Konzert: Erland and the Carnival (& Hannah Peel)
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 27.04.2011
Zuschauer: gut besucht, aber nicht ausverkauft
Dauer: Erland and the Carnival knapp 70 min, Hannah Peel 25 min
"I didn't mean to disappoint you," singt Gawain Erland Cooper im bisher größten Hit seiner Band Erland and the Carnival. Genau das tat die Folk Rock Band aber mit ihrem zweiten Album Nightingale, das vor wenigen Wochen erschien. Enttäuschung ist vielleicht ein wenig weit gegriffen, die Platte hat mich allerdings nach den ersten paar Hören nicht gepackt. Daß ich trotzdem, und trotz großer Unlust, ins Blue Shell gefahren bin, sollte sich wieder einmal als gute Idee rausstellen.
Im vergangenen November hatte ich Erland and the Carnival im Duisburger Café Steinbruch gesehen. Die Geschichte dieses Abends ist schnell erzählt: ich hatte einen netten folkigen Abend erwartet, war weder auf Lautstärke noch auf rohen Gitarrensound eingestellt und wurde restlos begeistert. Welch tolle Liveband!
Als ich um kurz nach neun im Blue Shell ankam, war der Laden recht gut gefüllt. Kurze Zeit später kletterte eine junge Frau auf die Bühne, Hannah Peel, eine Londoner Folksängerin. Der erste Eindruck von der jungen Britin war phänomenal: sie stand hinter einer Bar aus Keyboard und Orgel, hatte aber eine kleine Holzspieluhr in der Hand, in die sie einen aufgerollten Papierlochstreifen einlegte, die Kurbel drehte und Blue Monday von New Order spielte und sang! Hannah programmiert die Papierstreifen für ihre Musicbox selbst, die zarte Instrumentierung, die diese Spieluhr erzeugt, erinnerte mich an Laura Barretts Kalimbas (oder Kalimben?).
Die folgenden fünf Stücke stammten von Hannahs Debütalbum The broken wave, das ihr hervorragende Kritiken in ihrer Heimat einbrachte. Nach Blue Monday rief Hannah Simon Tong und David Nock als Begleitung auf die Bühne. Simon spielte Gitarre, David Keyboard und elektronisches Schlagzeug. Auf Platte sind Hannahs Stücke reicher instrumentiert, heute war es etwas zurückhaltender, was es nicht schlechter machte. Ich glaube, bei vier der sechs gespielten Stücke stammte die Grundmelodie von der Spieluhr. Im Mittelpunkt steht aber zweifelsfrei Hannahs einprägsame Stimme, die auch in den sehr hohen Passagen nicht nervte.
Die Absolventin des Liverpool Institute of Performing Arts hat mich neugierig auf mehr gemacht, ihr kurzer aber knackiger Auftritt war überzeugend!
Oliver, Cousinchen Hannah solltest du dringend für dein Wohnzimmer buchen!
Setlist Hannah Peel, Blue Shell, Köln:
01: Blue monday (New Order Cover)
02: Don't kiss the broken one
03: Unwound
04: Solitude
05: The almond tree
06: Cailin deas cruite na mbo
Eigentlich wusste ich ja, was mich danach erwartete, trotzdem war es beruhigend, daß Erland and the Carnival mich live auch wieder nach wenigen Augenblicken erwischt haben. Vollkommen egal, ob ein Stück auf Platte unspektakulär ist, auf einer Bühne machen die fünf Briten daraus einen Knüller.
Namensgeber der Band ist der von Orkney stammende Erland Cooper, prominentestes Mitglied Simon Tong, ehemaliges Verve (u.a.) Mitglied, der bei Erland and the Carnival sehr dezent als Gitarrist und Backgroundsänger auftritt.
Die Stücke der Band haben einen gemeinsamen altbackenen Grundsound, sie beruhen auch zum Teil auf britischen, traditionellen Liedern oder Texten. Aber genauso wie den Last Shadow Puppets geht genau von dieser Stimmung der besondere Reiz aus.
Live fehlt jeder Produktionsballast, jeder Weichzeichner, der die Platten wohl massentauglicher machen soll (und macht). Bei ihren Konzerten scheppern die Gitarren, knallt das Schlagzeug roh und laut, singt sich Erland die Seele aus dem Leib. Und genau das machte das Konzert wieder hervorragend, trotz meinen Meinung vom Album. Die galoppierenden Gitarrenmelodien entfalten ihren Charme wirklich erst laut. Viele der Lieder fangen mit Bonanza-Gitarrenriffs an, die großartig sind!
Anders als auf Platte war keines der Lieder langweilig. Als besonders gut empfand ich So tired in the morning, Was you ever see, die Hochgeschwindigkeitsgitarren von Gentle Gwen und die vier Zugaben. Eine Perle waren aber auch die beiden Duette von Erland mit Hannah Peel. Everything came too easy war das schönste Lied des Abends. Eigentlich passen die beiden Stimmen nicht richtig zusammen, trotzdem war das Duett grandios!
Bei You have loved enough, der ersten Zugabe pfiffen Hannah und Erland eine Melodiepassage. Hannah drehte sich dabei auf der kleinen Bühne zu Simon Tong hin und pfiff ihn an, um anschließend Mühe zu haben, ernst zu bleiben!
Was für ein toller Konzertabend!
Setlist Erland and the Carnival, Blue Shell, Köln:
01: Emmeline
02: My name is Carnival
03: So tired in the morning
04: Map of an Englishman
05: Everything came too easy (mit Hannah Peel)
06: The echoing green
07: Was you ever see
08: This night (?)
09: Springtime
10: Nightingale
11: Trouble in mind
12: Gentle Gwen
13: One morning fair
14: You have loved enough (mit Hannah Peel) (Z)
15: I'm not really here (Z)
16: You don't have to be lonely (Z)
17: Love is a killing thing (Z)
Links:
- Erland and the Carnival, Duisburg, 12.11.10
- mehr Fotos
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 27.04.2011
Zuschauer: gut besucht, aber nicht ausverkauft
Dauer: Erland and the Carnival knapp 70 min, Hannah Peel 25 min
"I didn't mean to disappoint you," singt Gawain Erland Cooper im bisher größten Hit seiner Band Erland and the Carnival. Genau das tat die Folk Rock Band aber mit ihrem zweiten Album Nightingale, das vor wenigen Wochen erschien. Enttäuschung ist vielleicht ein wenig weit gegriffen, die Platte hat mich allerdings nach den ersten paar Hören nicht gepackt. Daß ich trotzdem, und trotz großer Unlust, ins Blue Shell gefahren bin, sollte sich wieder einmal als gute Idee rausstellen.
Im vergangenen November hatte ich Erland and the Carnival im Duisburger Café Steinbruch gesehen. Die Geschichte dieses Abends ist schnell erzählt: ich hatte einen netten folkigen Abend erwartet, war weder auf Lautstärke noch auf rohen Gitarrensound eingestellt und wurde restlos begeistert. Welch tolle Liveband!
Als ich um kurz nach neun im Blue Shell ankam, war der Laden recht gut gefüllt. Kurze Zeit später kletterte eine junge Frau auf die Bühne, Hannah Peel, eine Londoner Folksängerin. Der erste Eindruck von der jungen Britin war phänomenal: sie stand hinter einer Bar aus Keyboard und Orgel, hatte aber eine kleine Holzspieluhr in der Hand, in die sie einen aufgerollten Papierlochstreifen einlegte, die Kurbel drehte und Blue Monday von New Order spielte und sang! Hannah programmiert die Papierstreifen für ihre Musicbox selbst, die zarte Instrumentierung, die diese Spieluhr erzeugt, erinnerte mich an Laura Barretts Kalimbas (oder Kalimben?).
Die folgenden fünf Stücke stammten von Hannahs Debütalbum The broken wave, das ihr hervorragende Kritiken in ihrer Heimat einbrachte. Nach Blue Monday rief Hannah Simon Tong und David Nock als Begleitung auf die Bühne. Simon spielte Gitarre, David Keyboard und elektronisches Schlagzeug. Auf Platte sind Hannahs Stücke reicher instrumentiert, heute war es etwas zurückhaltender, was es nicht schlechter machte. Ich glaube, bei vier der sechs gespielten Stücke stammte die Grundmelodie von der Spieluhr. Im Mittelpunkt steht aber zweifelsfrei Hannahs einprägsame Stimme, die auch in den sehr hohen Passagen nicht nervte.
Die Absolventin des Liverpool Institute of Performing Arts hat mich neugierig auf mehr gemacht, ihr kurzer aber knackiger Auftritt war überzeugend!
Oliver, Cousinchen Hannah solltest du dringend für dein Wohnzimmer buchen!
Setlist Hannah Peel, Blue Shell, Köln:
01: Blue monday (New Order Cover)
02: Don't kiss the broken one
03: Unwound
04: Solitude
05: The almond tree
06: Cailin deas cruite na mbo
Eigentlich wusste ich ja, was mich danach erwartete, trotzdem war es beruhigend, daß Erland and the Carnival mich live auch wieder nach wenigen Augenblicken erwischt haben. Vollkommen egal, ob ein Stück auf Platte unspektakulär ist, auf einer Bühne machen die fünf Briten daraus einen Knüller.
Namensgeber der Band ist der von Orkney stammende Erland Cooper, prominentestes Mitglied Simon Tong, ehemaliges Verve (u.a.) Mitglied, der bei Erland and the Carnival sehr dezent als Gitarrist und Backgroundsänger auftritt.
Die Stücke der Band haben einen gemeinsamen altbackenen Grundsound, sie beruhen auch zum Teil auf britischen, traditionellen Liedern oder Texten. Aber genauso wie den Last Shadow Puppets geht genau von dieser Stimmung der besondere Reiz aus.
Live fehlt jeder Produktionsballast, jeder Weichzeichner, der die Platten wohl massentauglicher machen soll (und macht). Bei ihren Konzerten scheppern die Gitarren, knallt das Schlagzeug roh und laut, singt sich Erland die Seele aus dem Leib. Und genau das machte das Konzert wieder hervorragend, trotz meinen Meinung vom Album. Die galoppierenden Gitarrenmelodien entfalten ihren Charme wirklich erst laut. Viele der Lieder fangen mit Bonanza-Gitarrenriffs an, die großartig sind!
Anders als auf Platte war keines der Lieder langweilig. Als besonders gut empfand ich So tired in the morning, Was you ever see, die Hochgeschwindigkeitsgitarren von Gentle Gwen und die vier Zugaben. Eine Perle waren aber auch die beiden Duette von Erland mit Hannah Peel. Everything came too easy war das schönste Lied des Abends. Eigentlich passen die beiden Stimmen nicht richtig zusammen, trotzdem war das Duett grandios!
Bei You have loved enough, der ersten Zugabe pfiffen Hannah und Erland eine Melodiepassage. Hannah drehte sich dabei auf der kleinen Bühne zu Simon Tong hin und pfiff ihn an, um anschließend Mühe zu haben, ernst zu bleiben!
Was für ein toller Konzertabend!
Setlist Erland and the Carnival, Blue Shell, Köln:
01: Emmeline
02: My name is Carnival
03: So tired in the morning
04: Map of an Englishman
05: Everything came too easy (mit Hannah Peel)
06: The echoing green
07: Was you ever see
08: This night (?)
09: Springtime
10: Nightingale
11: Trouble in mind
12: Gentle Gwen
13: One morning fair
14: You have loved enough (mit Hannah Peel) (Z)
15: I'm not really here (Z)
16: You don't have to be lonely (Z)
17: Love is a killing thing (Z)
Links:
- Erland and the Carnival, Duisburg, 12.11.10
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