Mittwoch, 30. Juni 2010

Grizzly Bear & Dirty Projectors, 29.06.10

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Konzert: Grizzly Bear & Dirty Projectors
Ort: L'Olympia, Paris
Datum: 29.06.10
Zuschauer: so gut wie ausverkauft
Konzertdauer. Grizzly Bear ungefähr 75-80 Minuten


Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Mama! Auch in Paris denkt Dein Sohn immer an Dich!

So, dies zum Thema "darf ich noch jemanden grüßen".

Nun zum Konzertbericht:

Ein gutes Grizzly Bear Konzert, das mir allerdings keine orgasmischen Gefühle bereitet hat. Zu groß und unpersönlich einfach das kultige Olympia, zu wenig Platz für intime Momente, zu viel Lärm, um die Halle angemessen beschallen zu können. Mit Wehmut erinnerte ich mich an mein erstes Konzert mit den Bären, das ich Ende 2006 im recht kleinen Nouveau Casino gesehen hatte. Damals war ich äußerst entzückt von dem Vortrag und freut mich besonders über die vielen kleinen obskuren Details und mysteriösen Geräusche, die die Amerikaner eingebaut hatten. Es knisterte regelrecht. Zu jener Zeit lief auch das zweite Album, Yellow House, bei mir rauf und runter. Ich war regelrecht süchtig nach diesem komplexen Meisterwerk. Und dies obwohl ich bei dem ersten Hördurchgang auf meinem Bett eingeschlafen war und deshalb die Badewanne überlief (war das für eine Schweinerei in der Bude, überall Wasser!).

Knapp vier Jahre später sind Grizzly Bear also mit ihrem hochgelobten 2009 er Werk Veckatimest auf dem vorläufigen Olymp ihrer Karriere angekommen und spielen statt vor 200 vor 2000 Zuschauern. Ihnen scheint diese neue Dimension bewußt zu sein, denn man muss in einer größeren Halle wie dem Olympia einfach die Regler stärker aufdrehen und lauter spielen, um gehört zu werden. Genau dies taten sie. Das Schlagzeug war ungemein wuchtig und dominant und die Gitarren wesentlich rockiger und verzerrter als auf den eher ruhigen Alben. Leider ging dadurch auch ein wenig die intime Atmosphäre verloren, die den Stil der New Yorker so auszeichnet. Lieblingslieder wie Knife oder Little Brother, die in der Anfangsphase gespielt wurden, erreichten deshalb nicht mein Herz. Technisch fast perfekt, aber emotional mit Luft nach oben. Erst wesentlich später, genauer gesagt mit dem Titel Deep Blue Sea kam ich besser rein. Die Ballade wurde reduziert vorgetragen und das ansonsten mächtig scheppernde Schlagzeug schwieg für ein paar Minuten. Ein Genuß, so wollte ich das eigentlich durchgängig haben! Ich glaube Grizzly Bear waren sich im Klaren darüber, daß es heute schwierig werden würde, gegen die Anonymität einer großen Location anzukämpfen. Wohl deshalb hatten sie die gute Idee, Einmachgläser mit Kerzen auf der Bühne zu benutzen, die wie Lampions von einer T-förmigen Stange herunterhingen. Je nach Song wurden die (elektrischen) Kerzen runtergedimmt und bei Deep Blue Sea glaubte man sich wirklich in einem kleinen Raume mit der Band, bei Kerzenschein das Lied genießend. Im Anschluß wurde es dann aber doch wieder wuchtiger, bevor das wundervolle Foreground erneut betören konnte. Wunderschön der Harmonie-Gesang, ganz fabelhaft die Melodie, perfekt ausgewogen die Instrumentierung. Zucker!

Kurz vor Ende kam mit On A Neck, On A Spit dann auch noch mein absoluter Favorit. Nie werde ich dieses psychedelischen Kleinods mit dem Stimmungswechsel in der Mitte überdrüssig, ich könnte das Lied sicherlich noch eine Millionen mal hören!

Das absolute Highlight hatten sich die Amis allerdings für die einzige Zugabe aufgehoben. All We Ask klang als käme es von einem alten Grammofon. Traumhaft zeitlos, voller Charme und Esprit und auf verwunschene Weise schön. Das Schlagzeug schwieg bei diesem Stück. Ein reines Akustikkonzert von Grizzly Bear, das wär's! Aber in meinem Wohnzimmer werden sie wohl kaum antreten, oder etwa doch?

Vorgruppe Dirty Projectors: Die experimentelle Indie Pop Band aus Brooklyn hatte die Ehre, den Konzertabend zu eröffnen. Artig wurden Komplimente an die Kumpels von Grizzly Bear verteilt und auch die Location gelobt. Sänger und Gitarrist Dave Longstreth fand besonders erwähnenwert, daß Björk hier schon gespielt hatte. Mit der Isländerin haben die Dirty Projectors gerade eine gemeinsame EP namens Mount Wittenberg Orca aufgenommen, die am 30.06.2010 erscheinen soll (Hier gibt es die Tracklist und ein Video und hier bei Stereogum einige Erläuterungen zu diesem Projekt von Dave). Nur allzu verständlich, daß er voll des Lobes für Björk war. Aber auch ihr eigenes Material konnte sich hören lassen. Ungemein quirlig, innovativ und gegen den Strich gebürstet, es gibt wirklich Argumente, auf die Band zu fliegen. Klar, man sollte diese Musik vielleicht nicht hören, wenn man gerade Migräne hat, das könnte den Zusatnd verschlimmern, aber orginell sind die jungen Amerikaner ohne Frage. Und auf der Bühne präsentierten sie sich so frisch und ungestüm, wie man das von ihren Songs erwarten darf. Alle hopsten wild durch die Gegend und ließen ihrer Spielfreude freien Lauf. Drei Damen und drei Herren, auch in dieser Hinsicht war alles ausgewogen. Meistens sang zwar Dave, aber auch Angel und Amber hatten ihre Soloauftritte, während das dritte Mädel namens Haley Dekle sich auf den irren Chorgesang beschränkte. Die Reaktionen auf ihren Auftritt waren hinterher gemischt. Manche Leute hielten das Ganze für arg zäh und überdreht, andere waren hin und weg. Dirty Projectors polarisieren also und das ist für eine aufstrebende Band nicht das schlechteste, was ihnen passieren kann. Ich denke, man wird in Zukufnt noch viel von ihnen hören und sehen!

Fotos in Kürze!

Setlist Grizzly Bear, Olympia, Paris:

01: Southern Point
02: Cheerleader
03: Little Brother
04: Lullaby
05: Knife
06: Fine For Now
07: Two Weeks
08: Ready, Able
09: Deep Blue Sea
10: I Live With You
11: Foreground
12: While You Wait For The Others
13: On A Neck, On A Spit
14: Fix It

15: All We Ask (akustisch)


Setlist Dirty Projectors, Olympia, Paris:

01: Mount Wittenberg I
02: No Intention
03: Temecula Sunrise
04: Two Doves
05: Spray Paint
06: Cannibal Resource
07: Remade Horizon
08: Stillness Is The Move
09: Bitte Bitte Orca


Aus unserem Archiv:

Grizzly Bear, Den Haag. 20.11.09 (Christoph zeigte sich trotz des Saxofons begeistert, war aber bisher zu müde, den vollständigen Artikel zu liefern)
Grizzly Bear, Haldern, 15.08.09
Grizzly Bear, Paris, 14.05.07
Department Of Eagles, Paris, 04.12.08

Dirty Projectors, Paris, 08.05.08
Dirty Projectors, Paris, 09.09.09
Dirty Projectors, Brüssel, 19.09.09 (Christoph fiel zu den Dirty Projectors gar nichts ein. Er war sprachlos)





Villagers, Paris, 29.06.10

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Konzert: Villagers, akustisch und solo

Ort: Boutique Fargo Records, Paris

Datum: 29.06.2010
Zuschauer: etwa 40
Konzertdauer: 30 Minuten


Ist Conor J. O'Brien aka Villagers der neue Conor Oberst? Oder der kleine Bruder des Mannes aus Omaha? Auf mich wirkt er zumindest so. Aber um diese Vergleiche anzustellen, muss man natürlich erst einmal Conor Oberst /Bright Eyes kennen. Ich war vollkommen verblüfft, als ein paar Franzosen hinterher äußerten, noch nie von Bright Eyes gehört zu haben. Franzosen wohlgemerkt, die ich schon öfter auf Konzerten gesehen habe. Wie kann es zu dieser Bildungslücke kommen? In Deutschland ist der zum regen Alkoholgenuß neigende Herr Oberst doch bekannt wie ein bunter Hund und in Paris spielte er immerhin schon in der Maroquinerie, dem Café de la Danse und im Nouveau Casino. Konzertpausen führen aber offensichtlich dazu, daß Musiker schnell vergessen werden, oder aber die Ahnungslosen gehen erst seit 2009 auf Konzerte, alles ist möglich.

Wie auch immer, hier soll ja jetzt die Rede von dem anderen Conor, dem kleingewachsenen Iren Conor O'Brien sein. Habe immer noch nicht ganz kapiert, ob Villagers eine Band oder ein Soloprojekt ist (es deutet alles auf die erste Variante hin), aber auch alleine mit Akustikklampfe ist der Kerl hörenswert. Ungemein bewegend, wie er die Silben wimmernd langzieht, als hätte man ihm seinen Schnuller geklaut. Diese Stimme, toll! Neben Bright Eyes erinnert sie auch an Elliott Smith, was natürlich auch keine schlechte Referenz ist! Aber Mister O'Brien hat seine persönlichen Geschichten zu erzählen. Traurige Geschichten natürlich, die vermutlich an tristen Wintertagen mit ordentlich Liebeskummer und Lebensfrust geschrieben wurden. Becoming A Jackal ist eine dieser Stories, die uns Villagers berichtete. Ein super Lied, das die dicht gedrängten Zuschauer im hübschen Fargo Store in Paris mit ordentlich Beifall bedachten. Conor nahm sogar Wünsche ("any requests?") an und trug auf Wunsch Twenty-Seven Strangers vor. Als sein eigenes persönliches Lieblingslied bezeichnete er aber To Be Counted Among Men, das für mich aber nicht ganz an die Qualität des finalen Home rankam.

Hinterher zeigte sich Conor nett und aufgeschlossen, signierte CDs und verschwand kurze Zeit später in einem Taxi, das ihn zur Maroquinerie brachte, wo er am Abend ein "richtiges Konzert" geben würde. Von diesem Gig wird von Leuten, die da waren, viel Gutes berichtet und ich bin sicher, daß Villagers auch in Deutschland sehr bald ziemlich bekannt werden. So bekannt wie Bright Eyes?


Aus unserem Archiv:
Villagers, Paris, 07.06.2010




Sonntag, 27. Juni 2010

Chokebore & The Black Keys & Caribou, u.a., Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Evreux, 27.06.10

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Konzert: Chokebore & The Black Keys & Caribou, u.a., Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats,
Ort: Hipodrome d'Evreux, Normandie, Frankreich

Datum: 27.06.10

Zuschauer: tausende
, aber leider weniger als in den letzten Jahren



Weiber, Weiber, Weiber! Obwohl glücklich verheiratet und seit 15 Jahren absolut treu, kann ich nicht davon lassen, hübschen Mädchen hinterherzugucken. Bei Festivals ist der Augenschmaus besonders groß und ich bin nicht der einzige Mann, der vom Kopfumdrehen einen steifen Nacken bekommt. Ein kleiner Tiger Woods schlummert irgendwo in jedem von uns. Und umgekehrt ist es ja genauso, bloß, daß die Mädels diskreter und weniger plump die Männer auf den Festivalwiesen inspizieren. An diesem heißen Juni Samstag war ich für einen Tag eine Frau. Sozusagen. Meine Augen waren nämlich zumindest eine gute Stunde lang auf den Womanizer Troy von Balthazar, seines Zeichens Frontmann der hawaiianischen Grunge/Sadcore Band Chokebore gerichtet. Wie gebannt beobachtete ich die Mimik und die auffällige Körpersprache des höchst charismatischen Sängers und Gitarristen. Was für ein Heißsporn! Dabei ist er zwischen den Songs so unglaublich höflich und wohlerzogen. Nie kommt ihm ein vulgärer Spruch über die Lippen, immer ist er anständig, sympathisch und kommunikativ. Wehe aber einer der unzähligen saumäßig traurigen und oft saumäßig harten Lieder von Chokebore wird angestimmt! Dann erkennt man ihn nicht wieder! Sein Blick wird diabolisch, der Körper bebt vor lauter Spannung und die Gitarre wird zur Waffe. Er scheint meistens einen Kampf gegen sich selbst zu führen, wimmert, brüllt, winselt wie ein geschlagener Hund. Ein Wechselbad der Gefühle, auch für die Fans. Nur Elliott Smith (der Allergrößte unter den Melancholikern) und Conor Oberst singen ähnlich weinerlich und voller Selbstmitleid, so daß man am liebsten gleich mitheulen möchte. Ein Troy Bruno von Balthazar verweilt aber nie lange im Jammertal, sondern begehrt mit aller Macht gegen die Depression auf. So als wolle er ausdrücken: "Ich lasse mich nicht von Dir unterkriegen, du verfluchte Schwermut! Nicht ich! Ich bin ein Held, ein Siegertyp, auch wenn ich manchmal hadere wie dereinst Boris Becker, der wie ein kleines Kind fluchte und schrie: "Miiissssssttt! Ich spiele mir eine Scheiße zusammen! Und so etwas in einem Wimbledonfinale!"

Sowieso seltsam und gleichzeitig ungemein faszinierend, wieso ausgerechnet ein blendend aussehender Sunnyboy wie Troy so traurig und verzweifelt sein kann. Man nimmt ihm seine Seelenpein dennoch ungeprüft ab, soviel Wut und Frustration kann man einfach nicht spielen. Oder aber Troy hat das Talent eines Hollywood Schauspielers. Alles ist möglich bei diesem ungekrönten Superstar der Indiemusikszene. Warum ist er eigentlich so unbekannt? Warum spielen Chokebore nicht im Stade de France wie die verfluchten Typen von Muse? Sind die Hawaiianer etwa nicht die famoseste Rockband der Welt? So dufte, daß Kurt Cobain himself Fan von ihnen gewesen sein soll? Hardcore Fans von Chokebore (und davon gibt es ein paar, selbst wenn es nicht allzuviele sind) wissen die Antwort. Klar ist das die beste Band der Welt! Man frage nur Florent, der sich seit Jahren um das Chokebore-Forum kümmert (auch in der Zeit, in der die Gruppe auf Eis lag) und natürlich heute auch wieder mit dabei war. Eine eingeschworene Anhängergemeinde haben die "alten Herren" also, aber Mainstream werden sie sicherlich nie werden. Zu wenig Kompromisse an die Massentauglichkeit machen die vier Mitvierziger und das ist auch gut so. Dennoch haben sie etliche Lieder, die als catchy zu bezeichnen sind (Days Of Nothing, You Are The Sunshine Of My Life, It Could Ruin Your Day etc.) ohne daß man aber wie bei fiesen Stadionrockern wie Muse oder Green Day mitgröhlen oder gar mitklatschen könnte. Pogo tanzen hingegen schon eher. Am Ende ging hier wirklich ziemlich der Punk ab und Troy gab noch einmal alles, strauchelte theatralisch über den Boden, schrie wie am Spieß und schleuderte wild mit seiner Gitarre durch die Gegend, bevor er nett lächelnd und "winke winke" machend mit seinen Jungs von der Bühne schlich. Eine Zugabe gab es noch, dann war Sense. Was für ein granatenhaftes Konzert! Oder wie der Franzose sagen würde: "Quel concert! Put... de sa mère!"

Setlist Chokebore, Festival Le Rock Dans Tous Ses Etats, Evreux (merci à Florent!!):

01: Narrow
02: Little Dream
03: Thin As Clouds
04: Alaska
05: Days Of Nothing
06: Popular Modern Themes
07: Lawsuit
08: Bad Things
09: Police
10: One Easy Pieces
11: You Are The Sunshine Of My Life
12: Coat

13: It Could Ruin Your Day

Es gab natürlich noch ein paar andere Bands beim Festival in Evreux. Viele kannte ich allerdings gar nicht. TV Glory, Shining, FM Belfast, wem sagen solche Namen schon etwas? Da hat man beim Line-Up im Gegensatz zu den letzten Jahren wo Headliner wie Franz Ferdinand, Gossip oder die Kaiser Chiefs aufgeboten wurden, doch deutliche Abstriche gemacht. Ein paar bekannte Formationen gab es aber doch:

Caribou: Elektro-Pop mit Grips, vorgetragen von einem nerdigen Vierer, der bühnentechnisch ganz kompakt aufgestellt war. Vorne links Ober-Caribou Dan Snaith, der ähnlich wie ein Konstantin Gropper ein Solokünstler mit Live Bandbegleitung ist und alle Fäden zusammenhält, rechts von ihm ein energischer Trommler und im Windschatten dahinter ein Bassist und ein Gitarrist. Die vier lieferten sich einen Wettkampf, wer am ehesten dem Klischeebild des einsamen, aber genialen Mathegenies entspricht, derart uncool wirkten sie. Einem Teil des Publikums gefielen sie trotzdem und wenn man sich auf die synthetische Musik einließ, konnte man in der Tat abtauchen und sich treiben lassen. Ich hingegen schwitzte bei über 30 Grad wie ein Blöder und wäre am liebsten Baden gegangen oder so. (witzigerweise heißt das aktuelle Album von Caribou Swim, das passt!) Da kein Schwimmbad oder See in der Nähe war, verweilte ich aber bei den Kritikerlieblingen und konnte dem ein oder anderen Song etwas abgewinnen. Zum wirklichen Fan werde ich aber wohl nie, weil die Kerle ihre verfluchten Gitarren nicht einsetzten, wie sich das für richtige Männer gehört. Ich hörte nur Computerklänge und zuweilen zwei Schlagzeuge auf einmal. Ein paar Titel kannte ich, so z. B. Melody Day vom Album Andorra oder auch Odessa vom neuen Longplayer. Innovativ und ideenreich sind Caribou ja, aber es gibt charismaterische Bands. Live also am besten mit geschlossenen Augen genießen...

The Jim Jones Revue: Was war das denn für ein Käse? Wild posende alte Herren, die klangen als hätten sie Jerry Lee Lewis oder Elvis mit der Muttermilch aufgesogen?! Vermutlich sollte das bluesiger Gargenrock oder Rockabilly sein und die jungen Leute im Publikum fanden das so stark, daß sie das Crowdsurfen anfingen, mir wurde es nach 5 Liedern aber zu bunt und ich ging eine Runde pinkeln. Pfui Teufel! Äh, ich meine natürlich den Zustand der Stehklos in Evreux. Obwohl...

The Black Keys:

Dan Auerbach sieht mit gestutztem Bart und kürzeren Haaren gar nicht so übel aus! Da fragt man sich, warum der Sänger und Gitarrist der Black Keys früher immer wie ein Waldschrat rumgelaufen ist. Wollte er sein wahres Gesicht verstecken? Wie auch immer, die Black Keys haben jedenfalls gerockt wie damals, als ich sie 2006 in der Pariser Cigale gesehen habe und von dem rohen, staubtrocken Bluesrock sehr angetan war. Seitdem sind sie Album für Album die Karriereleiter kontinuierlich heraufgeklettert, Dan Auerbach hat ein vielgelobtes Solowerk veröffentlicht und mit Brothers gibt es einen aktuellen Output. Um die neuen Stücken live umzusetzen, kamen heute zwei zusätzliche Musiker mit hinzu. Wozu genau die da waren, wußte ich allerdings nicht so recht, denn die Black Keys machen schon als Duo einen Höllenlärm und brauchen eigentlich keine Verstärkung, um ein Festivalgelände in Wallung zu versetzen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, daß ich die neuen Tracks vom aktuellen Opus Brothers vorher nicht kannte und so war es auch nicht weiter verwunderlich, daß mich ein altes Lied am Ende am meisten packte. Your Touch ist so herrlich auf den Punkt gespielt und so kompromisslos hart, daß ich noch eimal richtig in Fahrt kam.

The Black Keys sind cool, schaut sie euch an, wenn sie in eurer Nähe aufkreuzen!

Suicidal Tendencies: Genau das Gegenteil empfehle ich für Leute mit Geschmack, wenn Suicidal Tendencies in eurer Stadt spielen. Ein einziges Gehaue und Gesteche, feiste Typen die mit Football Shirts rumhüpfen wie verfluchte Rapper und mit diesem Käse natürlich beim Publikum super ankommen. Schauderhaft! Aber so ist das eben bei Festivals, da gewinnen immer die Krachmacher und Bulldozer die Sympathien und mir wurde hinterher zugetragen, daß am Ende jede Menge Leute auf die Bühne geholt wurden. Da war ich zusammen mit meinen beiden Kumpels längst schon im Auto Richtung Paris unterwegs. Wir waren uns einig: Chokebore allein waren die Anreise wert!


Aus unserem Archiv:

Chokebore, Paris, 19.02.2010
Chokebore, Brüssel, 20.02.2010 (bei Christophs Bericht blieb es leider bei einer Einleitung. Das Konzert hat ihm die Sprache verschlagen, gell?
Chokebore, München, 16.02.2010 von Eike vom Klienicum



Freitag, 25. Juni 2010

Josh T. Pearson & Bosque Brown & Thousand & H-Burns & Tom Cooney, Paris, 24.06.10

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Konzert:West Country Night mit: Josh T. Pearson & Bosque Brown & Thousand & H-Burns & Tom Cooney

Ort: Le Nouveau Casino, Paris
Datum: 24.06.10
Zuschauer: gut besuchte Veranstaltung
Konzertdauer: insgesamt mindestens 2 1/2 Stunden


"Texas is bigger than France"

Der in Paris lebende Texaner Josh T. Pearson wußte genau wie er die Franzosen in ihrem Nationalstolz treffen kann. Aber er meinte das natürlich mit einem Augenzwinkern und keiner nahm ihm seinen (in der Sache zutreffenden) Spruch übel. Schließlich feierte man hier ja auch so eine Art französisch -amerikanischer Freundschaft, oder genauer gesagt ein texanisches Fest in Paris. Mit dem Film Paris, Texas hatte das Ganze aber nichts zu tun. Hier und heute ging es nicht um den Kultstreifen von Wim Wenders, sondern um das Zelebrieren von Countrymusik. Die ungemein netten Crêperie- Betreiber Sophie und Erwan (Bretonen wie sich das für Crêpesbäcker gehört!) hatten zur ersten West Country Night außerhalb ihrer eigenen vier Wänd geladen und ein Starensemble aus französischen und amerikanischen Folkmusikern aufgeboten, um das Nouveau Casino für fast drei Stunden in eine Wüstenlandschaft zu verwandeln. Die eingespielte Truppe, bestehend aus Bosque Brown (Forth Worth, Texas), Josh. T. Pearson (Texaner im Pariser Exil), Thousand (Paris), H-Burns (Valence, Frankreich) und Tom Cooney (Australien) betörte mit zauberhaft schönen Herzenswärmern, mit denen man die nächsten drei Winter die geschundene Großstadt-Seele trösten kann. Eigentlich war es im Nouveau Casino ja schon warm genug, aber vermutlich gehört die Schwitzerei zum Texas-Feeling einfach dazu.

Aber welcher Musiker hat mir am besten gefallen? Die Antwort gibt es in Kürze...





So, machen wir es nicht weiter spannend. Der Musiker, der mir in dieser wunderbaren West Country Night Session am besten gefallen hat, kommt nicht aus Texas, ja noch nicht einmal aus Paris. Nein, er stammt aus dem südfranzösischen Valence und wohnt (bzw. wohnte) in Grenoble. Ich rede von Renaud Brustlein aka H-Burns, der zusammen mit einer mehrköpfigen Band ein fulminantes Konzert ablieferte! Sein Auftritt verfügte über alle Ingredienzen eines gelungenen Sets. Es gab mehrere rockige und dennoch hochmelodische Stücke, aber auch betörende Balladen, die nie ins Kitschige abdrifteten und mir sehr nahe gingen. Are You Scared Of The Dawn, das den brillanten Gig abschloß, war allein das Kommen wert. So etwas von schön dieser Song! "Are you scared of the dawn, can I borrow your time?" croonte der kräftig gebaute Symphat und in meinen Herz ging die Sonne auf! Da war es zu verschmerzen, daß H-Burns nicht meinen Wunschsong Horses With No Medails vom Vorgängeralbum spielten, sondern sich stattdessen auf Material vom dritten Longplayer We Go Way Back konzentrierten. Und auf diesem Meisterwerk (das ist es wirklich!) an dem auch der geniale Jonathan Morali aka Syd Matters mitgewerkelt hat, finden sich ohne Zweifel zahlreiche Zungenschnalzer. Half A Man, Half A Freak, We Go Way Back oder das granatenhafte Fires In Empty Buildings, zu dem Organistor Erwan abging wie ein Wahsinniger, an starkem Material, das auch live prima zog, mangelt es wahrlich nicht!

H-Burns hat internationale Klasse, das hat er erneut bewiesen. Selbst Tony Dekker von den fabelhaften Great Lake Swimmers ist Fan und hat auf dem Album bei dem Titel Lonely Nights On Queens St mitgesungen. Wenn das kein Ritterschlag ist!

Zweitbester Künstler des Abends war für mich Josh T. Pearson. Endlich ein waschechter Texaner! Und dann spricht der Kerl auch ncoh deutsch! Er war (ist?) mit einer Bajuwarin verheiratet und da lernt man die Sprache der Teutonen natürlich um so schneller. Auch seine Französischkenntnisse sind berühmt berüchtigt: "Fermez la bouche!" ("haltet den Mund") zischte er augenzwinkernd das Publikum an und als immer noch Leute plapperten: "Ta geule!" (Schnautze!). Alle lachten, denn aus dem Munde dieses baumlangen Kerls mit dem schwarzen Cowboy-Hut und der extravaganten Gürtelschnalle wirkte das Ganze besonders komisch. Aber sein Vortrag brauchte in der Tat totale Ruhe, denn sein Gitarrenspiel ist so fein und leise, daß schon das kleinste Geräusch stören würde. Heute fesselte mich Josh. T Pearson von der ersten bis zur letzten Minute. Alles war so intim, so bewegend, so authentisch, da kam wirklich was rüber. Ohne großen Aufwand und ohne zu forcieren erreichte Josh die maximale Wirkung. Ein äußerst charismatischer Kerl, der eine Menge auf dem Kasten hat. Besonders gelungen war sein Cover von Thousand, The Singer To The Crowd. "You can have me now", sang er flehentlich und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Da stand er da, dieser schöne und riesengroße Cowboy und schüttete sein Herz aus. Ein paar Leute waren von diesem betörenden Vortrag sehr ergriffen und schluchzten leise vor sich hin. Als Josh das letzte Lied des Abends vortrug, ring auch er selbst um Fassung. "This one is hard for me" gab er zu und trug Sweetheart I Ain't Your Christ vor, in dem es um den Trennungschmerz von seiner Frau ging. Etwa zehn Minuten lang streichelte er die Gitarre, sang hingebungsvoll und ließ ein entzücktes Publikum zurück. Ganz groß!

Schön auch die Auftritte von Bosque Brown, Thousand und Tom Cooney. Die einzige Frau in der Runde und die einzige, die extra aus Texas angereist kam, war Mara Lee Miller, die unter dem Pseudonym Bosque Brown agiert und eigentlich ein paar Begleitmusiker hat. Heute aber trug sie vier Lieder ganz alleine auf der Akustischen vor, darunter der fabelhafte Opener White Dove vom Album Baby. Natürlich spielte sie auch ein Duett ein und ihr Song Fine Lines vom ersten Album wurde durch die rauhe Stimme von H-Burns bestens neu interpretiert. Thousand hingegen hatte keine lange Anreise. Der wahnsinnig nette Pariser, der eigentlich Stephane Milochevitch heißt, spielte mit einer ausgewachsenen Band, in der auch eine sehr hübsche Backgroundsängerin stimmlich und optisch zu gefallen wusste. Tom Cooney schließlich kam sogar aus Australien eingeflogen, weilt aber schon seit ein paar Wochen in Paris und war somit bereits akklimatisiert. Mit Stephane versteht er sich prima und zusammen musizierten die beiden Freude sehr harmonisch und ausgewogen.

Letztlich hatte also jeder seinen Teil zum Gelingen dieser vorzüglichen Veranstaltung beigetragen, die Crêperiebetreiber Sophie und Erwan, das Nouveau Casino, die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die bei der Promo der Platte mithalfen (West Country Night Session One), die Verkaüfer am Merch, die neben CDs und Vinyl auch T-Shirts mit Eulenaufdruck feilboten und natürlich die exquisiten Künstler. Tolll! Wann gibt es die nächste West Country Night??



Donnerstag, 24. Juni 2010

Clinic & Anna Calvi & Chief, Paris, 22.06.10

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Konzert: Clinic & Anna Calvi & Chief (Soirée Custom du label Domino)

Ort: Le Nouveau Casino Paris
Datum: 22.06.10
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft


Fußball interessiert mich bekanntlich nicht, ich habe von der WM noch kein einziges Spiel gesehen. Stattdessen war ich gestern als Deutschland gegen Ghana lief im Nouveau Casino. Wie die Bands sich geschlagen haben, berichte ich in Kürze...

Achso: Auf der Rückfahrt mit der Metro habe ich das Ergebnis des Soccer Matches erfahren. Drei Deutsche unterhielten sich lautstark (einer davon in diesem häßlichen weißen Trikot mit den schwarzen Streifen und den Bundesfarben) und sagten, daß es nun gegen England gehe. 1 Minute später stieg ein anderer Deutscher hinzu, bekam die Unterhaltung mit und fragte wie das Match ausgegangen sei: 1:0. Aha. Wieviel Säcke Reis sind gestern in China umgefallen?

Kommen wir zum Konzertbericht:

Bands, die Masken tragen sind ja grundsätzlich schon mal etwas Gruseliges. Slipknot, Lordi, Kiss, jeder kennt sie, diese vermummten Ekelmetaller. Bloß ihre Gesichter bekommt kaum jemand zu sehen. Auch Clinic aus Liverpool verbergen ihre Antlitze und so ist sichergestellt, daß man sie nach dem Konzert in Ruhe lässt. Trotzdem habe ich hinterher sofort den Sänger wiedererkannt, als er "oben ohne" vor der Tür des Pariser Nouveau Casino kauerte und darauf wartete, daß der Tourbus sie aus der Gegend wegfährt. Seine stechend blauen Augen verrieten ihn, denn diese konnte ich durch die Schlitze der Chirurgenmaske während des Gigs ganz genau sehen. Irgendwie traurig wirkten sie und auch recht müde. Augen eines Mannes, der vom Leben recht enttäuscht und desillusioniert ist. Zu der pechschwarzen, fast suizidalen Musik von Clinic passte das wie ein Handschuh. Ein faszinierendes Gemisch aus messerscharfen Basslinien, treibenden Drums und Vintagekeyboards -und Melodicas hatten sie vorher zu einer dunklen Masse angerührt, über die Sänger Ade Blackburn mit seiner spitzen, durch Mark und Bein gehenden Selbstmörderstimme drübersang. Antiseptisch kühl das Auftreten der Chirurgen, die so gut wie nie etwas sagten und stattdessen ihre düsteren Songs operieren ließen. Manchmal wirkte das, als würden sadistische Chefärzte zusammen mit etwa 200 Pariser Indiefans eine gothische Messe feiern. Schaurig schön, besonders die Melodicaparts. Bewegung gab es indessen nicht besonders viel, weder auf noch vor der Bühne. Die erste Hälfte des Sets bestand aus eher langsamen bis mittelschnellen Nummern, die die Liverpooler statisch und fast regungslos vortrugen. Gegen Ende aber wurde das Tempo massiv beschleunigt. Alle fetzigen Titel hatten sich Clinic für das Ende aufgehoben und entsprechend fulminant ging es nun zur Sache! Shopping Bag donnerte mit 320 Sachen durch das Nouveau Casino, wobei die Hand des Sänger und Gitarristen mit einem mörderischen Tempo über die Saiten flog. Was für ein Killersong! Das muss man schon Roland von Interpol zitieren, um einen ähnlich guten Post-Punk Revival Hit aufzubieten. Die Meute hatte jetzt Blut geleckt und der bisher statische Haufen bewegte sich nun immer wilder im Takt. Besonders in der Mitte des Raumes gab es einen Pulk, der anfing, Pogo zu tanzen, meine gute Freundin Marie mittendrin. Clinic gaben Vollgas und nahmen den Fuß nicht mehr von der Pedale. Ein Schlußfinish der besonderen Art! Auch die beiden Zugaben hatten es in sich. Children Of Kellog begeisterte mich auf ganzer Linie. Alles daran war toll, die Gitarren, das Vintage- Keyboard, der Rhythmus, die Melodica und der Tempowechsel am Ende, als das Lied nach hektischem Beginn sanft und melancholisch ausklang. Monkey On Your Back setzte den endgültigen Schlusspunkt unter ein beeindruckendes Konzert, das erstaunlich vielseitig und abwechslungsreich und qualitativ 100 mal besser war, als der vom auf den ersten Blick ähnlich gelagerte Kram, den die Kommerzpunker Placebo abliefern.

Zuvor wußten auch die beiden Supportacts zu überzeugen. Chief sagte mir vorher dem Namen nach gar nix, entpuppte sich aber als ein äußert feiner Folkact im Stile der Fleet Foxes. Zwei langharige Burschen, die lediglich mit ihren Gitarren (eine elektrische, eine akustische) angetreten waren, entzückten durch wunderbaren Harmoniegesang, hübsche Melodien und ein zeitloses Songwriting. Nichts grundlegend Neues, aber so harmonisch arrangiert, daß die halbe Stunde wie im Fluge verging. Mit Chief muss ich mich nun einmal näher beschäftigen, sie spielen dieses Jahr auf den wichtigsten Festivals (Glasto, Lattitude...). Und dann sicherlich mit der kompletten Band und nicht akkustisch und als Duo wie heute.

Auch die hübsche Blondine Anna Calvi ist auf dem aufsteigenden Ast. Zusammen mit einer Harmoniumspielerin und einem Drummer bot sie einen geheimnisumwobenen Indierock, irgendwo zwischen PJ Harvey, Siouxsie and The Banshees und den Howling Bells. Das schick gekleidete Mädel hatte Klasse und Temperament, in vielen Szenen riß sie ihre Gitarre steil in die Höhe und schrie dazu aus voller Kehle. Eine schöne, sehr sinnliche Stimme, abwechslunsgreiche Lieder und viel Charisma, da könnte karrieretechnisch was gehen! Die Frau muss man auf jeden Fall im Auge behalten!

Insgesamt ein richtig guter Konzertabend, den die Labelleute von Domino France da veranstaltet haben. Wann gibt es den nächsten? Und wie stehen die Chancen der Bundeskicker gegen England? Nicht, daß das wichtig wäre, aber Expertenmeinungen hätte ich schon einmal gerne gehört, wenn hier schon keiner mehr meine Konzertberichte kommentiert...

Setlist Clinic, Le Nouveau Casino, Paris:

01: Bubblegum
02: Gentle Lady
03: I'm Aware
04: Welcome
05: Baby
06: Memories
07: Linda
08: Forever
09: Harvest (Within You)
10: Lion Tamer
11: I.P.C. Subeditors Dictate Our Youth
12: Freemason
13: Milk & Honey
14: Shopping Bag
15: Evelyn
16: Saffire

17: Children Of Kellog
18: Monkey On Your Bag



Bird On The Wire, Paris, 21.06.10

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Konzert: Bird On The Wire

Ort: Le Pop In, Paris
Datum: 21.06.10
Zuschauer: circa 40
Konzertdauer: etwa 45 Minuten


"Dutch people hate germans", sagte ich zu dem jungen Engländer Thos Henley, der zusammen mit seiner schwedischen Freundin, ein paar anderen Skandinavierinnen und Holländern auf den Treppenstufen in der Nähe des Pop In saß und auf den Beginn des Konzertes der niederländischen Band Bird On The Wire wartete. Thos nickte zustimmend und fügte schmunzelnd hinzu: "You know what Oliver? English people hate germans too." Dann ruderte er aber wieder etwas zurück und ergänzte: "I love you, but my father can't stand the germans because of the war and everything"...

Manchmal ist es hart, Deutscher zu sein. Aber wir sind es ja gewohnt, unbeliebt zu sein und leben irgendwie ganz gut damit. Im Grunde genommen können wir nur positiv überraschen und wenn wir uns aufgeschlossen und höflich verhalten, stellen Holländer, Franzosen, Engländer etc hinterher fest: "Die Deutschen sind doch gar nicht so verkehrt. Sie haben viel mehr Humor und Selbstironie als wir dachten."


Inzwischen war es fast 22 Uhr geworden und die Leute begaben sich langsam aber sicher ins Pop In, ein Laden, in dem das Publikum sehr jung und international ist. Im Gewölbekeller des Pubs finden die Konzerte statt und weil diese keinen Eintritt kosten, finden sich hier viele Studenten ein. Die Qualität der angebotenen Gigs ist erstaunlich hoch. Ich habe schon viele vorzügliche Künstler gesehen, Laura Marling, Sam Amidon oder This Is The Kit seien nur beispielshaft erwähnt. Wie mir wohl Bird On The Wire gefallen würden? Die Frage war schon nach den ersten Takten beantwortet: unverschämt gut!! Das Trio, eine großgewachsene Brünette am Schlagzeug (Akkordeon, Glockenspiel), eine bildhübsche Blondine an der Gitarre und am Keyboard und ein blonder Jüngling an der elektrischen Gitarre spielte unfassbar frisch auf und zauberte eine prima Stimmung in den Gewölbekeller. Für den Gesangespart war die Blondine namens Rosa hauptverantwortlich. Ihre Stimme war so schön und unschuldig, daß ich Schmetterlinge im Bauch hatte! Assoziationen an Alison Statton oder Isobelle Campbell kamen mir in den Sinn, bloß daß bei den Holländern alles noch amateurhafter und somit charmanter wirkte. Man merkte sofort, daß die drei Musiker unfassbar viel Spaß am Musizieren hatten und diese Spielfreude war hochansteckend. Sensationell wie das brünette Mädel auf ihr Schlagzeug draufknallte, daß mir fast die Ohren wegflogen! Und welch tolle Melodien der Bursche aus seiner Elektrischen zauberte! Ein Genuß, eine Wonne, ein Ohrenschmaus! Wahnsinn, ich hätte vor Freude Luftsprünge machen können! Dabei kannte ich vorher keine einzigen Titel. Jedes, aber wirklich jedes Lied war der schönste kleine Popsong der Welt. Das ganze Set über dachte ich nur daran, daß ich mir unbedingt die CD besorgen müsse. Aber es gab leider keine! Soweit sind die drei Jungspunde noch nicht, obwohl sie schon so viel tolle Nummern zusammenhaben. Ich ließ es mir nicht nehmen, Sängerin Rosa Ronsdorf zu erklären, daß mir das Konzert wahnsinnig gut gefallen hatte. Sie war total happy und sehr nett und wollte wissen, wo man meinen Konzertreview lesen könne. Ich erzählte ihr vom Konzerttagebuch, aber sie erklärte, daß sie kein Deutsch könne. Ihre Schwester (die bei einem Lied auch mitspielte) hingegen schon, denn sie wohne in Berlin. Junge Holländer zieht es also auch in unsere deutsche Kapitale. Wenn das nicht der Beweis dafür ist, daß wir Deutsche inzwischen viel positiver wahrgenommen werden und so langsam aber sicher die Negativklischees der mürrischen, kleinkarierten und stimmungsfeindlichen Antipathen wiederlegen können.

Sehr schön!

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