um
02:34
Konzert: Ginga
Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Wien
Datum: 20.04.2011
Zuschauer: ca. 40
Konzertdauer: gute 80 Minuten
Ginga, das war die Entdeckung des letztjährigen Wiener Popfestes. Zumindest für die relevante Presse und almighty radio station Fm4. Ich verzog mich, abgeschreckt von Vorschusslorbeeren und Hype-Flutwellen, in meine supercoole Schmollecke und ignorierte die Band ein Jahr lang. Bis ich Karten für deren Wohnzimmerkonzert gewann und mich eines Besseren belehren ließ, zumindest was deren Live-Qualitäten angeht. Des Albums größter Freund bin ich immer noch nicht, das akustische Set in einem Altbau nahe dem Praterstern war aber einfach sehr groß. Und dass der ehemalige Starsailor-Bassist, der die Band bei großen Auftritten unterstützt, heute nicht dabei war, ist - ähm - zu verkraften.
Es hatte recht lange gedauert, bis das "perfekte Wohnzimmer" gefunden worden war, zwei Tage vor dem Konzert wurde schließlich eine Adresse zwischen Praterstern und Karmeliterviertel verkündet. Diese stellte sich als klassischer Altbau heraus, mit engen Stiegenhäusern und hohen Wänden. Das Wohnzimmer wirkte denn auf den ersten Blick wie eine Einladung zur Hausbesetzung, vom Parkett bis zum Vorhang war alles stilecht schäbig. Genau solche Räume liebe ich , wer will auch schon in einem möbelhauskatalogfähigen Umfeld wohnen?
Nach einer halben Stunde, in der die Leute allmählich eintrudelten und die Band zwischen einem improvisierten Backstageraum und der aufgebauten kleinen Bar pendelten, gings los und die vier Burschen nahmen ihre Plätze vor zwei hohen Fenstern ein.
Der erste Song war In the stagelights, und dieses kam von der, diese Woche höchst großzügigen, Sonne und zwei, die Band flankierenden, Ikea-Stehlampen. Ginga waren an diesem Abend ein singender und gitarrespielender Großer in bunt-gestreiftem Shirt, ein kleinerer in klassischer gestreiftem Leiberl an der Geige, ein Schlagzeuger natürlich und ein Karierter am Keyboard. Das zusammen ergab sehr formidable Klänge, die von kleinen Fehlern mehr profitierten als dass sie unter solchen litten. Ist mir das Album zu glatt und austariert, so war ich von der aufs Gerüst der Songs reduzierten akustischen Darbietung sehr angetan.
Eine sehr angenehme Erscheinung waren auch die vier von Ginga selbst. Sympathisch und witzig, zwischen den Songs immer wieder mal eine kleine Geschichte erzählt. So erfuhr der Sänger auch vom Geburtstag seines Geigers, worauf er spontan alle auf ein anschließendes Bierchen ins Fluc einlud.
Gedankt wurde auch viel an diesem Abend, erst dem Publikum fürs zahlreiche Erscheinen, dann der anwesenden Besitzern des Wohnzimmers (es stellte sich heraus, dass es eigentlich ein Arbeitszimmer war), abermals dem Publikum...
Dabei war es eigentlich an uns, zu danken. Immerhin war dieser Abend vollkommen kostenlos, Getränke waren auch nicht zu knapp vorhanden und es kursierte sogar eine von der Band gestiftete Wodkaflasche.
War diese zwecks Auflockerung des Publikums gedacht, hätte es dieser gar nicht bedurft, man war auch so bester Laune, in einem Song wurde dann auch auf die Interaktion zwischen Spielenden und Bespielten gesetzt.
Die Band wirkte (trotz konkurrierender Hemden) wie eine kleine Familie. Alleine der herzig-suchende Blick des Geigers zum Schlagzeuger, wenn er zu rhytmischen Einlagen abkommandiert war (nicht seine Haupttätigkeit)...
Recht schnell war eine Stunde voller hübscher Songs und kurzweiliger Unterhaltung vergangen, in der die besten Seiten der fehlenden Distanz in einem Wohnzimmer hervorgekehrt wurden, eine Stunde, die sich hoffentlich bald öfter so oder so ähnlich in Wiens Wohnungen ereignen wird.
Letzter Song war Dancer, dieser Songs war auch die Antwort auf die Gewinnspielfrage gewesen. Sänger Alex und Geiger Emmanuel lieferten sich dabei ein kanon-ähnlich versetztes Gesangsduett und meine Güte, der Geiger hat vielleicht eine tolle Stimme! Der sollte echt noch mehr singen dürfen...
Nach dem Konzert rauschte ich dann ganz fix ab, um noch ins WUK zur Clara Luzia-Albumpräsentation zu kommen, aber Falling into place war für mich leider nicht der Fall, ich kam zu spät an und musste mich mit einem Bier im Innenhof zufrieden geben. Was ich dort so hörte, war jedenfalls sehr sehr toll. Vielleicht treibe ich ja noch wen auf, der einen Gastbeitrag darüber verfasst...
Gedanklich nochmal zurück in die Heinestraße zu Wien: Ginga, ihr seid großartige Gastgeber! Ihr Wohnzimmer Wiens - macht euch auf mehr solch tolle Abende gefasst!
Setlist Ginga, Wien, 20.04.11 in etwa:
01: In the stagelights
02: Fire
03: Fashion
04: The nights
05: Final call
06: They should have told us
07: Fever
08: Partisan
09: Cinnamon
10: Up a creek
11: This is happening
12: Lie
13: Dancer (Z)
Danke für die Fotos (und fürs Mitkommen) an Elisabeth!
Donnerstag, 21. April 2011
Ginga, Wien, 20.04.11
Hier schrieb
-
Julius
Konzert: Ginga
Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Wien
Datum: 20.04.2011
Zuschauer: ca. 40
Konzertdauer: gute 80 Minuten
Ginga, das war die Entdeckung des letztjährigen Wiener Popfestes. Zumindest für die relevante Presse und almighty radio station Fm4. Ich verzog mich, abgeschreckt von Vorschusslorbeeren und Hype-Flutwellen, in meine supercoole Schmollecke und ignorierte die Band ein Jahr lang. Bis ich Karten für deren Wohnzimmerkonzert gewann und mich eines Besseren belehren ließ, zumindest was deren Live-Qualitäten angeht. Des Albums größter Freund bin ich immer noch nicht, das akustische Set in einem Altbau nahe dem Praterstern war aber einfach sehr groß. Und dass der ehemalige Starsailor-Bassist, der die Band bei großen Auftritten unterstützt, heute nicht dabei war, ist - ähm - zu verkraften.
Es hatte recht lange gedauert, bis das "perfekte Wohnzimmer" gefunden worden war, zwei Tage vor dem Konzert wurde schließlich eine Adresse zwischen Praterstern und Karmeliterviertel verkündet. Diese stellte sich als klassischer Altbau heraus, mit engen Stiegenhäusern und hohen Wänden. Das Wohnzimmer wirkte denn auf den ersten Blick wie eine Einladung zur Hausbesetzung, vom Parkett bis zum Vorhang war alles stilecht schäbig. Genau solche Räume liebe ich , wer will auch schon in einem möbelhauskatalogfähigen Umfeld wohnen?
Nach einer halben Stunde, in der die Leute allmählich eintrudelten und die Band zwischen einem improvisierten Backstageraum und der aufgebauten kleinen Bar pendelten, gings los und die vier Burschen nahmen ihre Plätze vor zwei hohen Fenstern ein.
Der erste Song war In the stagelights, und dieses kam von der, diese Woche höchst großzügigen, Sonne und zwei, die Band flankierenden, Ikea-Stehlampen. Ginga waren an diesem Abend ein singender und gitarrespielender Großer in bunt-gestreiftem Shirt, ein kleinerer in klassischer gestreiftem Leiberl an der Geige, ein Schlagzeuger natürlich und ein Karierter am Keyboard. Das zusammen ergab sehr formidable Klänge, die von kleinen Fehlern mehr profitierten als dass sie unter solchen litten. Ist mir das Album zu glatt und austariert, so war ich von der aufs Gerüst der Songs reduzierten akustischen Darbietung sehr angetan.
Eine sehr angenehme Erscheinung waren auch die vier von Ginga selbst. Sympathisch und witzig, zwischen den Songs immer wieder mal eine kleine Geschichte erzählt. So erfuhr der Sänger auch vom Geburtstag seines Geigers, worauf er spontan alle auf ein anschließendes Bierchen ins Fluc einlud.
Gedankt wurde auch viel an diesem Abend, erst dem Publikum fürs zahlreiche Erscheinen, dann der anwesenden Besitzern des Wohnzimmers (es stellte sich heraus, dass es eigentlich ein Arbeitszimmer war), abermals dem Publikum...
Dabei war es eigentlich an uns, zu danken. Immerhin war dieser Abend vollkommen kostenlos, Getränke waren auch nicht zu knapp vorhanden und es kursierte sogar eine von der Band gestiftete Wodkaflasche.
War diese zwecks Auflockerung des Publikums gedacht, hätte es dieser gar nicht bedurft, man war auch so bester Laune, in einem Song wurde dann auch auf die Interaktion zwischen Spielenden und Bespielten gesetzt.
Die Band wirkte (trotz konkurrierender Hemden) wie eine kleine Familie. Alleine der herzig-suchende Blick des Geigers zum Schlagzeuger, wenn er zu rhytmischen Einlagen abkommandiert war (nicht seine Haupttätigkeit)...
Recht schnell war eine Stunde voller hübscher Songs und kurzweiliger Unterhaltung vergangen, in der die besten Seiten der fehlenden Distanz in einem Wohnzimmer hervorgekehrt wurden, eine Stunde, die sich hoffentlich bald öfter so oder so ähnlich in Wiens Wohnungen ereignen wird.
Letzter Song war Dancer, dieser Songs war auch die Antwort auf die Gewinnspielfrage gewesen. Sänger Alex und Geiger Emmanuel lieferten sich dabei ein kanon-ähnlich versetztes Gesangsduett und meine Güte, der Geiger hat vielleicht eine tolle Stimme! Der sollte echt noch mehr singen dürfen...
Nach dem Konzert rauschte ich dann ganz fix ab, um noch ins WUK zur Clara Luzia-Albumpräsentation zu kommen, aber Falling into place war für mich leider nicht der Fall, ich kam zu spät an und musste mich mit einem Bier im Innenhof zufrieden geben. Was ich dort so hörte, war jedenfalls sehr sehr toll. Vielleicht treibe ich ja noch wen auf, der einen Gastbeitrag darüber verfasst...
Gedanklich nochmal zurück in die Heinestraße zu Wien: Ginga, ihr seid großartige Gastgeber! Ihr Wohnzimmer Wiens - macht euch auf mehr solch tolle Abende gefasst!
Setlist Ginga, Wien, 20.04.11 in etwa:
01: In the stagelights
02: Fire
03: Fashion
04: The nights
05: Final call
06: They should have told us
07: Fever
08: Partisan
09: Cinnamon
10: Up a creek
11: This is happening
12: Lie
13: Dancer (Z)
Danke für die Fotos (und fürs Mitkommen) an Elisabeth!
Abonnieren
Kommentare zum Post
(
Atom
)
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen