Konzert: Our Broken Garden & Juana Molina (Mai), Festival les femmes s'en mêlent Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 20.04.2009
Zuschauer: nicht ausverkauft
Es gab zwar leider nicht sonderlich viele, dafür aber zwei in Frankreich sehr prominente Zuschauer beim Konzert von Juana Molina. Benjamin Biolay, einer der Hauptfiguren des Nouvelle Chanson und Jonathan Morali, Sänger und Mann hinter dem Moniker Syd Matters, beehrten die Pariser Maroquinerie mit ihrem Besuch. Im Falle von Benjamin galt allerdings die Hauptaufmerksamkeit seinem neugeborenen Baby (ein Junge), das er zusammen mit seiner Lebensgefährtin auf dem verwaisten Merchandsing- Tisch vor dem Eingang wickelte. Von Molina dürfte Biolay nicht allzuviel mitbekommen haben...
Aber nun Schluß mit der Boulevard-Berichtersattung und volle Konzentration auf die Musik, schließlich sind wir ja hier nicht bei der Bunten, sondern auf dem Konzerttagebuch!
Der heutige Konzertabend fand im Rahmen des wunderbaren Festivals Les femmes s'en mêlent statt. Ein tolle Veranstaltung, bei dem jedes Jahr in Paris und der französischen Provinz der Fokus auf weibliche Musiker gelegt wird. Männliche Künstler sind nur erlaubt, wenn sie in einer Band spielen, an deren Spitze eine Frau steht. Das ist bei Our Broken Garden, die auf die junge in Paris lebende Schwedin Mai folgte, der Fall.
Anna Bronstedt war (und ist?) Pianistin in der hervorragenden dänischen Elektro- Postrockband Efterklang und wandelt inzwischen auf Solopfaden. Zusammen mit zwei diskret agierenden Männern an Gitarrre und Bass bot sie ein knisterndes, atmosphärisches Set. Die niedliche Blondine mit dem hübschen orangefarbenen Kleid verfügt über eine traumhaft schöne, raumausfüllende Hauch-Stimme, die unwiderstehlich sinnlich und glasklar ist. Silistisch macht sie andere Musik als mit Efterklang, aber die postrockigen Einflüsse kann man z.B. bei dem ausgezeichneten La Sagitaire noch erkennen. Und das extrem dichte When Your Blackening Shows könnte glatt auf einem Soundtrack für einen James Bond Film eine gute Figur machen!
Schade nur, daß das Publikum Lust hatte, das gesamte Konzert im Sitzen zu verbringen. Notgedrungen mußte ich also auch im Schneidersitz ausharren und am Ende machte ich es wie einige andere auch: Ich legte mich auf den Boden der Maroquinerie, bettete meinen Kopf auf meine Tasche und starrte die attraktive Pianistin an. Das war gefühlsmäßig ein bißchen so, als würde man auf einer Sommerwiese den Sternenhimmel ansehen. Traumhaft!
Auch der Künstlerin selbst ging es ausgezeichnet, sie fühlte sich rundum wohl hier. "This is the coolest festival in the world, I want to organise the same thing in Denmark!", rief sie begeistert aus. Und sie hat Recht, das Festival les femmes s'en mêlent wartet immer mit vorzüglichen Künstlerinnen auf. Mit Our Broken Garden zum Beispiel!
Setlist Our Broken Garden, La Maroquinerie, Paris:
01: Watermark
02: La Sagitaire
03: Anchoring
04: My Kinship
05: When Your Blackening Shows
06: Low lands
07: Seven wild horses
08: Lost Sailor
09: The Samaritan
- Lire la chronique (ici) sur le- hiboo.com et ecouter et regarder la video de Watermark live@ La Maroquinerie. Super qualité!
Dann war die Argentinierin Juana Molina an der Reihe. Schon gleich zu Beginn gab sie Kostproben ihres eigenwilligen Charakters. Es solle doch bitte mal jemand kommen und ihr bei dem Kabelsalat helfen, befahl sie recht herrisch in Richtung Tontechniker, um auf bestem französisch fortzufahren mit: "Ich habe vorher nichts gegessen, dann bin ich schlecht gelaunt".
Peng, der saß! Bekleidet mit einem bordeauxfarbenen Samtkleid und flachen Entchenschuhen machte sie den Eindruck einer gestrengen Lehrerin. Ihre schon leicht ergrauten Haare hatte sie zu Zöpfchen gebunden, was einen interessanten Kontrast zu ihren harten Gesichstzügen bot. Schnell war klar: Hier hat man es mit einer eigenwilligen Intellektuellen mit einem recht schwarzen Humor zu tun, die ihren ganz eigenen Weg verfolgt! Musikalisch in keine Schublade zu pressen, da weder im klassischen Sinne Folkmusikerin noch Indierockerin, weshalb Jorunalisten den Begriff Folktronica erfunden haben. Und selbst wenn solche Genrezuordnungen immer ein wenig gekünstelt sind (man denke nur an den Begriff Postrock!), umschreibt es doch ganz gut, was man hier und heute zu hören bekam: Eine Mischung aus neuartigem Folk und elektronischer Musik. Keine leichte Kost im Übrigen, sehr düster, fast depressiv und mit einer stark experimentellen Note versehen. Juana loopte, sampelte und frickelte was das Zeug hielt und erzeugte zum Teil äußerst verblüffende Effekte. Obwohl ich das alles hochinteressant fand, hatte ich zugegebenermaßen Probleme, mich in das Universum der Argentinierin hinabgleiten zu lassen. In der Maroquinerie war es so unglaublich stickig und heiß und die Rhythmen so schwer und kaum greifbar, daß ich mich fast in das Studio von France Inter wünschte, wo gerade Au Revoir Simone auftraten. Ich fühlte mich ein wenig schuldig und banausenhaft so zu denken, weil ich merkte, daß die Molina wirklich viel auf dem Kasten hat und auch immer wieder herrlich zynische Kommentare vom Stapel ließ ("il faut être belle, c'est la chose la plus importante pour une femme" - eine Frau muß schön sein, alles andere ist unwichtig). Dennoch, ein Genuß war das Konzert für mich leider nicht! Ich glaube ich brauche einfach mehr Vorbereitungszeit, um mich mit ihr besser auseinanderzusetzen...
- Videos: Juana Molina, Elena live in NY, live in Prag
Un Dia Videoclip
- Super Photos von Juana Molina von Nicolas Patault hier
Peng, der saß! Bekleidet mit einem bordeauxfarbenen Samtkleid und flachen Entchenschuhen machte sie den Eindruck einer gestrengen Lehrerin. Ihre schon leicht ergrauten Haare hatte sie zu Zöpfchen gebunden, was einen interessanten Kontrast zu ihren harten Gesichstzügen bot. Schnell war klar: Hier hat man es mit einer eigenwilligen Intellektuellen mit einem recht schwarzen Humor zu tun, die ihren ganz eigenen Weg verfolgt! Musikalisch in keine Schublade zu pressen, da weder im klassischen Sinne Folkmusikerin noch Indierockerin, weshalb Jorunalisten den Begriff Folktronica erfunden haben. Und selbst wenn solche Genrezuordnungen immer ein wenig gekünstelt sind (man denke nur an den Begriff Postrock!), umschreibt es doch ganz gut, was man hier und heute zu hören bekam: Eine Mischung aus neuartigem Folk und elektronischer Musik. Keine leichte Kost im Übrigen, sehr düster, fast depressiv und mit einer stark experimentellen Note versehen. Juana loopte, sampelte und frickelte was das Zeug hielt und erzeugte zum Teil äußerst verblüffende Effekte. Obwohl ich das alles hochinteressant fand, hatte ich zugegebenermaßen Probleme, mich in das Universum der Argentinierin hinabgleiten zu lassen. In der Maroquinerie war es so unglaublich stickig und heiß und die Rhythmen so schwer und kaum greifbar, daß ich mich fast in das Studio von France Inter wünschte, wo gerade Au Revoir Simone auftraten. Ich fühlte mich ein wenig schuldig und banausenhaft so zu denken, weil ich merkte, daß die Molina wirklich viel auf dem Kasten hat und auch immer wieder herrlich zynische Kommentare vom Stapel ließ ("il faut être belle, c'est la chose la plus importante pour une femme" - eine Frau muß schön sein, alles andere ist unwichtig). Dennoch, ein Genuß war das Konzert für mich leider nicht! Ich glaube ich brauche einfach mehr Vorbereitungszeit, um mich mit ihr besser auseinanderzusetzen...
- Videos: Juana Molina, Elena live in NY, live in Prag
Un Dia Videoclip
- Super Photos von Juana Molina von Nicolas Patault hier
2 Kommentare :
merci pour le lien :) ceci dit, ils ont du changer la setlist, car par exemple, my kinship a SUR ete joué en 3e position (je viens de finir le montage)
De rien, beau travail :)
J'ai mis la setliste comme c'était noté sur la feuille. Merci pour la correction. Tu as la setliste exacte sur le hiboo? Je vais faire un tour...
Sinon, je crois qu'elle s'appelle Anna Bronstedt (tu avais écris Bronsted). C'est juste utile pour mieux taguer et retrouver les photos de cette belle femme :)
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