Konzert: Kings Of Leon
Datum: 26.06.2007
Ort: Le Bataclan, Paris
Zuschauer: ausverkauft
"We just came from Germany and I must say that you guys here in Paris are so much better than them, believe me!" Caleb Followill, der Sänger und Gitarrist der Amerikaner Kings of Leon, klang glaubwürdig als er diese Sätze zur Mitte des Konzerts an das Publikum im Pariser Bataclan richtete. Was war los während des Doppelfestivals Southside/Hurricane in Deutschland, wo die Kings of Leon kurz zuvor gespielt hatten? War die Unterstützung etwa nicht so massiv, wie es sich die Burschen aus Tennessee gewünscht hätten? Oder sollte einfach nur die unglaubliche Begeisterung beim Pariser Publikum am heutigen Tage besonders hervorgehoben werden? Für mich nicht zu beurteilen, ich war nun einmal weder beim Southside, noch beim Hurricane dabei. Dafür aber im Bataclan und das sollte sich als äußerst lohnend herausstellen...
Als die drei Brüder Followill, als da wären: Caleb (Gesang, Gitarre), Jared (Bass), Nathan (Drums) mitsamt ihrem Cousin Matthew die Bühne betraten, wäre mein Trommelfell fast von den spitzen Schreien der hyterischen Girlies in meiner unmittelbaren Umgebung zerstört worden. Sind ja auch wirklich sehr ansehnlich, die jungen Hüpfer, vor allem jetzt, nachdem die Vollbärte gefallen sind! Aber mal ehrlich, sind die Typen nicht wirklich zu dünn? Selten habe ich solch spindeldürren Waden bei Männern gesehen, wie bei Caleb und Jared. Man hatte bei dem Sänger mit der knarzigen Stimme fast den Eindruck, er trüge Leggings, so eng klebten seine grauen Röhren-Jeans an seinen Beinen! Aber sei's drum, die Bastarde sind mit ihren schwarzen Lederjacken und den Muskelshirts einfach saucool, da kann man sagen, was man will! Wann sieht man zum Beispiel schon mal einen Schlagzeuger Kaugummi-Kauen und Blasen machen, wie im Falle von Nathan Followill? Und wer hält schon Gitarre und Bass so sexy wie diese Wanderprediger-Söhne? Nein, nein, da gibt's keinen Zweifel, die Kings of Leon gewinnen den Preis für die coolste Band auf der Erde, die pissen bestimmt Eiswürfel, da wett' ich drum!
Viel wichtiger als die Pose, war mir aber die Musik am heutigen Abend, schließlich bin ich weder 16-18, noch weiblich... "Black Thumnail" donnerte aus den riesigen Boxen und mischte gleich zu Beginn die Fans mächtig auf. Hat ja schon irgendwie was von Black Sabbath oder Led Zep, diese Nummer, ohne den Mief der siebziger, aber mit der Power die heutzutage technisch möglich ist. Mit "Taper Jean Girl" kam im Anschluß daran schon ein frühes Highlight, "Aha, shake" hallte es im Bataclan und Tausende tanzten ausgelassen dazu. Dabei hätte man sich gar nicht bewegen müssen, um zu kochen, denn die Hitze im Saale war auch so schon unerträglich...
Die neuen Lieder, die zu Beginn gebracht wurden ("True Love Way", "My Party", "Fans"), fügten sich verblüffend direkt in das Gesamtwerk der Band ein, man spürte hinsichtlich der Akzeptanz beim Publikum kaum einen Unterschied zu den alten Hits. Sogar das eher langsame "Arizona" schien nicht fehl am Platze, sondern sorgte dafür, daß man mal kurz Luft holen konnte, bevor wieder losgedonnert wurde. Schließlich brauchte man etwas Kraft für die unglaublichen Kracher "Molly's Chambers", "The Bucket" und "Four Kicks", allesamt alt, aber bei weitem nicht verbraucht und ausgenudelt. Diese Stücke hatte ich schon einmal bei meinem ersten Kings of Leon Konzert im Berliner "Huxley's Neue Welt" vor zwei bis drei Jahren erlebt, logischerweise aber noch nicht die größte Zugnummer von dem neuen Album "Because Of The Times", die erste Singleauskopplung "On Call", die nach "Four Kicks" angestimmt wurde. "I'm on call, to be there", raunzte Caleb in sein Mikro und unzählige Fans schrien mit. Wahnsinn, wie gut dieses Lied schon zog, vielleicht inzwischen schon am Besten überhaupt! Aber auch die alten Sachen, die das offizielle Set beschloßen, hatten noch genug Zunder, um die Festtagsstimmung zu halten. "Trani" begann langsam und bluesig, steigerte sich aber am Ende in ein monströses Etwas und ließ mich erschaudern...
Das Quartett aus Nashville verließ zum ersten Mal unter riesigem Jubel die Bühne. Inzwischen wurde schon an den Mikros rumgewerkelt, so daß man den Eindruck gewinnen konnte, daß auf Zugaben verzichtet würde. Zum Glück schlich dann aber nach einer Weile Nathan, cool wie sau hinter seine Drums und trommelte das sensationelle Stücke "Knocked Up", den Opener des neuen Albums an. "I don't care what nobody says, we gonna have a baby", krächzte der hinzugestoßene Caleb und die Party ging weiter. "She's such a Charmer, she is always looking at me, oh no..." war das weitere Programm bevor das nach "On Call" vielleicht zweitbeste Stück des neuen Longplayers "MC Fearless", noch mal so richtig einschlug. Auch eine vierte Zugabe wurde noch gegeben, bevor die Brüder Followill die Arme hochreißend den Ort des Triumphes verließen und den Wunsch aussprachen, mit Fans an der Bar, noch ein wenig zu plaudern...
Ich kam nicht mehr in diesen Genuß, aber mit Sicherheit ein paar weibliche Gäste, die heute so zahlreich und attraktiv aussehend erschienen waren. Aber auch als Mann konnte ich mich für die Kings of Leon am heutigen Abend begeistern, denn es war wirklich ein Leckerbissen für Freunde harter, schneller und guter Rock-Musik!
Setlist Kings Of Leon Paris:
01: Black Thumbnail
02: Taper Jean Girl
03: King Of The Rodeo
04: True Love Way
05: My Party
06: Soft
07: Fans
08: Arizona
09: Molly's Chambers
10: The Bucket
11: Milk
12: Four Kicks
13: On Call
14: California Waiting
15: Wasted Time
16: Trani
17: Knocked Up (Z)
18: Charmer (Z)
19: Mc Fearless (Z)
20: Camaro (Z)
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von Oliver
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