Konzert: Neil Young & Crazy Horse mit Support The Magic Numbers
Ort: Hockeypark – Mönchengladbach
Datum: 25. Juli 2014
Zuschauer: 7000
Bericht und alle Bilder von Dirk - vielen Dank!
Jeder kennt den schlauen Spruch: “Alle sagten, das geht nicht…und dann kam einer, der wusste das nicht und hat´s einfach gemacht.“ So ähnlich muss es gewesen sein, als der Ex-Hockeyprofi M. Hilgers vor ein paar Jahren begann in meiner Heimatstadt größere Konzerte auszurichten. So etwas kann doch in Mönchengladbach nicht funktionieren hieß es von allen Seiten. Aber sind wir ehrlich, weder Düsseldorf noch Köln können mit variablen Open-Air Bühnen Punkten, der Tanzbrunnen und der Kunstrasen in Bonn stellen keine ernsthafte Konkurrenz dar.
Und so müssen eben auch Großstädter mittlerweile nach Mönchengladbach fahren um Ihre Lieblinge zu bestaunen. Der HockeyPark hat Vor-und Nachteile, jeder sollte sich selbst ein Bild machen. Bei einem tollen Sonnenuntergang und einem Künstler wie Neil Young bietet er aber einen annehmbaren Rahmen, zumal die Bühne immer an der Längsseite aufgebaut wird. Somit haben sowohl Steh-als auch Sitzplätze einen geraden Blick zur Bühne.
Kommen wir aber zu den Hauptakteuren des Abends. Freudig überrascht stellte ich im Vorfeld fest, dass The Magic Numbers als Vorgruppe angekündigt wurden. Deren tolle erste Platte datiert zwar nun auch schon aus 2005, aber die aus zwei Geschwisterpaaren bestehende Folk-Rockcombo konnte live noch immer überzeugen. Heute spielen Sie mit gewohnt strahlender Laune viele Stücke aus der noch nicht erschienenen neuen Platte Alias. Diese klingen alle ausgesprochenen toll, die Band lässt sich gehen und Sänger/Gitarrist Romeo Stodarts begeistert das Publikum mit Neil Young ähnlichen Soli. Dazu einige wenige alte Hits und fertig ist die perfekte Vorband.
Gerade bei Neil Young habe ich des Öfteren schon böses Desinteresse für thematisch völlig deplatzierte Vorgruppen erlebt. In dieser Hinsicht ein mehr als gelungener Auftakt und ein neuer Titel auf meiner Amazon-Wunschliste für das neue Album. Die Sonne versinkt langsam hinter der Bühne und taucht den Hockeypark mit seinen bunten Sitzen in tolle Regenbogenfarben. Die Bühne bietet außer dem unvermeidlichen Holzindianer und der „Hurricane-Orgel“ an Seilen unter dem Bühnendach keine Reizpunkte. Da bleibt gerade noch genug Zeit mit den umstehenden alte Konzerterfahrungen und Setlisten zu besprechen, bevor Neil Young mit seiner in Teilen neuen/alten Band auf die Bühne schluft (so sieht es wirklich aus...).
Den Bassisten wegen Schlaganfall ausgetauscht, zwei neue Damen als Background angeheuert, dazu die üblichen Crazy Horse Verdächtigen und fertig ist eine neue Band, und die klingt wie keine andere zuvor. Nicht so hart wie von Crazy Horse noch im letzten Jahr gewohnt, nicht zu soft wie manchmal mit Booker T oder der „Allstar“-Band in den letzten Jahren. Ist der Beginn mit Love and only Love noch identisch, verläuft das Set in diesem Jahr trotzdem in der Folge ganz anders. Besonders die Backing Vocals verleihen vielen Songs einen ganz neuen, eher an Gospel erinnernden Touch.
Das soll natürlich nicht das Zusammenspiel der anderen, Schulter an Schulter schmälern, es entsteht nur eine neue, weitere Note im ewigen Fluss von Neils anscheinend unendlichen Möglichkeiten. Gerade Living with War und Love to Burn werden so großartig veredelt. Im kurzen, akustischen Intermezzo gibt sich der Meister milde. Die Hits Heart of Gold und Dylans Blowin in the wind steigern die Stimmung nochmal und sind Youngs Zugeständnis an die Zuschauer, die nicht jede Wendung seiner Karriere mitgemacht haben. Und auch der nachfolgende Doppelpack mit Cortez the killer und Rockin‘ in the free world kann voll überzeugen. Auch hier wird nicht ganz so rabiat zugelangt wie früher, aber die Versionen schwingen und brodeln, es ist eine Freude.
Nach knapp 2 Stunden ist Schluss, als Zugabe hält die Band nur noch einen neuen Song für würdig. Der würde im übrigen Set allerdings glatt durchfallen. Egal, so weiß zumindest jeder: das Ende ist erreicht. Ob und wann Neil Young mit jetzt 68 Jahren nochmal vorbeischaut, fast bekommt man ein wenig Angst es könnte bald das letzte Mal sein. Spielfreude und Wille zur Veränderung sind jedenfalls ungebrochen, und daher kann und wird er einfach weitermachen. Die Erde und die Liebe brauchen weiter seine Unterstützung.
Setlist:
01. Love and Only Love
02. Powderfinger
03. Standing in the Light of Love
04. Days That Used to Be
05. Living With War
06. Love to Burn
07. Name of Love
08. Blowin' in the Wind
09. Heart of Gold
10. Barstool Blues
11. Psychedelic Pill
12. Cortez the Killer
13. Rockin' in the Free World
14. Who's Gonna Stand Up and Save the Earth (Z)
Aus unserem Archiv:
Neil Young & Crazy Horse, Dresden, 26.07.14
Neil Young & Crazy Horse, Stuttgart, 22.07.13
Neil Young & Crazy Horse, Köln, 12.07.13
The Magic Numbers, Haldern, 03.08.07
The Magic Numbers, Paris, 08.07.07
The Magic Numbers, Köln, 26.02.07
The Magic Numbers, Paris, 02.02.07