brachten den Saal in Fahrt. Der Auftritt machte großen Spaß! Auch in der zweiten Hälfte waren es vor allem die alten Titel, die besonders gut waren (und ankamen). Lose it wurde dabei in einer alternativen Version gespielt, die mir unbekannt vorkam. Und als es dann fast Mitternacht war, als das Programm nach zwei Zugaben beendet wurde, war das auch nicht mehr so schlimm. Der lange Abend und die weite Fahrt hatten sich voll und ganz gelohnt - meine kurze Austra-Krise (was nach einem Begriff der internationalen Diplomatie im 19. Jahrhundert klingt) ist beendet. Jetzt weiß ich auch wieder, was ich mir dabei gedacht hatte, mitten in der Woche nach Luxemburg zu fahren.

Setlist Austra, exit 07, Luxemburg:

01: What we done?
02: Painful like
03: Forgive me
04: The future
05: The choke
06: Home
07: The villain
08: Sleep
09: Reconcile
10: Annie (oh muse, you!) 
11: Lose it
12: Beat and the pulse

13: Spellwork (Z)
14: Hurt me now (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Austra, Esch-sur-Alzette, 23.11.12
- Austra, Köln, 24.05.12
- Austra, Saint Cloud, 28.08.11
- Austra, Köln, 25.06.11
- Austra, Paris, 01.04.11
- Austra, Paris, 20.01.11



 

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