Freitag, 22. Juni 2007

Razorlight, Paris, 20.06.07


Konzertbericht Razorlight

Datum: 20.06.2007
Ort: L'Olympia, Paris
Zuschauer: wahrscheinlich ausverkauft


Der Eurostar bringt ja in der Regel eher Pariser nach London, um dort tolle Konzerte zu erleben als umgekehrt. Wenn man aber vorher auf dem O2 Wireless Festival in der britischen Hauptstadt war, muß man halt den Zug Richtung Frankreich nehmen, um Razorlight im Pariser OLympia zu erleben. Fast hätten Cécile und ich übrigens den Eurostar verpasst, weil es das alte Männchen von der Security für notwendig hielt, meinen kompletten Koffer in Zeitlupentempo auszupacken und zu filzen. Ein hoher Preis für eine scheinbare Sicherheit, wie ich finde! Al Qaida ist eh cleverer als der Westen und heckt sicherlich schon neue Gemeinheiten aus, die nicht in Zügen, oder Flugzeugen stattfinden werden. Aber gut, Job ist Job, leider muß das heutzutage wohl so durchgeführt werden und uns wurde zumindest höflich ein guter Tag gewünscht... Ob wir den noch haben würden? Schließlich kamen wir ziemlich übermüdet und leicht genervt vor dem Olympia an, wo erstaunerlicherweise kaum eine Menschenseele mehr rumlungerte. War das Konzert etwa nicht ausverkauft? Hmm, weiß nicht so genau, drinnen war es zum Glück aber dann voller. Das Publikum schien mir zum Großteil aus circa 14-18 jährigen Mädchen zu bestehen. Wahrscheinlich die Phase, in denen Frauen ohne Hemmungen für Rockstars schwärmen und gerne den Verstand verlieren, wenn der Sänger einen flachen Bauch, oder knachigen Po hat. Zusammen mit einer Gitarre entsteht daraus ein explosiver Cocktail, der nicht selten die Gören der Länge nach umhaut.

War heute aber nicht der Fall, ohnmächtige Mädchen habe ich keine gesehen! Was aber nicht heißt, daß Johnny Borell nicht wieder einige Frauen in Verzückung versetzt hat, vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem er nur mit seiner weißen, engen Jeans und mit nacktem Oberkörper vor den Ladies stand...

Bis zur Entblößung mußten sich aber die Girlies bis Lied Nr. 7 "L.A. Waltz" gedulden, vorher rockte Johnny mit seinen Razorlights mit Hemdchen rum. "In The Morning, you know you would remember a thing, in the morning you know it's gonna be all right", schallte es aus tausenden Kehlen, als der Opener einsetzte. Von Beginn an sprang der Funke über, meine Müdigkeit war wie weggeblasen. Wofür Maximo Park neulich fast eine Stunde brauchten, benötigten Razorlight gerade einmal 1 Sekunde: Stimmung erzeugen, die Leute mitreißen! Oft wurden Razorlight in der Musikpresse in letzter Zeit dafür verrissen, daß ihr Sound, ihr Songwriting zu simpel seien, da erging es ihnen nicht anders als ihren Kollegen Kaiser Chiefs. Gerade dieses direkte, schnell einprägsame Element in den Liedern scheint mir aber die Erfolgsformel für fetzige Konzerte zu sein. Kaiser Chiefs und Razorlight sind einfach "catchy as hell" und haben Hits, Hits, Hits! Da können die Journalisten schreiben, was sie wollen!

Wer kann schon steif rumstehen, wenn ein Kracher wie "Golden Touch" abgefeuert wird? Ich nicht und die hübschen Mädels der Pariser Band Plasticine auch nicht. Gleich hinter mir tanzten nämlich die drei Grazien, Katty, Natty und Louise, die attrakive Bassistin, ausgelassen zu der mitreißenden Musik, die aus den Boxen dröhnte. Wie ich später von Louise erfuhr, durfte die Girlgroup kürzlich für Razorlight in New York eröffnen! Was für eine Ehre für die blutjunge Band!

Weiter im Text: "oh, oh, oh, ohohoho, back to the start, back to the start again I go", jodelte Johnny und im Olympia ging so richtig die Post ab. Wesentlich Anteil daran hatte der unfassbar dynamische Drummer Christian, der mit einem höllischen Tempo auf seine Schießbude einprügelte, aber auch der schwedische Gitarrist Björn, der - mit stoischem Blick - energisch in die Saiten griff, half kräftig mit, daß es hier krachte.

Beim wesentlich schneller als üblich gespielten "L.A. Waltz" war es aus weiblicher Sicht dann endlich so weit: das Hemdchen von Johnny fiel und sein muskulöser Oberkörper kam zum Vorschein. Da guckten einige Mädchen schon genauer hin und auch ich hätte gerne einen ähnlich geringen (nämlich nicht vorhandenen) Körperfettanteil! Kein Gramm Fett! Wie macht der das? Ist der Bursche etwa magersüchtig? Selbst im Sitzen keine einzige Speckfalte! Aber Schluß jetzt mit Körperlichem und zurück zur Musik. Ähnlich in Verzückung wie die Mädels beim Anblick des halbnackten Rockers, geriet ich beim Erklingen des Hits "Somewhere Else". Die Single hierzu ist damals zwischen den beiden Alben erschienen, ist aber inzwischen auf einer neuen Fassung des glänzenden Debüts "Up All Night" enthalten. Allein dieses fetzige Stück lohnt die erneute Anschaffung der CD! Ein noch größerer Hit kam danach ...., klar, ich spreche von "America".

Als die melancholischen Gitarren zu Beginn des Stücks erklangen, schrieen etliche Mädchen im Olympia wie damals ihre Mütter (oder Großmütter), wenn die Beatles auftraten! Verdammter Ohrwurm, dieses "America", auch wenn es extrem radiotauglich ist. Aber scheiß drauf, es zieht einfach immer noch ungeheuerlich!

Eine extrem lange Version von "In The City" beschloß dann das offizielle Set, bevor die Band unter tosendem Applaus die Bühne verließ. Zuvor hatte Herr Borell noch ein turnerisches Kunststück vollbracht, als er während eines Liedes auf eine Box stieg, um von dort aus den Fans in den oberern Reihen einzuheizen.

Die erste Zugabe bestritt Johnny dann gewohnt alleine. Nur mit seiner Klampfe bewaffnet sang er mit Inbrunst "Fall, Fall, Fall". Meine persönliche Lieblingszugabe kam aber ganz am Ende: "Stumble And Fall" ließ mich noch einmal das Tanzbein schwingen und war ein perfekter Ausklang für ein sehr gelungenes Konzert.

Razorlight sind live eine sichere Bank, davon können sich gerne auch mal die Lästerer selbst überzeugen...

Setlist Razorlight Paris

01: In The Morning
02: Hold On
03: Golden Touch
04: Back To The Start
05: Dont' Go Back To Dalston
06: Before I Fall To Pieces
07: L.A. Waltz
08: I Can't Stop This Feeling I've Got
09: Pop Song 2006
10: Somewhere Else
11: America
12: In The City

13: Fall, Fall, Fall (Z)
14: Vice (Z)
15: Stumble & Fall (Z)

von Oliver

Links:

- mehr Fotos
- Razorlight in Köln (2006)
- Razorlight in Paris (2007)
- Razorlight in Heidelberg (2007)



12 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ha! Sehe ich da etwas einen GANZ IN WEISS gekleideten Johnny?

Und er hat sich wirklich ausgezogen? Diese Vorstellung finde ich so eklig, dass ich heute nichts mehr essen kann. Die Fotos will ich mir erst gar nicht anschauen.

Eurostar: Meine einzige Begegnung mit diesem Zug sah ähnlich aus. Ich wollte nur von Brüssel nach Lille, also nicht ins ach so gefährdete England, musste aber sicherheitshalber auch die gleichen Kontrollen über mich ergehen lassen wie die Einreisewilligen. Bis dann die Sicherheitsbeamtin (eine Engländerin) mein Ticket sehen wollte und leicht pikiert/beleidigt meinte: "oh. you're just going to Lille?"

Anonym hat gesagt…

Maistens deckt sich mein Musikgeschmack mit Eurem, aber bei Razorlight (Razorshite) ist das wahrlich nicht der Fall...

Aber sie sind dieses Jahr Headliner in Reading, da kann ich sie mir vielleicht mal kurz von weitem ansehen...

Christoph hat gesagt…

Live sind die wirklich toll!

Aber diese Strip-Nummer ist wirklich vollkommen überflüssig und mandodiaohaft.

Oliver: America mag ich am wenigsten auf der zweiten Platte. Das finde ich - obwohl poppig - sehr nervig. Aber auch da ist die Liveversion besser.

Christoph hat gesagt…

Auf Reading bin ich sehr neidisch! Das Lineup ist toll, vor allem der Freitag! Ich rechne auch eiegentlich fest damit, bei einem Maximo Park Gewinnspiel zwei Karten dafür zu gewinnen.

Oliver: Schade, daß Du Maximo Park nicht magst, sonst würde ich Dich im Gewinnfall natürlich mitnehmen...

Anonym hat gesagt…

Mado Diao strippen auch? Igitt!

Mein neues Hauptgütekriterium für eine Band: die Bedecktheit des Oberkörpers. Ich werde mich nie wieder über langärmelige Hemden beschweren! Nie wieder!

Razorlight auf dem Pinkpop waren nette Hintergrundmusik, mehr aber auch nicht. Kann aber auch daran liegen, dass sie um 3 Uhr nachmittags gespielt haben...

Christoph hat gesagt…

Die strippen nur im übertragenen Sinne. Ich will hier um Gottes Willen keine falschen Hoffnungen bei weiblichen Fans wecken!

Anonym hat gesagt…

Jetzt gehts los, lauter Suchanfragen nach "Mando Diao nackt". Die Besucherzahl dieses Blogs wird sich verdreifachen!

Anonym hat gesagt…

Der aktuelle Platz Eins bei google was die Kombination dieser Suchbegriffe betrifft:

mandodiao-forum.foren-city.de/topic,596,-wenn-traeume-wahr-werden.html

Christoph hat gesagt…

Oh - mein - Gott!

Anonym hat gesagt…

ich bin auch sehr fasziniert...

Oliver Peel hat gesagt…

Die Tatsache, daß niemand über zwanzig Johnny Borell mag, macht mir den Mann umso sympathischer. Toll! (Hat nicht Olli Kahn mal gesagt: "ein Auswärtsspiel und alle sind sie gegen dich, was kann es Schöneres geben"; die Variante meines Vaters: " wer beliebt ist, ist doof!")

@ W: man muß ja nicht alles mögen, ist schon o.k. :-)

@ Christoph:

1) Gib doch zu, daß Dir strippende Männer gefallen ;-)

2) "America" ist gut, außerdem kannst Du nicht beurteilen, ob es das schlechteste Lied auf dem Album ist, weil Du CDs nie zu Ende hörst ;-)

3) Warum behauptest Du, ich würde Maximo Park nicht mögen? Ich habe lediglich gesagt, daß das zweite Album und das Pariser Konzert mittelmäßig waren. Das erste Album ist eine Sensation. Dabei bleibt es auch!

@ Christina:

1) Der Eurostar nervt!

2) gib Du auch zu, daß Dir strippende Männer gefallen ;-)
Du warst doch damals sicherlich großer Freddie Mercury Fan, oder? (vielleicht verwechsel' ich das jetzt mit Marion K.)

Überhaupt: nackte Oberkörper in der Rockmusik sind doch ein alter Hut. Erstaunlich, daß das noch jemanden irritieren kann...
Gewöhnungsbedürftiger ist da schon viel eher die nackte Beth Ditto (Gossip) mit ihrem verfetteten Körper auf dem NME-Cover!

3) Johnny war ganz in weiß gekleidet, das stimmt, aber nicht die ganze Band wie im Falle von Polarkreis, oder Bright Eyes. Das zählt also nicht.

Christoph hat gesagt…

1) Blödsinn
2) a) Geschmacksache - b) Blödsinn
3) das war überspitzt formuliert

 

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