Datum: 11.10.12
Ort: Jubez, Karlsruhe
Dauer: ca. 90 Minuten
Zuschauer: etwa 20
Es war hier letzthin schon Thema gewesen, dass es Indie-Konzerte zur Zeit schwer haben. Ich habe mir dazu noch keine richtige Meinung bilden können. Meine Stichprobe ist so uneinheitlich. Das Jubez in Karlsruhe hatte ich zuletzt ausverkauft gesehen für das TVNoir Konzert. Am Abend des Konzertes von The wishing well waren wir eher am anderen Ende der Besucherzahlenskala. Woran das lag, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich auch selbst erst relativ spät auf das Konzert aufmerksam geworden bin und obwohl ich noch viel Reklame gemacht habe eigentlich nur zwei Leute mobilisieren konnte. Das ist auch kein gutes Ergebnis...
Aber die Truppe im Jubez hatte es geschafft, einen tollen Rahmen zu schaffen. Die Bühne im Saal am Cafe war vorbereitet und davor standen runde Tische mit brennenden Kerzen. Die 20 Zuschauer verloren sich so nicht vor der Bühne und es war eine sehr angenehme Atmosphäre. Die Band ließ es sich auch nicht anmerken, dass es vielleicht nicht so ganz ihren Erwartungen entsprach, was an Zuschauern gekommen war. Sie werden wohl auch schon das eine oder andere erlebt haben, da sie als Band ständig unterwegs sind. Vor ihnen liegen derzeit nach eigenen Angaben noch 55 Konzerte.
Wenn man das Netz nach Berichte, Filmen und Fotos durchsucht, fällt jedoch auf, dass die eigentlichen Konstanten in The Wishing Well nur das Ehepaar Larkin sind und alle anderen Musiker für eine gewisse Zeit dazu gebucht werden. Die Vorstellung, die die Band von sich selbst im Konzert gab, war eigentlich eine andere: Das sind meine Freunde und wir sind auf unserer dritten Tournee durch Europa. In Wirklichkeit traf das nur auf zwei von sieben Leuten auf der Bühne zu. Mich hat das im Nachgang doch noch sehr nachdenklich gemacht, wie da Bild und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Für das Konzerterlebnis allerdings ganz unerheblich.
Geboten wurde Folkrock, der irgendwie sehr untypisch war, weil er die Folkseite und die Rockseite so säuberlich getrennt vorführte: Links standen die drei Damen in Korsetts, langen Röcken und hohen Schuhen an den Streichinstrumenten. Sie bedienten eindeutig eine Tradition des Folk die ganz unmodernisiert war. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab z.B. zu Kwothe in Patrick Rothfuss' Königsmörder-Trilogie. Dort werden nämlich ausschweifend solche Szenen geschildert. Ich nehme das als gutes Zeichen, wenn Musik so in die Tiefen des Herzens eindringt.
Dem gegenüber standen die Rocker-Männer alle mit Westen an E-Gitarre, akustischer Gitarre und Bassgitarre. Auch in eine unmodernisierten Rockerattitüde der 80er Jahre. Eigentlich würde mich die Stimme von Jai Larkan ziemlich kalt lassen (klingt wie Ryan Adams).
Umso erstaunlicher, dass mich das live nicht gestört hat. Zwischen
den beiden Polen fast wie ein Priester am Altar saß der Schlagzeuger.
All das hatte einen fast didaktischen Ansatz, der beim herstellen der Musik zuschauen ließ. Wirklich sehr interessant wenn auch sicher nicht beabsichtigt. Viele Sympathiepunkte sammelte Rivkah Larkan damit, dass sie uns zwischendurch sehr humorvolle Geschichten in fast fehlerfreiem Deutsch erzählte. Sie spielte damit, dass in der Band niemand verstehen würde, was sie uns sagt und machte das wirklich sehr nett. Ich möchte eine unbedingte Empfehlung aussprechen, diese Band live in Augenschein zu nehmen. Sicher keine Erleuchtung, aber sehr unterhaltsam und vergnüglich!
Besetzung:
Rivkah Larkan - Geige
Jai Larkan - Sänger und Gitarrist
Declan Keenan - akustik Gitarre (Irland)
Tibor Kalmar - Bass (Ungarn, spielt auch bei anton vezuv)
Andy Reed - Drums
Amy Gould - Cello, Gesang
Jenna Main - Geige (Schottland)
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