Konzert: Naked Song Feastival
Ort: Muziekgebouw Frits Philips, Eindhoven
Datum: 18.06.2011
Zuschauer: etwa 1000
Konzertdauer: jeweils ca. 50 Minuten
Sind Festivals doch gut? Nach den positiven Erfahrungen beim Blue Highways besorgte ich mir auch für das Naked Song eine Karte. Und wieder sollte es ein schöner Abend werden. Gute Organisation, fantastischer Ort (Herr Philips hat sich dieses Kleinod in seiner Heimatstadt sicher etwas kosten lassen) mit super Ton und Licht, nicht zu voll, keine Probleme beim Saalwechsel - was will man mehr? Nun, vielleicht sollte man mich fragen wie man den Ablauf plant damit ich alles was ich sehen möchte auch sehen kann ;-)
Den Anfang habe ich mir geschenkt, ich bin pünktlich zu Robyn Ludwick eingetrudelt. Der Auftritt war im kleinen Rahmen im Meneer Frits, Robyn war im Trio angereist und hatte auch ihre Kinder dabei. Schöne Stimme, gute Stücke, Americana mit Blues- und Countryeinflüssen - ein guter Aufwärmer. Nach ungefähr einer halben Stunde hatte die 4-jährige Tochter keine Lust mehr im Publikum sitzend zu malen. Sie fing an zu weinen und durfte sich auf die Bühne setzen wo sie sich dann nach einiger Zeit beruhigte, sich hinlegte und wohl auch einschlief. Laut Robyn gut fürs Geschäft - immer wenn die Kleine weint wird viel gekauft.
Anschließend ging es in den Eindhoven Airport Zaal, den großen Konzertsaal mit etwa 1200 Plätzen. Ich bekam problemlos einen Platz im unteren Bereich in Reihe 10, sehr entspannt und sehr schön. Auf dem Programm stand der Auftritt von Fink (der Engländer, nicht die deutsche Band gleichen Namens, aber die hat sich ja leider aufgelöst). Und das war die erste positive Überraschung. Ein sehr gutes Konzert. Nur drei Musiker: Fink an Gesang und Akustikgitarre, dazu ein Bassist und ein Schlagzeuger der auch ab und an akustische oder elektrische Gitarre beisteuerte. Lange, repetitive und hypnotische Stücke, fast ein bißchen Elektrosound mit akustischen Instrumenten. Ich kannte ein paar ältere Platten oberflächlich, aber war nicht wirklich vorbereitet. Hat mir prima gefallen.
Nach diesem Konzert meldete sich der Hunger und ich kümmerte mich um Essen. Ziemlich teuer, aber gutes Catering. Dadurch verpasste ich die Musiker des nächsten "Slot" größtenteils. Beim Essen hörte ich in ein paar Stücke von Rachel Sermanni rein die im Foyer zwischen den Sälen spielte. Nicht so wirklich umwerfend. Dann schaute ich mir noch den Schluß von Danny Schmidt an. Schade das ich ihn verpasst habe, den habe ich auf meine Hingehen-Liste gesetzt.
Nächstes Konzert wieder im großen Saal, Headliner Nummer 1: Joan As Police Woman. Ich mach's kurz - das war nix. Weder Songs, Stimme noch instrumentale Fertigkeiten von Frau Wasser haben einen Eindruck bei mir hinterlassen (jedenfalls keinen positiven). Sie sagte zwar das sie gerne mal ohne Band spielt, aber vielleicht sollte sie das nur vor 20 Leuten tun, dann ist es auch nicht so peinlich wenn einem der Text nicht mehr einfällt oder die Gitarrengriffe heftig verrutschen. Mit Band vielleicht besser, aber sicher werde ich das nicht mehr überprüfen. Leider als Headlinerin im großen Saal ohne Parallelprogramm gesetzt, also ohne unmittelbare Alternative. Ich bin früher raus, obwohl es schon peinlich war das mehrere Leute wegen mir aufstehen mussten. Klarer Fall: Pause falsch geplant.
Aber im Leben folgt auf Regen wieder Sonnenschein. Und auf diesen Regen folgte das zweite sehr gute Konzert des Tages, diesmal im kleineren Saal (ungefähr 400 Plätze, aber höchstens zu einem Drittel gefüllt). Hier trat der Kanadier Harry Manx auf. Noch nie gehört, aber ich war neugierig. Hauptsächlich weil er auf Fotos ein eigenartiges Instrument hält - eine Gitarre mit zusätzlichen Saiten die wie eine Sitar klingen. Hat er sich in Indien bauen lassen, ist dort aber als "Hindustani Slide Guitar" anscheinend durchaus gebräuchlich. Sie wird als Slide auf dem Schoß gespielt, die zusätzlichen Saiten dienen nur zur Untermalung mit exotischen Klängen.
Dieses Instrument wurde aber sparsam genutzt, meist spielte er eine normale Gitarre. Zusätzlich auch mal eine National Steel oder ein Gitarrenbanjo. Tolle Bluesmusik (obwohl ich den Blues eigentlich nicht übermäßig liebe), begleitet vom Australier Clayton Doley am Keyboard und Drumsounds die von Harry durch Fußpedale getriggert wurden. Clayton Doley spielte hauptsächlich E-Piano- und Orgelsounds und steuerte einige sehr schöne Soli bei, der Gesamteindruck erinnerte mich etwas an die Doors-Spätphase. Tolles Konzert!
Da Herr Manx seine Spielzeit gnadenlos überzog (er war eh der letzte der in diesem Saal spielte) war ich dann zu spät für den zweiten Headliner, Thomas Dybdahl. Mit ein wenig Verhandlungsgeschick kam ich aber noch vorne in den großen Saal, der eigentlich gesperrt war (voll, war aber gelogen). Dieser Abschluss plätscherte für mich auch so dahin, großes Kino, aber nicht so richtig was für mich. Als dann aber zunächst ein paar Leute zaghaft zu tanzen anfingen und Thomas das gut fand war ruckzuck der freie Platz vor der Bühne voll mit Tänzern. Hauptsächlich weiblich - Mädchenmusik. Beim nächsten Stück durfte dann sogar jeder der wollte auf die Bühne, mindestens 30 nahmen das Angebot begeistert an. Fürs letzte Stück wurden die dann nicht wieder runtergeschickt sondern sollten sich einfach setzen ("Das müsste dann gehen"). Sehr sympathisch, so kann man auch in großen Sälen Nähe zu seinen Fans herstellen. Somit ein versöhnlicher Abschluss für einen schönen Abend.
Fotos Marcel Houweling, coyprighted
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