Konzert: Anna von Hausswolff
Ort: Haldern-Pop Festival (Spiegelzelt)
Datum: 10.08.2013
Dauer: 50 min
Zuschauer: recht volles Zelt
Bei Festivals erlebt man ja immer wieder musikalische Überraschungen, lernt neue Bands kennen. Wenn Anna von Hausswolff mich beim diesjährigen Haldern Festival stark überrascht hätte, wäre das jedoch sehr blöd gewesen, weil ich mich auf die Schwedin im Vorfeld neben James am meisten gefreut hatte und extrem viel erwartet hatte.
"Wir spielen ein kurzes, sehr intensives Set für Euch," sagte die zierliche Schwedin zwischen Aufbau und Beginn, als sie und ihre vier Begleiter gleich auf der Bühne geblieben waren.
Der sehr leise Start mit spärlichem Einsatz der Instrumente, Anna mit Tamburin, der sich über zwei Minuten zog, begann unmittelbar aus dem Soundcheck heraus und leitete in Liturgy of light über. Wie fast alles, was folgte, stammt das Stück von Ceremony, dem zweiten Album der Schwedin. Allerdings fehlt bei Liturgy of light noch die Titelheldin der Platte, die Kirchenorgel. Bei Epitaph of Theodor klangen die umso eindrucksvoller auf! Das Instrumental-Stück hatte den gleichen Aufbau wie das ganze Konzert. Es begann wie auf Platte getragen-feierlich, nahm dann aber so sehr an Intensität zu, daß die Wasserflasche neben dem links sitzenden Gitarristen auf und ab hüpfte. Am Ende mündete Epitaph of Theodor in Orgel-Postrock! Spätestens das war sichergestellt, daß die junge Schwedin meine extrem hohen Erwartungen locker nehmen würde!
Die schweren Orgeln werden durch Annas hohe und sehr feine Stimme wundervoll ergänzt. Sie steht aber nicht so sehr im Mittelpunkt, daher war auch der kleine Makel, daß im Verlauf des kurzen Konzerts der Gesang sich immer weniger gegen die Instrumente durchsetzen konnte, nicht dramatisch. Beim letzten Stück, dem einzigen, das nicht von Ceremony stammte, sah man Anna singen, hörte sie aber wegen der noch einmal gestiegenen Lautstärke der Instrumente nicht mehr.
Nach Epitaph of Theodor folgten Deathbed und Mountains grave - so wie auf dem Album. Diese drei sagenhaft schönen Stücke nacheinander als Quasi-Einheit zu spielen, beförderte noch einmal das Gefühl, sich in diese Musik herrlich fallen lassen zu können. Irgendwann setzte im Hintergrund Kettcar auf der Hauptbühne ein, aber das Wummern deren Bässe in den leisen Momenten störte überhaupt nicht, ich hatte das Gefühl, das ganze Zelt (das erstaunlicherweise nicht überfüllt war), war viel zu gefesselt von Anna und ihren Begleitern.
Nach dem grandiosen Mountains grave kam Harmonica mit dem vom Keyboarder geklatschten Beginn. Die Lautstärke seines Klatschens hatte er vorher beim Soundcheck überprüft, was zu Mitklatschen im Publikum geführt hatte und der Band breites Grinsen bescherte! Ein toller Moment vor dem Konzert!
Dann kam das erwähnte nicht-Album Stück, das ich nicht kannte, es war ein Cover, Come wander with me vom amerikanischen Filmmusik-Komponisten Jeff Alexander. Ich kannte es eben nicht, wusste, daß es von keiner der beiden Platten stammt, wäre aber nicht drauf gekommen, daß es ein fremdes Lied ist. Die Lautstärke dabei war mittlerweile so hoch, daß der Sound fast breiig wurde. Aber auch das war wenig schlimm, weil ich längst in der Musik aufgegangen war.
Die fünfköpfige Band war das auch, Anna war nämlich extrem überrascht, daß sie damit bereits ihr Konzert um fünf Minuten überzogen hatten. "Es tut mir leid, wir müssen aufhören," entschuldigte sie sich, nachdem sie bereits das nächste Lied angestimmt hatte. Ich kann zu gut nachvollziehen, daß sie ihr Zeitgefühl verloren hatte, die Musik lädt dazu extrem ein. Ein wundervolles Konzert, das hervorragend ankam. Annas Tour im Herbst ist eine Pflichtveranstaltung! Dann erfahren wir sicher auch, wie es in Haldern weitergegangen wäre.
Setlist Anna von Hausswolff, Haldern Festival, Rees-Haldern:
01: Liturgy of light
02: Epitaph of Theodor
03: Deathbed
04: Mountains grave
05: Harmonica
06: Come wander with me (Jeff Alexander Cover)
1 Kommentare :
Hallo, wer hat bei dem Konzert die zweite Gitarre neben Karl gespielt?
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