Konzert: The Wake
Ort: Indietracks Festival, Ripley
Datum: 28.07.2013
Dauer: gut 55 min
Erst Factory, dann Sarah Records - bei der Wahl ihrer Label bewiesen The Wake in den 80er und frühen 90er Jahren stets ein gutes Händchen. So als würde ein Fußballer in seiner Karriere nur beim 1. FC Köln und bei Celtic Glasgow spielen. Zu Factory Records waren sie auf Initiative des New Order Managers gekommen, aus deren Schatten sie allerdings nie heraustreten konnten. The Wake wechselten zu Sarah Records und beendeten ihre Karriere, als ihr Label seine Arbeit einstellte, also ähnlich wie Galaxie 500, die sich mit der Pleite von Rough Trade Records auflösten.
Beim Indietracks waren The Wake einer der Co-Headliner, wenn man das bei diesem Festival überhaupt sagen kann. Natürlich spielten Camera Obscura als vermeintlich größte Band das letzte Konzert am Samstag, solche Hierarchien scheinen Künstlern oder Besuchern (wobei auch das nicht richtig zu trennen ist, weil überall Musiker den Auftritten ihrer Kollegen zuguckten) aber viel weniger wichtig zu sein als bei anderen Festivals. Die Schotten hatten sich erst 2009 wieder zusammen getan und seitdem eine Handvoll Konzerte gespielt. Was sie wohl beim Indietracks spielen würden, hatten wir vorher diskutiert. Hoffentlich nicht nur Stücke vom 2012er Album (der ersten Post-Sarah Studioplatte) war die einhellige Meinung.
Die in die Jahre gekommenen Männer - und Keyboarderin Carolyn Allen - taten uns den Gefallen. Mit Testament von Harmony, der vor gut 30 Jahren erschienenen ersten Platte, begannen sie das Konzert und sorgten für Glücksmomente. "Guck mal, die Frau da vorne weint!" Erlebt man das bei Rock am Ring, beim Melt oder in Wacken auch? Kann ich mir nicht vorstellen.
Ob die Stimmung auf der Bühne ähnlich gut war, bin ich nicht sicher. Der Bassist (Ronnie Borland von den Orchids?) lachte, wippte und tanzte von Anfang an. Aber vor allem der Gitarrist links schien motzig zu sein. Ob das am überraschend übersichtlichen Zuschauerzuspruch lag? Am Sonntagabend war es deutlich leerer als Samstag. Außerdem waren wohl viele bei Helen Love an der anderen Bühne. Oder lag es an der Unterkunft. Die Bandmitglieder hatten nämlich die gelben Bändchen für den Campingplatz um und waren nicht in Hotels untergebracht.
Die Angst, nur neue Lieder zu hören, war unbegründet. Aber auch die Hoffnung auf viele aus der Sarah-Phase. Schließlich wäre beim Indietracks das perfekte Publikum dafür vorhanden. Nur Carbrain, die B-Seite von Crush the flowers kam aus dieser Bandphase.* Dabei hatte Carolyn auch einen Gesangsauftritt - "dab dab dab dab dadab dadab" und genoss es, sie musste danach breit grinsen. Davon hätte ich gerne mehr erlebt. Es gibt so tolle The Wake Lieder mit Gesangsparts der Keyboarderin. Carbrain blieb leider das einzige. Vermutlich waren das und die wenigen Zuschauer der Grund, warum ich das Konzert mochte, es mich aber nicht euphorisch zurückließ.
Objektiv ist das Quatsch, weil The Wake sagenhaft tolle Lieder ihrer frühen Karrierephase spielten. Alleine Something outside oder O Pamela (zum Schluß) mal live zu sehen war wundervoll! Aber was nutzt der Kopf, wenn dem Herzen während des Konzerts das Futter fehlt. Ein sehr gutes Konzert - aber andere waren am Bahnhof Swanwick noch besser.
Setlist The Wake, Indietracks Festival, Ripley:
01: Testament
02: Favour
03: Melancholy man
04: Stockport
05: Carbrain
06: ?
07: Something outside
08: The sands
09: Uniform
10: The old men
11: O Pamela
* zwischen Carbrain und Something outside kam ein Stück, das ich nicht erkannt habe
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen