Konzert: Grandaddy
Ort: Rotterdam, Grote Schouwburg
Datum: 07.04.2017
Dauer: 60min.
Zuschauer: ca.1.500
Grandaddy sind zurück. Nicht nur, wie so viele andere Band, mit einer Tour, sondern gleich mit einem neuen Album. "Last Place" fügt sich nathlos ein in die Reihe hervorragender Alben dieser immer etwas abseitigen Band aus Modesto, Kalifornien.
Immerhin waren sie es, die vor 20 Jahren mit ihren Vollbärten und Truckercaps einen modischen Stil pflegten, der sie hierzulande nicht als coole Hipster, sondern als US-Landeier aussehen ließ. Wie sich die Zeiten ändern.
Immerhin sind Grandaddy so gelassen, dass sie heute immer noch so aussehen, Beständigkeit statt Modetrend. Und so ist es auch verständlich, dass Mastermind Jason Lyte auf der neuen Platte nicht viel am Sound der Band veränderte.
Etwas schräg klingende Soundteppiche aus dem Keyboard, dazu besonders melodiöse Gesangs-und Gitarrenparts waren immer das Markenzeichen von Grandaddy, irgendwo zwischen dem DIY-Sound von Pavement und dem Schönklang der Beach Boys.
Die US-Romantik ist ebenfalls geblieben. Während des gesamten Konzerts laufen auf der riesigen Leinwand im Hintergrund monotone aber wunderschöne Landwirtschaftsvideos, die von selbsternannten Agrar-Bloggern gedreht, auch auf Youtube zu bewundern sind.
Romantische Fahrten mit dem Mähdrescher in den Sonnenuntergang, dazu passen Songs wie "The Crystal Lake" und "Way we won`t" natürlich hervorragend. Gerne hätte man aus der Sicht der Band natürlich einige Sätze zur aktuellen Situation in den USA gehört, doch Jason macht gleich zu Beginn klar: "We are Grandaddy, we play music, we don`t talk".
Ansonsten ist das Konzert ein langer, wunderschöner Song mit fast 60 Minuten Länge. Alles fließt, brodelt und klingt wie einer der gut geölten Landmaschinen auf der Leinwand.
Die Band spielt wie damals solide, fast brav und Jason gibt den Takt vor. Doch dann kommt der besondere Gänsehautmoment, der das Theater zum Schweigen bringt. Grandaddy spielen ihr "Paranoid Android", ihren besten Song überhaupt: "He`s simple, he`s dumb, he`s the pilot".
Während das ganze Album "The Sophtware Slump" damals Fragen zur Beziehung und Entwicklung von Mensch und Maschine (im Alltag, Beruf und der Zukunft) stellte, war diesem Song immer seine zutiefst emotionale und menschliche Seite anzuhören.
Eine Art Seufzen und schweres Atmen durchzieht das Lied. Es stock, setzt dann immer wieder mit dem monotonen Refrain ein und hinterlässt den Zuhörer sprachlos. So auch hier.
Obwohl dies der untypischste Song des Abends ist, die Halle ist den Tränen nahe, auch wenn die endgültige Deutung unklar bleibt. Mit dem wesentlich optimistischeren und schnelleren "Now it`s on" beschließt die Band den Abend.
Aus der müden und vom fehlenden, großen Erfolg desillusionierten Band vor fast 15 Jahren ist eine gereifte, neue Perspektive entstanden, die Grandaddy hoffentlich jetzt den Respekt entgegenbringt, die das Werk der Band schon immer verdient hat.
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen