Mittwoch, 17. November 2010

Emily Jane White, Paris,16.11.10


Konzert: Emily Jane White (Our Broken Garden)

Ort: L'Européen, Paris

Datum: 16.11.2010

Zuschauer: fast ausverkauft

Konzertdauer. Emily Jane White zwischen 80 und 90 Minuten, Our Broken Garden etwa 40



Un des plus beaux et émouvants concerts de l'année! Sublimissime! Emily Jane White dépasse dèjà Cat Power avec laquelle on la compare souvent, à cause de leurs voix de vélours qu'elles ont en commun. (Lire une chronique plus détaillée ci- dessous!)



Wow!! Der Konzertmonat November 2010 hat es wirklich in sich! Unfassbar, wie viele überragende Konzerte ich in den letzten 2 Wochen gesehen habe. In dieser Dichte habe ich so etwas noch nie zuvor erlebt. Nahezu täglich geben sich zur Zeit famose Künstler die Klinke in die Hand und verzaubern mich auf ganzer Linie. Künstlerinnen müsste ich eigentlich genauer sagen, denn fast ausschließlich waren es hochtalentierte junge Damen, die mir unvergessliche Momente bereiteten. Ob Gregory and The Hawk, Alina Orlova (auf dem Foto), Agnes Obel, Faustine Seilman, Your Kid Sister, oder heute Emily Jane White, alle waren sie ganz vorzüglich, bestachen durch Stimme, exzellentes Songwriting, perfekte Beherrschung ihrer Instrumente und natürlich-charmante Ausstrahlung. Ein Hoch auf diese Ladies!

Mir fehlen fast die Superlative, um immer wieder aufs Neue die Qualitäten dieser Ausnahmemusikerinnen zu loben. Viellicht werden jetzt einige Leser sagen: "ach, dieser Oliver Peel, der ist eh auf Droge und gerät automatisch ins Schwärmen, sobald ein adrettes Mädel auf der Bühne erscheint." Kann was dran sein. Oder auch nicht. Wenn ich zurückblicke, fallen mir aus den letzten Jahren auch viele Konzerte fescher junger Damen ein, die grottenschlecht waren. Die Konzerte von Heulbojen wie Kate Nash (auf dem Foto, auf dem man gut sehen kann, daß sie ihre eigene Musik zum Kotzen findet) Ellie Goulding, Lykke Li, Zola Jesus, Florence and The Machine, Little Boots, M.I.A. und ein paar anderen, die ich verdrängt oder bewußt nicht gesehen habe (La Roux, Marina & The Diamonds), spotteten jeglicher Beschreibung. Also eher kein Frauenbonus bei mir. Nur eine natürliche Auslese. Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.

Und Emily Jane White ist gut, sehr gut sogar! Im Pariser Européen legte sie ein atemberaubend schönes Konzert aufs Parkett, von dem ich morgen gerne mehr erzählen möchte. Ich frage mich: Ist Emily Jane White viellicht sogar die beste Folksängerin unserer Zeit? Legitime Erbin von Joni Mitchell und Sandy Denny? Zumindest hat sich mich nun bereits zum dritten Mal live mehr begeistert als Thronanwärterinnen wie Cat Power, Marissa Nadler oder Alela Diane. Das soll was heißen!

Aber mal von vorne:



Vor Emily Jane White ging nämlich noch die Dänin Anna Brönsted alias Our Broken Garden an den Sart. Und sie war überraschenderweise mit einer ausgewachsenen Begleitband gekommen. Statt gehauchten Pianopops mit Cello wie im letzten Jahr in der Maroquinerie gab es ein shoegaziges, gitarrenlastiges Set. Diese neue Ausrichtung gefiel mir ausgeprochen gut, denn die Herren an Bass und Gitarre spielten so herrlich luftig und melodisch, daß es eine wahre Freude war. Die kristallklare Stimme der Blondine wurde so wie auf Flügeln getragen und schwebte förmlich durch den Raum. Absolutes Highlight in einem schönen Set war das treibende Garden Grow vom neuen Album Golden Sea Auf der CD hört man Geigen, die hier und heute aber durch die Gitarren ersetzt wurden. Hochglanzpop, den ein paar Mitbürger als zu steril empfanden, der mich aber begeisterte. Wem das aktuelle Album von Beach House schon zu den Ohren raushängt, der sollte es mal mit Our Broken Garden versuchen. Und wie hübsch diese Anna schon wieder war! Sehen in Dänemark etwa alle Frauen so aus wie Agnes Obel und Anna Brönsted? Blonde Hare, blaue Augen, ein puppiges Gesicht? Wenn ja, ziehe ich nächstes Jahr nach Kopenhagen! Oder so.



Setlist Our Broken Garden, L'Européen, Paris:

01: Seven Wild Horses
02: The Burial
03: Nightsong
04: Share
05: Warriors of Love
06: The Feral
07: Garden Grow
08: Watermark

Etwa 20 Minuten anch dem Auftritt von Our Broken Garrden wurde es mit der Kalifornierin Emily Jane White deutlich erdiger und folkiger. Allerdings auch rockiger als gewohnt, denn ich erlebte Emily Jane zum ersten Mal live mit einem Gitarristen und einem Drummer. Am Anfang iher Livekarriere in Paris kam sie immer auschließlich mit ihrem Kontrabassisten, später dann erschien sie auch mit Cellistin und Violinistin. Heute aber die Folk-Rock Variante. Am Bass: Julien Pras, seines Zeichens hervorragender französischer Singer/Songwriter und Sänger der famosen, aus Bordeaux stammenden Band Calc. In Bordeaux hat auch das Label Talitres von Emily Jane White ihren Sitz, so daß die Querverbindungen schnell hergestellt sind. Vier Musiker heute also auf der Bühne, aber nicht immer gleichzeitig im Einsatz. Beim ersten Song war der langmähnige Drummer noch nicht aktiv. Auch in der Folge wechselte das Line-Up je nach Stück immer mal wieder. Oft spielte die gesamt Band, manchmal aber auch nur Emily Jane White und ihr Gitarrist, bisweilen Emily sogar ganz allein. Und die letzte Variante war im Falle von Wild Tigers I Have Known auch die allerschönste. Die Amerikanerin saß hinter ihrem Piano und klimperte mich in einen veritablen Rausch. Ihre Stimme aus Samt und Seide umhüllte mich wie dabei ein wärmender Schal im Winter. Ich schaute wie gebannt auf die Bühne und kam aus dem Schwärmen nicht mehr raus. Mann, was für ein Talent! Die gefühlvolle Ballade schoß wirklich den Vogel ab, spendete so unendlich viel Trost und Zuneigung. Wir befanden uns schon in der Endphase des Konzertes, das noch meine kühnsten Erwartungen übertroffen hatte. Zu Beginn war ich etwas unkonzentriert und müde, dann aber kam ich mit jedem Lied besser rein und genoß die Show in vollen Zügen. Auch die neuen Stücke gingen mir gut ins Ohr. Das aktuelle Werk Ode To Sentience hatte ich noch nicht gehört, aber ein paar Perlen davon verzauberten mich auf Anhieb. An erster Stelle zu nennen war I Lay To Rest. Erneut ein Lied am Piano, in diesem Falle aber mit Bandbegleitung. "It's only California, oh I lay to rest", ging es textlich los und dann war von "devils" und "ghosts" die Rede, was nicht verwundert, wenn man weiß, daß sich Emily Jane selbst als gothisch einordnet. Sie zelebriert einen dunklen Folk und nicht nur deshalb gibt so etwas wie eine Seelenverwandschaft mit Marissa Nadler, die einem mit ihren mysteriösen, bisweilen morbiden Texten auch immer Rätsel aufgibt.

Aber nicht nur Freude esoterisch- verhallten Folks kamen auf ihre Kosten, sondern auch Fans von Countryklängen. In zwei bis drei Fällen kam nämlich eine Pedal Steel zum Einsatz. Besonders schön ertönte sie bei Broken Words und erfüllte das Européen mit einer würzigen Wildwestnote. Der Sound war brillant, wunderbar harmonisch und ausgewogen und der Instrumentierung war es im Übrigen auch nie zuviel. Es wurde genau die richtige Balance gefunden, um auch der sehnsüchtigen Hauchstimme von Emily Jane noch genug Luft zum Atmen zu lassen.

Nach fast 90 Minuten Spielzeit und zwei umjubelten Zugaben war klar: diese junge Frau spielt in einer ganz hohen Liga! Das Européen hatte sie zweimal in Folge fast ganz gefüllt und insgesamt etwa 600 Zuschauer angelockt. Das sollte aber noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Ich gönne ihr die Cigale oder das Oympia. Das spielerische Niveau hat das Mädel allemal!

Pour nos lecteurs français:

Déjà impressionné par le tout premier concert que j'avais vu d'elle ( 2008 au Pont FMR) la californienne Emily Jane White ne cesse de progresser. Un pur bonheur de la voir évoluer à un niveau aussi élevé. Désormais entourée d'un vrai groupe folk rock (on notera la présence du bordelais Julien Pras (Calc) à la basse) Emily Jane White a donné à l'Européen son concert le plus abouti, le mieux maîtrisé. Arrangements d'orfèvre, voix sensuelle, chaude et sans faille, morceaux touchants et beaux à pleurer, on ne pouvait difficilement mieux faire. Ceux qui l'avaient vu la veille au même endroit étaient du même avis: "c'était beaucoup mieux", lanca mon ami Michael. "Actually I felt better yesterday", retorqua Emily que nous avions croisée après son concert au merch où elle signait avec patience des autographes et se laissait librement photographier. Elle vendait pas mal d'exemplaires de son tout nouvel opus baptisé Ode To Sentience. De ce dernier né on retiendra surtout I Lay To Rest (interpreté au piano) et Broken Words avec Henry à la slide guitare. Mais la chanson qui m'avait le plus emballé c'était Wild Tigers I Have Known, tirée de son tout premier opus Dark Undercoat. Elle l'interpréta toute seule au clavier et me mit les larmes aux yeux. Cette petite melodie ultramélancolique et son chant sincère et chuchotté etaient tellement intenses que c'était presque normal de craquer un peu.

Les applaudissements furent nourris et amplement merités. Ils poussèrent l'artiste à faire deux rappels dans lesquels figurait le morceau Dagger où son guitariste Henry jouait des petites melodies accrocheuses de toute beauté.

Un bon point aussi pour la danoise Anna Bronsted alias Our Borken Garden qui était elle aussi entourée pour la première fois d'un groupe complet. Les guitares aériennes donnaient un parfum de shoegaze à ses balades intimistes et portaient à merveille sa voix cristalline. Ceux qui se lassent déjà un peu du (magnifique) dernier album de Beach House peuvent trouver une bonne alternative en achetant Golden Sea, le deuxième et actuel album de Our Broken Garden.

Setlist Emily Jane White, Européen, Paris:

01: A Shot Rang
02: Bessie Smith
03: Oh Katerine
04: The Cliff
05: Frozen Heart
06: The Ravens
07: Stairs
08: Broekn Words
09: California
10: Black Silk
111. Red Serpent
12: Wild Tigers I Have Known
13: Dark Undercoat

14: Time on Your Side
15: The Preacher
16: Dagger

17: Faster Than...

Außerdem wurde im mIttelteil Victorina Amercia gespielt.

Ausgewählte Konzerttermine von Emily Jane White (ohne Gewähr):

18.11.2010: L'Astrolabe, Orleans
19.11.2010: La Dynamo, Toulouse
22.11.2010: Galerie, Dijon
30.11.2010: Ziegel Oh Lac, Zürich
08.12.2010: Le Botanique, Brüssel
09.12.2010: Haldern Pop Bar, Rees-Haldern
10.12.2010: Hafen 2, Offenbach
11.12.2010: Café Glocksee, Hannover
13.12.2010: Subrosa, Dortmund
19.12.2010: Paradiso, Amsterdam

Aus unserem Archiv:

Emily Jane White, Paris, 17.10.08
Emily Jane White, Paris, 23.04.08

Sehr lesenswert: Das Klienicum zu Ode To Sentience, dem neuen Album von Emily Jane White, klick!




1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Im Subrosa in Dortmund!! Das ist meine alte Stammkneipe :-)

Ich werd's gleich mal ein paar Leuten erzaehlen...

Bises, Uschi aus P.

 

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