Konzert: Okta Logue
Ort: Main Stage, Burg Herzberg Festival
Datum: 01.08.2014
Dauer: 89 Minuten
Zuschauer: über 1000
Alle Fotos: © Katja Charlotte Rohr |
Das elektronische Intro von „Transit“ wabert über das sanft ansteigende Festivalgelände. Band und Gesang setzen ein, der titelgebende Track des aktuellen Albums „Tales of Transit City“ empfängt das Publikum mit gewohnter Wucht. Seit Jahren eine großartige Band, ist das hessische Quartett längst einer der wichtigsten Acts Deutschlands – mit enormen internationalen Potential. Nach Touren und Auftritten mit Nada Surf, Tocotronic, Portugal. The Man und vor allem Neil Young & Crazy Horse wächst die Fangemeinde kontinuierlich. Zurecht. Ein im Laufe des Konzerts immer größerer Zuschauerzuspruch spricht auch auf dem größten Hippie-Festival Europas eine deutliche Sprache.
Wurde die Gruppe in der Vergangenheit gerne als Inbegriff einer traditionsbewussten zeitgenössischen Psychedelic- und Prog-Rockband gelobt, greift diese einengende Zuordnung doch beileibe zu kurz. Sicherlich sind Elemente beider Spielarten enthalten, vielmehr zeigen Songs wie das beschwingte „Let Go“ oder auch „Shine Like Gold“ früh, dass Okta Logue in erster Linie eine großartige Popband mit Sinn für Melodien ist, die trotz manchen offensichtlichen Parallelen zu Größen wie Pink Floyd eher im harmonischen Beat der 60er als im überbordenden Prog der 70er und 80er zuhause ist – von der Prägung durch den Indie-Rock der letzten Jahrzehnte ganz zu schweigen. Im enganliegenden schwarzen Hemd lässt Benno Herz auch optisch Assoziationen zu genannten Genres hinter sich und beweist mit seinen Mitstreitern eindrucksvoll, dass Okta Logue eine große Band der Gegenwart ist, der es gelingt verschiedenste Einflüsse und originäre Ideen zu einem kreativen Eigengewächs zu verbinden.
In den letzten Jahren habe ich kaum eine Band häufiger gesehen. Dass die Konzerte qualitativ von großer Beständigkeit sind, das Zusammenspiel darüber hinaus immer begeisternder wird, ist Rechtfertigung genug, immer wieder zu kommen. Mit großer Leidenschaft und Sonnenbrillen trotzen Okta Logue auf dem Burg Herzberg Festival den hohen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung. Neue Stücke mit Zeilen wie „Watch the Sun“ und Arbeitstiteln wie „Summer Days“ liefern hingegen den perfekten Soundtrack.
Dazwischen bleibt Zeit für „Mr. Busdriver“, mit seiner ungewöhnlichen Rhythmik und dem an urengliches Songwriting a la Barrett, Towshend oder Davies erinnerndem Text, und mit der befreundeten Gruppe Bees Village aus Friedrichsdorf als äußerst harmonischen Background-Chor. Deren Mitglied Benedikt Baum bleibt im direkten Anschluss auf der Bühne und spielt bei „Dream On“ wie auch schon bei vorherigen gemeinsamen Auftritten und den Konzerten mit Neil Young im Sommer 2013 Bass. Benno Herz wechselt derweil an die Akustikgitarre, während eines der Schlüsselstücke des aktuellen Albums besonders schön zur Geltung kommt. Das bekannte „Bright Lights“ - dank seines großartigen, im familieneigenen Garten der Herz-Brüder gedrehten Videos ein Youtube-Hit – wird besonders gefeiert.
Viele Zuschauer singen mit, während man sich fragt, warum ein unumstrittenes Highlight des Festivals ausgerechnet derart früh stattfinden muss. Zweifelsohne hätten Okta Logue schließlich dem für die Tageszeit zum Trotz gutem Zuspruchs noch mehr Besucher verdient. Die Band selbst stört sich wenig daran, spielt stattdessen tolle Songs wie „Just to Hear You Sleep“ und das durchweg fantastische „You“. Bei ihrem Release-Konzert anlässlich des zweiten Studioalbums im Mai letzten Jahres in der heimischen Centralstation Darmstadt aufgeführt, gelingt das packende Cover von „Southern Man“ – jener scharfzüngigen Abrechnung mit der Sklaventreiber-Vergangenheit der US-Südstaaten, die Neil Young die prompte Antwort der Southern-Rock-Band Lynyrd Skynyrd in ihrem größten Hit einbrachte – noch eine Spur besser als zuletzt. Mit fantastischem Harmoniegesang der vier Mitglieder von Bees Village begeistert die Version restlos. Für das hymnische „Chase the Day“ bleiben die Friedrichsdorfer und führen das starke reguläre Set zu seinem tollen Ende.
Mit einer Zugabe rechne ich nicht, doch gibt es tatsächlich das fast halbstündige „Decay“, ein liebgewonnenes Highlight eines Okta Logue-Konzerts. Philipp Meloi streut erstklassige Soli ein, Hildebrandt steuert wunderbare Electro-Elemente bei, spielt stellenweise Trompete, während Robert Herz einen punktgenauen Beat liefert. Gemeinsam mit ihrem Frontmann erreichen die Musiker wieder neue Höhen. Nach fast eineinhalb Stunden ist dann endgültig Schluss. Die Darmstädter werden einmal mehr hohen Erwartungen gerecht und spielen zu früher Stunde bei ihrem zweiten Herzberg-Auftritt seit 2012 eines der besten Konzerte des Festivals, dass die amerikanischen Jam-Rocker moe. bei ihrem Akustikkonzert wenig später ganz schön alt aussehen lässt. In nicht allzu langer Zeit soll das dritte Okta Logue Album erscheinen. Es geht weiter bergauf. Gut so.
Setlist Okta Logue, Burg Herzberg Festival:
01: Transit
02: Let Go
03: Shine Like Gold
04: Watch the Sun (neu) ?
05: Mr. Busdriver (mit Bees Village)
06: Dream On (mit Benedikt Baum von Bees Village)
07: Summer Days (neu)
08: Bright Lights
09: Just to Hear You Sleep
10: You
11: Southern Man (Neil Young-Cover) (mit Bees Village)
12: Chase the Day (mit Bees Village)
13: Decay (Z)
Aus unserem Archiv:
- Okta Logue, Stuttgart, 28.02.2014
- Okta Logue, Berlin, 20.09.2013
- Okta Logue, Ulm, 05.09.2013
- Okta Logue, Stuttgart, 22.07.2013
- Okta Logue, Darmstadt, 17.05.2013
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