Konzert: Diego Zavatarelli
Ort: La Loge, Paris
Datum: 14.04.11
Zuschauer: 15 oder so
Konzertdauer: etwa 50 Minuten
Diego Zavatarelli. Den Preis für den schönsten Namen hat der Argentinier auf jeden Fall schon einmal gewonnen. Za-va-ta-relli, das hat Klang, zergeht fast auf der Zunge. Aus seinem südamerikanischen Heimatland kennen wir ja eher Fußballer. Mario Kempes, Diego Maradonna, Lionel Messi, um nur die Bekanntesten zu nennen. Zavatarelli kickt nicht, zumindest nicht professionell, sondern ist Singer/Songwriter, lebt seit knapp 2 Jahren in Paris. Der Liebe wegen.
Ich hatte ihn schon zweimal live auf einer Bühne erlebt, aber jedesmal gab es Störfaktoren, die den Hörgenuß beeinträchtigten.. Als er im März 2010 im Café de Paris spielte, war ich brutal müde und als er vor ein paar Wochen im International auftrat, plapperten die Leute viel zu laut und seine Gitarre war zu leise. Dabei ist seine erste EP Shadows hervorragend und gespickt mit tiefmelancholischen, fast gothisch anmutenden Folksongs. Der argentinische Nick Drake, so könnte man ihn nennen, wohlwissend das Drake eine Klasse für sich war und insofern solche Vergleiche eine Bürde für jeden Nachfolger darstellen. Nichtsdestotrotz, Zavatarelli kann so einiges in die Waagschale werfen. Vor allem sein Gitarrenspiel, sein filigranes Fingerpicking, ist Extraklasse. Kein Wunder, Diego ist seit Jahren Gitarrenlehrer, hat eine klassische Ausbildung durchlaufen.
Schade insofern, daß am 14. April nur maximal 15 Leute den Weg in die Pariser Loge gefunden haben. Ohne extensive Promo, ohne Anzeigen in Zeitschriften und U-Bahnen, ist es in der französischen Metropole enorm schwierig, Locations zu füllen. Diejenigen die da waren, erlebten allerdings ein astreines Konzert. Dieses Mal gab es nicht den geringsten Störfaktor. Der Sound war brillant, niemannd plapperte, alle hörten gespannt zu. Diego spielte seine wundervolle EP komplett durch. Besonders Like Autumn Clouds begeisterte mich über alle Maßen. "Every lovely word you said to me still sounds in my mind", sang Zavatarelli und eine Gänsehaut übermannte mich. Seine Musik könnte ich mir gut in einer Kirche vorstellen, sie ist kontemplativ, spirituell, choral.
Aber er sang nicht nur auf englisch, sondern in zwei Fällen auch in seiner spanischen Muttersprache, was der Sache eine besonder Note hinzufügte.
Spektakulär dann das Ende. Zu den letzten zwei Liedern, jeweils Coversongs, bat Zavatarelli seine französische Frau Marlene auf die Bühne und die Dame sang vor allem den 60 er Jahre France Gall Klassiker Poupée de Cire Poupée de Son so lieblich, daß sich die Leute im Publikum begeistert ansahen. Den alten Kraftwerk Hit Radioactivity hatten Diego und Marlene ganz aktuell mit ins Programm aufgenommen, um der Sorge über die Atom-Katastrophe in Fukushima Ausdruck zu verleihen. Sowohl Fukushima als auch Tschernobyl fanden schließlich im Text Erwähnung. Verblüffend wie der alte Elektro-Song im folkigen Gewande klang, ganz anders als das Original, aber erstaunlich organisch und warm.
Insgesamt ein erstklassiges Konzert. Argentinien hat nicht nur Fußballer zu bieten, hört euch auch Zavatarelli an!
Setlist Diego Zavatarelli, La Loge, Paris:
01: Asturias
02: Oceans Of Time
03: Like Autumn Clouds
04: In Between
05: Persistent Universe
06: A Lost Paradise
07: Espiral
08: Shadows
09: Invisible Prison
10: Donde Mueren Los Amores Olvidados
11: The Beginning Of The End
12: Poupée de Cire Poupée De Son (France Gall)
13: Radioactivity (Kraftwerk)
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