Konzert: The Wedding Present
Ort: Prime Club Köln
Datum: 15.11.2007
Zuschauer: halb voll
Das war keine leichte Entscheidung gestern. New Rave gegen Old School Indierock war das Tagesmotto in Köln. Im Gloria traten mit den Klaxons eine der (nach herrschender Meinung) heißesten Bands zur Zeit auf. Die Band aus London, die das Genre New Rave erfand (der Begriff war ursprünglich als Witz gedacht) und stilbildend prägt, wird von vielen anderen Musikern als grandiose Liveband beschrieben. Ihr Album "Myths of the near future" überzeugte aber auch Kritiker: es gewann den diesjährigen Mercury Preis in England. Ich wollte trotzdem lieber die auf dem Papier viel uncoolere Band sehen, The Wedding Present, die im Prime Club auftraten.
Die Gruppe um Sänger David Gedge hatte vor 20 Jahren ihr Debütalbum veröffentlicht, mit dem sie seit einiger Zeit auf Jubiläumstour unterwegs ist. Eigentlich dachte ich gelesen zu haben, sie seien damit auch nur in den Städten, in denen sie auch damals bei der Tour zur Platte aufgetreten sind, vor ein paar Tagen waren sie allerdings auch in Dresden, 1987 vermutlich nicht. Old School, wie gesagt.
Die Entscheidung, zu Wedding Present zu gehen, fiel mir leicht. Zum einen mag ich die Band schon lange sehr gerne, zum anderen gefällt mir die Idee einer Plattenjubiläumstour. Und wenn diese Platte dann noch nach einem der weltbesten Fußballer von einem der glorreichsten Clubs Europas (nein, nicht Patrick Helmes) benannt ist, macht es das viel cooler als jede New Rave Band.
Als die Vorgruppe um neun begann, war es vorne im Prime Club noch sehr leer. Also schon bevor die zweiköpfige Band mit einer unfassbar lauten und langanhaltenden Rückkopplung ihr Konzert begann. Ein mit Gaffer-Tape gestaltetes Transparent in Bühnenmitte verriet den Namen der Supportband, Jolly Goods. Gestern hatte ich die beiden jungen Frauen musikalisch für Amerikanerinnen gehalten, die Band kommt aber aus Rimbach im Odenwald. Die beiden Musikerinnen sind Schwestern, Angy spielt Schlagzeug und Tanja Pippi (am Tag nach Astrid Lindgrens 100. Geburtstag! Ich bin ganz ernsthaft begeistert über diese Fügung!) singt, schreit und spielt Gitarre. Jolly Goods machen nach eigenem Bekunden Indie-, Garage house- und Punk-Musik. Das beschreibt es ziemlich gut. Tanja Pippi hat eine tiefe Stimme, die mich an Kate Jackson von den Long Blondes oder Siouxsie erinnert. Dazu aber eine viel punkigere (Low Fi, damit wir hier nicht immer so amateurhafte Begriffe verwenden) Musik, das waren quasi die Dead Jackie Os. Ich will mir die Musik der beiden noch einmal auf Platte anhören, im Prime Club hat sie mich nicht gefesselt, was ich aber darauf schiebe, daß ich anfangs sehr müde, wenig aufnahmefähig und vollkommen überrumpelt von der sehr lauten und sehr harten Musik war.
Setlist Jolly Goods folgt!
Die Gruppe um Sänger David Gedge hatte vor 20 Jahren ihr Debütalbum veröffentlicht, mit dem sie seit einiger Zeit auf Jubiläumstour unterwegs ist. Eigentlich dachte ich gelesen zu haben, sie seien damit auch nur in den Städten, in denen sie auch damals bei der Tour zur Platte aufgetreten sind, vor ein paar Tagen waren sie allerdings auch in Dresden, 1987 vermutlich nicht. Old School, wie gesagt.
Die Entscheidung, zu Wedding Present zu gehen, fiel mir leicht. Zum einen mag ich die Band schon lange sehr gerne, zum anderen gefällt mir die Idee einer Plattenjubiläumstour. Und wenn diese Platte dann noch nach einem der weltbesten Fußballer von einem der glorreichsten Clubs Europas (nein, nicht Patrick Helmes) benannt ist, macht es das viel cooler als jede New Rave Band.
Als die Vorgruppe um neun begann, war es vorne im Prime Club noch sehr leer. Also schon bevor die zweiköpfige Band mit einer unfassbar lauten und langanhaltenden Rückkopplung ihr Konzert begann. Ein mit Gaffer-Tape gestaltetes Transparent in Bühnenmitte verriet den Namen der Supportband, Jolly Goods. Gestern hatte ich die beiden jungen Frauen musikalisch für Amerikanerinnen gehalten, die Band kommt aber aus Rimbach im Odenwald. Die beiden Musikerinnen sind Schwestern, Angy spielt Schlagzeug und Tanja Pippi (am Tag nach Astrid Lindgrens 100. Geburtstag! Ich bin ganz ernsthaft begeistert über diese Fügung!) singt, schreit und spielt Gitarre. Jolly Goods machen nach eigenem Bekunden Indie-, Garage house- und Punk-Musik. Das beschreibt es ziemlich gut. Tanja Pippi hat eine tiefe Stimme, die mich an Kate Jackson von den Long Blondes oder Siouxsie erinnert. Dazu aber eine viel punkigere (Low Fi, damit wir hier nicht immer so amateurhafte Begriffe verwenden) Musik, das waren quasi die Dead Jackie Os. Ich will mir die Musik der beiden noch einmal auf Platte anhören, im Prime Club hat sie mich nicht gefesselt, was ich aber darauf schiebe, daß ich anfangs sehr müde, wenig aufnahmefähig und vollkommen überrumpelt von der sehr lauten und sehr harten Musik war.
Setlist Jolly Goods folgt!
Wach gemacht hatten mich Jolly Goods auf alle Fälle! Als das Licht ausging, die junge Roadine Lichtzeichen gab und die Hauptband erschien, war ich wieder fit und - was viel wichtiger ist - der Prime Club deutlich besser gefüllt.
The Wedding Present wollten also ihr erstes Album "George Best" spielen. David stellte allerdings gleich zu Beginn klar: "We are playing the LP, not the CD!" Vorher kamen allerdings erst ein paar Stücke zum Warmwerden. Das begann mit "Blonde" vom dritten Album der Band aus Leeds. Nach dem zweiten Stück ("Brassneck"), als die Stimmung im Raum schon richtig gut geworden war, hatte der Schlagzeuger (wie heißt der aktuelle? Drei "offiziell" anmutende Websites nennen drei unterschiedliche) ein Problem mit dem Basspedal. David, über den John Peel einmal gesagt hat "The boy Gedge has written some of the best love songs of the Rock`n´Roll Era. You may dispute this, but I`m right and you`re wrong", überbrückte die längere Pause erst einmal damit, den "dynamic start" des Konzerts zu loben. Seine Ansagen fanden mal auf Englisch, mal auf Deutsch statt, was er offenbar gut beherrscht (mit Cinerama hat er ja auch schon auf Deutsch gesungen, das fabelhafte Klee-Cover "Erinner Dich"). Er kennt sich auch gut hier aus, begrüßte uns nämlich spizbübig grinsend mit "Hallo Oberhausen". Das Pedal war immer noch nicht in Sicht, also folgte David dem Ruf aus dem Publikum, etwas Akustisches zu spielen und sang "King's Cross" von Cinerama - wundervoll!
Danach war dann die Schlagzeug Situation geklärt, es konnte im Programm weitergehen, mit einem neuen Lied namens "Don't take me home until I'm very drunk." Danach (und vor "Convertible") folgte meiner Meinung nach noch ein Lied, ich bin allerdings unsicher, ob ich das richtig notiert habe. Die Setlist sah vor, daß an dieser Stelle "King's Cross" gekommen wäre. Vielleicht kann mir da jemand helfen.
Jedenfalls kam nach "Yeah yeah yeah yeah yeah" der Bruch, der keiner war. Die Band spielte noch den letzten Gitarrenpart des Stücks, als die Roadine mit Papptafeln auf die Bühne kam und mit denen von fünf bis eins runterzählte, um danach eine Tafel mit dem "George Best" Cover hochzuhalten. Wedding Present schrammelte da noch ein wenig am Restlied rum, um dann "Everyone thinks he looks daft" zu starten, den Eröffnungssong des Albums von 1987. Inwieweit der Titel auf den Fußballer von Man U bezogen ist, weiß ich nicht, denn der hielt sich (und galt) als gutaussehender Playboy, der sicher nicht unterschrieben hätte, er sehe bescheuert aus. Aber die Platte ist auch sicher kein Konzeptalbum über den nordirischen Nationalspieler, der 2005 vermutlich an den gesundheitlichen Folgen seines ausschweifenden Lebens starb und durch Sprüche wie "In 1969 I gave up women and alcohol and it was the worst 20 minutes of my life", "I used to go missing a lot...Miss Canada, Miss United Kingdom, Miss World" und das legendäre "I spent a lot of my money on booze, birds and fast cars - the rest I just squandered" unsterblich geworden ist.
In den folgenden gut 35 Minuten spielte Wedding Present also die zwölf Lieder der Platte. Zum Tempo erklärte der Sänger und Gitarrist grinsend "Some of these songs are quite fast!" Das wirkte alles so nett, so sympathisch. Die Band wirkte, als machte ihnen der Abend wirklich Freude. Bassistin Terry de Castro sah zwar meist konzentriert aus, lächelte aber auch immer mal wieder vor sich hin. Daß Wedding Present mir musikalisch genauso sympathisch sind, muß ich wohl nicht betonen. Schade, schade, daß es ihnen wohl ebenso geht wie z.B. den fabelhaften The Coral, die leider kommende Woche nicht in Köln spielen werden, daß sie nämlich für das, was sie können, viel zu wenig Aufmerksamkeit und Erfolg haben!
Nach dem Schlußlied der Platte war aber noch nicht Schluß, es folgten "Perfect blue", "Kennedy" und "Flying saucer", eine der zwölf Monatssingles, die The Wedding Present 1992 veröffentlich haben ("Flying saucer" war der Juli), als Quasi-Zugaben. Nach 85 Minuten bestem englischen Indie-Rock war das Publikum glücklich, ausgetanzt und sicher (genau wie ich) der Meinung, bei der richtigen englischen Band gewesen zu sein. Vielleicht sehe ich mir in 20 Jahren mal an, wie die Klaxons bei ihrer Jubiläumstour gefeiert werden, ganz sicher versuche ich sie mir aber vorher mal irgendwo anzusehen, The Wedding Present waren aber eben sicher nicht die schlechtere Wahl für mich. Trotz der Kälte draußen war auch David auf Temperatur gekommen, sein schwarzes Hemd war ein wenig durchgeschwitzt. Er trug dazu - ganz rockstarunlike - eine schwarze Kletter-, Tracking-, Outdoorhose. Auch das machte es irgendwie besonders sympathisch, es fehlte jedes Gepose und jede unnötige Show. Ein schöner Abend!
The Wedding Present wollten also ihr erstes Album "George Best" spielen. David stellte allerdings gleich zu Beginn klar: "We are playing the LP, not the CD!" Vorher kamen allerdings erst ein paar Stücke zum Warmwerden. Das begann mit "Blonde" vom dritten Album der Band aus Leeds. Nach dem zweiten Stück ("Brassneck"), als die Stimmung im Raum schon richtig gut geworden war, hatte der Schlagzeuger (wie heißt der aktuelle? Drei "offiziell" anmutende Websites nennen drei unterschiedliche) ein Problem mit dem Basspedal. David, über den John Peel einmal gesagt hat "The boy Gedge has written some of the best love songs of the Rock`n´Roll Era. You may dispute this, but I`m right and you`re wrong", überbrückte die längere Pause erst einmal damit, den "dynamic start" des Konzerts zu loben. Seine Ansagen fanden mal auf Englisch, mal auf Deutsch statt, was er offenbar gut beherrscht (mit Cinerama hat er ja auch schon auf Deutsch gesungen, das fabelhafte Klee-Cover "Erinner Dich"). Er kennt sich auch gut hier aus, begrüßte uns nämlich spizbübig grinsend mit "Hallo Oberhausen". Das Pedal war immer noch nicht in Sicht, also folgte David dem Ruf aus dem Publikum, etwas Akustisches zu spielen und sang "King's Cross" von Cinerama - wundervoll!
Danach war dann die Schlagzeug Situation geklärt, es konnte im Programm weitergehen, mit einem neuen Lied namens "Don't take me home until I'm very drunk." Danach (und vor "Convertible") folgte meiner Meinung nach noch ein Lied, ich bin allerdings unsicher, ob ich das richtig notiert habe. Die Setlist sah vor, daß an dieser Stelle "King's Cross" gekommen wäre. Vielleicht kann mir da jemand helfen.
Jedenfalls kam nach "Yeah yeah yeah yeah yeah" der Bruch, der keiner war. Die Band spielte noch den letzten Gitarrenpart des Stücks, als die Roadine mit Papptafeln auf die Bühne kam und mit denen von fünf bis eins runterzählte, um danach eine Tafel mit dem "George Best" Cover hochzuhalten. Wedding Present schrammelte da noch ein wenig am Restlied rum, um dann "Everyone thinks he looks daft" zu starten, den Eröffnungssong des Albums von 1987. Inwieweit der Titel auf den Fußballer von Man U bezogen ist, weiß ich nicht, denn der hielt sich (und galt) als gutaussehender Playboy, der sicher nicht unterschrieben hätte, er sehe bescheuert aus. Aber die Platte ist auch sicher kein Konzeptalbum über den nordirischen Nationalspieler, der 2005 vermutlich an den gesundheitlichen Folgen seines ausschweifenden Lebens starb und durch Sprüche wie "In 1969 I gave up women and alcohol and it was the worst 20 minutes of my life", "I used to go missing a lot...Miss Canada, Miss United Kingdom, Miss World" und das legendäre "I spent a lot of my money on booze, birds and fast cars - the rest I just squandered" unsterblich geworden ist.
In den folgenden gut 35 Minuten spielte Wedding Present also die zwölf Lieder der Platte. Zum Tempo erklärte der Sänger und Gitarrist grinsend "Some of these songs are quite fast!" Das wirkte alles so nett, so sympathisch. Die Band wirkte, als machte ihnen der Abend wirklich Freude. Bassistin Terry de Castro sah zwar meist konzentriert aus, lächelte aber auch immer mal wieder vor sich hin. Daß Wedding Present mir musikalisch genauso sympathisch sind, muß ich wohl nicht betonen. Schade, schade, daß es ihnen wohl ebenso geht wie z.B. den fabelhaften The Coral, die leider kommende Woche nicht in Köln spielen werden, daß sie nämlich für das, was sie können, viel zu wenig Aufmerksamkeit und Erfolg haben!
Nach dem Schlußlied der Platte war aber noch nicht Schluß, es folgten "Perfect blue", "Kennedy" und "Flying saucer", eine der zwölf Monatssingles, die The Wedding Present 1992 veröffentlich haben ("Flying saucer" war der Juli), als Quasi-Zugaben. Nach 85 Minuten bestem englischen Indie-Rock war das Publikum glücklich, ausgetanzt und sicher (genau wie ich) der Meinung, bei der richtigen englischen Band gewesen zu sein. Vielleicht sehe ich mir in 20 Jahren mal an, wie die Klaxons bei ihrer Jubiläumstour gefeiert werden, ganz sicher versuche ich sie mir aber vorher mal irgendwo anzusehen, The Wedding Present waren aber eben sicher nicht die schlechtere Wahl für mich. Trotz der Kälte draußen war auch David auf Temperatur gekommen, sein schwarzes Hemd war ein wenig durchgeschwitzt. Er trug dazu - ganz rockstarunlike - eine schwarze Kletter-, Tracking-, Outdoorhose. Auch das machte es irgendwie besonders sympathisch, es fehlte jedes Gepose und jede unnötige Show. Ein schöner Abend!
Setlist The Wedding Present Prima Club Köln:
01: Blonde
02: Brassneck
03: King's Cross (David Gedge solo)
04: Don't take me home until I'm very drunk (neu)
05: King's Cross (?)
06: Convertible
07: Yeah yeah yeah yeah yeah
08: Everyone thinks he looks daft
09: What did your servant die of?
10: Don't be so afraid
11: A million miles
12: All this and more
13: My Favourite Dress
14: Shatner
15: Something and nothing
16: It's what you want that matters
17: Give my love to Kevin
18: Anyone can make a mistake
19: You can't moan, can you?
20: Perfect blue
21: Kennedy
22: Flying saucer
6 Kommentare :
Na, da freue ich mich ja schon auf Deinen Bericht. Würde allerdings doch eher sagen, dass der Prime-Club 3/4 voll war: er ist ja hinten deutlich schlanker als vorne...;-) LG Stefan
Sleep well in your Bettgestell, Christoph.
die "roadine" ist bzw war gedges freundin (ich weiss nicht, ob sie's aktuell noch ist, aber es sieht ja sehr danach aus), soweit ich weiss, kann er genau so viel deutsch, wie er es benutzt hat und k kennt er ein wenig, sein letzter gitarrist (vor dem aktuellen) bei wedding present und auch vorher bei cinerama wohnt(e) hier.
und ich fand's: bescheiden. aber ich les deine nachlese(n) immer ganz gerne.
Ich hatte das schon bei lastfm gesehen, daß Du nicht begeistert warst. Ich bin dafür sicher nicht großer Fan genug, als daß ich eben viele Vergeleichsmöglichkeiten hätte. Daher hat es mir gefallen.
Vielen Dank für die Erklärungen!
Sehr schön Kollege, gefällt mir ausgezeichnet, sehr charmant beschrieben. Eine Deiner besten Reviews! Die Sprüche von George Best sind auch glänzend dargestellt.
Die Roadine ist Gedges Freundin? Boa ey, selbst wenn man schon etwas in die Jahre gekommen ist und uncoole Hosen trägt, kriget man als Rockstar also brauchbare Frauen!
graeme ramsay an den drums? think so.
schöner bericht!
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