Donnerstag, 31. Juli 2014

Konzerttipps in München August 2014

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die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus.


Wir danken Eike, der diese Liste mit Liebe zusammengestellt und hier veröffentlicht hat (dort gibt es auch viel zu hören).
  
01.08. express brass band u.a.,
01.08. colours of rio special, unterfahrt 
01.08. napalm death, backstage halle
01.08. weiherer u.a., free and easy festival
02.08. colours of rio special (munich summer jazz week), unterfahrt
02.08. mad sins / the brains u.a., free and easy festival
03.08. the intersphere u.a., backstage halle
04.08. agnostic front u.a., backstage werk
05.08. insanity/hatebreed u.a., backstage werk
05.08. - 09.08. mingus in wonderland, unterfahrt
06.08. blockflöte des todes u.a., free and easy festival
06.08. the marble man/impala ray u.a., backstage club
06.08. cris cosmo & band u.a., backstage halle
06.08. dog eat dog u.a., backstage werk
06.08. the tidal sleep / akela, free and easy festival
07.08. sick of it all u.a., backstage werk
08.08. fatan mojah & band, free and easy festival
09.08. zsk u.a., free and easy festival
09.08. joe ginsberg u.a., free and easy festival
09.08. deepbblues festival, ampere
11.08. black lips, strom
11.08. sharon van etten, hauskonzerte.com
12.08. first day of aries, glockenbachwerkstatt
14.08. blacklist royals, strom
14.08. finn nelé, glockenbachwerkstatt
15.08. le fabrique, glockenbachwerkstatt
16.08. triska u.a., theatron
17.08. ardhi engl & geoff goodman u.a., theatron
18.08. the moonband u.a., theatron
19.08. sarah sophie u.a., theatron
21.08. g.rag / zelig-implosion u.a., theatron
22.08. the tonecooks u.a., theatron
23.08. luko u.a., theatron
26.08. henning sieverts, unterfahrt
28.08. ryan mcgarvey, backstage club
28.08. habitats, atomic cafe
28.08. driving mrs. satan, cafe muffathalle
29.08. paul orwell & the night falls, atomic cafe
29.08. capitan tifus, ampere
29.08. stereo express, rote sonne
29.08. bad rabbits, backstage club
29.08. blumfeld, theaterfabrik

 

Pearl Jam, Amsterdam & Rock Werchter, 16.06. & 05.07.14

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Konzert: Pearl Jam
Ort: Ziggo Dome, Amsterdam & Rock Werchter
Datum: 16.06. & 05.07.2014
Zuschauer: 16.000 (ausv.) & 84.000 (ausv.)



von Dirk aus Mönchengladbach

Amsterdam:

Der Konzerttag in Amsterdam beginnt mit einer Überraschung. Obwohl man sich bereits vor Monaten Tickets über den bandeigenen Fan-Club besorgt hat und rechtzeitig an der neuen, modernen Konzerthalle des Ziggo Doms (direkt neben der Amsterdam-Arena) erscheint, muss man feststellen, dass Pearl Jam und die Niederlande immer noch ein besonderes Verhältnis haben. Tausende (kein Witz) Besitzer von Fan-Club Tickets, angeblich limitiert verlost, stehen Schlange und warten auf den bevorzugten Einlass. 

Ist dieser geschafft, zeigt sich die vor zwei Jahren als reine Konzertarena gebaute Halle von der allerbesten Seite. Fast alle Fehler diverser Mehrzweckhallen wurden bei diesem Neubau vermieden, man fühlt sich trotz der enormen Größe wie in einem Konzertsaal. Licht (dezentes lila), Essen (La Place), Garderoben (Schließfächer) und Toiletten am Innenraum lassen gar keine schlechte Laune zu. Vorgruppen gibt es ebenfalls keine bei dieser Tour und so beginnt Pearl Jam um 20.15 Uhr mit Pendulum

Die Band probte vorab 3 Tage in der ebenfalls naheliegenden HMH und spielt in Amsterdam das erste von wenigen Europa-Gigs 2014. Spielfreude und Eddies rotweingeschwängerte Ansagen sind bekannt, die Stimme kraftvoll wie selten. Nur leider macht Ihm eine Knieverletzung schwer zu schaffen. Wie ein alter Mann schleicht er über die Bühne und kann nur schwer die fehlende Energie früherer Shows kaschieren. So scheint es zunächst ein kurzer Abend zu werden. 

Die Bühne kommt ohne große LED Leinwand aus, stattdessen ein fast schon klassischer, hängender Lichtaufbau mit riesigen, schwingenden, glühbirnenartigen Lampen, sowie einem schwebenden Schrottkunstwerk in Form eines Riesenvogels. Ein sehr variables Design das besonders bei Pearl Jams täglich wechselnden Setlists Sinn ergibt. 

Das komplette Set besteht heute aus 32 Songs in fast 3 Stunden, und doch wird man wieder das Gefühl haben, nur die Hälfte zu sehen. Am zweiten Amsterdam Tag wird die Setlist wieder fast komplett ausgetauscht sein. Ein Grund, warum die Band diese Intensität in jedem Konzert erreichen kann. 

Heute gibt viele Raritäten (Evacuation), Cover (Sonic Reducer) sowie einen Song von Eddies Soloplatte (Sleeping by Myself) und natürlich auch Hits (Better Man, Alive, Reviewmirror). Band und Publikum benötigen ca. 30 min bis die Betriebstemperatur stimmt, doch dann gibt es kein Halten mehr. 

Lediglich der erste Zugabenteil, mit einigen langsameren Songs ohne Gitarrenlärm vorgetragen, dient hier als Showstopper bevor mit den letzten Songs bei vollem Saallicht der Abend zu Ende geht. 

Bis auf die fehlende Mobilität des Sängers gibt es da gar nichts zu meckern. Bands, die in Würde und ohne jede Peinlichkeit altern, deren Konzerte immer länger statt kürzer werden und deren neue Platte wirklich gut ist, kann man an einer Hand abzählen. Pearl Jam setzen hier wieder den Standard für Arena-Shows ohne sich beim Publikum anbiedern zu müssen. 

Die Wut und der Hass der frühen Tage mögen verflogen sein, die Dankbarkeit der Band bleibt. Als dann noch Eddies Schweiß am Bühnenrand von seinen Töchtern getrocknet wird, möchte man eine Träne verdrücken. 

 

Rock Werchter: 

Dies war aber nur der erste Streich, denn wenn es eine Band gibt bei der sich ein wiederholter Konzertbesuch lohnt, dann wohl bei Pearl Jam. Besonders wenn die Bedingungen für den zweiten Abend völlig andere sind. 

Das ehrwürdige Werchter Festival in einem Kaff (kleinem Dorf) in Belgien bietet netterweise Tageskarten an und auch wenn meine restlichen Kandidaten (Pixies im Zelt/Moderat auf der 3.Bühne) alle dem Slot von Pearl Jam zum Opfer fielen, es hat sich gelohnt. 

Pearl Jam bekamen auf der Hauptbühne die Zeit von 22:00 bis 01:00 Uhr zugeteilt, selbst für erfahrene Festivalgänger fast unglaublich. Die vorab platzierten Black Keys konnten die Erwartungen leider nicht erfüllen. Zum einen war das Gelände auf Grund des WM Spiels der Belgier zu diesem Zeitpunkt nur schwach gefüllt, zum anderen war der Band wohl selber klar das Pearl Jam den Abend spektakulärer zu Ende bringen würden als die Black Keys im sommerlichen, belgischen Nieselregen. 

Die Hits kamen ohne Druck und Spielfreude, ein Auftritt zum Vergessen… 

Danach versammelte sich vor der Bühne ein Mix aus den besten Pearl Jam Fans der europäischen Gemeinschaft und pünktlich mit dem Ende des Regens kam die Band auf die Bühne. Es folgte eine Lehrstunde für die übrigen „Rock“-Bands dieses Festivals. Vedder, sichtlich genesen und ohne erneute Knieprobleme wieder in Topform, kann es auch nach über 20 Jahren noch mit jedem aktuellen Frontmann als Headliner aufnehmen. 

Man muss Pearl Jam gar nicht mögen, um festzustellen, wie schnell diese Band auch unwissende, junge Festivalbesucher sofort packt und mitreißt. Schon der Opener Reviewmirror würde vielen als letzte Zugabe reichen…weiter geht es ohne Pause: Animal, Corduroy, Lightning Bolt, Do the Evolution…immer weiter treibt die Band sich und die Fans an….Vedder mal auf dem Schlagzeug, mal im Bühnengraben, mal mit belgischem Brief als Vorleser, dann wieder als springender Derwisch vor den Boxen... es gibt so viel zu sehen, obwohl es eigentlich gar keine Bühnenshow gibt. 

Bei All Night kommen zum ersten Mal Midlake mit auf die Bühne, der normale Set endet mit einem begeisternden Better Man in einer Endlosversion. 

Dann noch die Zugaben: Mother von Pink Floyd in voller Version, Black und Daughter mit weiteren Cover-Snippets (Where is my mind - Pixies) und Eddies Hinweis, dass vor den Pixies doch nur englische Bands gute Musik machten. 

Und wer immer noch stehen konnte, für den gab es dann kurz vor 01:00 Uhr noch die üblichen Rausschmeißer Sonic Reducer, Alive,…Free World (nochmal mit Midlake) und Yellow Ledbetter hintereinander. 

Da bleiben keine Fragen offen. Pearl Jam gönnten sich nur wenige Konzerte in Europa, es wird klar warum. Familien und Freunde müssen mit, mehr als 4 Wochen soll die Sause nicht dauern und die Spannung auf der Bühne muss unverändert hoch sein. 

Das Ziel wurde erreicht, die Wiese dampft, und alle sind glücklich. Eine letzte Frikandel und ein belgisches Bier auf dem Weg nach Hause, was für ein Abend. 

Setlist Pearl Jam, Ziggo Dome, Amsterdam:

01. Pendulum 
02. Nothingman 
03. Breakerfall 
04. Corduroy 
05. All Night 
06. Animal 
07. Got Some 
08. Mind Your Manners 
09. Given to Fly 
10. Who You Are 
11. Lightning Bolt 
12. Even Flow 
13. Swallowed Whole 
14. Sirens 
15. Light Years 
16. Evacuation 
17. Wishlist 
18. Porch 

19. Low Light (Z)
20. Thin Air (Z)
21. Sleeping By Myself  (Z)
22. Footsteps (Z)
23. Come Back (Z)
24. Jeremy (Z)
25. Better Man (Z)
26. Rearviewmirror (Z)

27. Go (Z)
28. Why Go (Z)
29. Supersonic (Z)
30. Sonic Reducer (Z)
31. Alive (Z)
32. Indifference (Z)

Setlist Pearl Jam, Rock Werchter:

01. Rearviewmirror 
02. Mind Your Manners 
03. Animal 
04. Corduroy 
05. Lightning Bolt 
06. My Father's Son 
07. Do the Evolution 
08. Given to Fly 
09. All Night 
10. Even Flow 
11. Sirens 
12. Elderly Woman Behind the Counter in a Small Town 
13. Why Go 
14. Spin the Black Circle 
15. Wasted Reprise 
16. Life Wasted 
17. Better Man 

18. Future Days (Z)
19. Mother (Z)
20. Jeremy (Z)
21. State of Love and Trust (Z)
22. Black (Z)
23. Daughter (Z)
24. Porch (Z)

25. Sonic Reducer (Z)
26. Alive (Z)
27. Rockin' in the Free World (Z)
28. Yellow Ledbetter (Z)



Axolotes Mexicanos, Indietracks, 27.07.14

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Konzert: Axolotes Mexicanos
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 27.07.2014
Dauer: ca. 30 min
Zuschauer: nicht schrecklich viele



Dean Wareham hat das musikalisch herausragende Konzert gespielt, Allo Darlin' ihre Funktion als Freitag-Headliner perfekt ausgefüllt. The Royal Landscaping Society und The Thyme Machine, Linda Guilala und Night Flowers und Thee AHs gefielen mir sehr... das beste Konzert beim Indietracks 2014 kam aber von Axolotes Mexicanos.

Wir hatten nichts erwartet, die Band klang aber ganz interessant, vor allem ihre Vorliebe für Zombie-Songs.


Axolotes Mexicanos stammen aus Vigo - genau wie meine spanische Lieblingsband When Nalda Became Punk. Die Band besteht aus einer Keyboarderin (dachten wir), einem Gitarristen (Juan) und einem Bassisten (Stephen). Olaya, die Keyboarderin hatte eine Blume in den Haaren und plapperte plötzlich in der ersten Liedpause drauflos, und erklärte auf Spanisch, worum es im nächsten Stück geht. Stephen übersetzte simultan. So weit, so gut. 



Es waren noch nicht furchtbar viele Zuschauer auf der Wiese vor der Hauptbühne, aber schon ein paar Spanier, die irgendwann dann schon lachten, wenn Olaya etwas sagte, was wir erst ein paar Sekunden später kapierten, nachdem Stephen übersetzt hatte. Nach Aborto sagte die Sängerin irgendetwas lachend. "She forgot to play the keyboard." - "la la decoracion" - "Wir brauchen es eher als Dekoration."



"Das nächste Lied heißt Te miro mientras duermes, es ist ein schönes Lied, es heißt ich betrachte dich, während du schläfst. Es handelt von einem Mädchen, daß einen Jungen liebt, der aber nichts von ihr wissen will, also entführt sie ihn und fesselt ihn ans Bett - Das ist uns allen schon so passiert."

"The next song actually has no name, it's our space song." - "Si! Space song!" - "It sounds outerspaceish" - "..." - "Ah! She does play in this one!" - "Yeah!"



Nach jedem Lied jubelte Olaya mit winkenden Händen und schrie begeistert "Yeah!" Und mit jedem "Yeah!" und mit jeder übersetzten Ansage stieg unsere Begeisterung! Wir wollten eigentlich auf den Picknick-Decken sitzen, unsere mitgebrachten Sandwiches und Nudeldings essen (selbstverständlich darf man beim Indietracks Essen und alkoholfreie Getränke mit aufs Gelände nehmen, ohne jede Einschränkung!) und der Hintergrundmusik lauschen. Man rechnet doch mittags noch nicht mit so etwas Großartigem! Und es wurde immer besser!


Das nächste Lied (Mi amigo de Vigo) handelt von einem uralten spanischen Politiker (Fraga - vermutlich Manuel Fraga Iribarne, ein Minister unter Franco), der so alt war, daß alle sicher waren, er sei unsterblich. "He died two years ago!" - "wir waren sehr traurig, er war sehr konservativ. Leider hat man ihn nie verstanden, weil er so alt war, konnte er nicht mehr sprechen. Wir haben ihn geliebt!"

"And she plays the keyboard in this on!" - "With two hands! Next level!"

"We have three songs left. She doesn't play the keyboard anymore, so we don't have to worry!"

Einer von denen hieß Disparo de amor - Loveshots. "It's about coming in your lover's face. It's very sweet." - "Yeah!" Nach dem Lied gab es ein technisches Problem. "Da war jemand zu aufgeregt und hat sein Plektrum zerstört", erklärte Stephen. "Hat irgendwer ein Plektrum?" Ich hatte das Samstag schon einmal erlebt, daß jemand aus dem Publikum mit einem aushelfen musste. Bei der irren Musikerdichte im Publikum funktioniert das gut beim Indietracks. Auch viele Musiker, die nicht gespielt haben, waren als Gäste da. "Yeah!" 

Das letzte Lied China handelte von Olayas chinesischer Mitbewohnerin, die sie gerne rausschmeißen würde. Am Anfang hatten wir schon ein Lied über eine Frau gehört, die die Band im Internet beleidigt hatte. Das Stück diente dazu, die Frau zurückzubeleidigen.

Nein, mein Bericht ist nicht aus Angst vor einem Lied über mich so begeistert. Das Konzert war traumhaft. Es war urkomisch und musikalisch toll! 

Mein großer Wunsch seit ein paar Wochen ist, When Nalda Became Punk auf Tour nach Deutschland zu bekommen. Am besten bringen die dann gleich Axolotes Mexicanos gleich mit, denn auch die will ich unbedingt wiedersehen. Und genau wegen solcher Bands, von denen noch nie jemand gehört hat, die aber tausendmal mehr Spaß machen als die hundertste britische Mumford & Sons Coverband oder die nächste Heulsuse am Klavier, die angeblich die Popmusik angeblich rettet, ist das Indietracks so weit entfernt von allen anderen Festivals, die ich kenne.

Bestes Indietracks-Konzert 2014: die halbe Stunde Axolotes Mexicanos! Yeah!

Setlist Axolotes Mexicanos, Indietracks Festival:

01: Ballenas de amor
02: Devora Tartas
03: Me da igual
04: Aborto
05: Te miro mientras duermes
06: Interstelar
07: Mi amigo de Vigo
08: Disparo de amor
09: Perro salchicha
10: China



Mittwoch, 30. Juli 2014

The Yearning, Indietracks, 27.07.14

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Konzert: The Yearning
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 27.07.2014
Dauer: 33 min (brutto)
Zuschauer: ca. 70




Bei allen Festivals (außer dem clever organisierten Phono Pop) gibt es ärgerliche Überschneidungen. Beim Indietracks fällt das nicht so sehr ins Gewicht, da das Programm so exzellent ist, daß man immer Alternativen hat, die sich lohnen. Situationen wie in Haldern im vergangenen Jahr, daß ausgerechnet die beiden (von drei) Bands, die ich unter keinen Umständen verpassen wollte, gegeneinander spielen, gibt es da nicht. Ärgerlich war aber trotzdem, daß The Yearning und Cosines parallel angesetzt waren, zwei britische Bands, die mich sehr reizten. Bei The Yearning handelt es sich nicht um eine Band im eigentlichen Sinne. Hinter dem Projekt verbirgt sich Joe Moore, der mit der blutjungen Sängerin Maddie Dobie und einigen Studiomusikern innerhalb kürzester Zeit - seit 2012 - einen eindrucksvollen Katalog an 60er Jahre Popsongs auf Elefant Records veröffentlicht hat. Alleine im Merchzelt des Festivals gab es zwei 10" EPs, ein Album und eine 7" Single, alle wunderschön designt und randvoll mit Songs aus einer Welt, in der auch God Help The Girl beispielsweise stattfindet.


Wo ich es gerade erwähnt habe... das Merchzelt! Die Bereiche, in denen Bands auf Festivals ihre a) CDs, b) T-Shirts und c) die Jutetasche verkaufen, sind in der Regel wenig gefährlich für die eigenen Finanzen. Das recht große Merchzelt auf dem Indietracks, in dem auch Bands Konzerte spielen, ist vollkommen anders. Jedes "ich gehe mal gerade zum Merch" endete katastrophal teuer. So liebevoll die Indiepop mit allem umgeht (Artwork, Dekorationen, Picknick-Decken), so ist auch der Kommerzbereich gestaltet. Bei hippen Festivals gibt es Vinyl, Vinyl, Vinyl, CDs sind altbacken. Hier gibt es auch viele Platten (extrem viele 10 Inches), mir scheinen aber Kassetten fast das wichtigere Medium zu sein. Den Stand mit den massenhaft 3" CDs (die Endstufe der Musikdarreichungskunst!) habe ich aus Selbstschutz gemieden,


Direkt neben dem Merchzelt liegt eine kleine Kapelle, die ein Arbeitslosenprojekt vor ein paar Jahren ab- und auf dem Indietracks-Gelände wieder aufgebaut hat. Das steht auf einem Messingschild im Eingangsbereich, das ich während des The Yearning-Konzerts gelesen habe. Mich hat das Konzert nicht gelangweilt, ich mochte bloß nach einer Weile nicht mehr nach vorne gucken. Wenn man den Sound der Band in den Ohren hatte, macht man sich seine Vorstellungen, wie so ein Konzert aussieht. Hier war das bei mir eine elegant gekleidete Begleitband und eine Sängerin in einem vielleicht hellblauen Kleidchen.

Als ich nach zwei Stücken der Cosines, für die ich mich eigentlich schon entschieden hatte, doch noch in die Kirche hetzte, weil mir The Yearning eine Spur toller zu werden schienen, war die Kapelle restlos voll. Ich fand noch etwas Platz an der Tür neben der Messingplakette. Die Band war  noch in den letzte Zügen des Soundchecks, dachte ich. Das ging allerdings eine ganze Weile weiter, weil irgendwas an der Gitarre nicht funktionierte. The Yearning spielten nicht oft live, sagte Joe Moore, der ein T-Shirt seines Labels trug (schön - aber vollkommen unpassend zum Rahmen). Dieses Konzert sei das einzige dieses Jahr. 


Maddie (die wohl 17 Jahre alt ist) stand in der Mitte, war natürlich schüchtern ob der vielen Zuschauer und hohen Erwartungen und trug 60's Outfit. Der Gitarrist neben ihr und der Musiker links, den ich kaum gesehen habe, waren ähnlich unglamourös. Das passte leider so gar nicht zur wundervollen Musik der Band. In Wacken möchte man (vermutlich) ja auch keine Metal-Band in Hip-Hop-Hosen sehen.

Das nächste Problem war der vollkommen fehlende Fluß des Konzerts zumindets am Anfang. Auch nach dem zweiten Stück ging erst einmal nichts mehr. Wie schade! Mir sind kleine Patzer vollkommen egal, das zu frühe Einsetzen von Maddie bei Everybody knows (I'm still in love with you) fand ich zum Beispiel charmant. Aber der fehlende Spielfluß und die Art der Darbietung, die mich mehr an einen Arbeitstag im Studio erinnerten, haben dem Konzert leider vieles genommen.

Nein, die Stücke von The Yearning werden dadurch keinen Deut schlechter. Das Konzert hat meine extrem hohen Erwartungen aber leider nicht erfüllt. 

Bestes Stück: das schmissige Every time I fall in love, das im richtigen Rahmen ein riesiger Knüller gewesen wäre!

Setlist The Yearning, Indietracks, Ripley:

01: Dreamboat
02: If I can't have you
03: Everybody knows (I'm still in love with you)
04: Lemonade
05: Chasing shadows
06: If you were my boyfriend
07: Every time I fall in love
08: Gotta pull myself together (The Nolans Cover)


Powerdove, Karlsruhe, 28.07.14

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Konzert mit Powerdove (US)
Datum: 28. Juli 2014
Dauer: 50 min
Zuschauer: 9



Auf welchem Weg ich die Musik von Powerdove für mich entdeckt habe, weiß ich nicht mehr (*). Ich erinnere mich aber noch immer sehr lebhaft daran, wie froh ich vor drei Jahren war, als ich entdeckte, dass sie in Reichweite ein Konzert gab. Und an unseren (ersten und aufregenden) Besuch in der Guten Stube in Darmstadt. Das Konzert war einmalig und für alle sehr beeindruckend und seitdem blieben wir locker im Kontakt.


Zweimal war Annie Lewandowski seitdem in Europa unterwegs, aber vor allem in Frankreich und stets lagen Termine in Paris für mich so, dass ich es auch beim besten Willen nicht einrichten konnte, dabei zu sein. Umso mehr freute mich, als im Frühjahr eine e-mail kam mit der Frage, ob wir nicht ein Konzert in Karlsruhe ins Auge fassen wollten. Da war es auch egal, dass es auf einen Montag fallen würde und dazu noch auf den Montag nach DAS FEST, zu dem die Karlsruher zu Tausenden pilgern und eigentlich eine ganze Woche feiern. Folglich am Montag danach alles wollen, nur nicht am Abend wieder los.


Was Annie Lewandowski, Chad Popple (US, jetzt in Hamburg zu Hause) und Thomas Bonvalet (FR, jetzt bei Madrid zu Hause) aber mitgebracht hatten, füllte schon locker den halben Raum: Ein Vibraphon, ein Banjo, zwei Bongos, diverse Becken, alle möglichen Gerätschaften zum Rhythmus erzeugen (wie Stimmgabeln, Metronome, papierbespannte Tamburine u.ä.), ein kleines Keyboard und ein Gesangsmikro, dazu ein Tonmischgerät und eine Box. Kurz hatten wir beim Soundcheck die Angst, die Lautstärke könnte vielleicht doch den Wohnzimmerrahmen sprengen, zumal Thomas Bonvalet sich als ein sehr feuriger Mann zeigte mit Spaß an Dynamik und extrovertierten Akzenten.


Ein Unwetter entlud sich dann schließlich ab 19 Uhr südlich genug von Karlsruhe, dass wir zunächst noch Ruhe hatten. Im Konzert sang Annie in gewohnt inniger Weise (beim Konzert in Darmstadt war schon das Auslösegeräusch einer Kamera zu laut gewesen) ihre nachdenklichen Lieder, die oft sehr abrupt enden mit einer fast stoischen Ausstrahlung. Manchmal hatte sie einen Part am kleinen Keyboard aber sonst war sie auch körperlich sehr ruhig und konzentriert ohne steif zu sein. Kommentiert wurde das zum einen vom Vibraphon und einer sehr freien meist harmonischen Antwort von Chad. Manchmal wechselte er auch auf den Boden neben dem Vibraphon an zwei kleine Bongos. Er war jedenfalls stets bemüht um Blickkontakt zu Thomas. 


Thomas war so etwas wie der Advocatus Diaboli. Das, was Annie so ruhig erzählte, zerlegte er mit komplexen und fast verrückten Rhythmen. Dekonstruierte und stellte in Frage und machte Krach und rannte dagegen an. Es war aufregend, ihm dabei zuzusehen und anregend und alles in allem sicher ein komplett einmaliges Erlebnis. Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn er dadurch das Unwetter herbeigezogen hat, dass dann für einen großen Teil der Nacht Wetterleuchten und Regenmassen über Karlsruhe ausschüttete (die davon ausgelösten Bergrutsche und Überschwemmungen betrafen uns zum Glück nicht).


Am Ende waren wir alle wie in Trance und konnten gar nicht fassen, was wir da gerade miterlebt hatten. Prompt musste Annie viele Fragen beantworten, wie diese Musik überhaupt entstehen kann und wie sich alle drei dabei fühlen. Und wie sie üben, so über alle Welt verteilt. 

Selbst ansehen und -hören kann man das heute Abend (30. Juli) in Hamburg in der Hörbar und Annie solo am 3. August  im Studio Acht in Berlin www.sacredrealism.org/series/.


Setlist:
01: After Dark
02: When you're near
03: Into the Sea
04: Easter Story
05: Be Mine
06: Winterizing
07: Weeping Willow
08: Paper Tiger
09: Red can of Paint
10: Birdsong
11: Ordinary

12: You can make me feel bad (Z)



Aus unserem Archiv:
Powerdove, Darmstadt, 17.04.11

(*) aber E. hat sich erinnert:
Beim Klienicum zum ersten, zum zweiten und zum dritten!
(damit man nicht erst die Kommentare aufmachen muss) 

Mehr Bilder:

 



Dean Wareham, Köln, 29.07.14

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Konzert: Dean Wareham
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 29.07.2014
Dauer: 85 min
Zuschauer: 50 bis 60




Galaxie 500 waren oft live alles andere als gut, sagt Dean Wareham über seine erste bekannte Band. Luna seien eine viel bessere Liveband gewesen, egal, was man von den jeweiligen Alben gehalten habe. Ich habe Galaxie 500 1990 auf der Loreley beim Bizarrefestival gesehen und war vorher massiver Fan und war es auch danach. Wie genau das Konzert war, weiß ich nicht mehr, es kann aber nicht so schlecht gewesen sein. Luna hatte ich nie live gesehen, auch nicht das einzige Konzert im Gebäude 9 2002. Meine nächste Begegnung mit Dean Wareham war erst 2010 beim zweiten ATP Bowlie. Belle & Sebastian waren für das Line-Up verantwortlich und luden den Sänger ein, der damals als "Dean Wareham plays Galaxie 500" unterwegs war. Die Belle & Sebastian Mitglieder hatten je drei Wunschbands nennen dürfen, Dean Wareham war Stuart Murdochs erste Wahl.


Meine erste Begegnung mit meinen Lieblingsliedern nach zwanzig Jahren war wundervoll! Flowers, Strange, Tugboat, Snowstorm, Don't let our youth go to waste... atemberaubend gut gespielt. Mir fiel erst gegen Ende des Konzertes auf, daß Deans Frau Britta die Bassistin der Band war (als die beiden ein Dean & Britta Stück spielten). Ich hatte nur Augen (nunja) für die Musik. Dean Wareham mit Galaxie 500 ist live sehr viel besser, als seine alte Band es offenbar war. Vermutlich harmonierten die drei Freunde auf der Bühne ähnlich schlecht wie bei strittigen Entscheidungen in der Spätphase ihrer kurzen Karriere. 

Nach der guten und abwechslungsreichen Vorgruppe Die Sonne aus Köln, über die ich in Kürze noch einmal ausgiebiger schreibe (und die feststellte, daß bei es bei ihren Auftritten immer regne, offenbar der Bandname schon die Sonne kompensiere - ich denke eher, daß das schlechte Wetter an den Mitgliedern der Sonne, die früher bei Wolke waren, liegt, war das Gebäude 9 noch erschütternd leer. Es ist Urlaubszeit in NRW, es hagelte den ganzen Tag Unwetterwarnungen - aber es war ein Dean Wareham Konzert! Davon gibt es leider nicht viele - und auch künftig nicht mehr, wenn die Leute aus Trägheit zu Hause bleiben. Die 50, 60, die da waren, erlebten ein Konzert, bei dem ich an Anfang kurz den Eindruck hatte, daß die Band zu deutlich gesehen hatte, wie wenige Zuschauer da waren, das sich aber nach und nach massiv steigerte und am Ende umwerfend war. 


Dean Wareham ist zur Zeit mit einem Gitarristen (Raymond Richards), einem Schlagzeuger, dessen Namen ich wieder nicht mitbekommen habe, und seiner Frau Britta unterwegs. Am Anfang wirkten die Musiker auf mich eine Spur lustlos. Beim ersten Galaxie 500 Stück (Temperature's rising von der ersten Platte), schleppte sich das Schlagzeug träge durch den Song. Bei Holding pattern, einem der zahlreichen Solostücke - beim Indietracks in Ripley hatte das Set am Samstag noch zumeist aus Galaxie 500 Titeln bestanden - sang Dean anfangs stark neben dem Takt, was seine Frau am Keyboard zum Lachen brachte. Irgendwann am Anfang nuschelte der Sänger "this was more" oder "this was no fun". Ich hatte da nicht den Eindruck, ein ähnlich gutes Konzert wie vor drei Tagen sehen zu können. Aber wer kann ihnen das verdenken, wenn ein Konzert so schlecht angenommen wird. 


Gottseidank kippte es aber sehr schnell in die andere Richtung, nach Holding pattern wurde es immer besser. Das kleine Publikum klatschte wie ein ausgewachsenes. Man merke insbesondere bei den Galaxie 500 Liedern, wie wenig Laufkundschaft da war, und das schien auch auf der Bühne anzukommen. Wie bei meinem Konzert im Dezember letzten Jahres spielte die Band (damals eine andere) auch Luna-Lieder. Das erste diesmal war Tiger Lily von der zweiten Platte Bewitched - toll! Später kam noch Lost in space. Der Großteil der Songs stammte aber von Deans Soloplatten (EP und Album). Komischerweise gefiel mir von den Liedern Love is not a roof against the rain plötzlich außerordentlich gut. Bisher zählte es (auf Platte) nicht zu meinen Lieblingen und konnte nicht gegen Stücke wie The dancer disappears, Holding pattern, Beat the devil, My eyes are blue oder Love is colder than death anstinken. Diese Liveversion wurde aber plötzlich enorm schmissig und gefiel mir richtig gut. 


Nach Love is not a roof against the rain wurde es plötzlich lauter. When will you come home hatte ein herrlich krachiges Ende, bei den Zugaben drehte der Mischpultmann noch einmal hoch, hatte ich den Eindruck. Wenn wir schon für zwei klatschten, konnten wir auch für zwei um die Ohren bekommen. Letztenendes war es egal, welches Lied die Band im zweiten Teil anstimmte, alles war hervorragend, auch Babes in the wood, das vorletzte Stück der Soloplatte - und vorletzte Lieder sind, wie ich in Deans extrem empfehlenswerter Biographie Black postcards gelernt habe, meist die schlechtesten Lieder eines Albums. Blue thunder und Tugboat waren aber natürlich die größten Knüller vor den Zugaben!

Die Zugaben begannen mit Happy & free von der Soloplatte. Danach wechselte Britta wieder einmal die Position, sie spielte abwechselnd Bass und Keyboard und musste bei jedem Wechsel die Bühne überqueren, vergaß dabei grundsätzlich immer ihr Kölsch und musste noch einmal zurück. 

Ich war sicher, daß nach Fourth of July Schluß sein würde. Es kam aber ein noch würdigerer Abschluß, das wundervolle Joy Division bzw. New Order Cover Ceremony.  

Es war ein großartiges Konzert! Sind Lieblingsbands heutzutage live schlecht, vergeht mir leicht die Lust an ihnen. Die Gefahr besteht bei Dean Wareham nun wirklich nicht!

Setlist Dean Wareham, Gebäude 9, Köln:

01: Emanzipated hearts
02: Heartless people (Michael Holland Cover)
03: Temperature's rising (Galaxie 500)
04: The dancer disappears
05: Holding pattern
06: Tiger Lily (Luna)
07: Air
08: Love is not a roof against the rain
09: When will you come home (Galaxie 500)
10: Babes in the wood
11: Blue thunder (Galaxie 500)
12: Lost in space (Luna)
13: Tugboat (Galaxie 500)

14: Happy & free (Z)
15: Fourth of July (Galaxie 500) (Z)
16: Ceremony (Galaxie 500 / Joy Division bzw. New Order Cover) (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Dean Wareham, Indietracks, 26.07.14
- Dean Wareham, Paris, 07.12.13
- Dean Wareham plays Galaxie 500, Barcelona, 28.05.11
- Dean Wareham plays Galaxie 500, Paris, 19.02.11
- Dean Wareham plays Galaxie 500, Minehead, 11.12.10

Tourtermine:

30.07.: Privatclub, Berlin 
31.07.: Off Festival, Katowice 
02.08.: Lokalhelden, Augsburg 
06.08.: Club Barby, Tel Aviv ABGESAGT

Mehr Fotos später!

 


Konzertankündigung Sommerloft Badeschiff 2014

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Datum: 31.07. - 28.08.2014

Auch in diesem Jahr beglücken uns wieder die wunderschönen Open-Air Konzerte auf dem Badeschiff in Berlin Treptow. Im Rahmen des Sommerlofts finden in den kommenden Wochen noch tolle Konzerte und Lesungen statt. Wer letztes Jahr dabei war, der weiß, wie schön die Stimmung dort war.
Ein paar Konzerte waren schon, aber es stehen noch viele tolle aus:

Direkt morgen Abend gehts wieder los:

31.07.  New Desert Blues




04.08. Young Magic

07.08. Sabar - A Night Of Westafrican Drumming

18.08. Cloud Nothings



20.08. Walter Schreifels & Friends




21.08. Spaceman Spiff



28.08. Tino Hanekamp - Das große Rauschen (Aktionlesung)

Ich hoffe wir sehen uns dort!


Dienstag, 29. Juli 2014

Linda Guilala, Indietracks, 26.07.14

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Konzert: Linda Guilala
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 26.07.2014
Dauer: ca. 40 min
  


Vor dem Indietracks komme ich mir immer entsetzlich unwissend vor. Allder schöne über Jahre aufgebaute Schein eines Musikexpertentums verschwindet, wenn das Lineup des Indiepop-Festivals veröffentlicht wird. Ich kenne nichts, wirklich nichts! Die Headliner, ok. Ein paar andere Bands kenne ich namentlich, von ein paar habe ich (wenige) Lieder (von den Just Joans ein oder zwei 3-Inch-CDs). Aber vom Großteil habe ich nie gehört. Das geht aber beruhigenderweise auch vielen anderen so, also gehört zum Indietracks-Ritual auch immer der Sampler, den die Veranstalter zusammenstellen. Dieses Mal waren 56 Stücke enthalten, die man für eine 2 Pfund Spende an das Eisenbahnmuseum, auf dessen Gelände das Festival stattfindet, runterladen konnte. Mir fehlte leider wieder die Zeit, mich richtig vorzubereiten, beim ersten Hören blieb aber gleich Verano von Linda Guilala hängen. Vermutlich, weil es gleich mit einer Rückkopplung begann und trotz der popigen Stimme der Sängerin versprach, live ordentlich krachig zu sein.

Samstag Nachmittag, nachdem wir bereits die sehr tollen The Royal Landscaping Society (auch aus Spanien) und die sehr verrückten Thee AHs (aus Kanada) gesehen hatten - Berichte später - begannen die drei Linda Guilalas auch ihren Soundcheck mit ordentlich Feedbacks. Linda Guilala sind Eva M. López, Iván González und Bruno Mosquera. Das Trio stammt aus Vigo, wie meine letztjährigen Indietracks-Darlings When Nalda Became Punk. Auf ihrer ersten Platte Bucles infinitos klingen Linda Guilala auch meinen Lieblingen nicht unähnlich, mit verträumten Melodien und Keyboards als dominierenden Instrumenten. Was seit dem ersten Album passiert ist, weiß ich nicht, aber es fand ganz offensichtlich ein Bruch statt, denn aus dem tollen Bubblegum-Pop ist eine Gitarrenband vorgegangen, die zwar weiterhin Keyboards einsetzt, insgesamt aber roher und krachiger geworden ist. Das steht ihnen ausgezeichnet, denn sowohl die neue EP Xeristar als auch das Konzert taug(t)en viel!

Natürlich bot der halbstündige Auftritt nichts vollkommen Neues (und hätte auch in den frühen 90ern stattgefunden haben können), aber irgendwann ist (rein rechnerisch) ohnehin jedes Lied geschrieben, daher sind mir Aussagen wie "klingen ja nur wie..." meist vollkommen egal. Außerdem mag ich die Bands, nach denen Linda Guilala klangen!

Das kurze Set bestand ausschließlich aus Liedern, die nicht auf der Debüt-Platte sind. Die beiden mit Abstand besten sind auf der bei Elefant erschienenen EP, No me veis und Verano

Am Ende spielten die drei Spanier noch ein Cover ihrer Landsleute Family, einer Band aus den 90ern.

Linda Guilala gefielen mir ausgezeichnet. Wir waren hinterher gar nicht mehr sicher, ob Eva immer aus Spanisch sang, so stark wurde ihre Stimme von den Gitarrenklängen überdeckt. Auch wenn das nicht charmant klingt (und wirklich nichts mit ihrem tollen Gesang zu tun hat), machten diese bloß gehauchten Songs ungemein viel Spaß! Eine tolle Band, die ich zu gerne noch einmal sehen würde. Hoffentlich wird es irgendwann einmal populär, spanische Bands nach Deutschland zu bringen!

Setlist Linda Guilala, Indietracks, Ripley:

01: Abisal
02: Jaime, Iván y Marta
03: Chicas guapas
04: Haciendo daivo
05: Sábados de tormenta
06: Por Madrid
07: No me veis
08: Verano
09: Lo siento mocho
10: Carlos Baila (Family Cover) 



Eels, Eindhoven, 24.06.14

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Konzert: EELS und John Bramwell
Ort: Naked Song Festival  in Eindhoven
Datum: 24.06.2014
Zuschauer: etwa 1200 (ausverkauft)



Bericht und alle Bilder von Dirk - vielen Dank!
 
Die WM, tolles Wetter,  Urlaubs-und Festivalzeit, da bleibt wenig Muße für Konzertberichte. Trotzdem muss hier einer her, denn es war ein toller Abend. Unsere niederländischen Freunde erfreuen uns ja immer wieder mit tollen Konzerten an noch tolleren Orten und so gilt es diesmal vom Naked Song Festival zu berichten. Dies fand allerdings trotz sommerlichen Datums komplett im Muziekgebouw von Eindhoven statt.

Auf sieben zum Teil sehr kleinen Bühnen im Theater verteilt ging es um den „nackten“ Song, also spielten vornehmlich Singer-/Songwriter auf. Aus Zeitgründen musste ich leider auf die frühen Acts verzichten und kann daher nur von John Bramwell, dem Sänger von I am Kloot berichten Er trat alleine mit seiner Gitarre im kleinen Konzertsaal auftrat. Er bot einen Auftritt bei dem er Solonummern mit seinen alten I am Kloot Klassikern mixte, dazu gab es launige Pubgeschichten. Leider klang immer eine etwas depressive Grundstimmung durch, da er wohl einige Rückschläge als Solokünstler in den letzten Jahren hinnehmen musste, was der Stimmung nicht gerade zuträglich war. Insgesamt eine gute aber nicht packende Performance die von seiner immer noch einmaligen Stimme getragen wurde. Für mich also nur ein Vorprogramm für die einmaligen EELS, die in den Niederlanden und Belgien ja immer noch ein vergleichsweise riesiges Stammpublikum anziehen. 


Hier im Blog leider nie ausgiebig gewürdigt ist das Gesamtwerk von Herrn E Fremden kaum noch vermittelbar. Seit der ersten Tour vor fast 20 Jahren !! in ständig veränderter Besetzung und vor allem Liveumsetzung seines Outputs, verbinden mich so viele Erinnerungen und großartige Momente mit dieser Band wie mit kaum einer anderen. Bühnenstürmungen, Weihnachtsmänner und Clowns auf der Bühne, Bestuhlung im Luxor incl. damals noch undenkbarem Rauchverbot, Streichertour, Zugaben nach Bühnenabbau bei Saallicht, aber vor allem seine Songs in immer neuen, dem Setting angepassten Strukturen und die passenden Coverversionen machen E zu einem der letzten großen Künstler des Indierock.



Und so auch an diesem Abend. Diesmal steht mal wieder seit langer Zeit ein klassisches, bestuhltes Theaterkonzert an, doch wer normale, süße Streicher erwartet hatte liegt wieder mal falsch, denn das gab es ja schon einmal. Diesmal umgibt sich der Meister zwar mit den gleichen Musikern wie bei der letzten Tour, aber sowohl Instrumentierung als auch die Outfits und Songs haben sich wieder komplett verändert. Diesmal steht eine in graue Anzüge gewandelte US-Südstaatenband auf der Bühne, komplett mit E am alten wackligen Saloonpiano, einem Stehbass und der von E „Sadmachine“ getauften Pedalsteel. Es wird viel gelacht auf der Bühne, E ist großer Form, obwohl schon ca. 30 Konzerte hinter und weitere 30 vor Ihm liegen und obwohl er hier seine aktuelle, und wohl traurigste Platte seit Jahren präsentiert, aber so ist das halt bei den EELS.

Die heute (für diese Tour) ausgewählten Songs sind herrlich. Die Spielfreude und Perfektion umwerfend und das Publikum begeistert. Gitarre und Trompete spielen auf, die Sadmachine jault und das Glockenspiel gibt den Rest. Songs wie Last Stop: this town, Mistakes of My Youth,  Grace Kelly Blues klingen wie Juwelen, kein Ton verschenkt, auch keiner zuviel… Selten hat mich ein Konzert trotz seiner Perfektion so begeistert. Lebten frühere Touren von mehr Spontanität ist hier der Triangelanschlag die Erfüllung.



Vor den Zugaben läuft E durch den kompletten Saal und lässt sich wahllos von allen drücken, er braucht die „Hugs“ für sein geschundene Seele, sagt er. Dann noch die passenden Cover-Versionen, diesmal trifft es Elvis (kein Witz) und zwei hier unbekanntere Songs von Nilsson und Leigh Harline, die aber natürlich genau wie EELS Songs dargeboten werden. Das Ende ist leider etwas kurz, aber das ist wirklich das einzige was hier zu bemängeln wäre. Ein weiterer Meilenstein in E`s Tourgeschichte. Jedesmal denke ich:  „Was soll als nächstes noch kommen ?“ - und er wird es wieder schaffen alle  zu überraschen…  


Setlist:
01. Where I'm At
02. When You Wish Upon a Star (Leigh Harline cover)
03. The Morning
04. Parallels
05. Mansions of Los Feliz
06. My Timing Is Off
07. A Line in the Dirt
08. Where I'm From
09. It's a Motherfucker
10. Lockdown Hurricane
11. A Daisy Through Concrete
12. Grace Kelly Blues
13. Fresh Feeling
14. I Like Birds
15. My Beloved Monster
16. Gentlemen's Choice
17. Mistakes of My Youth (Wonderful, Glorious outro)
18. Where I'm Going

19. Last Stop: This Town (Z)
20. Can't Help Falling in Love (Elvis Presley cover) (Z)
21. Turn On Your Radio (Nilsson cover)  (Z)


Aus unserem Archiv:
Eels, Heerlen, 04.04.13
Eels, Heerlen, 20.06.11

I Am Kloot, Paris, 23.03.13
I Am Kloot, Dresden, 15.03.13
I Am Kloot, Rüsselsheim, 10.07.10
I Am Kloot, Köln, 28.03.10
I Am Kloot, Köln, 24.10.08
I Am Kloot, Köln, 26.07.08
I Am Kloot, Paris, 27.03.08




The Thyme Machine, Indietracks, 27.07.14

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Konzert: The Thyme Machine
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 27.07.2014
Dauer:gut 30 min



"I want to go to the party, it's not a christmas party, Its a party where everyone dresses like someone from Star Wars. I want to go to the disco, it's not the indie disco, it's the disco where every song is a song about Star Wars. I want to go to to the book shop, it's not the second hand book shop, it's the book shop where every book is a book about Star Wars. We can dress up like someone from Star Wars, we can dance to music from Star Wars, we can read some books about Star Wars, all we want to do is Star Wars! I want to go to the party, it's not the Tupperware Party, it's the party where everyone dresses up like someone from Star Wars."

Nicht schwer, sich in eine Band zu verlieben, die solche Lieder schreibt, oder? Ich hatte mir keine Gedanken gemacht, wie die Musiker hinter einem solchen Song wohl aussehen, ich hatte Fotos gesehen. Aber wie Kriss Foster hätte ich sie mir durchaus vorgestellt. Als der Sänger aus Lancaster ("die Stadt ist berühmt dafür, daß dort der Weltrekord im Trepperunterfallen aufgestellt wurde. Außerdem hat sich Torwart Tim Howard in Lancaster ein Bild seiner Mutter tätowieren lassen") auf die Hauptbühne kam, sah er so aus:


Nachdem die Pyrodingse weg waren, begann ein urkomischer, musikalisch aber eben auch sehr guter Auftritt der vier Briten. Das erste Lied handelte von Scrabble - Kriss Foster ist auf Platz 800irgendwas in der englischen Rangliste - und hatte den schönen Namen She asked "Can you sing like Frank Sinatra?". Das zweite Stücke erklärte der scheinbar nicht schwitzende Sänger eine ganze Weile, bevor er dies mit "this is basically the lyrics" abbrach und das Lied begann. Me, my zombie and I handelt von der Vorstellung, auf einem Friedhof seinem toten Ich zu begegnen... der Rest erklärt sich von selbst. 


Andere Stücke handelten vom Torwart von Carlisle United, der als Leihspieler im letzten Saisonspiel seine Mannschaft vor der Relegation bewahrte, indem er ein Tor in letzter Minute erzielte. Das Stück stammt von einer Fußball EP (Playing away with The Thyme Machine), die die Band für drei Pfund verkaufte und die aus einem Download-Code und einer Fußball-Figur (Fowler bei mir) besteht.


Von einer deutlich tolleren EP kam das vorletzte Lied (Jonny grew a beard, über einen Jungen, der mit vier Jahren beschloss, sich einen Bart wachsen zu lassen). Man habe ihnen gesagt, daß immer mehr Leute Musik auf dem Computer hörten, also wurde die EP auf einer 3,5" Diskette veröffentlicht.



Zwischendurch schoß Kriss Konfettikanonen ab, warf Tunnock's Teacakes ins Publikum - er sei von denen gesponsort - und erzählte viele urkomische Anekdoten. Etwa die von einem Arztbesuch, weil seine neugeborene Tochter eine vorübergehende Fußfehlstellung gehabt habe. Als der Arzt die Krankheit benannte, fragte der Scrabble-Spieler: "is that with one or two 'l'?"


Musikalisch sehr toll, optisch super, Unterhaltungswert herausragend! Wenn man solch ein Konzert an einem Festivalsonntag um kurz vor zwei am Mittag beschert bekommt, kann schon nicht mehr viel schiefgehen. Der Knüller war allerdings, daß wir da schon ein noch viel großartigeres Konzert gesehen hatten: von Axolotes Mexicanos, einer sensationellen spanischen Band, die die wenigen Zuschauer um kurz vor eins um den Verstand gespielt hat. Dazu nachher mehr!

Setlist The Thyme Machine, Indietracks, Ripley:

01: She asked "Can you sing like Frank Sinatra?" 
02: Me, my zombie and I
03: Jimmy Glass
04: The amateur taxidermist's bird
05: Wear your favourite jumper
06: Kittiwake, Kittiwake
07: Jonny grew a beard
08: There must be something in the water

Links:

- Tim Howard läßt sich in Lancaster ein Bild seiner Mutter tätowieren
- mehr Fotos von The Thyme Machine beim Indietracks


Neil Young & Crazy Horse, Mönchengladbach, 25.07.14

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Konzert: Neil Young & Crazy Horse mit Support The Magic Numbers
Ort: Hockeypark – Mönchengladbach
Datum: 25. Juli 2014
Zuschauer: 7000




Bericht und alle Bilder von Dirk - vielen Dank!

Jeder kennt den schlauen Spruch: “Alle sagten, das geht nicht…und dann kam einer, der wusste das nicht und hat´s einfach gemacht.“  So ähnlich muss es gewesen sein, als der Ex-Hockeyprofi M. Hilgers vor ein paar Jahren begann in meiner Heimatstadt größere Konzerte auszurichten. So etwas kann doch in Mönchengladbach nicht funktionieren hieß es von allen Seiten. Aber sind wir ehrlich, weder Düsseldorf noch Köln können mit variablen Open-Air Bühnen Punkten, der Tanzbrunnen und der Kunstrasen in Bonn stellen keine ernsthafte Konkurrenz dar.

Und so müssen eben auch Großstädter mittlerweile nach Mönchengladbach fahren um Ihre Lieblinge zu bestaunen. Der HockeyPark hat Vor-und Nachteile, jeder sollte sich selbst ein Bild machen. Bei einem tollen Sonnenuntergang und einem Künstler wie Neil Young bietet er aber einen annehmbaren Rahmen, zumal die Bühne immer an der Längsseite aufgebaut wird. Somit haben sowohl Steh-als auch Sitzplätze einen geraden Blick zur Bühne.


Kommen wir aber zu den Hauptakteuren des Abends. Freudig überrascht stellte ich  im Vorfeld fest, dass  The Magic Numbers als Vorgruppe angekündigt wurden. Deren tolle erste Platte datiert zwar nun auch schon aus 2005, aber die aus zwei Geschwisterpaaren bestehende Folk-Rockcombo konnte live noch immer überzeugen. Heute spielen Sie mit gewohnt strahlender Laune viele Stücke aus der noch nicht erschienenen neuen Platte Alias. Diese klingen alle ausgesprochenen toll, die Band lässt sich gehen und Sänger/Gitarrist Romeo Stodarts begeistert das Publikum mit Neil Young ähnlichen Soli. Dazu einige wenige alte Hits und fertig ist die perfekte Vorband. 


Gerade bei Neil Young habe ich des Öfteren schon böses Desinteresse für thematisch völlig deplatzierte Vorgruppen erlebt. In dieser Hinsicht ein mehr als gelungener Auftakt und ein neuer Titel auf meiner Amazon-Wunschliste für das neue Album.  Die Sonne versinkt langsam hinter der Bühne und taucht den Hockeypark mit seinen bunten Sitzen in tolle Regenbogenfarben. Die Bühne bietet außer dem unvermeidlichen Holzindianer und der „Hurricane-Orgel“ an Seilen unter dem Bühnendach keine Reizpunkte. Da bleibt gerade noch genug Zeit mit den umstehenden alte Konzerterfahrungen und Setlisten zu besprechen, bevor Neil Young mit seiner in Teilen neuen/alten Band auf die Bühne schluft (so sieht es wirklich aus...).



Den Bassisten wegen Schlaganfall ausgetauscht, zwei neue Damen als Background angeheuert, dazu die üblichen Crazy Horse Verdächtigen und fertig ist eine neue Band, und die klingt wie keine andere zuvor. Nicht so hart wie von Crazy Horse noch im  letzten Jahr gewohnt, nicht zu soft wie manchmal mit Booker T oder der „Allstar“-Band in den letzten Jahren. Ist der Beginn mit Love and only Love noch identisch, verläuft das Set in diesem Jahr trotzdem in der Folge ganz anders. Besonders die Backing Vocals verleihen vielen Songs einen ganz neuen, eher an Gospel erinnernden Touch.


Das soll natürlich nicht das Zusammenspiel der anderen, Schulter an Schulter schmälern, es entsteht nur eine neue, weitere Note im ewigen Fluss von Neils anscheinend unendlichen Möglichkeiten.  Gerade Living with War und Love to Burn werden so großartig veredelt. Im kurzen, akustischen Intermezzo gibt sich der Meister milde. Die Hits Heart of Gold und Dylans Blowin in the wind steigern die Stimmung nochmal und sind Youngs Zugeständnis  an die Zuschauer, die nicht jede Wendung seiner Karriere mitgemacht haben. Und auch der nachfolgende Doppelpack mit Cortez the killer und Rockin‘ in the free world kann voll überzeugen. Auch hier wird nicht ganz so rabiat zugelangt wie früher, aber die Versionen schwingen und brodeln, es ist eine Freude.


Nach knapp 2 Stunden ist Schluss, als Zugabe hält die Band nur noch einen neuen Song für würdig. Der würde im übrigen Set allerdings glatt durchfallen. Egal, so weiß zumindest jeder: das Ende ist erreicht. Ob und wann Neil Young mit jetzt 68 Jahren nochmal vorbeischaut, fast bekommt man ein wenig Angst es könnte bald das letzte Mal sein. Spielfreude und Wille zur Veränderung sind jedenfalls ungebrochen, und daher kann und wird er einfach weitermachen. Die Erde und die Liebe brauchen weiter seine Unterstützung.


Setlist:
01. Love and Only Love
02. Powderfinger
03. Standing in the Light of Love
04. Days That Used to Be 

05. Living With War
06. Love to Burn
07. Name of Love
08. Blowin' in the Wind
09. Heart of Gold
10. Barstool Blues
11. Psychedelic Pill
12. Cortez the Killer
13. Rockin' in the Free World 


14. Who's Gonna Stand Up and Save the Earth (Z)


Aus unserem Archiv:
Neil Young & Crazy Horse, Dresden, 26.07.14 
Neil Young & Crazy Horse, Stuttgart, 22.07.13
Neil Young & Crazy Horse, Köln, 12.07.13 

The Magic Numbers, Haldern, 03.08.07
The Magic Numbers, Paris, 08.07.07
The Magic Numbers, Köln, 26.02.07
The Magic Numbers, Paris, 02.02.07



Montag, 28. Juli 2014

Neil Young & Crazy Horse, Dresden, 26.07.14

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Konzert: Neil Young & Crazy Horse
Ort: Elbufer in Dresden
Datum: 26. Juli 2014
Zuschauer: über 10.000
 


Bericht und alle Bilder von Michael - vielen Dank!

Neil hat seine Freude am Musizieren nie verloren und ist für mich einer der wenige alten Knaben/Säcke, die im Alter kreativ bleiben. Und ich will nicht über Für und Wider / Gut oder Schlecht seiner letzten Alben schreiben. Einigkeit sollte wohl aber drüber herrschen, dass Psychedelic Pill ein außerordentliches Album des damals 67-jährigen ist. Umso enttäuschter war ich nach dem Konzert, dass Neil außer dem Titelsong keinen weiteren dieses Albums gespielt hat.


Dabei entwickelte sich der Abend sehr vielversprechend: das Amphitheater am Elbufer füllte sich mehr als gut und bis lange nach Konzertbeginn. Ich war meinen Begleitern im Nachhinein dankbar, dass wir schon gut 2 Stunden vor Beginn auf dem Gelände waren und im oberen Bereich einen aussichtsreichen Platz an der Balustrade bekamen. Der Blick auf den Bereich vor der Bühne ließ ahnen, dass hier Unmengen an Tickets verkauft worden sind. Sicherheitsleute wollten die Treppen freihalten, waren aber chancenlos. Immerhin blieb alles friedlich und sächsisch gemütlich.




Passend zur Location begann Neil Young und Old Crazy Horse mit Down by the river in einer mehr als 20-minütigen Fassung und ich freute mich auf einen Improvisationsabend mit ausgedehnten Soli und Songs. Aber da hatte ich Neil zweifach falsch eingeschätzt. Zum ersten lebte er für diesen Abend seinen Drang aus, die Welt zu retten - mit Living with war, Blowin’ in the wind (spielt er immer), Standing in the light of love. Zum zweiten ist er ein cleverer Entertainer und weiß offensichtlich, weshalb die meisten Sachsen und Weitgereisten mit einem Altersdurchschnitt um die 50+ hier sind: sie wollen Heart of gold und andere Klassiker hören und bekommen auch einige geliefert. Dies waren die Momente, in denen ich durch glückselig schunkelnde Fans andere Wege ging.



Zurück mit den langen Stücken You got love to burn und Powderfinger zeigte Neil Young eindrucksvoll seine Gitarrenarbeit und das kongeniale Zusammenspiel mit Crazy Horse.  Und natürlich kam mit der Zugabe – einer einzigen – der nächste Bruch in den Abend: Keiner kannte Who’s gonna stand up and save the world – ein Werk mit viel Botschaft, platt und nix für mich. Aber am Ende war wohl für jeden der mehr als 11.000 im Publikum etwas dabei, was den Abend in Erinnerung bleiben lässt. Und so soll es ja schließlich auch sein.


Aus unserem Archiv:
Neil Young & Crazy Horse, Stuttgart, 22.07.13
Neil Young & Crazy Horse, Köln, 12.07.13  




 

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