Samstag des Melodica Festivals #5 in Köln
Für mich mit den Konzerten:
I took your name (30 min)
Suzan Köcher & Palace Fever (30 min)
Whale vs. Elephant (30 min)
The Manana people (30 min)
Woodbell (45 min)
Ida Wenøe (35 min)
Ort: Café des Weltempfänger Hostels in Köln Ehrenfeld
Datum: 25. März 2017
Zuschauer: 40-200
Das Melodica Festival zog mich schon zum fünften Mal nachdrücklich und schwer ignorierbar nach Köln. Die absoluten Magneten waren für mich musikalisch I took your name und Ida Wenøe. Darüber hinaus versprach es ein nettes Wiedersehen mit lieben Leuten zu werden. Das bestätigte sich in dem Moment, als ich kurz vor knapp (Fabio und Stefan begrüßten schon die Gäste von der Bühne!) ins Café des Weltempfänger Hostels hineinhuschte direkt in eine erfreute Umarmung von Jan Bart, der im nächsten Moment auf die Bühne springen würde um mit Chris van der Ploeg als I took your name zu musizieren. Wie gut, dass ich mich wieder selbst überredet hatte, dass die Reise nach Köln auf den Samstag beschränkt und Heimfahrt so, dass ich den letzten schnellen Zug nehmen kriege, schon irgendwie in den Rest meines Lebens reingequetscht passt.
Das musikalische Programm am Samstag begann mit Hell on a hill eher nachdenklich und aufrichtig fragend - wofür ich die Musik von I took your name so sehr mag. Dann das vertraute Corridor mit den verrückten Harmonieverschiebungen und Paper trail, das mit der eindrücklichen Frage beginnt Danny is your life complete? und mir mit der anschmiegsamen E-Gitarre von Jan so recht zu Herzen ging. Im Finish dieser ersten halben Stunden war Wonderlines ein wunderschönes Wiegenlied und im letzten Stück gab es Unterstützung von Harmen Ridder am Klavier. Ein wirklich schöner Melodica-Moment und gleichzeitig ein perfekter Abschluss für ein zwar kurzes aber mir rundum zu Herzen gehendes Set. Ich fühlte goldrichtig da beim Kölner Melodica-Samstag!
Setlist I took your name
01: Hell on a hill
02: Bird in my hand
03: Corridor
04: Paper trail
05: You faded like a star on the late show
06: Wonderlines (Audiotransparent-cover)
07: I would do anything
Weiter ging es für mich mit lauter mir noch unbekannten Namen, wobei mir Whale vs. Elephant vom leider krankheitsbedingt verpassten Melodica in Paris schon ein Begriff waren. Es folgte im Progamm zunächst Suzan Köcher & Palace Fever (das sind Julian Müller, Jens Vetter und Piet Rosanka) aus Solingen. Da wurde die Bühne ganz schön voll und es wurde heiß(blütig). Das erste Stück Dandelion fields war zwar ein locker flockiger Popsong (der unbedingt ins Radio gehört!), aber Blood red wine eröffnete dann die filmreifen Songs mit dem inneren Bild eines einsamen Wolfes wie aus einem Tex-Mex-Western. Es ist auch der Titeltrack der für Ende April (äh ... heute!) geplanten Debüt-EP. Harley Davidson auf französisch auch in französischer Divenpose dargeboten fand ich sehr witzig und irgendwie zeitlos. Mit Moon Bordeaux gab es noch üppigste Popgeste zum Abschluß. Ein Wiedersehen wird es wohl zum Maifeld Derby für mich geben (Tourdaten finden sich ganz unten).
Setlist Suzan Köcher & Palace Fever
01: Dandelion fields
02: Blood red wine
03: Bonnie
04: Harley Davidson
05: Too young
06: When the night comes
07: Moon Bordeaux
Setlist Whale vs. Elephant
01: Intro
02: Modifications
03: Devil's tale
04: Black sea
05: Methadone
06: Colorful leaves
The mañana people aus Bonn begannen andschließend ihr Set etwas martialisch mit Death to everyone. Und das, obwohl sie vom superfriedfertigen Stefan Honig als neu für sich entdeckte Lieblingsband vorgestellt worden waren... Ich kann das mit der just entfachten Liebe nach dem Auftritt aber sehr gut verstehen! Schon die Kombination von Theremin und Banjo muss man erst mal erlebt haben, sonst glaubt man nicht, dass das geht. Aber Álvaro Arango and Tim Weissinger machen musikalisch da sowieso so eine Art neues Paralleluniversum auf. Auf der Melodica-Bühne wurden sie unterstützt durch einen Mann am Schlagzeug, einen am Bass und die junge Frau am Theremin. Mit A Recess hatten sie auch fast ein klassisches Folksong im Programm - vielleicht ein bisschen angetrunken vom Geist aus der Flasche oder dem Himmel. Judas Boogie stampfte ordentlich und rief in die Wüste, die später lustigerweise darauf antwortete. The night you stole my gun schieberschuberte und torkelte ordentlich. Die Füße konnte man da nicht still halten, auch wenn die Harmonien ein wenig betrunken wirkten. Das Teremin jaulte und der Text erwies sich beim nachlesen als ein einziger abgefahrener Trip. Die Ideen scheinen den jungen Männern nicht so bald auszugehen, denn für die nächsten zwei Jahren haben sie 100 neue (bestimmt genauso verrückte) Lieder versprochen (vier sind schon fertig).
Setlist The mañana people
01: Death to everyone
02: Seagulls
03: A Recess
04: Judas Boogie
05: The night you stole my gun
06: Mañana fight the undead
07: Who are you
Woodbell sind Jasmine Collet, Marion Hedin und Jon Sayer aus Paris. Sie räumten die Gesangsmikroständer ab, denn sie brauchten die Mikros am Kopf, damit sich Cello bzw. Bratsche spielen und singen vertrugen. Das brach etwas mit dem vorhergehenden Programm. Durch die Instrumentierung und den Satzgesang wirkte das ganze Set sehr dramatisch. Immerhin hatten sie uns auch drei französischsprachige Stücke mitgebracht! Try to smile von der aktuellen EP durfte das Set eröffnen und gab gleich ordentlich Gas. Schob sich dabei auch kreuz und quer durch die Harmonien. Dass sie singen und spielen können, bewiesen sie mit einem herrlichen A capella Teil auch noch auf das Schönste. Straight for the head schlingerte und schunkelte etwas später ganz ordentlich, klang aber gleichzeitig französisch leicht und machte süchtig auf den Refrain mitgrölen. One card schloß sich diesem Duktus nur scheinbar an denn es wurde trotz Dreiertakt zu einer hymnisch melancholischen Filmmusik. Mit dem unendlich traurigen Run ging der Auftritt der Gäste aus dem Nachbarland schließlich zu Ende.
Setlist Woodbell
01: Try to smile
02: Loin devant
03: Eleanor Rigby (Beatles Bearbeitung)
04: Straight for the head
05: One card
06: Snatches
07: Main dans l'eau
08: Holy screen
09: Je vais m'en aller
10: Talking Business
11: Run
Am Bühnenrand von Woodbell hatte ich schon Ida Wenøe ausgemacht, die mit ihrer Gitarre und sehr wenig Technik zum Glück sehr schnell und ohne lange Umbauzeit auf die Bühne kommen konnte. Sie erfüllte meine Erwartungen gleich auf das beste mit ihrem ersten Song. Denn es ging mitten hinein in den dunklen Abgrund mit der Textzeile: I kissed the devil. Schon hatte sie die Aufmerksamkeit des dicht gepackt stehenden Publikums nur mit ihrer Gitarre und ihrer Stimme zu 100%. Time of ghosts - der Titelsong ihrer Debutplatte als Solo - war im Vergleich fast fröhlich (eben die dänische Art...) Das so wunderbar sehnsuchtsvoll rufende Til jeg har dig hatte mich beim letzten Konzert in Karlsruhe schon so begeistert und verfehlte auch hier seine Wirkung nicht. Sie brauchte eigentlich gar keine Verstärkung für ihre Stimme während sie in die Ferne rief. Ich war schon wieder ganz und gar verzaubert und glücklich, diesen Moment miterlebt zu haben.
Meine Zeit für Köln lief ab und ich machte mich auf den Rückweg im Wissen, dass auch das weitere Programm bestimmt sehr sehenswert gewesen wäre aber genau genommen auch dieser Nachmittag mehr als genug Stoff für mein Herz geliefert hatte. Nun hoffe ich auf den Tag mit einem Melodica oder Wohnzimmer-Konzert mit Marius Ziska und Ida.
Setlist Ida Wenøe
01: Circus Season
02: Time of ghosts
03: Til jeg har dig
04: Charms
05: Limbo Man
06: Heather
07: Change me a little
Aus unserem Archiv:
Melodica Köln #4, Köln, 20.03.16
Ida Wenøe, Karlsruhe, 27.10.16
Boho Dancer, Karlsruhe, 08.03.14
Boho Dancer, Leipzig, 10.10.13
Boho Dancer, Karlsruhe, 14.11.12
I Took Your Name, Karlsruhe, 20.07.14
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