Konzert: The Kills
Ort: Le Bataclan, Paris
Datum: 06.04.2011
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: 65 Minuten
So was nennt man dann wohl Dusel haben. Ich bin aber auch wirklich ein Glücksschwein! Komme einfach mal so vorbeigelatscht, obwohl ich weder Ticket noch Gästelistenplatz für die Kills habe. Stehe etwa 20 Minuten vor dem Pariser Bataclan und glotze den cool gestylten Girls hinterher. Weiß nicht, wie ich da reinkommen soll, denn das Konzert ist seit Wochen ausverkauft und die Herren und Damen des Labels Domino, auf denen die Kills beheimatet sind, grinsen nur höhnisch, als ich sie frage, ob sie mich da nicht irgendwie einschleusen könnten. Und bin dennoch pünktlich zum Beginn der Show drin! Und zwar ohne 50 Euro (oder mehr?) am Schwarzmarkt abgedrückt zu haben. Wie ich das geschafft habe? Zufall. Der Zufall, der dafür sorgt, daß ich einen Bekannten treffe, der im Pariser Kulturleben seit langem eine wichtige Rolle spielt, dies aber mitnichten raushängen lässt. Und stattdessen in seine Jacke greift, eine Gratiskarte rausfischt, sie mir in die Hand drückt und mir ein schönes Konzert wünscht. Saunett.
Drinnen bereue ich dann fast hier zu sein. Es ist bullenheiß und ich schwitze schon aus allen Poren, bevor die Show überhaupt angefangen hat. Ich sehe mich um und stelle fest, daß das Publikum überwiegend weiblich, lässig gestylt und extrem jung ist. Es hängen aber auch ein paar Typen hier rum, die sich obercool aufspielen. Abgewetzte Klamotten, Wuschelhaare, Dreitagebart. Pseudo-Clochard-Look. Alles nur Fassade, um davon abzulenken, daß die Schuhe 35o Euro gekostet haben und sie mit dem BMW von Mama gekommen sind. Hippie-Chic nennt man den Look dieser Arschgeigen in Paris auch, was an sich schon ein Widerspruch ist. Aber egal.
Alison Mosshart und Jame Hince lassen sich Zeit. Vielleicht weil er noch mit Kate Mosss rumknutscht? Oder sie ihren Leopardenfummel nicht mehr finden kann?
Dennoch, mit etwas Verspätung geht es gegen 21 Uhr 15 los. Alison läuft unruhig auf und ab, wie ein Raubtier, das gerade aus dem Käfig gelassen wurde. Jame steht wie immer nur cool in seiner Ecke rum und läßt seine Elektrische aufjaulen. Wenn er spielt, hat man immer das Gefühl, als würde jemand verzweifelt versuchen, den Wagen mit Vollgas zu starten: "Wroamm, wroamm, wroamm." Seine Gitarre sprüht förmlich Funken. Sie produziert aggressive, knarzige und wütende Donner-Geräusche und stachelt Alison zu ihrem hysterisch-laszivem Gesang auf. James's Gitarre, VVs Stimme und ein pluckernder Drumcomputer, mehr braucht es nicht, um eine Halle in Extase zu versetzen. Das junge Publikum ist trotz der Hitze tanzfreudig und wild und vor allem in den vorderen Reihen geht die Post ab. Bei Lied drei, Heart Is A Beating Drum wird es zum ersten Mal so richtig feurig. Rohe, brachiale Gitarrenriffs und ihr souliger Gesang setzen den Leuten zu. Das Ganze ist so direkt, kompakt, laut und energisch dargeboten, daß es keines richtigen Schlagzeuges bedarf. Am Ende glaubt man fast, Jame würde seiner Gitarre wie einem Gaul die Sporen geben.
Auch bei U.R.A Fever steigt 'ne Party, die Fans erkennen den Klassiker sofort am Telefon-Piepston und singen lauthals die Parolen mit: "you are fever, you are fever, you ain't born typical". Schwül und bleischwer schreitet der Song voran, Jame und VV spielen sich textlich die Bälle zu und ab und zu klingt es nach Maschinengewehrsalven.
Dann kommt ein Zweier-Block mit neuen Songs. Sie kommen beide roher und rockiger als auf dem Album daher. "Oh oh oh oh oh" blökt das Duo bei DNA, "operator, operator, dial her back", keift Alison bei Satelite (kein Lena Cover im Übrigen).
Mit dem Tape Song folgt im Anschluß der absolute Kracher des Abends, er entstammt dem Vorgängeralbum Midnight Boom. Tape Song räumt auf ganzer Linie ab: "you've got to you've got to go straight ahead "der griffige Refrain, das Killerriff, der angrifsslustige Gesang, alles passt. Der Punk geht nun so richtig ab und an diese aufgepeitschte Stimmung kommt später nichts mehr wirklich ran, am ehesten wohl noch Sour Cherry.
Nach nur gut 45 Minuten hauen Jame und Alisonmit dem Verklingen eben jenes Sour Cherry schon Richtung Kabine ab und lassen sich mit dem Zurückkommen so richtig schön Zeit. Natürlich geht es noch weiter, alles andere wäre ja auch eine Frechheit. Die einzige Ballade des Abends, The Last Good Bye, sorgt zwar musikalisch für Abwechslung, aber der langsame Orgelsong wirkt fast kitschig auf mich und erreicht mich auch nicht auf emotionaler Ebene. Die Kills sollten sich aufs Rocken beschränken, das können sie viel besser als Kuschellieder für Romantiker. Bester Beweis dafür ist der alles abschließende Uraltsong Fried My Littlle Brains. Rau wie der Wüstensand, schrammelig wie ein verbeulter Wagen und wuchtig wie die Rechte von Mike Tyson, genauso muss das Ganze klingen.
Ein starker Abschluß eines guten, aber nicht sensationellen Konzertes. Dafür war die Spielzeit mit 65 Minuten einfach zu knapp bemessen. Etwas mehr hätte man sich dann doch fürs Geld gewünscht. Falls man denn seine Karte bezahlt hat...
Setlist The Kills, Le Bataclan, Paris
01: No Wow
02: Futures Starts Slow
03: Heart Is Beating Drum
04: Kissy Kissy
05: U.R.A. Fever
06: DNA
07: Satellite
08: Tape Song
09: Baby Says
10: You Don't Own The Road
11: Sour cherry
12: The Last Goodbye
13: Pots And Pans
14: Fried My Little Brains
- Great english review, brilliant pics and a video at Rockerparis!
Drinnen bereue ich dann fast hier zu sein. Es ist bullenheiß und ich schwitze schon aus allen Poren, bevor die Show überhaupt angefangen hat. Ich sehe mich um und stelle fest, daß das Publikum überwiegend weiblich, lässig gestylt und extrem jung ist. Es hängen aber auch ein paar Typen hier rum, die sich obercool aufspielen. Abgewetzte Klamotten, Wuschelhaare, Dreitagebart. Pseudo-Clochard-Look. Alles nur Fassade, um davon abzulenken, daß die Schuhe 35o Euro gekostet haben und sie mit dem BMW von Mama gekommen sind. Hippie-Chic nennt man den Look dieser Arschgeigen in Paris auch, was an sich schon ein Widerspruch ist. Aber egal.
Alison Mosshart und Jame Hince lassen sich Zeit. Vielleicht weil er noch mit Kate Mosss rumknutscht? Oder sie ihren Leopardenfummel nicht mehr finden kann?
Dennoch, mit etwas Verspätung geht es gegen 21 Uhr 15 los. Alison läuft unruhig auf und ab, wie ein Raubtier, das gerade aus dem Käfig gelassen wurde. Jame steht wie immer nur cool in seiner Ecke rum und läßt seine Elektrische aufjaulen. Wenn er spielt, hat man immer das Gefühl, als würde jemand verzweifelt versuchen, den Wagen mit Vollgas zu starten: "Wroamm, wroamm, wroamm." Seine Gitarre sprüht förmlich Funken. Sie produziert aggressive, knarzige und wütende Donner-Geräusche und stachelt Alison zu ihrem hysterisch-laszivem Gesang auf. James's Gitarre, VVs Stimme und ein pluckernder Drumcomputer, mehr braucht es nicht, um eine Halle in Extase zu versetzen. Das junge Publikum ist trotz der Hitze tanzfreudig und wild und vor allem in den vorderen Reihen geht die Post ab. Bei Lied drei, Heart Is A Beating Drum wird es zum ersten Mal so richtig feurig. Rohe, brachiale Gitarrenriffs und ihr souliger Gesang setzen den Leuten zu. Das Ganze ist so direkt, kompakt, laut und energisch dargeboten, daß es keines richtigen Schlagzeuges bedarf. Am Ende glaubt man fast, Jame würde seiner Gitarre wie einem Gaul die Sporen geben.
Auch bei U.R.A Fever steigt 'ne Party, die Fans erkennen den Klassiker sofort am Telefon-Piepston und singen lauthals die Parolen mit: "you are fever, you are fever, you ain't born typical". Schwül und bleischwer schreitet der Song voran, Jame und VV spielen sich textlich die Bälle zu und ab und zu klingt es nach Maschinengewehrsalven.
Dann kommt ein Zweier-Block mit neuen Songs. Sie kommen beide roher und rockiger als auf dem Album daher. "Oh oh oh oh oh" blökt das Duo bei DNA, "operator, operator, dial her back", keift Alison bei Satelite (kein Lena Cover im Übrigen).
Mit dem Tape Song folgt im Anschluß der absolute Kracher des Abends, er entstammt dem Vorgängeralbum Midnight Boom. Tape Song räumt auf ganzer Linie ab: "you've got to you've got to go straight ahead "der griffige Refrain, das Killerriff, der angrifsslustige Gesang, alles passt. Der Punk geht nun so richtig ab und an diese aufgepeitschte Stimmung kommt später nichts mehr wirklich ran, am ehesten wohl noch Sour Cherry.
Nach nur gut 45 Minuten hauen Jame und Alisonmit dem Verklingen eben jenes Sour Cherry schon Richtung Kabine ab und lassen sich mit dem Zurückkommen so richtig schön Zeit. Natürlich geht es noch weiter, alles andere wäre ja auch eine Frechheit. Die einzige Ballade des Abends, The Last Good Bye, sorgt zwar musikalisch für Abwechslung, aber der langsame Orgelsong wirkt fast kitschig auf mich und erreicht mich auch nicht auf emotionaler Ebene. Die Kills sollten sich aufs Rocken beschränken, das können sie viel besser als Kuschellieder für Romantiker. Bester Beweis dafür ist der alles abschließende Uraltsong Fried My Littlle Brains. Rau wie der Wüstensand, schrammelig wie ein verbeulter Wagen und wuchtig wie die Rechte von Mike Tyson, genauso muss das Ganze klingen.
Ein starker Abschluß eines guten, aber nicht sensationellen Konzertes. Dafür war die Spielzeit mit 65 Minuten einfach zu knapp bemessen. Etwas mehr hätte man sich dann doch fürs Geld gewünscht. Falls man denn seine Karte bezahlt hat...
Setlist The Kills, Le Bataclan, Paris
01: No Wow
02: Futures Starts Slow
03: Heart Is Beating Drum
04: Kissy Kissy
05: U.R.A. Fever
06: DNA
07: Satellite
08: Tape Song
09: Baby Says
10: You Don't Own The Road
11: Sour cherry
12: The Last Goodbye
13: Pots And Pans
14: Fried My Little Brains
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