Freitag, 1. April 2011

Our Broken Garden & Tearist & Phoebe Killdeer, Paris, 31.03.11


Konzert: Our Broken Garden & Tearist & Phoebe Killdeer

Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 31.03.11
Zuschauer: leider nicht ausverkauft



Die 1980er Jahre sind voll zurück! Und dies nicht erst seit gestern, man hat seit spätestens 2002 den Eindruck, daß sämtliche Scheußlichkeiten aus diesem nicht sonderlich geschmackssicheren Jahrzehnt wieder ausgekramt werden. Auch vor der Musik macht dieses Revival keinen Halt. Fever Ray hatte 2009 ein irre erfolgreiches Album auf den Markt gebracht, daß unglaublich eightieslastig war und seitdem schießen die Fever Ray-Klone wie die Pilze aus dem Boden. Zola Jesus, Glasser, Juliette Commagère, Austra, Tearist, alle klingen sie mehr oder weniger nach dem Projekt von Karin Dreijer Andersson.

Das Festival les femmes s'en mêlent springt 2011 auf diesen Trend auf und hetzte dem Publikum gestern Glasser und heute Tearist auf den Hals. Morgen schicken sie Austra hinterher.

Und Yasmine Kittles aka Tearist gebärdete sich wahrlich als wilde, furchteinflößende Furie und bot ein Spektakel mit gothischer Diskosoße und theatralischer Bühnenshow. Am Ende schlug sie mit einer kurzen Eisenstange um sich, wälzte sich wie eine Gestörte auf dem Boden und schrie wie eine Hexe. Scarry! Ich selbst hatte von dem Set der jungen Dame aus Los Angeles aber nicht allzu viel mitbekommen, so daß ich mich um ein Urteil drücke. Speziell, sehr speziell. In Berlin würde man sagen: "ey voll krass, Alter!"

Auch bei der in Paris lebenden Australierin Phoebe Kildeer und ihrer Band The Short Strawes, die am Ende auftrat, muss ich passen, denn ich sah mir nur zwei Stücke an, weil ich noch zur Fotoaustellung von Troy von Balthazar wollte. Allerdings weiß ich von einem früheren Konzert her, daß mir die Phoebe nicht so wirklich zusagt. Knödelstimme, Rockröhrengehabe auf der Bühne, irgendwie nix für mich. Aber wie gesagt, ich weiß nicht wie es im Divan Du Monde war.



Kommen wir deshalb direkt zu der Dänin Anna Brönsted aka Our Broken Garden. Für die Dame mit der glockenhellen Hauchstimme war ich hauptsächlich aufgelaufen und mein Erscheinen sollte sich als lohnend herausstellen. Wir schon vor ein paar Monaten im Européen (Vorprogamm Emily Jane White) begeisterte sie mich mit ihrem sahnig gerührten Dream Pop mit unwiderstehlichen, melodisch melancholischen Gitarren und pulsierendem Bass. Auch ihr Set war sehr eightieslastig, aber nicht so trashig wie bei den anderen oben zitierten Damen. Vielmehr macht sie sich das romantische (und zugegebenermaßen recht kitschige) Moment der 1980 er Jahre zu Eigen, redet von wilden Pferden und singt wie eine Fee. Ohnehin ein irreal hübsches Wesen diese Anna. Blond, blauäugig, langbeinig und mit einem Lächeln gesegnet, mit dem sie Eisberge zum Schmelzen bringen könnte. Heute zeigte sie sich besonders sexy. Extrem hohe Absätze, güldnes Kleid, fürs Auge war viel geboten. Aber auch die drei Männer in ihrer Band machten ihre Sache ausgezeichnet. Toll vor allem der Basser. Er spielte fast wie Peter Hook und setzte mit seinem schnellen, druckvollen Spiel viele positive Akzente. Der Gitarrist wiederum kitzelte wundersame Melodien aus seiner Elektrischen und ließ die Riffs meterhoch durch den Divan du Monde segeln.

In einem ausgewogenen Set stachen Garden Grow und The Burial besonders hervor. Schade, daß die durchaus nicht schlechte letzte CD Golden Sea die live vermittelten rauschhaften Gefühle nicht wirklich einfangen kann und etwas glatt und seicht klingt. Dreampoppigen Shoegaze wie ihn Our Broken Garden spielt, genießt man deshalb am besten live vor Ort. Eine Genuß für Ohren und Augen!

Aus unserem Archiv:

Our Broken Garden, 16.11.10
Our Broken Garden, Paris, 20.04.09




 

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