Montag, 4. Juni 2007

Jamie T & The Taste, Frankfurt, 03.06.07


Konzert: Jamie T. & The Taste

Ort: Frankfurt Cooky's

Datum: 03.06.2007
Zuschauer: voll


Vor ein paar Wochen habe ich im Spiegel über eine psychische Besonderheit gelesen, über Menschen, die sich in Gegenstände verlieben. Ich hielt das für sehr exzentrisch und die betroffenen Leute für bemitleidenswert, bis ich mich gestern ein kleines bißchen in einen Club verliebt habe. Dieser Club ist das Cooky's in Frankfurt - und dieser Club ist der perfekte Ort für Konzerte. Es geht erst eine Treppe runter, dann um ein paar (verspiegelte) Ecken - und dann steht man unmittelbar vor der Bühne. Die Bühne ist winzig und wird hinten von einer Wand, rechts von einer abgetrennten Sitzecke (von der Sorte gibt es ein paar), links von der großen Bar und vorne von einer 3x3 m großen Tanzfläche begrenzt. An die Tanzfläche schließen sich wieder zwei Sitzecken an. Diejenigen, die wie ich um kurz vor neun vor dem Cooky's waren und dann um neun eingelassen wurden (auf meiner Karte stand Beginn 21 Uhr, Einlaß 21 Uhr), wurden erst noch Zeuge einer badesalzesquen Auseinandersetzung zwischen dem Einlasser und dem Security Mann, durften dann aber die besten (Sitz-) Plätze vor der Bühne auswählen. Ich entschied mich gegen die erhöhte Sitzecke am Ende der Tanzfläche und setzte mich an die Bar und damit in die erste Reihe vor der Bühne.

Der winzige Laden füllte sich schnell, viele hatten vermutlich die gleichen Schwierigkeiten wie ich, den genauen Startzeitpunkt herauszufinden. Ich wollte eines auf keinen Fall, nämlich die Vorgruppe The Taste verpassen, die ich in Köln vor den Noisettes gesehen hatte. The Taste aus München hatten mich damals vollkommen überzeugt, sodaß ich mich sehr darauf freute, die Band noch einmal zu sehen.

Aufgebaut war da schon alles. Das Taste-Schlagzeug stand am Rand der Mini-Bühne, vor dem Jamie T Schlagzeug, das mitten in der angrenzenden Sitzecke aufgebaut war. Direkt vor mir - also an der Bar - stand eines der Mikros, denn die Bühne war wirklich sehr eng. An den Platz "an der Bar" stellte sich dann Bassist Frank, der mit Maria (Gesang & Gitarre) und Nick (Schlagzeug) The Taste bildet. Die Gruppe stammt aus
München, hat im vergangenen Jahr aber häufiger in England als in Deutschland gespielt und schon so namhafte Bands wie Forward Russia!, We are Scientists, Duels oder eben die Noisettes supportet. Und daß sie diese Supports nicht gewonnen hatten, haben sie in Frankfurt wieder sehr schnell gezeigt: The Taste ist für mich eine der talentiertesten deutschen Bands, gar keine Frage. Ich hoffe nur, daß sich das schnell rumspricht, damit bald eine Platte der Band erscheinen kann. Die Münchener haben wie schon in Köln acht Lieder gespielt, von denen drei auf einer Single sind, die die Band vertreibt. Die drei machen Alternative Rock, der sofort funktioniert. Auch in Frankfurt war direkt Stimmung da. Marias Stimme ist sehr einprägsam, zusammen mit dem schnellen Gitarrenspiel und einem unfassbar energisch gespielten Schlagzeug entstehen so fabelhafte Lieder. Ich hoffe wirklich sehr, die Band bald einmal als Hauptgruppe zu sehen. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß das noch lange dauern kann.

Übrigens sind The Taste wahnsinnig nett. Die Ansagen zwischen den Liedern sind unglaublich sympathisch. Vor "Do you love me?" fragte Maria, ob wir sie denn liebten - und sie war zufrieden mit der Antwort. Nick nannte später die myspace-Adresse und sagte, wir sollten ihnen schreiben, sie würden antworten (stimmt!) und sie wären nett (sag ich doch!). Wenn Ihr Gelegenheit habt, Jamie T in Bremen zu sehen, geht hin, das Ticket lohnt sich schon für The Taste!

Setlist The Taste Frankfurt:

01: Can't get enough of your dang-da-dang
02: 123 what can you see from up the hill when life stands still
03: Do you love me?
04: Everybody but you
05: Contradiction
06: I know that you hate me
07: You should have danced
08: Till there was you


Während des Konzerts habe ich mich an meiner Bar gefragt, wie wohl das Schlagzeug wieder von der Bühne kommt. Vor der Bühne drängten sich nämlich mittlerweile die Leute so sehr, daß da wirklich keine größeren Geräte durchgetragen werden konnten. Das Problem war aber offenbar nicht neu und leicht zu lösen: Die Instrumente wurden durch die Bar transportiert! Das Jamie T Schlagzeug blieb in der Sitzecke und einer der Roadies nach dem Umbau auch gleich, denn da waren ja einige Sitzgelegenheiten neben seinem Schlagzeuger. Was mich ein wenig gewundert hatte, waren die Wasserflaschen, die die Helfer auf die Bühne gestellt hatten. Das paßte nicht so ganz zu dem Bild, das ich mir gemacht hatte. Kurz vor Beginn, wurde das Wasser dann auch noch gegen Bier ausgetauscht. Damit stimmte das Weltbild wieder!

Auch durch die Bar kamen dann erst die Pacemakers, die zu Jamie gehörende Band. Jamie T stieß sich erst mal den Kopf an der Bar und kam dann mit Windjacke, einem karierten Hemd und einer Washington Redskins Kappe (richtig rum und gerade) bekleidet auf das Bühnchen und legte gleich ordentlich los, um nach dem ersten Lied erst einmal das Tempo wieder rauszunehmen, denn das zweite Stück spielte er solo mit einer normalen Gitarre. Sein Gitarrist nutze die Gelegenheit, sich auf die Bühne zu setzen und seinem Sänger zuzusehen. Die Pacemakers sind übrigens neben dem Gitarristen ein Keyboarder, der wie eine jüngere Version von Iggy Pop aussah, dem Schlagzeuger in der Sitzecke und einem Bassisten.

Man darf nicht glauben, Jamie T mache reinen Rap oder Hip Hop. Auch wenn die Platte
eher danach klingt, ist das live viel mehr so wie die Babyshambles (ok, das kann ich nicht wissen...) oder die Arctic Monkeys. Grandios! Sicherlich ist Jamie nicht jedermanns Sache, ich kann mir aber nicht vorstellen, daß man sich der Wahnsinnsstimmung live entziehen könnte. Die Leute tanzten von Anfang an wild vor sich hin. Jamie kommentierte das mit "there are two bars in this room. So there's no excuse not to have fun." Er wolle junge Männer sehen, die mit 45 jährigen Frauen Spaß hätten. Wir wüßten schon.

Highlights im Set gab es eigentlich nicht, alles war toll. Es wurde durch das wilde Rumgezappele zwar immer heißer (Jamies Hemd war klatschnass), das machte aber überhaupt nichts. Irgendwie bestellte auch niemand mehr Getränke (gut, man hätte erst mal zur Bar kommen müssen). Daher standen in der Bar auch hauptsächlich Zuschauer (Jamies Manager oder Tourmanager wohl, ein paar Roadies und The Taste).

Auf mich wirkt dieser Jamie, obwohl er mächtig prollig aussieht, richtig nett. Seine
Version des "Hallo Frankfurt, seid Ihr gut drauf" war zum Beispiel: "I heard the only good thing about Frankfurt is the airport, is that true?"

Nach 12 Liedern endete mit "Sheila" das normale Programm. "Sheila" ist die aktuelle Single und räumte noch mal richtig ab. Danach verschwand die Band in der Bar, der gitarrenstimmende Helfer ließ aber keinen Zweifel zu, ob Jamie noch einmal wiederkommen würde. Er kam, nahm sich eine normale Gitarre und spielte "New England", und ich muß sagen, daß mir die Version, bei der zwar die prägnante Gitarre des Originals fehlte, gut gefallen hat. Im Cooky's gröhlten auch dabei viele mit, die meisten sicher Engländer, von denen einige da waren. Nach dieser Soloeinlage rief Jamie die Pacemakers zurück, um dann noch vier Zugaben zu spielen.

Irgendwann während der Zugaben gab Jamie dem Tourmanager (?) ein Zeichen. Er streckte zwei Finger hoch. Der kapierte und ließ zwei Schnäpse machen, die Jamie und sein Gitarrist zwischendrin tranken.

"Salvador" war die letzte Zugabe und damit das Ende eines tollen Konzerts mit zwei großartigen Bands in einem sensationellen Club.

Setlist Jamie T. Frankfurt:

01: NWA
02: Livin with Betty
03: Brand new bass guitar
04: If you got the money
05: Operation
06: Ike & Tina
07: Calm down dearest
08: Back in the game
09: Alicia Quays
10: So lonely was the ballad
11: Pacemaker
12: Sheila

13: New England (Billy Bragg Cover) (Z)

14: Dry off your cheeks (Z)
15: Northern line (Z)
16: Down to the subway (Z)
17: Salvador

Links:

- Jamie T. in Paris
- The Taste in Köln

Termine:

05.06.2007: Jamie T. in Leipzig
06.06.2007: Jamie T. in Hannover
07.06.2007: Jamie T. & The Taste in Bremen
08.06.2007: The Taste in Hamburg
09.06.2007: Jamie T. in Hamburg
09.06.2007: The Taste in Berlin
21.06.2007: The Taste in Innsbruck
14.07.2007: The Taste in München
03.08.2007: Jamie T. in Haldern



1 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Ok, ich habe etwas geschummelt. Jamie & Maria tragen nicht immer den gleichen Kram. Die Bilder sind alt, ich hatte meine Kamera nicht dabei.

 

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