Konzert: Editors
Ort: Live Music Hall Köln
Datum: 08.11.2007
Zuschauer: ausverkauft
Die Editors hatten zuletzt in NRW für Unmut gesorgt, als sie kurzfristig ihren Auftritt beim Haldern-Festival Anfang August abgesagt hatten, um stattdessen durch Australien zu touren. Das Konzert im Juni in der Kölner Kulturkirche mußte vorzeitig (vor dem letzten Lied) wegen eines teilweise sehr dramatisch ausgeschmückten Polizeieinsatzes beendet werden, vermutlich waren statt des in der englischen Presse geschilderten SEK-Einsatzes Toto und Harry da, um eine Beschwerde eines Anwohners vorzutragen. Wie auch immer: Die Editors schuldeten Köln also ein Konzert und ein Lied. Der Grund für das zweite Konzert innerhalb eines Jahres war aber vermutlich weniger romantisch und eher finanziell begründet, die Band füllt nämlich mittlerweile problemlos die Live Music Hall...
Nach einem halbstündigen Auftritt der Londoner The Boxer Rebellion* begann die Band aus Birmingham pünktlich um neun. Was in den kommenden 75 Minuten folgen sollte, war mein mit Abstand bestes Editors-Konzert und ganz sicher eines der besten des Jahres!
Dabei wirkte Sänger Tom Smith zunächst viel ruhiger als sonst. Hatte er in der Kulturkirche schon am Anfang mit seinen Armen alles mögliche angestellt, sobald die mal nicht Gitarre spielen mußten, war er heute merklich zurückhaltender. Kein sich-selbst-Umarmen, als hätte er eine Fuchtel-Therapie absolviert. Diese Zurückhaltung war allerdings nur bei seinen Gesten zu bemerken, nicht bei der musikalischen Performance. Schon mit dem ersten Lied ("Lights", meine beiden anderen Konzerte dieses Jahr hatten mit "Bones" begonnen), beeindruckten die Editors mit glasklarem Sound und präzisem Spiel.
Schon durch seine Art steht Tom Smith besonders im Mittelpunkt. Heute wurde dies durch den Lichteinsatz besonders verstärkt. Ich weiß nicht, ob mir das vorher einfach nicht aufgefallen ist - oder ob das neu ist. Jedenfalls war fast immer nur der Sänger beleuchtet. Die drei anderen Musiker, Gitarrist Chris Urbanowicz, Bassist Russell Leetch und Schlagzeuger Ed Lay standen also auch wörtlich ganz deutlich im Schatten ihres extrovertierten Frontmanns. Jedoch nicht musikalisch, denn da paßt alles, die Musiker aus den Midlands sind eine sehr routinierte Liveband geworden, (routiniert allerdings im besten Sinne des Wortes).
Der Anfang des Konzerts war schon einmal atemberaubend - im wahrsten Sinne des Wortes, denn es blieb keine Zeit zu verschnaufen, weil sich ein Hit an den nächsten reihte. Einer der Höhepunkte war dabei "Escape the nest" als siebtes Lied, das ich bisher offenbar immer unterschätzt habe. Weil bis dahin wirklich nur Songs gespielt wurden, die das Publikum begeistert feierte, war die Stimmung in der Live Music Hall irrsinnig gut. Das habe ich in der Form da noch nicht erlebt.
Danach kam... ein neues Lied, "Banging heads", bei dem Tom Smith erst am Klavier spielte, dann mit der Gitarre weitermachte. Das Lied hat Hitqualitäten und paßt sich mit seinem mächtigen Gitarrensound in den Stil des aktuellen Albums ein. Ob die La la la-Passagen an der fehlenden Komponier-Zeit auf Tour liegen, weiß ich nicht, sie paßten aber gut in das Stück (und außerdem sind Lieder mit "La la la"-Parts meistens großartig!).
Mittlerweile schien auch die Wirkung von Toms Johanniskraut-Tee nachzulassen, u.a. seine Hände wurden immer aktiver. Bei den Stücken, bei denen er am Klavier sitzt, streckte er sich über das Piano, er umarmte sich irgendwann, kletterte auf das Klavier, rannte hin und her, ohne dabei in der Qualität seines Gesangs oder Gitarrenspiels nachzulassen.
Der zweite Teil des Sets, nach dem neuen Stück, stand der ersten Hälfte in nichts nach, auch wenn mit "Open your arms", "When anger shows" oder "Spiders" da Lieder der zweiten Reihe einen wichtigen Part hatten. Aber es gab eben auch gegen Ende keinerlei Stimmungsabfall. Da kann nach "Munich" (mit einer sehr ruhigen Solo-Beginn von Tom Smith) eben "Open your arms" als Schlußlied, ohne Gefahr zu laufen, daß das Publikum an Euphorie verliert. "Spiders", ein Lied, mit dem ich eigentlich bisher nicht viel anfangen konnte, enthielt mittendrin den Refrain des Peter Gabriel-Songs "Red rain", großartig!
"Open your arms" war nach genau einer Stunde das erste Ende. Als Zugaben spielten die vier Editors die zum festen Programm gehörende B-Seite "You are fading", das vom ganzen Saal in irrer Lautstärke mitgesungene "Smokers outside the hospital doors" und das durch Toto und Harry in der Kulturkirche verhinderte "traditionelle" Abschlußlied "Fingers in the factories".
Am gleichen Abend haben im Gebäude 9 die Wombats gespielt, die ich wahnsinnig gerne gesehen hätte. Alle coolen Jungs waren auch sicher da. Die haben dann allerdings ein fabelhaftes Editors Konzert verpasst und müssen von den Wombats schon verflucht viel geboten bekommen haben, um eine richtige Entscheidung getroffen zu haben, denn viele bessere Konzerte hat Köln dieses Jahr nicht gesehen.
Nach einem halbstündigen Auftritt der Londoner The Boxer Rebellion* begann die Band aus Birmingham pünktlich um neun. Was in den kommenden 75 Minuten folgen sollte, war mein mit Abstand bestes Editors-Konzert und ganz sicher eines der besten des Jahres!
Dabei wirkte Sänger Tom Smith zunächst viel ruhiger als sonst. Hatte er in der Kulturkirche schon am Anfang mit seinen Armen alles mögliche angestellt, sobald die mal nicht Gitarre spielen mußten, war er heute merklich zurückhaltender. Kein sich-selbst-Umarmen, als hätte er eine Fuchtel-Therapie absolviert. Diese Zurückhaltung war allerdings nur bei seinen Gesten zu bemerken, nicht bei der musikalischen Performance. Schon mit dem ersten Lied ("Lights", meine beiden anderen Konzerte dieses Jahr hatten mit "Bones" begonnen), beeindruckten die Editors mit glasklarem Sound und präzisem Spiel.
Schon durch seine Art steht Tom Smith besonders im Mittelpunkt. Heute wurde dies durch den Lichteinsatz besonders verstärkt. Ich weiß nicht, ob mir das vorher einfach nicht aufgefallen ist - oder ob das neu ist. Jedenfalls war fast immer nur der Sänger beleuchtet. Die drei anderen Musiker, Gitarrist Chris Urbanowicz, Bassist Russell Leetch und Schlagzeuger Ed Lay standen also auch wörtlich ganz deutlich im Schatten ihres extrovertierten Frontmanns. Jedoch nicht musikalisch, denn da paßt alles, die Musiker aus den Midlands sind eine sehr routinierte Liveband geworden, (routiniert allerdings im besten Sinne des Wortes).
Der Anfang des Konzerts war schon einmal atemberaubend - im wahrsten Sinne des Wortes, denn es blieb keine Zeit zu verschnaufen, weil sich ein Hit an den nächsten reihte. Einer der Höhepunkte war dabei "Escape the nest" als siebtes Lied, das ich bisher offenbar immer unterschätzt habe. Weil bis dahin wirklich nur Songs gespielt wurden, die das Publikum begeistert feierte, war die Stimmung in der Live Music Hall irrsinnig gut. Das habe ich in der Form da noch nicht erlebt.
Danach kam... ein neues Lied, "Banging heads", bei dem Tom Smith erst am Klavier spielte, dann mit der Gitarre weitermachte. Das Lied hat Hitqualitäten und paßt sich mit seinem mächtigen Gitarrensound in den Stil des aktuellen Albums ein. Ob die La la la-Passagen an der fehlenden Komponier-Zeit auf Tour liegen, weiß ich nicht, sie paßten aber gut in das Stück (und außerdem sind Lieder mit "La la la"-Parts meistens großartig!).
Mittlerweile schien auch die Wirkung von Toms Johanniskraut-Tee nachzulassen, u.a. seine Hände wurden immer aktiver. Bei den Stücken, bei denen er am Klavier sitzt, streckte er sich über das Piano, er umarmte sich irgendwann, kletterte auf das Klavier, rannte hin und her, ohne dabei in der Qualität seines Gesangs oder Gitarrenspiels nachzulassen.
Der zweite Teil des Sets, nach dem neuen Stück, stand der ersten Hälfte in nichts nach, auch wenn mit "Open your arms", "When anger shows" oder "Spiders" da Lieder der zweiten Reihe einen wichtigen Part hatten. Aber es gab eben auch gegen Ende keinerlei Stimmungsabfall. Da kann nach "Munich" (mit einer sehr ruhigen Solo-Beginn von Tom Smith) eben "Open your arms" als Schlußlied, ohne Gefahr zu laufen, daß das Publikum an Euphorie verliert. "Spiders", ein Lied, mit dem ich eigentlich bisher nicht viel anfangen konnte, enthielt mittendrin den Refrain des Peter Gabriel-Songs "Red rain", großartig!
"Open your arms" war nach genau einer Stunde das erste Ende. Als Zugaben spielten die vier Editors die zum festen Programm gehörende B-Seite "You are fading", das vom ganzen Saal in irrer Lautstärke mitgesungene "Smokers outside the hospital doors" und das durch Toto und Harry in der Kulturkirche verhinderte "traditionelle" Abschlußlied "Fingers in the factories".
Am gleichen Abend haben im Gebäude 9 die Wombats gespielt, die ich wahnsinnig gerne gesehen hätte. Alle coolen Jungs waren auch sicher da. Die haben dann allerdings ein fabelhaftes Editors Konzert verpasst und müssen von den Wombats schon verflucht viel geboten bekommen haben, um eine richtige Entscheidung getroffen zu haben, denn viele bessere Konzerte hat Köln dieses Jahr nicht gesehen.
Setlist Editors Live Music Hall Köln:
01: Lights
02: Bones
03: Bullets
04: An end has a start
05: The weight of the world
06: Blood
07: Escape the nest
08: Banging heads (neu)
09: All sparks
10: When anger shows
11: Spiders (mit "Red rain"-Cover)
12: The racings rats
13: Munich
14: Open your arms
15: You are fading (Z)
16: Smokers outside the hospital doors (Z)
17: Fingers in the factories (Z)
Links:
- Editors 2007 bei den Solidays in Paris
- Editors 2007 beim Wireless Festival in London
- Editors 2007 in Köln
- Editors 2006 bei Rock en Seine in Paris
- Fotos aus der Live Music Hall in Köln
* Der Boxeraufstand war eine Auseinandersetzung einer chinesischen Bevölkerungsbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die ausländischen Kolonialmächte, die in einem Krieg der europäischen Großmächte, der USA und Japans gegen die Boxer und die kaiserlich-chinesischen Truppen endete. Nach einem kurzen Ausflug auf die großen Bühnen der Weltpolitik war das Thema danach wieder erledigt.
Der Name der Band ist insofern gut gewählt. Die Gruppe aus London sorgte für (etwas) Aufmerksamkeit, wird aber vermutlich ohne große Wirkung bleiben. Mich haben jedenfalls weder die erste Platte der Band noch der Auftritt in Köln so sehr beeindruckt, daß ich mich mit The Boxer Rebellion näher beschäftigen würde. "We have this place surrounded" war ein Höhepunkt. Rechts und links auf der Bühne standen Teile des Schlagzeugs (likns eine Trommel, rechts ein Becken). Der Bassist und Gitarrist prügelten bzw. traten bei diesem eigentlich ruhigeren Stück kräftig auf die Instrumente mit ein. Das wird mir in Erinnerung bleiben, der Rest vermutlich nicht. Dafür waren dieses Jahr schon zu viele Vorgruppen ganz anderer Kaliber in Köln zu sehen!
Der Name der Band ist insofern gut gewählt. Die Gruppe aus London sorgte für (etwas) Aufmerksamkeit, wird aber vermutlich ohne große Wirkung bleiben. Mich haben jedenfalls weder die erste Platte der Band noch der Auftritt in Köln so sehr beeindruckt, daß ich mich mit The Boxer Rebellion näher beschäftigen würde. "We have this place surrounded" war ein Höhepunkt. Rechts und links auf der Bühne standen Teile des Schlagzeugs (likns eine Trommel, rechts ein Becken). Der Bassist und Gitarrist prügelten bzw. traten bei diesem eigentlich ruhigeren Stück kräftig auf die Instrumente mit ein. Das wird mir in Erinnerung bleiben, der Rest vermutlich nicht. Dafür waren dieses Jahr schon zu viele Vorgruppen ganz anderer Kaliber in Köln zu sehen!
4 Kommentare :
Du kannst nicht dreimal die Woche ein Konzert zum Konzert des Jahres erklären! Das wird irgendwann unglaubwürdig ;)
Ich weiß das doch! Aber es waren diese Woche nur zwei! ;-)
Ich habe gestern mal überlegt, was meine Jahres Top 10 gerade wäre.
Das sähe dann wohl so aus (chronologisch):
- Klee im Mediapark
- James
- Kaiser Chiefs in London (wegen Ruby)
- Loney, dear in Haldern
- Anna Ternheim in Köln
- Interpol beim Highfield
- Die Shout Out Louds in Köln
- Travis & The Taste
- Los Campesinos! in Brüssel und
- gestern
Kandidaten sind aber auch noch Maximo Park, Voxtrot in Frankfurt, Malcolm Middleton und Amy MacDonald.
Viel wird vermutlich auch nicht mehr kommen. Und daß jetzt gerade drei in den letzten Wochen waren, ist wohl Zufall :-)
So umwerfend sind die Wombats auch wieder nicht, hast sicher richtig entschieden:-)
Bands wie die Wombats kommen und gehen, Editors werden aber mit Sicherheit bleiben!
Und ich gehöre nicht zu den coolen Jungs, also konnte ich ja zu so einer "Mainstream"-Band gehen :-)
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