The Head & The Heart & Mechanical Bride (Trevor Moss and Hannah Lou)
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 13.04.11
Zuschauer: nicht sonderlich viele
Am Datum sieht man es: ich kommen zur Zeit mit den Konzertberichten nicht hinterher und muss einen Rückstand aufholen. Fast drei Wochen lang jeden Abend ein Konzert, das setzt auch mir zu und lässt mir kaum Zeit, meine Reviews zu schreiben. Sorry!
Für den 13. April hatte ich mir eigentlich ein Konzert im International vorgemerkt. Portugal The Man sollten gratis im International aufspielen und da wollte ich gerne dabei sein, denn die Band aus Portland, Oregan hat sich noch nie in Paris blicken lassen. Im Laufe des Tages meldeten sich aber gleich drei Freunde per e-mail bei mir und hatten alle die gleiche erfreuliche Botschaft zu verkünden: "Hallo Oliver, ich habe einen überschüssigen Gästelistenplatz für den Abend von Cooperative Music in der Flèche d'or und den würde ich gerne an dich weiterreichen." Schon rührend, daß man an mich denkt, aber ich vermute, man möchte sich erkenntlich für meine Wohnzimmer-Sessions zeigen, bei denen ich keine Kosten und Mühen scheue und versuche, alle einzuladen, die ich kenne und mag (eigentlich wäre es ja mal witzig, das genaue Gegenteil zu machen, man lädt nur Leute ein, die man nicht kennt und von denen man vermutet, daß sie Arschlöcher sind).
Planänderung war also angesagt und ich fand mich am Abend des 13.04. in der Flèche d'or und nicht im International wieder. Nicht sonderlich viele Leute ließen sich heute hier blicken und man konnte sich seinen Stehplatz frei aussuchen.
Den ersten Act des umfangreichen Programms, Trevor Moss and Hannah Lou, hatte ich glatt verpasst. Meine Freundin Uschi war "schuld", die wollte noch ein Fertiggericht (Marke Picard) in ihrer Bude verzehren und so trudelten wir gemeisam erst recht spät vor Ort ein. Ich war ihr natürlich nicht böse, schließlich hatte sie mich eingeladen und die Aufnahmefähigkeit für drei Bands hatte ich ohnehin nicht.
Der Einstieg erfolgte also mit der jungen Engländerin Lauren Doos aka Mechanical Bride, die mit einer ausgewachsenen Band erschienen war. Sie sah so unglaublich jugendlich aus, daß man kaum glauben konnte, daß sie bereits 25 und nicht erst 16 Jahre alt war. Eine blasse, schüchterne Dame mit tadellosen Manieren und einem höflichen, dezenten Wesen. Sie hätten noch nie zuvor außerhalb Englands gespielt und nun hier gleich in Paris, das sei schon eine tolle Sache, ließ sie verlauten (an dieser Stelle wäre es witzig gewesen, wenn sie gesagt hätte: "Scheiße, ich hasse Paris und euch Froschfresser, warum können wir nicht in Amsterdam sein?"). Und die Franzosen zeigten sich ebenfalls erfreut und hörten zumindest leise und bedächtig zu. Mit Piano, Akkordeon, Flöte und bisweilen Akustikgitarre und Mandoline instrumentierten Mechanical Bride und hätten ihre schönen Songs noch etwas mehr Relief und Prägnanz gehabt, hätte man glatt von einer herausragenden Neuentdeckung sprechen können. So aber blieb es "nur" bei einem respektablen Eindruck. Man sah ein gefälliges, ansprechendes , durchaus schönes Konzert, aber keine neue Sensation am englischen Folkhimmel. Lauren Doos also keine 2. Laura Marling, auch keine Mary Hampton, aber dennoch ein Talent. Eine Leisetreterin, die weder ihre Stimme aufmerksamkeitsheischend einsetzte, noch durch die Selbstdarstellung einer Bat For Lashes (der sie musikalisch ähnelt) auffiel. Ein wohltuender Kontrast zu furchterregenden englischen Heulbojen wie Kate Nash oder Florence & The Machine und deshalb auf jeden Fall im Auge zu behalten.
Etwa 20 Minuten später war dann die Zeit für die in Seattle beheimateten The Head and The Heart gekommen. Aus dieser regnerischen Gegend der Vereinigten Staaten von Amerika erwartet man ja eher Grunge Bands oder Riot Girls, aber The Head And The Heart springen pünktlich auf den mit Volldampf fahrenden Folk Zug auf, der dafür sorgte, daß Mumford & Sons Nummer 1 in den amerikanischen Mainstream Charts wurden. Es gibt noch kein neues Album von Mumford & Sons? Da muss Nachschub her! Das Eisen muss geschmiedet werden, solange es noch heiß ist. Wobei The Head And The Heart nicht nur nach Folk-Rock rochen, sondern auch an britischen Sixties Pop erinnerten. Gerade die flotten, pianolastigen Stücke klangen volles Rohr nach den Beatles, die folkigeren Sachen standen in der Tradition von Neil Young. Für reichlich Bewegung und Dynamik war jedenfalls gesorgt, Lahmheit konnte man der jungen Band wahrlich nicht vorwerfen. Gerade die blonde Geigerin hopste wie auf Sprungfedern über die Bühne und wusste auch mit ihren hübschen blauen Augen zu gefallen.
Das Tempo des ersten Drittels konnte aber über die gesamte Distanz nicht gehalten werden und in der Mitte flachte das Set ab, bevor zum Schluß noch einmal letzte Reserven mobilisiert wurden.
Ebenfalls ein passables Konzert, das aber keinen meiner anspruchsvollen (abgestumpften?) Konzertfreunde so rundum begeistern konnte. Zu oft hat man in den letzten Jahren Ähnliches gehört und mit den Fleet Foxes und der Band Of Horses gibt es zwei Gruppen, die den anderen Kombos in Amerika in punkto Folk-Rock meilenweit voraus sind.
Ob Portugal The Man im International geiler waren? Meine Frendin von Amazinglyblog berichtet von einer vollen Hüte und einem guten Konzert (klick!). Viele Deutsche sollen dagewesen sein. Kein Wunder, Portugal The Man kennt in Paris kein Mensch, während sie in Germany richtig groß sind, zumindest in Indiekreisen, der Dauerwerbung durch die Käseblättchen (ich mag Käse!) Visions und Musikexpress sei Dank.
1 Kommentare :
War doch lecker, oder?
Bises, Uschi
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