Dienstag, 16. November 2010

Amy MacDonald, Düsseldorf, 15.11.10


Konzert: Amy MacDonald
Ort: Philipshalle, Düsseldorf
Datum: 15.11.2010
Zuschauer: so gut wie ausverkauft (5.000?)
Dauer: gut 90 min


Ein guilty pleasure... Amy MacDonald passt nicht mehr in unser Konzerttagebuch, sie ist dem vor
Jahren entwachsen. Obwohl sie sich musikalisch immer weiter entfernt hat, verfolge ich ihre Karriere interessiert und freue mich, wie erfolgreich die junge Schottin ist, wie sie immer mehr zum Superstar wird, dabei aber bescheiden und immer noch musikbegeistert wirkt.

Seit ich zufällig Amys erstes Deutschlandkonzert im Vorprogramm von Paul Weller gesehen habe, und mich ihre tiefe Stimme und die sehr rohen akustischen Lieder begeistert hatten, folgte einige Konzerte, zwei Platten, verschiedene Haarfarben und ein musikalischer Stilwechsel zu immer radio- und dann fernsehtauglicheren Arrangements. Eine Weile hatte ich großen Spaß daran, Leuten, die nur Amys Platten kannten, frühe WDR Aufnahmen vorzuspielen und die entsetzten
Gesichter zu genießen, weil diese Popsängerin plötzlich viel tiefer und grober klang. Tief und roh verkaufen aber keine Platten, also wurde alles weicher, die Konzerte popiger und massentauglicher. Vollkommen legitim, aber auch eben schade, wenn die viel bessere Seite der Künstlerin nicht von diesen Massen als besser erkannt wird.

Das Ergebnis ist, daß mein Interesse an ihrer Musik immer kleiner wurde. Allerdings schadet es ja auch nicht, ab und zu mal wieder zu gucken, wie es denn jetzt so ist...

Düsseldorf bot solch eine Gelegenheit. Leider verdränge ich immer wieder, wie schrecklich die Anfahrt zur Philipshalle ist. Auch wenn ich ihn nur sehr bedingt mag, wollte ich rechtzeitig zu Guillemots Sänger Fyfe Dangerfield da sein. Im Prinzip war ich pünktlich um acht vor der Halle - mehrfach. Allerdings
dauerte die Parkplatzsuche dann noch einmal fast eine Stunde; und wir gingen durch die Saaltür, als Amy MacDonald die Bühne betrat.

Mittlerweile gibt es hinter der Sängerin Videoleinwände und fünf Begleitmusiker. Wir standen zu weit weg, um die genauer zu sehen, sie schienen mir aber wenigstens zum Teil neu zu sein. Nicht geändert hatte sich aber die Tendenz, daß diese Extramusiker eine deutlichere Rolle im Arrangement der Songs spielen. Natürlich dominieren weiter Amys akustische Gitarren, ein breiter Mantel aus anderen Instrumenten ist aber allgegenwärtig. Und das mag ich nicht. Am schlimmsten war diesmal das Saloon-
Klavier in vielen Liedern. Puh... Auch die Dire Straits Gitarren wären besser in der Versenkung geblieben. Aber offenbar gefällt genau das der Zielgruppe, denn ansonsten wären nicht 5.000 Zuschauer da gewesen.

Je mehr die Sängerin aus Glasgow im (alleinigen) Mittelpunkt stand, desto besser der Abend. Diese Momente waren allerdings vor allem auf die Ansagen beschränkt. Und da merkte man der Schottin an, daß sie sich sehr viel Bodenständigkeit bewahrt hat. Sie erzählte Geschichte über Geschichte, sprach von der ersten Tour mit Paul Weller, von der gemeinsamen Arbeit mit dem alten Meister im Studio und log dann, ihr Gitarrist sei besser. Das war alles sehr unterhaltsam, und ihr schottischer Akzent ist ja ohnehin jeden Satz wert, den sie spricht.

Das eine wirklich ruhig vorgetragene Lied war dann auch mein Liebling, es stammte allerdings nicht aus
Amys Hand. Statt wie zuletzt Dancing in the dark coverte Amy MacDonald heute Born to run von Bruce Springsteen als Zugabe. Sie alleine mit Gitarre - das steht ihr mit Abstand am besten - aber das hatte ich wohl schon erwähnt.

Br. Brightside von den Killers war nicht mehr im Programm, dafür enorm viele Lieder von beiden Platten, es war also, wenn man das alles so mag, wie es gespielt wird, ein perfektes Konzert. Daher bin ich sicher, daß der Abend für fast alle der Besucher ein perfektes Konzerterlebnis bot. Außer vielleicht für die Männer, die wider Willen ihre Frauen begleiten mussten. Aber für die gab es ja immerhin Dire Straits Gitarren...

Setlist Amy MacDonald, Philipshalle, Düsseldorf:

01: An ordinary life
02: Poison Prince
03: LA
04: Youth of today
05: Love love
06: Mr. Rock & Roll
07: Footballer's wife
08: Spark
09: This pretty face
10: Don't tell me that it's over
11: Troubled soul
12: Give it all up
13: Next big thing
14: No roots
15: Run
16: This is the life
17: What happiness means to me

18: Born to run (Bruce Springsteen Cover) (Z)
19: Let's start a band (Z)

Links:

Amy MacDonald, Bonn, 04.09.09
Amy MacDonald, Bochum, 26.02.09
Amy MacDonald, Köln, 22.10.08
Amy MacDonald, Köln, 06.03.08
Amy MacDonald, Glasgow, 14.12.07
Amy MacDonald, Frankfurt, 16.09.07

(die Fotos stammen von verschienenen alten Konzerten)





2 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Wayne "The Flaming Lips" Coyne hat sich unlängst in einer bekannten Musikzeitschrift als Fan von Amy MacDonald geoutet. Seine Kollegen fragen ihn seitdem ständig: " Was, du magst Amy MacDonald?" Woraufhin Wayne entgegnete: " Wo ist das Problem?" Ist sie euch nicht cool genug?"

Anonym hat gesagt…

Ausverkauft stimmt wohl nicht ganz. Die Halle war schliesslich verkleinert, der komplette obere Rang war verdeckt.

 

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