Ort: Primavera Sound Festival, Barcelona
Datum: 28.05.2011
Zuschauer: so um die 100
Dauer: 40 Minuten?
War schon lustig, als Francis International Airport für das Primavera bestätigt wurden - die seit Monaten gekauften Karten für das wohl beste Gr0ßfestival unter der Sonne rechtfertigten ihren Erwerb aber sowieso. Aber wie oft sieht man schon eine Band aus der Heimat in Barcelona?
Das dürften sich etliche andere Wiener auch gedacht haben, jedenfalls kannte ich wesentlich mehr Österreicher als noch letztes Jahr, die den Weg auf sich genommen hatten. Diese waren dann samstags um zehn wohl auch mehrheitlich vor der Adidas Stage zu finden, einer kleinen Bühne am Meer und relativ abgelegen von der Hauptroute des Geländes. Keine Ahnung, welche Idee genau hinter dieser eigenen Stage steckte und nach welchen Kriterien die Slots vergeben wurden, schade allerdings, dass man verheißungsvolle Talente an einer wenig attraktiven Stelle konzentriert. Sonst schafft es das Festival doch auch, weniger bekannte Bands stimmig in den Zeitplan zu integrieren und die Slots generell sehr fair zu vergeben.
Tontechnikern und Security-Personal war das alles sowieso egal, sie feierten sich umarmend das Führungstor durch Messi im gerade laufenden Champions League-Finale. Dieses war wiederum dem FIA-Kopf Markus Zahradnicek wurscht, er zeigte dem Publikum anerkennend Daumen hoch: "No soccer for you, guys!"
Dafür gabs gleich mal Monsters, letzes Jahr die erste Single des neuen Albums gewesen und sinnvollerweise auch repräsentativ für dieses mit seiner höheren Professionalität, neuen (teilweise dezidiert genannten) Einflüssen und glatterem Sound. Ein sehr schönes Video gibts auch zu diesem Song:
Francis International Airport - Monsters from siluh records on Vimeo.
Allerdings gefällt mir ehrlich gesagt, nach kurzer anfänglicher Begeisterung für In the Woods, der Erstling We are jealous, we are glass wieder besser, diese Fülle an Liebhab-Songs und der verträumte, tiefmelancholische Klangfluss spielen einfach (zumindest in Österreich) in einer eigenen Liga. Umso bedauerlicher, dass Francis International Airport seit vielen Monaten von diesem Werk nur einen einzigen Song spielen - Words on Logs.
Das neue Album dürfte aber zumindest international deutlich mehr Beachtung finden, was auch der Auftritt am Primavera beweist. Insofern zahlt sich der neue Weg wohl aus, Änderungen gab es allerdings auch in der Bandfamilie: Keyboarder Georg Tran, der seit dem neuen Album mitwerkt, fehlte zumindest in Barcelona, an seiner Stelle spielte wieder ein Mädchen. Ob es das gleiche war wie aus der Anfangszeit der Band, weiß ich nicht, sie machte ihre Sache jedenfalls gut.
Nach dem Ausflug auf das Debütalbum wurde wieder der Vorwärtsgang eingelegt und City of Fog dargeboten, ein wunderschönes Stück Musik (mit Feet of Clay mein liebstes von den neuen), zwei betrunkene Spanier hüpften dazu durch die Gegend, bis sie schließlich wieder den Weg weg von der Bühne (hin zur Fußballleinwand?) fanden.
Ansonsten tat sich nicht wahnsinnig viel, außer dass eine fette Nebelanlage ihr Können unter Beweis stellte und der Security das seine ebenso, indem er Fotografen, die sich am Bühnenrand zur Stabilisierung abstützten, von dort wegscheuchte. Wieso? Keine Ahnung, Platz wäre genug gewesen.
Mit Amnesiacs ("it's gonna be a great, great deal for all of us") endete dann das Konzert, dem zwei Sachen fehlten, die einander halt ein wenig gegenseitig bedingen: ganz große Momente und Leute. Und so freuten sich die Österreicher alle über ein hübsches, gewohnt gutes Konzert ihrer Wiener Lieblingsband, die wenigen Anwesenden ohne Vorkenntnisse dürften aber wenig Bleibendes mitgenommen haben. Ein Umstand, der weniger der Band, als eher den Menschen, die das Konzept der adidas-Talentbühne entworfen haben, anzulasten ist. Ein Auftritt um sechs auf der Pitchfork oder auf der ATP hätte den Franziskanern wohl einen größeren Gefallen getan...
Aber gut, mit dem Sziget Festival in Budapest steht ja schon bald die nächste Großveranstaltung für FIA an und vielleicht läufts dort besser. Zu wünschen wäre es der Truppe unbedingt. Zumindest besteht die Gefahr, dass gleichzeitig einer der Budapester Vereine im CL-Finale spielt, dort nicht. Diesbezüglich muss man sich auch bei Auftritten in Österreich eher keine Sorgen machen. No soccer for you, guys!
Setlist Francis International Airport, Barcelona:
01: Monsters
02: Feet of Clay
03: Words on Logs
04: City of Fog
05: Celluloid
06: Bug
07: Solaris
08: Amnesiacs
Aus unserem Archiv:
Francis International Airport, Wien, 02.02.11
Francis International Airport, Offenbach, 27.04.11
Die Fotos stammen von Erik Luyten. Hartelijk dank!
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