Konzert: William Fitzsimmons (Slow Runner, Maria Taylor)
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 24.06.2011
Zuschauer: geschätzte 300-350
William Fitzsimmons und seine dreiköpfige Begleitband Slow Runner boten in der Pariser Maroquinerie ein wirklich schönes, wenngleich ein etwas gleichförmiges, zuweilen langatmiges Konzert. Fitzsimmons hatte mal bei einem früheren Auftritt scherzhaft gesagt: "My songs all sound the same" und so ganz falsch lag er mit dieser Aussage gar nicht. Vor allem seine Stimme setzte er durchgängig sehr sanft und zärtlich ein. Das gefiel den zahlreichen Romantikern im Publikum (viele Händchen haltende Pärchen, das wäre nix für meine Frau und mich, wir sind da eher nüchtern), ich hingegen hätte mir an der ein oder anderen Stelle gerne etwas mehr Feuer und Aufbegehren gewünscht. Regt sich denn dieser grundsympathische Bartträger nie auf? Diese Frage konnte man sich durchaus stellen und vermutlich ist er wirklich nur sehr schwer aus der Ruhe zu bringen, dieser William!
Der Sohn blinder Eltern hat sicherlich von klein auf gelernt, ruhig und besonnen zu bleiben und nie die Kontrolle zu verlieren. Ist er nicht auch Psychiater? Psychoterrorpeut? Ich las so etwas mal und ich könnte ihn mir wirklich gut als Therapeuten vorstellen. Wobei seine Konzerte durchaus den Charakter von Therapiesitzungen besitzen und sowohl ihm auch den Zuhörern Linderung verschaffen. Seinen hübschen Liedern wohnt einfach etwas enorm Tröstliches inne.
Beautiful Girl oder The Tide Pulls From The Moon das ist doch kuscheliger als jeder Schal! Fragile, tief in den eigenen Befindlichkeiten wühlende Stücke, die einen verletztlichen, feinfühligen Menschen erkennen lassen. Wobei William anscheinend keineswegs gesteigerten Wert darauf legt, tiefgründig zu sein, obwohl ihn jeder dafür hält. "I'm not deep" sagte er in einer der vielen witzigen und humorvollen Szenen (Männer, die traurige Lieder schreiben sind meistens lustig, siehe auch Bonnie "Prince" Billy!) und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zuvor hatter er bereits ein paar andere Kalauer herausgehauen und schon gleich zu Beginn der Show für Schmunzler gesorgt, als er ankündigte, daß er und seine Kumpels sich heute nicht ausziehen würden, falls das denn jemand erwartet oder gar erhofft hätte.
Für den ulkigsten Moment schlechthin sorgte aber sein Schlagzeuger Joshua. Der von Fitzsimmons als Vielfraß beschriebene Bursche saß plötzlich zu einem Song mit zwei Baguette-Stangen in seinen Händen da. William drehte sich um und fragte: "was mampfst du denn schon wieder da?", als sich der Drummer kurzerhand dazu entschied, mit dem (angebissenen!) Brot Schlagzeug zu spielen. Und das klang richtig gut und professionell! Wer hätte gedacht, daß man mit Baguettes Schlagzeug spielen kann? Niemand! Der Saal johlte!
So machte Fitzsimmons schließlich deutlich, daß man auch als trister Singer/Songwriter viel Spaß und Klamauk vemitteln kann, vor allem wenn man eine solch amüsante Begleitband wie Slow Runner dabei hat.
Diese hatte zuvor ihre eigenen Lieder gespielt und dabei ein ansprechendes Konzert abgeliefert. Die Aussage von Christoph: "sie haben mir ausgezeichnet gefallen" konnte ich allerdings ebenso wenig unterschreiben wie seine zitierten Referenzen die Shins oder Death Cab for Cutie. Sie klangen eher nach Sufjan Stevens, Badly Drawn Boy Chris Garneau, manchmal fast nach Coldplay. Der Sound wurde dominiert von Pianoklängen und der inoffensiven Stimme von Michale Flynn. Recht hübsch, aber etwas harmlos und seicht.
Slow Runner waren aber nicht die einzige Vorgruppe von Fitzsimmons, denn um 20 Uhr 30 hatte eine Dame, Maria Taylor, den folkigen Konzertabend eröffnet. Vor noch recht spärlicher Kulisse spielte die hübsche, wenngleich spindeldürre brünette Chanteuse countryeske Lovesongs auf ihrer Akustikgitarre und schaffte es, die bereits anwesenden Zuschauer zu unterhalten. Sie erklärte gleich zu Beginn, daß sie ziemlich nervös sei, ließ sich das in der weiteren Folge aber nicht großartig anmerken.
In Deutschland kennt man Maria Taylor sowohl als Solokünstlerin, als auch als Teil von Azure Ray und zudem durch die Zusammenarbeit (und Affäre) mit Conor Oberst von Bright Eyes. In Frankreich hingegen ist Taylor wirklich ein unbeschriebenes Blatt. Es könnte sehr gut sein, daß sie heuer zum ersten Mal überhaupt in Paris gespielt hat, sicher bin ich allerdings nicht. Sie musste sich ihre Aufmerksamkeit deshalb auch hier in der Maroquinerie hart erarbeiten und hatte nicht von Beginn an gewonnen.
Wunderbar ihre countrygefärbte Stimme, filigran ihr Fingerpicking. Mit ihren langen Fingern zupfte sie schöne Melodien aus ihrer Akustischen und betörte nicht nur durch ihren Schlafzimmerblick (diese mandelförmigen Augen, hach!), sondern auch durch ihre mysteriöse, leicht ins gothische gehende Ausstrahlung. Es lag viel Schwermut, aber auch eine gehörige Portion Warmherzigkeit und Sanftmütigkeit in ihren Kompositionen, die an Dolly Parton oder Tift Merrit erinnerten. In der heutigen bis auf den Knochen abgespeckten Variante klangen die Stücke anders als auf den reichhaltig instrumentierten Alben, aber das war für mich eher positiv als negativ. So stand letztlich nämlich ihre Stimme absolut im Vordergund und diese besaß eine starke Anziehunsgkraft. Ich hing ihr förmlich eine halbe Stunde lang an den schmalen Lippen...
Was die Setlist anbelangt, kann ich berichten, daß Maria einige neue Lieder ihres im August erscheinenden fünften Albums Overlook, aber auch ein paar alte Sachen wie z. B. das feine Cartoons And Forever Plans gespielt hat.
Lasst euch Maria Taylor nicht entgehen, wenn sie mit William Fitzsimmons durch deusche Lande tourt!
Setlist William Fitzsimmons, La Maroquinerie, Paris, klick!
Setlist Slow Runner, La Maroquinerie, Paris, klick!
Setlist Maria Taylor, La Maroquinerie, Paris, klick!
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