Freitag, 11. Februar 2011

Alamo Race Track, Paris, 11.02.11


Konzert: Alamo Race Track (Moss)

Ort: Le Café de la Danse, Paris

Datum: 11.02.2011

Zuschauer: etwa 300 Konzertdauer. circa 80 Minuten


Am 13. Todestag meines Vaters wehte ein Hauch von Frühling durch Paris und vertrieb meine düsteren Gedanken. Der Himmel war strahlend blau, die Luft mild und würzig und die Straßencafés von sonnenhungrigen Menschen bevölkert. Die Pariserinnen erschienen mir noch hübscher als ohnehin schon. Mein Serotoninspiegel war so hoch wie seit langem nicht. Anstatt depressive Musik zu hören, ließ ich das stimmungsvolle zweite Album von Maximo Park laufen und pfiff zu Books From Boxes laut mit. Heute abend stand das Konzert meiner heißgeliebten Holländer Alamo Race Track auf dem Programm, das befeuerte meine Laune zusätzlich.

Bevor ich Richtung Café de la Danse aufbrach, kippte ich mir noch eine Dose Red Bull light rein. Ich mußte an einen (dummen) Spruch von Adam Green (Foto) denken, der gesagt haben soll, daß die Muschis fies schmecken würden, wenn die Mädels vorher Red Bull gesoffen hätten...

Das Gedränge im Café de la Dans hielt sich in Grenzen. Trotz längerer Pause schien der Heißhunger auf die Rückkehr der tollen Holländer nicht enorm groß zu sein. Ich selbst war aber total gespannt, wie mir die neuen Songs des noch nicht veröffentlichten dritten Albums gefallen würden. Hocherfreut nahm ich von der höchstens 10 jährigen Tochter des Fargobosses (Fargo ist das Plattenlabel von den Alamos) Michel Pamplune das Gratisticket entgegen. Oliver Peel stand auf der Gästeliste, so wie sich das gehört.

Es war etwa 21 Uhr und die anderen Holländer namens Moss waren mit ihrem Programm bereits durch. Das ließ etwas Zeit, um draußen noch ein wenig die milde Luft zu genießen und mit den den Rauchern zu diskutieren. Mein guter Bekannter Luc warf ein, daß es in Holland ja gar nicht mal so viele tolle Bands gäbe. Ich widersprach und wies auf Bird On The Wire (Foto), Jae (beide kürzlich durch Oliver Peel Sessions weltberühmt geworden) und vor allem Bettie Serveert hin. Bettie Serveert sagte meinem Kumpel überhaupt nichts, was mich sehr überraschte, denn die sind ja wohl Kult, die muss man einfach kennen. Aber egal.

10 Minuten später standen wir dann alle drin und die Lichter gingen aus. Wenn ich sage "standen" dann stimmt das leider wieder nicht so ganz, denn obwohl der Laden übersetzt Tanzcafé heißt, ist die Location weitestgehend bestuhlt und selbst auf der freien Fläche vor der Bühne lungern immer Leute auf dem Fußboden rum. Das kann ich ja auf den Tod nicht ausstehen! Sind wir etwa in einer marokkanischen Teestube? Oder in Japan? Ich hoffe ja immer noch drauf, daß Sarko irgendwann mal Einsatzfahrzeuge schickt und Wasserwerfer gegen die blöden Sitzblockierer einsetzt. Nun ja, ich scherze natürlich. Aber die Auf-dem-Boden- Sitzerei ist doch wirklich doof oder etwa nicht? Ich meine Alamo Race Track spielen doch fetzige Musik zu der man tanzen kann, wieso machen die Leute das dann nicht?



Ich ließ mir trotzdem meinen Spaß nicht nehmen und wippte von Anfang bis Ende begeistert mit. Gleich vor mir agierte der neue Drummer der Band. Ein blutjung aussehender Blondschopf mit langen strähnigen Haaren und einem gewaltigen Bums. Der Bursche gefiel mir außerordentlich und vertrieb meine Befürchtungen, Alamo Race Track könnten personell eventuell eine Schwächung erfahren haben. Man begann mit einem neuen Stück und im Laufe des Konzertabends sollten noch viele andere Neulinge folgen. Einen davon kann man auf der Webseite von Alamo Race Track genießen Hypnotised heißt die poppige, sehr heiter-nachdenkliche (das geht beides gleichzeitig, jawohl!) Nummer mit dem typischen 60ies Sound und einer leicht psychedelischen Note à la MGMT. Der Song gefiel mir auf Anhieb, er hatte enorm viel Charme, Catchyness und offensichtliche Hitqualitäten. Aber auch Moon kam prima rüber. Ich erinnere mich, daß sie dieses Lied schon einmal als Zugabe beim Haldern Pop Festival 2008 getestet hatten.

Dazwischen bauten sie ab und zu Altbekanntes ein. Stanely vs Hannah kam recht früh und später brachten sie dann natürlich ihren bisher größten Hit Black Cat John Brown, den der etatmäßige Basser an der Pedal Steel begleitete. Auch The Open Sea stammte von dem zweiten Output und gefiel durch die schönen Chorgesänge und den 60ies Charme. Sänger Ralph Mulder schien erleichtert, daß alles so gut lief, er gab zu, daß die Band vorher sehr nervös gewesen sei weil man lange nicht mehr gespielt hatte und die neuen Lieder noch nicht alle aus dem Effeff beherrschte. Am Anfang hatte Ralph auch stimmlich ein paar Probleme und sein Gesang klang recht windschief, im Laufe des Sets kam er aber besser rein und traf die Töne. Ein paar Leute bemängelten hinter, daß das Konzert nicht so perfekt flutschte, wie man das von eingespielten Formationen wie Franz Ferdinand gewöhnt ist. Das störte mich indes überhaupt nicht. Gerade die leicht amateurhafte, unverkrampfte Seite bei Alamo Race Track finde ich sehr anziehend und aufgeregt zu sein ist doch nur menschlich. An dem Songmaterial gibt es ohnehin nichts auszusetzen.

Bei der Zugabe griffen sie dann auf ein Cover zürck. Bei der Velvet Underground Nummer This Is After Hours (If You Close The Door, I'd never Have To See The Day Again, im Original gesungen von Drummerin Moe Tucker) standen alle vier Musiker wie Chorknaben dicht beieinander und konnten sich mitunter beim Singen ein breites Grinsen nicht verkneifen. Auch dies monierten ein paar Nörgler hinterher und äußerten, daß der Sänger stark besoffen gewesen sei. Ich kann das so nicht bestätigen, habe allerdings auch keinen Alkoholtest vorgenommen. Wäre mir aber auch egal, denn Musik ist (unter anderem ) Spaß und Entertainment und die frische Mucke von Alamo passte einfach perfekt zu diesem frühlingshaften Tag. Ein gutes Konzert!




Setlist Alamo Race Track, Café de la Danse, Paris:

01: Windy
02: Stanley vs Hannah
03: The Moon
04: Records
05: Apples
06: Hypnotised
07: Motorman & ...
08: Black Cat John Brown
09: The Open Sea

10: Hypnotised (andere Version)
11: This Is After Hours (Velvet Underground)

Alamo Race Track - Hypnotised by excelsiorrecordings



5 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ich warte und warte und WARTE auf deine Kommentare zu Deer Tick...

Viele Grüße aus München
Britt

Oliver Peel hat gesagt…

Oh Sorry, Britt, kommt spätestens am Sonntag.

Beste Grüße nach München,

Oliver

Oliver Peel hat gesagt…

Deer Tick ist jetzt online, Britt!

Anonym hat gesagt…

Und der ausfuerliche Jim Yamouridis Bericht auch :-)
Danke, Oliver.

Uschi

Anonym hat gesagt…

Lieber Oliver,

Du teilst so viel mit uns, ohne uns ueberhaupt zu kennen. Schoen, das es Dich gibt!

Uschi, Peel-Fan aus Paris

 

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