Konzert: Julie Doiron & Evening Hymns
Ort: L'Espace B, Paris
Datum: 26.05.2011
Zuschauer: 80-90
Kanadischer Abend am vergangenen Donnerstag im Pariser Espace B. Julie Doiron aus Toronto (sie stammt aus New Bruinswick) und Jonas Bonnetta aka Evening Hymns aus Peterborough (er wuchs in Orono, Ontario auf) spielten und vertraten das wunderschöne Land mit dem Ahornblatt im Wappen sehr würdig.
Julie durfte (musste?) als Erste ran und fiel allein schon dadurch positiv auf, daß sie ihre Setlist im Vergleich zum Konzert vom Montag in der Swan Bar in weiten Teilen veränderte. Nie spult sie ihre intimen Songs nur ab, immer ist sie bedacht auf Abwechslung und Variation. Sie spielt, was ihr gerade in den Sinn kommt, oder worauf sie gerade Lust hat. Auch auf Wünsche der Zuschauer geht sie stets ein, so daß man problemlos 3 Tage in der gleichen Woche Auftritte von Julie mitverfolgen kann, ohne gelangweilt zu werden.
Auch heute wieder bekamen die erfreulicherweise recht zahlreich erschienenen Zuschauer (unter ihnen Marie-Flore und Leopold Skin) ein warmherziges, authentisches und schönes Konzert geboten.
Besondere Erwähnung finden muss Stove, ein Titel ihrer ersten Lo-fi Band Eric's Trip, die sich nach einem Song von Sonic Youth benannte. Stove gefiel mir ganz ausgezeichnet, auch ohne Schlagzeug und erinnerte mich daran, daß ich mir unbedingt Tonträger von Eric's Trip zulegen muss. Keine Frage, alles was Julie in ihrer langen Karriere angepackt hat, ist qualitativ hochstehend, neben ihren Solosachen sind die Alben mit den Wooden Stars (mit Mike Feuerstack von Snailhouse) und Daniel, Fred & Julie sehr zu empfehlen. Von den Wooden Stars performte Julie heute The Longest Winter, einen feinen Titel, der auch zum heißen Frühsommerwetter bestens passte.
Der Rest war ein Überblick über ihr Solowerk, zu dem auch das französische Album Désormais gehört, von dem sie quasi immer Le Piano, oder auch Ce Coeur Charmant (heute allerdings nicht) spielt.
Unter dem Strich erneut ein tolles Konzert von Julie Doiron die vor versammelter Mannschaft öffentlich darauf hinwies, daß sie am Samstag zurückfliege, am Freitag davor aber noch eine Olivier (man achte auf die französische Schreibweise!) Peel Session absolvieren werde. Ich wurde ganz rot, als ich meinen Spitznamen hörte, fühlte mich aber auch geehrt. Ein paar Leutchen erkundigten sich dann hinterher tatsächlich bei mir, ob sie dabei sein könnten, aber obwohl ich sie schriftlich einlud, kamen keine neuen Gäste am Freitag hinzu.
Es war schon mindestens 22 Uhr 30 als Evening Hymns aufliefen. Ein Trio, angeführt von dem Panama-Hütchen tragenden Jonas Bonnetta, der männliche Verstärkung an der Gitarre und weibliche Unterstützung am Bass dabei hatte. Ein Trio also, daß enorm harmonieseelig und gefühlvoll zu Werke ging und die Vorschußlorbeeren der Musikpresse vollends rechtfertigte. Vor allem das Printmagazin Magic hatte in den höchsten Tönen von Spirit Guides geschwärmt und sie hatten nicht zuviel versprochen. Alles klang wunderbar sanft und warm und besaß eine starke Anziehunsgkraft.
Da muss man die Labelleute von Kütu Folk ausdrücklich loben, daß sie eine solche Perle gesignt haben. Kütu Folk? Ja, ein prima Label aus der französischen Auvergne (allein das entzückende Artwork lohnt die Alben) , daß den Folkfans in Frankreich unter anderem bereits den hochtalentierten Leopold Skin präsentierte, nun aber auch ausländische Künstler unter Vertrag nimmt. Neben den Evening Hymns werden auch die amerikanischen Hopital Ships von Kütu Folk beheimatet.
Genuß pur also mit den Evening Hymns, die nicht nur Ohrenfreuden vermittelten, sondern in der Person der hübschen Bassistin auch was fürs Auge boten. Die hochaufgeschossene Bootsträgerin war wirklich ein Hingucker!
Der einzige Haken an dem Auftritt war letztlich nur die recht dürftig bemessene Spielzeit. Ich hätte den Kanadiern noch locker eine halbe Stunde mehr zuhören wollen, aber angesichts ihrer strapazierenden Tour durch Europa und der Existenz lediglich einen Albums ist es normal, daß man nicht auf ein 90 minütiges Set hoffen konnte.
Ein abolsut gelungener kanadischer Abend! Die Leute in dieser dünn besiedelten Gegend haben das Folkfeeling einfach mit der Muttermilch aufgesogen!
Evening Hymns-Dead Deer from istoica on Vimeo.
Auszug aus der Setlist Julie Doiron, Espace B, Paris:
He Will Forget
Le Piano
The Wrong Guy/No More
Longest Winter
Tailor
Me And My Friend
Gone
So Fast
Stove (Eric's Trip)
- Feiner Konzertbericht vom Klienicum, Evening Hymns in München, 15.05.2011, klick!
2 Kommentare :
Evening Hymns!!! Ich warte gespannt - gute Besserung deiner Hand! :)
olivier! schöne kombi auch hier. allerdings sind die veranstalter bei der reihenfolge der künstler durcheinander geraten. evening hymns hätten den support für die großartige j. doiron geben müssen.
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