Festival: Rock am Ring
Ort: Nürburgring, Eifel
Datum: 01. bis 03.06.2007
Zuschauer: ausverkauft
Also Freitagmorgen. Hab meinen Eltern schon erzählt, dass ich die letzten 5 Stunden frei hab weil Lehrer auf Exkursion sind etc. (ihr könnt euch denken, wenn ich das hier extra erwähne wird das wohl nicht so ganz der Wahrheit entsprechen von wegen "Exkursion"). Ich also hin zur Schule zu den ersten beiden Stunden Pädagogik .. um 8.15h kommt dann eine liebe Frau aus dem Sekretariat und erklärt uns, dass wir die ersten beiden Stunden frei haben. Das lässt man sich natürlich nicht 2x sagen. Ich also ab nach Hause und noch die restlichen paar Sachen in meinem Rucksack verstaut. Irgendwann gegen 10.30h dann los mim Zug nach Koblenz und von da aus mit’m Shuttlebus zum Ring. Da waren dann auch schon ’nen paar 1000 Leute auf der Straße Richtung Haupteingang. Ein Glück, dass ein Bekannter von mir das Zelt von meiner Freundin und mir schon am Dienstag aufgebaut hat. Und zwar auf A7. Dem Campingplatz direkt gegenüber vom Haupteingang. Die Wegdauer Zelt-Haupteingang entspricht exakt einem Wackelpudding-Joghurt-Dings zum essen;).
So, dann da angekommen, Sachen abgeladen (in dem Zelt meines Bekannten, weil er unser Zelt nicht mehr gefunden hat..) ich dann hin zur Alternastage, weil ich mir The Cribs und Little Man Tate ansehen wollte. Die fangen dann gerade an, ihren ersten Song zu spielen und ich stehe in der ersten Reihe. Geile Sache, doch dann..klingelt mein Handy. Meine Freundin ist gerade mit einer weiteren Freundin angekommen und würde gerne zum Zelt geführt werden. Ahhhrgh, verdammt. The Cribs hör ich dann nur noch über denn Weg schallend und bereue es, gehen zu müssen.. Bei meiner Freundin angekommen schleppen wir dann eine viel zu schwere Essenskiste zu unserm Zelt und da gab’s dann wieder das Problem. Wo ist denn unser Zelt?? Haben dann einfach irgendein leerstehendes Zelt in Beschlag genommen, à la da ist jetzt unser Zeug drin, also ist das UNSER Zelt.
Dann wieder aufs Festivalgelände.. Little Man Tate spielen gerade.. aber ich will zu The Hives und Muse in die ersten 5 Reihen irgendwo dahin. Ich also los dahin. Da haben noch so ne komische Emo-Metalband namens "The Used" gespielt. Mag ich nicht. Danach dann The Hives. Gott war da was los.. meine Güte.. die sind ja alle abgegangen... heftig. Aber reinste Partystimmung. Nur das hin und her Geschiebe hat ziemlich genervt. Immer von links nach rechts. Und dabei hatte man ansich sowieso gar keinen Platz. Bei "2 Timing Touch" and "Broken bones" sind dann endgültig alle durchgedreht. The Hives sind ja schon geil.
Danach Billy Talent. Mag ich nur so ein ganz kleines bisschen. Hab einen lila-blauen großen Fleck am Arm bekommen, als ich 5x unter Leuten lag und etliche hardcore Fans zu pogen begannen. Ich zitiere mal eine Zeile Billy Talent "sorry father, I shot your brother". Ja, das sind ja wirklich erstklassige Lyrics. Da würde Conor Oberst gelb vor Neid werden. Jawohl.. da soll einer noch mal sagen, Billy Talent wären nicht wenigstens teilweise Emo... So, danach sind dann reichlich viele Leute gegangen (zu meinem Glück) und ich stand in der 2. Reihe in der Mitte bei Muse. Die waren zwar gut, aber nicht annähernd so gut wie bei ihrem Konzert in Düsseldorf. Schön war’s trotzdem, allein wegen der Lightshow.
Wo war ich denn gerade.. ah ja Muse. Also nach Muse dann rüber zur Alternastage, um Arctic Monkeys und White Stripes zu gucken. Es liefen aber gerade noch My Chemical Romance. Ich musste mir stellenweise wirklich das laute Lachen verkneifen, aber nen Grinsen hatte ich aufm Gesicht. Riesengroß war das. My Chemical Romance sind ja wirklich sooo schlecht. Die Musik find ich einfach sowas von blöd. Und überhaupt der Sänger und das Publikum..haha. Ich muss ja immer etwas grinsen, wenn sich Leute versuchen so zu kleiden, schminken oder anziehen wie ihre musikalischen Idole. Die Kids da (die meisten waren irgendwas zwischen 13 und 15 Jahre alt, was mich auch wirklich genervt hat auf dem Festival) hatten die schwarze Schminke bis hoch zu den Augenbrauen, schwarz gefärbte Haare und schwarze Klamotten und super coole Nietenarmbänder. Ich meine selbst die jungen. Die waren mehr geschminkt als ich und ich bin doch nen Mädchen!! Das geht doch an sich gar nicht!! Naja, nach kurzer Zeit waren My Chemical Romance dann zu Ende und die ungeschminkten Arctic Monkeys waren an der Reihe. Ich stand irgendwo in der Mitte der 1. Absperrung. Blöder Fehler wie ich schnell gemerkt hatte. Denn nach den 5 Stunden, die ich vorher schon gestanden/zerquetscht worden war /überlebt hatte, beschwerten sich langsam meine Füße und mein Rücken über die fehlende Bestuhlung. Und dann wollten alle um mich herum auch noch tanzen. Ich meine, ich kann sie ja vollkommen verstehen. Wir sind bei Rock am Ring und die Artic Monkeys spielen gerade die erste Single ihres neuen Albums, deren Name ich gerade vergessen habe.. aber ich bin müde und mir tut alles weh. Bin ich zu alt für so was? So ein Unsinn. Ich bin verdammt noch mal einfach nur zu müde.
Ich dränge mich also irgendwie nach hinten und verzieh mich dann raus aus der 1. Absperrung zum 50 m entfernten Musikexpressbus, wo es das ganze Festival über Autogrammstunden gibt. Die sind aber alle so gelegt, dass sie immer zeitgleich stattfinden wie die Bands spielen, die ich sehen will. Nicht so schlimm. Autogramme kriegt man ja generell nach Konzerten recht einfach. Ich setz mich also auf einen Holztisch und gucke mir mit noch etwa 15 anderen Leuten die Monkeys auf Ggroßleinwand von hinten an. Die sind ja schon ganz in Ordnung aber... ich hatte die mir schon toller vorgestellt. Naja die sind ja noch jung. Irgendwann schweifte mein Blick in Richtung meiner Beine. Uups. Meine tolle rot-schwarz gestreifte Röhrenstoff Hose (die habe ich mir letzten Sommer in Amsterdam gekauft, bevor Streifen oder Röhrenhosen modern waren!!) die schmalen schwarzen und roten Streifen gehen in eine gedeckte braune Fläche über. Und auch meine schwarzen knöchelhohen Vans waren nicht mehr schwarz sondern matschbraun. Oh, die Alternastage ist ja gar nicht auf der Rennstrecke aufgebaut. Das ist ja alles Lehmboden da unten. Na toll. Wenigstens hat mein langes graues Kleid, was ich über der Hose trage, nichts abbekommen (während Billy Talent musste ich feststellen, dass Baumwollkleider vielleicht nicht die beste Konzert/Festivalbekleidung sind. Zumindest nicht Baumwollkleider mit dehnbarem Ausschnitt...) und ich weiß jetzt warum meine Füße so schwer sind.
Nach den Monkeys gibt es eine längere Umbaupause. Die White stripes lassen sich aber Zeit... 20 Minuten zu spät kommen sie dann aber nun endlich auf die Bühne und beginnen mit einem neuen Song. Meg White sieht ja schon ziemlich cool aus. Vor allem, wenn sie so besessen in ihre Trommeln haut. Coole Rocksau. Ihr bruder ..naja.. ich find ja immer noch, dass er Ähnlichkeit mit Michael Jackson hat. Oh und meine Hose passt zu den White Stripes. Die sind nämlich auch in rot und schwarz gekleidet. Man bin ich cool. Kurz vor Ende mache ich mich auf in das nicht weit entfernte Coca Cola Club Tent, was in diesem Jahr anstelle der Club Stage steht. Find ich doof. Ich will wieder die schöne kleine Club Stage da stehen haben. Da hängen so viele Erinnerungen dran. Zum Beispiel Babyshambles um 2.30h morgens, weil Pete sich noch Heroin im Billigflieger spritzen musste - ach...naja. Als ich an dem Zelt ankomme, ist es dort schon eine kleine Schlange und ich höre, wie the Sounds mit meinem Lieblingssong "Painted by numbers" beginnen. Toll. Die Security lässt die Leute aber nur schubweise in das Zelt hinein. Als der Song zu Ende ist, komme ich dann auch hinein. Securities ihr könnt mich mal!! Ich wurschtel’ mich irgendwie zwischen den ca 2000 Besuchern durch und stehe nachher im vorderen Drittel und habe eine relativ gute Sicht. Und The Sounds haben zum Glück ja auch mehr als einen guten Song. Die Sängerin Maja Ivarsson ist so was von einer Rampensau. Typisch für Schweden ist sie blond und strotzt gerade so vor Selbstbewusstsein. Nur diese komische dunkelblaue Hot Pants.. oder ist es ein ganz hässlicher kurzer rock?! Ich weiß es nicht.. sieht komisch aus.. aber davon wird die Show ja keineswegs schlechter. Irgendwann ist leider auch dieser Gig zu Ende.
Ich gehe raus und bekomme mit, wie Linkin Park noch immer auf der Center Stage die Massen zum Rocken bewegen. Linkin Park.. die hab ich gehört, als ich 12 war. Und damals fand ich die schon nicht gut. Da ändert sich auch nichts mehr dran. Ich geh zurück zum nahe gelegenem Zeltplatz und setz mich in das von uns besetzte Zelt. Oh schreck! Das ist aber gar nicht mein Schlafsack. Und auch nicht meine Isomatte, und wo sind überhaupt meine Klamotten?! Ich also wieder raus aus dem Zelt und die Leute gefragt, ob sie meine Freundin gesehen haben. "Nö". Na toll. Ich gehe zu dem Zelt, was die Bekannte meiner Freundin aufgebaut hatte und werde fündig. Die Besitzer des von uns besetzten Zelts hätten sich gemeldet und gemeint, dass sie auch wo schlafen müssten und das am liebsten in ihrem Zelt tun würden. Naja. Meine Freundin war so lieb und hat all meine Sachen rübergeschleppt. Einen halben Meter vor unserem Eingang steht ein einsames, ramponiertes Einmannzelt. Dann belagern wir jetzt eben das mit unseren Schuhen und Gepäck. So geschieht das dann auch und um 3 h kann ich dann endlich in den wohlverdienten Schlaf fallen.
Also Samstag. Aufgewacht so gegen 11 h. Ich liebe meine neue Isomatte! Sonst hatte ich ja immer diese 1 cm dicken polysonstwas sythetic Dinger aber jetzt hab ich so eine mit Luft drin und mein Rücken dankts mir. Die Schmerzen vom vorherigen Abend sind vergessen. Und nebenbei ist es ungewöhnlich ruhig.. Also nicht leise aber ruhig für Rock am Ring. Die letzten Jahre war ich es ja gewöhnt, mit 120 db lautem Heavy Metal Getose und den Schlaf "gesungen" zu werden aber dieses Jahr gibt’s nichts dergleichen. Naja, noch nicht.. also, wir stehen um halb 12 auf. Erster Gedanke: Essen. Und mich noch mal über den Zustand meiner Hose vergewissern. Ja, sie ist vollkommen verschlammt an den Beinen. Aber der ist über Nacht größtenteils getrocknet. Wunderbar. Also heute gleich wieder anziehen. Aber nen anderes Oberteil. Oberteil ist schwarz, lang, aus Baumwolle und mit Ausschnitt. Ja, ich will einfach nicht wahrhaben, dass sich Baumwolle dehnt.. also essen. Ich kram von irgendwoher einen dieser 5€ Alu-Fertig-Grills hervor und les mir skeptisch die Gebrauchsanweisung durch. Als Pfadfinderin und pragmatische Denkerin (obwohl ich eine Frau bin, jawohl!) bin ich ja eher Vertreter der Methode 3 dicke Holzklötze, ne Flasche Spiritus und fertig is das Grillfeuer. Und jetzt hab ich da son fiepeliges 2 mm Alu Schicht Ding in der Hand mit Fertigkohle drin und Anzündflies. Jawohl Anzündflies heißt dieser komische plastikartige Stoff, der unter dem Drahtrost liegt. Furchtbar. Ich will ein männliches Feuer. Eins, was groß ist, mit Funken, wo man große Holzklötze reinlegt und das knistert. Aber der Hunger ist größer als das Verlangen, nach einem richtigen Feuer. Also zünde ich das Anzündflies an und schaue, was passiert. Es gibt 2 hysterische ca. 30 cm hohe Flammen und nach 5 Minuten glüht die Kohle. Sie glüht. Sie brennt nicht. Schon wieder dieser Wunsch nach einem richtigen Feuer. Ich schmeiß das Fleisch auf den Grill und hoffe in einer halben Stunde durch zu sein mit essen. Dieses fiepelige Ding da. Das ist eine glatte Blamage nach 2000 Jahren Evolution. Mein Essen wird aber zu meinem Erstaunen dennoch ziemlich schnell gar und meine Freundinnen und ich sitzen ruhig aber glücklich mit unserem Brot und Fleisch in der Hand vorm zelt und gucken uns die anderen Leute an. Um 12.55 h schnappe ich mir dann eine Tüte Puffmais für später und nehme einen Becher roter Dr. Oetker Götterspeise mit als Wegzehrung. Genau vor dem Haupteingang ist der Becher leer. Das ist Timing. Der Weg Zelt-Haupteingang entspricht also wirklich exakt einem Joghurt/Götterspeisen Becher.
Ich werd kontrolliert. Meine hellbraune Umhänge-Ledertaxe mit den 3 Fächern wird einmal grob angefasst und ich werd durchgewunden. Mein Laguiloe Taschenmesser, welches die 3 Tage durchgehend in dieser Tasche verbrachte, interessiert niemanden. Ich gehe also langsam Richtung Centerstage. Auf dem Gelände ist noch so gut wie nichts los. Bevor ich zur 1. Absperrung gehe, kaufe ich mir noch ein rotes Kaiser Chiefs T-Shirt mit der Aufschrift "I'm a chiefette ", die Gefahr, dass einige tausend Menschen zu tief in mein Dekolleté gucken, ist mir dann doch zu groß. Außerdem sind die Kaiser Chiefs eine der verdammt coolsten Bands unserer Zeit. Ich bin halt keines der Mädels, die sich auf Großleinwand das Oberteil hochziehen. Pech gehabt. Ich geh hinter die erste Absperrung und sitze irgendwo in der 5 Reihe oder so was. Ein paar Leute sind schon da. Mehr als ich erwartet hatte. Mein Ziel für heute: 1./2. Reihe bis Kaiser Chiefs anfangen. Danach kommen Mando Diao, Beatsteaks und Smashing Pumpkins. Mando Diao will ich mir nicht auf'm Festival ansehen. Die werden sich selbst nur wieder viel zu geil finden und die Mädels werden kreischen und reihenweise in Ohnmacht fallen und Texte kennen die meisten doch sowieso nicht. Und Beatsteaks. Die hab ich im März aufm 600 Mann Radiokonzert für lau gesehen. Und zur gleichen Zeit wie sie spielen Ghosts eine noch komplett unbekannte Band aus England, welche tolle Popmusik machen. Ich ärgere mich darüber, dass auf der Großleinwand Werbung für ihr kommendes Album gemacht wird. Die solln nich so bekannt werden. Noch nicht. Vor allem solln nicht all die Mando Diao Mädels wissen, wer das ist. Aber der Sänger ist ja eh nicht so ein Schönling wie Björn Dixgård. Vielleicht habe ich ja Glück.
Nach den Beatsteaks spielen dann die Smashing Pumpkins. Um 22.30h fangen die an. Mh, bis dahin halt ich das Gequetsche bestimmt nicht aus. Irgendwo bin ich ja doch noch ein Mädchen. Ich sitze da mit meinem Kaiser Chiefs T-Shirt in der Hand und meinem ausgeschnitten Baumwolloberteil am Körper. Umziehen wäre angesagt. Und da ich nun mal nicht möchte, dass alle anwesenden Menschen die Farbe meiner Unterwäsche kennen, starte ich eine interessante, merkwürdige Umziehaktion, bei der ich es wirklich schaffe, mein schwarzes Oberteil auszuziehen, obwohl ich das Kaiser Chiefs Shirt drüber anhabe. Sah aber dafür auch ziemlich blöd aus die Aktion. Egal. Rock am Ring. 85.000 Menschen. Die meisten schon seit 3 Tagen hier. Die sehn auch doof aus.
Kurze zeit später betritt dann eine der Moderatoren von SWR3 die Bühne und kündigt Fair to Midland an. Das ist auch wieder so eine auf Rock getrimmte Band, die an sich "emo" Musik macht. Mag ich nicht. Aber glücklicherweise haben die auch nur wenige Songs, sodass der ganze Zirkus nach kurzer Zeit wieder vorbei ist. Dann kommen The Fratellis. Das Publikum verarscht den armen Roadie, der den Soundcheck macht. Er sagt immer "yeah" ins Mikrophon und die Menschen im Publikum, welches sich mittlerweile vervielfacht hat, sagen es nach. Ich mag das Publikum. Endlich mal ein paar Leute mit Humor. Als dann auch noch 3 Bläser auf die Bühne kommen und den Anfang von "Chelsea dagger" trompeten und tröten, singen alle mit "da dadada dadada dadadadadadada dada da dadada dadadadadadada" ... der Roadie und die Bläser grinsen. Machen weiter ihre Arbeit und dann kommen sie auch schon. The Fratellis. Sie fangen mit den weniger bekannten Songs ihres Albums an, steigern sich dann aber und bringen ihren ersten Kracher "Henrietta" gefolgt von "Flathead" und später dann eben der besagte "Chelsea dagger". Alles tanzt und singt wieder "da dadada dadada dadadadadadada". Dann sind sie auch schon wieder fertig und für mich heißt es mal wieder, eine unbeliebte emotionale Band überstehen. 30 Seconds to Mars sind an der Reihe. Der Junge mit den schwarz gefärbten Haaren und Kajal unter den Augen drängt sich an mir vorbei vor mich. Ich sag nichts. Sonst fängt der noch an zu weinen. Außerdem ist er kleiner als ich. An seinem Handgelenk hängt ein Nietenarmband. Ich grinse und denke mir "jaja, der war gestern Abend bestimmt auch an der Alternastage. Aber vor den Arctic Monkeys." Irgendwann kommen dann auch die Typen von 30 Seconds to Mars auf die Bühne und all die Mädchen und all die Jungen, die aussehen wie Mädchen, schreien und kreischen. Jared Leto soll ja so toll aussehen. Sagen zumindest alle um mich herum. Na, ich bin mal gespannt. Ein Kerl, geschminkt bis zu den Augenbrauen, und in einem weißen Anzug und mit einer weißen Jeans kommt auf die Bühne und alle Mädels drehen durch. DAS ist der? Ey, wer verbreitet hier Lügen und macht mir Hoffnungen auf einen attraktiven Menschen?? Gaspard Ulliel ist attraktiv. Aber doch nicht Jared Leto. Pah. Und so was schimpft sich Mann. Tztztz. Die Stunde, die Jared Leto auf der Bühne steht und spielt, überstehe ich mit aufheiternden Gedanken an den folgenden Wolfmother Auftritt und Kaiser Chiefs. Und Gaspard Ulliel. Der hat ein schönes Gesicht. Ich schweife ab.. Irgendwann klettert Herr Leto das Gerüst der Bühne bis ganz nach oben. "Wenn der jetzt abrutscht..." nein. Das wünsche ich mir und ihm nicht. Ich mag ja schließlich nur seine Musik nicht. Als Mensch ist er mir ja total egal.
Dann ist die ganze Show auch schon vorbei und ich freue mich auf Wolfmother. Und ich freue mich, weil all die Menschen mit schwarzgefärbten Haaren verschwinden. Na endlich. Ich stehe in der 2. Reihe hinter einem Australier, der für 5 Monate in Europa backpacking unterwegs ist. Wolfmother beginnen und rocken direkt mit "Dimension" voll ab. Der Sänger, von dessen Haaren ich immer noch ganz fasziniert bin - so viele Locken- trägt ein türkises gefaltetes Hemd eine Feder an einer Kette befestigt und eine schwarze Röhrenjeans. Der darf das. Der ist nämlich 100% authentisch. Der darf aussehen wie ein Rockstar. Der macht nämlich auch Rockmusik. Der auftritt von Wolfmother ist viel zu schnell zu Ende.
Aber dafür ist es jetzt Zeit für die Band des Abends. KAISER CHIEFS! YEAH! Leeds you made it! Ich erinnere mich noch, wie ich vor einem Jahr vor derselben Bühne stand und auf Franz Ferdinand wartete. damals kannte ich die Kaiser Chiefs natürlich auch schon, aber ich hatte sie noch nie live gesehen und besaß nur einzelne Songs. Das hat sich nach ihrem Auftritt aber geändert. Und seit ca. 3 Monaten sind sie neben Supergrass und Travis zu einer meiner Lieblingsbands geworden. Irgendwas hab ich mit Bands, die sich selbst nicht ernst nehmen, dabei aber trotzdem noch gute Musik machen. Ich mag es, wenn Bands keine Attitüde haben. Besonders bei Supergrass merkt man das. Die machen Musik wirklich noch, weil die dazu gerade Lust haben, und hätten die da keine Freude mehr dran, würden die einfach irgendwas anderes machen. Das ist toll. Authentizität ist doch was Tolles. Dann kommen Peanut, Nick, Simon, Ricky und Andrew der Reihe nach auf die Bühne und sie beginnen direkt mit "Everyday I love you less and less". Nebenbei erwähnt: Kaiser Chiefs und Travis sind die einzigen beiden Bands von denen ich weiß, mit welchem Song sie begonnen haben. Die Kaiser Chiefs haben durchgehend nur Party gemacht und ich war froh, dass das Publikum so zahlreich textsicher war und auf die Motivationshilfen von Ricky Wilson sofort angesprungen ist. Da wurde getobt, im Rythmus geklatscht, gesprungen, gehüpft, gepogt und gedrückt. Und alles war toll. Bei "Everything is average nowadays" (glaube ich) hat sich Herr Wilson dann direkt vor mich auf die Absperrung gestellt, um sich das Publikum anzugucken, ja da sind die Leute dann auch noch mal stärker abgegangen. Das war ein Spaß.
Nach dem absolut hervorragenden Konzert habe ich mich dann auch auf den Weg gemacht, um Ghosts zu sehen. Die waren nämlich von Sonntag morgens auf der Alternastage auf Samstag abends ins Coca Cola Club Tent verlegt worden.
Also, ich drängele mich irgendwie aus dem Mob (ganz lustiges Wortspiel!) heraus und sehe schon am Ausgang der 1. Absperrung unzählige Mädchen stehen. Ja, ja ich weiß, warum ich jetzt gehe und ich weiß, dass ich das richtige tue. Während ich langsam Richtung Club Tent schlendere, höre ich wie Mando Diao ihr Set beginnen. Es beginnt sofort mit "Tony Zoulias (Lustfull Life)" Ich weiß noch, wie ich diesen Song zum ersten mal 2005 gehört hatte. Damals war ich für Mando Diao noch extra nach München gereist, damit ich sie auch ja 2 mal auf ihrer Herbsttour sehen konnte. Schon damals hatten sich alle Konzerte ausverkauft, waren in größere Hallen verlegt worden und waren wieder ausverkauft worden. In München spielten sie dann in der Tonhalle, die etwa 3000 Leute fasst. In Köln im Palladium. Meine absolute Lieblingslocation. (nein!). Da waren die aber auch schon nicht mehr so cool. Björn kam erst um 4 h nachmittags aus seinem Tourbus gekrochen und meinte nur was von wegen "no Photos". Der is doch'n Arsch. Ich mein, mir war das an sich egal aber ich fands super assi den anderen gegenüber. Oh, und mir fällt gerade ein, in München bei dem Konzert war es das erste mal, dass ich betrunken war.. Gehört hier aber nicht hin. Es geht um Musik! Naja auf jeden Fall wurde "Lustful life" eben in München das erste Mal live gespielt.
Ich komme an dem Club Tent an und diesmal muss ich nicht anstehen sondern kann direkt durch die Absperrung durch ins Zelt. Dort geben sich gerade die "Ohrbooten" aus Berlin noch die Ehre und spielen ihren letzten Song. Es sind reichlich viele Leute da, aber trotzdem schaffe ich es mit ein klein wenig Drängeln irgendwo in die ersten 10 Reihen. Die Ohrbooten sind zu Ende und alle verschwinden. Schön. Wenigstens bleiben Ghosts dann noch ne Weile unbekannt. So gut wie alle Zuschauer sind aus dem Zelt. Ich stehe erste Reihe in der Mitte der Absperrung. um mich herum noch die treuesten Ohrbooten Fans. Sie werden für ihr Warten belohnt. Der Sänger kommt von der Bühne herunter an die Absperrung und verteilt Autogramme, Drumsticks und redet mit ihnen. Mittendrin ich. Und ich warte. Später verlassen dann auch noch diese das Zelt. Kurz vor Beginn von Ghosts sind etwa 70 Leute vor Ort. In einem Zelt für ca. 2000-3000. Aber ich will mich nicht beklagen. Dann kommen Ghosts auch schon auf die völlig in blaues Licht getauchte Bühne. Das Zelt füllt sich nach und nach, und ich bin überglücklich als zu "Stay the night" angestimmt wird. Diesem wunderbaren Popsong, welcher stellenweise einen identischen Basslauf hat wie "Shiny" von den Decemberists, folgt ein Pussycat Dolls Cover "Don't Cha". Und in der Version von Ghosts hört sich der Song auf einmal fast gut an... bleibt halt immer noch dieser stumpfsinnige Text.. Das Konzert ist wunderbar aber viel zu kurz. Gerade einmal eine halbe Stunde. Aber Ghosts haben ja nun auch noch nicht mal ihr erstes Album veröffentlicht, da sollte man auch keinen Mammutgig erwarten. Dafür war ihre Show aber doch schon ziemlich gut. Als ihr Auftritt zu Ende ist, füllt sich das Zelt wieder. Under The Influence of Giants sind an der Reihe. Ich könnte rausgehen und mir die Beatsteaks angucken.. aber die kenn ich ja schon. Auch wenn die toll sind.
Ich bleib hier und guck weiter unbekannte tolle Bands.. Da kommt auch gleich schon die Nächste. „The Pigeon Detectives“, wobei, unbekannt kann man zu Ihnen nicht sagen. Ich meine schon in der Visions einen Bericht über sie gelesen zu haben. Na ja, auf jeden Fall kenn ich sie von irgendwoher. Die haben auch schon im April in Köln gespielt… Dummerweise wusste ich sie damals noch nicht so zu schätzen, wie ich es jetzt tue. Das Zelt füllte sich wieder kräftig und neben mir drängelte sich ein blondes Mädel aus Frankreich oder Belgien zu mir in die 1. Reihe. Ich frage die umherstehenden Leute, was für Musik die Detectives denn machen würden, aber so wirklich beantworten kann mir das keiner. Dann geht es auch schon los. The Pigeon Detectives bestehen aus 5 jungen Herren aus England, die alle aussehen wie die typische Indie-Nme-Band. Röhrenjeans, Chucks, Lederjacken und halblange Haare. Könnte irgendwer bitte den „Indie-Stil“ beenden?? Ich meine diese ganzen Leute, die sich nur in der H&M Divided Abteilung einkleiden und sich ein Streifen-/Punkte-/Sternenoberteil nach dem Anderen kaufen??!!!! Als ich vor knapp 2 Jahren meine gestreifte Röhrenstoffhose gekauft hab, fanden das alle total bescheuert und jetzt.. Ahhrgh!!! Ich hasse Indie! Nicht die Musik, die als „indie“ bezeichnet wird, sondern die ganze Attitüde die damit verbunden ist. Ein Bekannter von mir hat mich vor einer Zeit gefragt, ob es stimmt, dass alle „Indies“ arrogant sind. Das habe ich damals noch verneint aber wenn ich jetzt so im Nachhinein drüber nachdenke… dann sind die Leute, die sich als Indie bezeichnen schon reichlich egozentrisch.. vorallem halten sie sich auf Grund ihres Musikgeschmacks für etwas Besseres. All diesen Menschen möchte ich sagen: Wie wär’s Ihr leistet mal was worauf ihr stolz sein könnt?? Auf’m Ipod auf ‚play’ drücken kann jeder! Zu dieser „Indie Geschichte“ später mehr. Also, The Pigeon Detectives. Der Sänger hat braune Locken und fängt direkt beim ersten Song an, wild über die Bühne zu laufen und springt von der Basedrum seines Schlagzeugers. Da ist aber jemand aktiv. Der ist ja noch krasser drauf als Ricky Wilson. Wenn er nicht gerade das gesamte Publikum dazu bringt „going out with“ zu brüllen oder auf der Bühne durchzudrehen, springt er einfach mal runter in den Fotografengraben und singt einzelne Fans an, wie sehr er sie liebt und lässt sich von beschriebenen „Indie“ Mädchen am ganzen Körper betatschen. Trotz der Fans… ich mag The Pigeon Detectives. Sehr sogar, ihre Texte sind frisch und typisch englisch. Es geht um Ex-Freundinnen, die einen neuen Macker haben und darüber nichts mehr mit ihnen zu tun haben zu wollen. Ja, ja, kennt man schon, aber die Detectives bringen das wirklich klasse rüber. Nach knapp einer Stunde ist ihr Auftritt auch leider schon wieder zu Ende. Der Sänger lässt einen Mann der Security (welche wie immer auf Rock Am Ring äußerst freundlich waren) dem blonden Mädchen neben mir die Setlist geben.
Ich verzieh mich aus dem Zelt und überlege, was ich als nächstes mache. Die Smashing Pumpkins fangen ja bald an. Blöderweise spielen die teilweise zeitgleich mit Charlotte Hatherley, welche ich mir auch unbedingt angucken will. Aber jetzt spielt noch keiner der beiden. Und mir ist kalt. Also beschließe ich zum Zeltplatz zu gehen und mir ne Jacke zu holen. Das mache ich dann auch und entdecke meinen 2. Wackelpudding.. der ist grün.. mh, und gut schmeckt der. Genau das richtige nach einem anstrengenden Tag. Aus meiner Tasche ziehe ich die Setlist die mir einer der Securities nach dem Ghosts Gig gegeben hat. Die Securities sind echt super nett.
Wieder zurück auf dem Festivalgelände gehe ich zu den Smashing Pumpkins. Große Erwartungen hatte ich an diesen Auftritt. Und dann so was. Ich erinnere mich an das Interpol Konzert einen Monat zuvor. Da hatte ich auch große Hoffnung, zugegeben, Interpol hatten wirklich komplett Idealvorausetzungen für ein unvergessliches Konzert und die Smashing Pumpkins sollten auf einem Festival ihre Reunion gebührend zelebrieren. Vielleicht nicht der idealste Ort, aber es war ja nicht so, als ob sie hier keine Fans hätten, die seit 7 Jahren sehnsüchtig diesem Moment entgegen gefiebert haben, ganz im Gegenteil. Aber eben diese 7 Jahre waren teils dafür verantwortlich, dass ich nach 20 Minuten genug hatte von zertrümmernden Kürbissen. 7 Jahre gehen nicht einfach spurlos an einem vorbei, nebenbei sind die Pumpkins auch keinesfalls in der Originalbesetzung zurückgekommen. Schade. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Ich schlendere zum Coca Cola Tent. Dieses ist überraschenderweise äußerst voll. Obwohl, überraschender Weise?? Nein, Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 15 Jahren. Ach die warten alle auf Sugarplum Fairy. Die kommen direkt nach der Dame Hatherley. Nee, Sugarplum Fairy muss ich mir wirklich nicht mehr angucken. Die sind im zu großen Maße arrogant. Hätt ich zu 90% 15 Jährige Kids als Fans, wenn ich Musiker wäre, würde ich nicht so arrogant sein. Wirklich nicht. Sugarplum Fairy sind auch so Indies. Machen nur einen auf dicke Hose, weil ihre Brüder erfolgreich sind und sie selber ganz passabel aussehen. Charlotte Hatherley spielt ein schönes Set, gemischt aus alten und neuen Songs. Gegen Ende hin bekomme ich dann auch noch „Siberia“ zu hören, meinen Lieblingssong der neuen Platte. Charlotte verabschiedet sich und die Mädchen fangen an zu drängeln. Ich gehe schlafen. Am Zelt angekommen kommen auch meine 2 anderen Freundinnen von den Pumpkins zurück. Mit dem Urteil stimmen wir vollkommen überein: überbewertet. Im Anhang von Ihnen kommt auch noch ein Schweizer. Ich verstehe kein Wort von dem, was er sagt. Ich nicke und grinse freundlich und gehe schlafen, während sich die anderen 3 über eine Flasche Jack Daniels hermachen.
Sonntag und damit auch letzter Tag des Festivals. 10 h. Anja (die Freundin meiner Freundin) und ich wachen alleine im Zelt auf. Der Schweizer schien wohl bis in die frühen Morgenstunden geblieben zu sein und musste anschließend zu seinen Freunden auf irgendeinen D Campingplatz. Armer Kerl. Der Typ war komplett in Lacoste eingekleidet. Sein Kommentar dazu lautete: “versuch mal in der Schweiz, was anderes aufzutreiben“. Bzw.: „überchoo nüüt öpis“. Noch Fragen warum ich nix verstanden hab? Und zwischendurch auch immer tausende „chrx“ Laute.. furchtbar. Na auf jeden Fall haben wir dann irgendwann gefrühstückt, so mehr oder weniger, ich hab bei meinen Eltern angerufen, um zu erfragen, wie es denn mit der abendlichen Abholung aussieht, musste leider erfahren, dass zu Hause so einiges passiert ist, womit der Tag für mich erstmal im Eimer erschien. Sachen im Zelt zusammen gepackt und ab zur Alternastage. Dort gab es an diesem Tag DAS Programm schlechthin. Neben einigen nicht interessanten/schlechten Bands wie Finley, Mia oder Colbie Caillat gab es die wunderbaren Kilians von denen ich bisher leider nur „Fight The Start“ kannte, Pohlmann für den, der mochte, den herzallerliebsten Paolo Nutini, Maximo Park, The Kooks, und mein absolutes Highlight und Grund warum ich mir meine Rock am Ring Karte gekauft habe: Travis! Nachdem ich es am Vortag „nur“ in die 2. Reihe geschafft hatte, war am letzten Tag mein Ehrgeiz um einiges gestiegen und so kam es, dass ich ab 12 h vor der Alternastage wartete, zusammen mit noch etwa 10 anderen Leuten. Neben mir saßen 2 Mädels. Die eine schwarz gefärbte Haare, schwarzer Pullover und schwarze Hose zu schwarzen Vans mit glitzer Schnürsenkeln. Die andere direkt neben mir trug eine grünliche Armeejacke und hatte sehr lange blond-braune Haare. Und beide waren 18. Ich selbst hatte sie für maximal 16 gehalten.. tja. Ich will ja jetzt nicht direkt sagen, dass die sich auch so benommen haben, aber das kommt schon hin. Das Mädchen in der grünen Jacke war auch wegen Travis da, das ganz in schwarz gekleidete, welches sich später eine pinke Zigarette anzündete und somit meine Vermutung, ein sehr EMOtionales Mädchen zu sein, noch bestätigte, war wegen Maximo Park gekommen. Später unterhielten sich die beiden noch über Bands und Musikrichtungen. Emo und Indie. Das Mädchen, was EMOtional aussah, sagt dann folgendes: „Emo, bah! Ich bin eindeutig indie! Wenn ich eins von mir behaupten kann, dann jawohl das ich indie bin!!“ Ein Grinsen auf meinem Gesicht. Das andere Mädchen meinte, auch nur Indie zu hören. Also nur Bands wie Mando Diao und Muse. Später erzählten sie dann von dem gestrigen Mando Diao Auftritt. Als ich fragte ob denn auch "Lauren’s Cathedral" (mein Mando Diao spezifischer Lieblingssong) gespielt worden sei, guckten mich beide nur ratlos an. „Hab ich noch nie gehört“ gab die eine zurück. Oh ja, ihr seid indie! Da könnt ihr aber einen drauf lassen. Ihr seid genau das, was ich unter indie verstehe. Dann fingen um 14 h Finley aus Italien an zu spielen. Etwa 5 m neben mir standen auch einige Fans der Band, welche auch aus Italien kamen und schienen die ganze Zeit zu schreien, dass sie extra wegen Finley zu Rock am Ring gefahren seien. Zumindest habe ich als Italienisch-Laie immer wieder die Worte „Finley“ und „Italia“ rausgehört. Finley machen, oder versuchen, Rock zu machen mit emotionalen Texten und italienischem Akzent. Ihr wollt gar nicht wissen, wie das klingt. Der Gitarrist trug das Kaiser Chiefs T-Shirt „I’m a Chief“. Der soll sich ruhig mal was mehr von den Kaiser Chiefs beeinflussen lassen. Da Finley aber eine relativ junge Band ist mit (Gott sie dank) wenigen Songs, war der Gig nach 20 Minuten auch wieder um. Zu meiner anderen Seite stand jetzt ein 15 jähriges Mädchen mit ihrer Mutter zusammen. Ja, entweder sind’s Kinder, Emos oder Indies! Wie sich herausstellte, war das Mädel aber sehr, sehr nett, hielt sich nicht für Indie und kannte The Kilians sogar schon etwas länger und besser als ich. Ausnahmen bestätigen die Regel oder wie war das? The Kilians lieferten unter Beobachtung von Thees Uhlmann ein wunderbares Set ab und mir wurde klar, dass es in Deutschland durchaus gute junge Bands gibt, nur dass sich keiner um sie kümmert. Keiner außer Thees Uhlmann ;). Der Sänger war nicht ganz so aktiv wie jener der Pigeon Detectives, er liess es sich aber dennoch nicht nehmen, die Bühne unzählige Mal auf und ab zu laufen, und auch er sprang und machte verrückte Posen, blieb aber durchgehend überaus freundlich und erzählte, wie er vor 2 Jahren als Besucher bei Rock am Ring war und jetzt stände er selbst auf der Bühne und was für ein surreales Gefühl das doch sei. Nach den Kilians folgte eine amerikanische Dame Namens Colbie Caillat. Sie sei vom Rolling Stone Magazin Amerika zur erfolgreichsten Myspace Künstlerin gekürt worden erzählte ein Moderator. Darf ich kurz mal was sagen? Ich weiß was die meisten Myspace Nutzer für einen Musikgeschmack haben, das was du da erzählst, freut mich keinesfalls sondern lässt mich nur erahnen, was ich mir gleich eine Stunde lang anhören darf. So kam es dann auch. So breit diese Dame lächeln konnte, so kurz ihre Hot Pants auch war oder so tief der Ausschnitt ihres schwarzen rückenfreien Oberteils (sie lebt in Los Angeles und war auch dem heimigen Wetter entsprechend angezogen und ganz sicher nicht einem 19° warmen Eifel Morgen), so typisch stumpfsinnig waren ihre Texte, so lahm ihre Melodien und so mehr sank meine Laune. Nebenbei sah sie aus wie Maria Carey. Na gut, Maria Carey 7 Kilo leichter. Die Muter meiner Kilians-Bekanntschaft mochte ihre Musik, wir hingegen waren uns einig und unser Urteil hieß: der nächste bitte!
Der Nächste hieß Pohlmann. Für all die, die ihn nicht zu kennen glauben, er hatte einen Hit draußen letztes Jahr „Wenn jetzt Sommer wäre“ habt ihr bestimmt irgendwann mal irgendwie im Radio wahrgenommen. Meine Bekanntschaft mochte ihn. Vom seiner Art her fand ich ihn auch überaus sympathisch, nur blöderweise mag ich keinen Reggae - in keiner Weise und da seine Lieder immer diesen Reggaehauch hatten war er auch nicht mein Fall. Aber Sympathie Punkte hat er bekommen. Weil er sich immer ganz nett, höflich und angetan beim Publikum bedankt hat und weil er authentisch rüber kam. Danach folgte Paolo Nutini. Schon wieder ein Künstler, von dem ich nur einen Song kannte. Und der hieß „Jenny Don’t Be Hasty““. Ich war relativ gespannt, da eine Freundin von mir Paolo klasse fand und sie an sich einen mir sehr ähnlichen Musikgeschmack hat. Die Bühne betrat dann also ein 21jähriger Schotte mit langen dunkelblonden/hellbraunen Haaren die ihm in die Augen fielen. Er sah aus wie eine Mischung aus Adam Green und von der Haltung her wie Connor Oberst. Der steht auch immer so komisch mit gebücktem Rücken auf der Bühne. Bei Herr Nutini schien das ganze Grinsen und Haare in den Augen und nie das Publikum angucken aber noch durch andere Einflüsse –hust– Drogen –hust- zu kommen. Der hat bestimmt den ein oder anderen Joint vorher geraucht. Sein Highlight und mein höchster Freudenpunkt während seines Sets war dann, als er ein Lied aus dem Dschungelbuch coverte. Das hat gepasst wie die Faust aufs Auge und es war einfach klasse. Paolo ging von der Bühne und es wurde eng vor der Bühne. Also bei uns im Publikum.
Paul Smith und Band waren als nächste an der Reihe. Ihr Set begann direkt mit "Grafitti". Meinem Lieblingsstück der alten Platte, gefolgt von „Girls who play guitar“. Die Leute fingen an zu tanzen.. und zu stagediven. Ich muss sagen, was das stagediven angeht, bin ich doch noch recht tolerant. Ich mags nur nicht, wenn die ihre Beine auf die Köpfe andere Leute knallen lassen aber sonst solln’ se doch ruhig machen. Is nen geiles Gefühl und weit hinten sieht man ja wirklich kaum was.
Nach Maximo Park kamen dann direkt die nächste englische Top Band. The Kooks waren an der Reihe. Und Luke Pritchard hat schöne Gitarren! Hui! So richtig echte Vintage Gitarren. In schön dunkelbraun die schon etwas ramponiert aussehen.. Vinatge eben. Wirklich schick! Ganz im Gegenteil zur Band. Denn Heer Pritchard selbst sieht aus… wie ein Mädchen. Wie ich mitbekam, gibt es Streit zwischen Razorlight (diese spielten am Freitag auch auf der Alternastage) und The Kooks, da Razorlight Sänger Johnny Borrell wohl auch bemerkt hat, das Luke Pritchard aussieht wie ein Mädchen. Wo er recht hat… Im Übrigen sieht der Rest der Band genau gleich aus. Alle tragen diese furchtbaren weit V-ausgeschnittenen Oberteile wo man die halbe weiße Brust durchsieht und dann Ketten, Hüte, eng anliegende Jeans, Lederjacken und Chucks. Wieder so eine Nme Band. (Hier möchte ich nur einmal kurz an die Kleidungsbeschreibung von Pigeon Detectives erinnern). Ihr Auftritt.. mh.. ganz ehrlich? Langweilig! Ich wurde zwar teilweise so weit nach rechts geschoben, dass ich den Boden unter den Füßen verloren habe (was aber nicht weiter schlimm war, da es eh so eng war, dass man nicht umfallen konnte) aber ansonsten war da nicht viel mit Stimmung. Texte wurden mitgesungen aber auch das nur begrenzt. Ist mir auch egal. Ich guck mir The Kooks eh nur an, da die vor Travis spielen.
Nach The Kooks leerte sich der Platz wieder. Und das nicht nur aus dem Grund, da in 1 ½ Stunden die Ärzte anfangen sollten zu spielen. Der nächste Interpret auf der Alternastage hieß….Mia. Jawohl. Ich habe mir wirklich 80 Minuten Mia angeschaut, um Travis von vorne zu erleben. Die Sängerin redete die ganze Zeit irgendetwas von Weltfrieden und Musik als jedem verständliche universaler Sprache und jeder solle seine Träume leben und alle seien glücklich und ich fragte mich, ob Paolo großzügig genug war um ihr etwas von seinem Gras abzugeben..
Die Zeit ging vorüber und es wurde Zeit für den absoluten Höhepunkt des Festivals. Travis. 2 Jahre habe ich darauf gewartet. Ein paar Leute neben mir und ich hatten schon während des Mia Gigs die ganze Zeit nach Travis gebrüllt aber nun wurden wir leise und ich merkte wie aufgeregt ich wurde. Mein Herz schlug schneller (ich weiß, dass das gerade verdammt kitschig ist, aber ich war einfach so aufgeregt und habe mich so gefreut!!!), das ist bisher glaube ich nur ein oder 2 mal zuvor passiert, dass ich so aufgeregt war, dass ich wirklich nervös wurde. Dann ging alles ganz schnell, die riesigen Scheinwerfer gingen an und Travis betraten die Bühne. „Eyes wide open“ hieß der erste Song und ich habe mich kaum getraut mitzusingen, weil ich einfach derart in Extase war. Fran Healy strahlte und schien fast so glücklich wie ich. Als 3. Song gab es „Love will come through“ Ich liebe Travis!!! Wie sehr ich mir diesen Song gewünscht habe. Unglaublich, und dann spielen sie ihn wirklich. Bei einem Song (ich habe vergessen, welcher es war) spielte Klaus, der neue Tourpianist, ein kleines Solo und Fran meinte, wir sollten nach diesem Solo alle zusammen mit dem Finger auf Klaus zeigen und seinen Namen rufen, damit er Selbstvertrauen bekommt. Gesagt, getan. Klaus spielte sein Solo und knapp 30.000 Menschen riefen ihm seinen Namen entgegen und strahlten ihn an. Später gab es noch „My eyes“ und „Driftwood“ als musiale Delikatessen. Der letzte Song, wie könnte es anders sein hieß „Why does it always rain on me“ Herr Healy bat alle anwesenden Leute, beim letzten Refrain zu springen. Egal wie alt oder wie müde man sei, man solle springen. Und so geschah es. Und alle sangen mit „…is it because I lied when I was 17. Why does it always rain on meee?...” Bisher ist das der schönste Rock am Ring Moment gewesen, den ich je gehabt habe. Ich hätte jede Band am gesamten Wochenende verpasst, nur um Travis zu sehen. Als ich dann Richtung Ausgang 1. Absperrung ging sah ich the Kilians im Publikum. Die haben auch Geschmack, schön zu sehen! Glücklicherweise habe ich erfahren, dass Travis eine Deutschlandtour im Herbst planen, so bleibt mir die Reise ins Vereinigte Königreich und damit viele Kosten erspart, um Travis wieder zusehen.
von Magali
1 Kommentare :
haha rock am ring war einfach zu geil. ich liebe deinen bericht über die emos und das blonde holländische mädel. das stand nämlich genau neben mir oder 2 leute weiter. ich habe sie gehasst wie die pest. gibt in ihrem schlechten englisch damit an, wie toll sie die pigees findet und dann kann sie noch nicht mal einen einzigen text mitsingen. ich war übrigens die, im roten cribs shirt. falls du mich gesehen hast.
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