Konzert: Motel Mozaique
Ort: Rotterdam
Datum: Innenstadt
Dauer: 07.-08.04.2017
Zuschauer: div.
Freitag 07.04.2017: Ein Festival im April, verteilt auf die Clubs und Kirchen der Stadt, dazu die Headliner in der großen Schouwburg (Theatersaal). Plus Kunst, Tanz, Schlafprojekte ! und über 30 (von freiwilligen, geführte Touren per Rad durch die spannendsten Ecken von Rotterdam, dass klang nach einem lohnenswerten Ausflug.
Das "Motel Mozaique Festival" sieht sich daher auch nicht als reines Musikevent. Für meinen Bericht beschränke ich mich aber darauf, da die Masse der anderen Veranstaltungen zeitlich gar nicht zu bewältigen war.
Eine entspanntere Stimmung als diese beiden tollen Tage ist kaum vorstellbar. Eine kleine Bühne, auf einem der Marktplätze Rotterdams, dient als Treffpunkt und Ruhezone für alle quer durch die überschaubare Innenstadt eilenden Festivalbesucher.
Trotzdem erlebe ich zu keinem Zeitpunkt Wartezeiten, überfüllte Locations oder sonstigen Ärger, der einem den Spaß am eigenen, engen Zeitplan vermiesen kann. Uns so beginnt der Freitag direkt in einer wunderbaren, alten Kirche mit hoher Kanzel, vor der jetzt eine Bühne aufgebaut ist.
"Rex Orange County" eröffnet den Reigen mit seinem lässigen Soulpop, der in den besseren Songs vielleicht ein wenig an Mike Skinner von "The Streets" erinnert. Viel bleibt da allerdings nicht hängen, zu groß ist die Vorfreude auf "Haley Bonar", die im nun schon 30 Jahre alten Rotown-Club (dem Pendant zum Amsterdamer Paradiso) spielen wird.
Haleys neue CD "Impossible Dream" gefällt mir außerordentlich gut, wer auf klassischen Indiepop mit Frauenstimme steht wird hier nicht enttäuscht. Leider blieb der größere Erfolg bisher aus. Unverständlich, denn die Songs haben Größe, die Performance der vierköpfigen Band ist gelungen und der volle Saal verlangt nach einer Zugabe.
Danach müssen die deutschen "Gurr" leider wegen einer doofen Überschneidung für mich ausfallen, schließlich will man ja den Hype um "Thundercat" nicht verpassen, zumal dieser im Theatersaal angesetzt wurde.
Ich gebe zu, die CD nicht verstanden zu haben. Zu wirr werden mir da diverse Soulanleihen und Verweise auf alte Helden nach wenigen Minuten ausgeblendet. "Thundercat" betritt die Bühne, zusammen nur mit einem Keyboarder und einem, am rechten Bühnenrand sitzenden Schlagzeuger, und beginnt unvermittelt, mit seinem riesigen Bass, ein ca. 10-minütiges Freejazz-Gekniedel.
Nun respektiere ich den umfangreichen Weg des Künstlers. Immerhin ist es ein weiter Weg vom Bassisten der Suicidal Tendencies, über Kendrick Lamar zu seinem jetzigen Soloprojekt. Warum aber in den ersten Reihen extrem junge Menschen in Fan T-Shirts "Thundercat" huldigen, statt die Originale zu hören ist mir schleierhaft.
Einige Stücke können mich live dann doch mitreißen, das Zusammenspiel ist wirklich perfekt. Sobald die Stücke aber die auf CD kurze Spielzeit verlassen ist der Zauber dahin. Vielleicht liegt es auch daran, eine komplette Stunde füllen zu müssen. Thundercat selber hat jedenfalls viel Freude an seinem Auftritt, auch wenn der Saal am Ende halbleer gespielt ist.
Danach noch der von mir langerwartete Auftritt von Grandaddy, über den ich in den nächsten Tagen einen ausführlichen Bericht nachreichen werde, es lohnt sich.
Leider verpasste ich dadurch auch die neuen, gehypten "Shame" aus England, die ihre T-Shirts in der ganzen Stadt verkauften. Ein schlauer Schachzug.
Zum Ausklang dann, mitten in der Nacht nochmal zurück ins Rotown. Hier gab es noch Standardware vom SubPop-Label zu bewundern. "LVLup" aus New York spielen härteren Indierock. Für diese Uhrzeit OK, aber kein echter Geheimtipp mit Chance auf größere Taten.
Müde und begeistert von den tollen Eindrücken des ersten Tages, und froh nicht auf ein eingezäuntes Festivalgelände beschränkt zu sein, schleppe ich mich mit einer köstlichen Shoarmatasche in der Hand zum Hostel.
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