Konzert: Oneida & Secret Chiefs 3 & Suzanne The Man, Festival Villette Sonique
Ort: Gelände La Villette, Paris
Datum: 05.06.2010
Zuschauer: tausende auf den Wiesen
Das glänzende Festival Villette Sonique in Paris liegt in den letzten Zügen. Nachdem in dieser Woche Joanna Newsom, Owen Pallett und (in meiner Abwesenheit) Atlas Sound in der Grande Halle de la Villette über alle Maßen begeistert hatten, ging es nun am vorletzten Tag auf die Wiese. Der Wettergott spielte mit und manchen war es bei sommerlichen Temperaturen schon fast wieder zu warm. Ansonsten gab es nicht viel zu meckern, die Konzerte im Freien waren gratis, die Mädchen hübsch und die Hot Dogs schmackhaft. Besonders schön und gesellig war es an den zahlreichen Ständen, an denen französische Labels ihre CDs, Vinylplatten, Poster und Musikbücher verkauften. Viele bekannte Gesichter, vor allem am Verkaufstisch von Waterhouse Records, wo ich zu meiner Freude doch noch einmal June Madrona und Christina Antipa wiedersah. Spannende Musik gab es aber auch bei den feinen Labels Clapping Music (François Virot, Yeti Lane, Clara Clara u.a.) und Collectif Effervescence (Faustine Seilman, Papier Tigre, La Terre Tremble!!!) zu erwerben. Am besten man brachte genug Bargeld mit, um sich mit den neuesten Scheibchen einzudecken.
Zu den einzelen Konzerten (besonders viel habe ich nicht gesehen, da ich mich oft massiv festgeplappert habe, aber das ist ja manchmal besser als die Shows):
Suzanne The Man: Suzanne ist kein Mann, sondern eine Frau und zwar eine attraktive: Suzanne Thoma. Die junge Dame mit familiären Wurzeln in Kanada, Österreich und Frankreich bildet zusammen mit der Cellistin Sonia Cordier ein Folkduo, das ich inzwischen schon ein paar Mal sehen konnte. Immer wieder angenehm, ihren erlesenen Kompositionen zuzuhören. Die stets elegante Suzanne (heute mit orangefarbenem Sommerkleid) verfügt über ein reduziertes Fingerpicking und eine warme Stimme, die bestens mit der höheren Stimme von Sonia harmoniert. Es schien auch den Jüngsten zu gefallen, denn auf dem Teppichboden vor der Bühne wälzten sich drei kleine Kinder, von denen eines zu Sonia gehörte. Woher ich das weiß? Es gab einen witzigen Dialog: "Maman, je t'aime" Daraufhin die Cellistin: "Moi aussi je t'aime". Rührend, aber Mami musste ja arbeiten...
Secret Chiefs 3: Beim Soundcheck der Kuttenträger aus Amerika stieß mich Christina Antipa (einen Hot Dog mampfend) von der Seite an: "Hey, I know these guys! They are from California" Sie hatte recht, die recht waldschratigen Typen kommen aus der Ecke San Francisco und boten eine Musik, die nur schwer einzuordnen war. Es gab Elemente vieler Stilrichtungen: Noise, Postrock, Mathrock, Death Metal, Indierock, Ska, Filmmusik und auch Rai (zumindest klang das für mich so). Gesungen wurde nicht, dafür gab es aber unter anderem eine Fiedel, die einer der Kuttenträger virtuos bearbeitete. Ein paar Songs gefielen mir richtig gut, sie waren düster, metallisch und auf den Punkt gespielt und weckten meine Neugier auf die Blaukutten. Man konnte sich zwar schon ein wenig gruseln, aber toll war das streckenweise trotzdem. Was die Burschen wohl künstlerisch ausdrücken wollen? Allein schon das Schwert auf ihrer MySpace Seite gibt mir Rätsel auf...
Oneida: Noch so eine durchgeknallte Band, die einem die psychedelische Noisekeule um die Ohren haut, bis es kracht. Ich hatte die wilden Hunde aus Brooklyn schon letztes Jahr beim Berlin Festival entdeckt und für gut befunden. CDs (die immer sensationell gute Kritiken bekommen) habe ich von ihnen aber nicht. Sie veröffentlichen beim exzellenten Label Jagjaguwar und sind keine leichte Kost. Diejenigen die ein Nickerchen auf der Festivalwiese halten wollte, wurden unangenehm von den Raubeinen in ihrer Ruhe gestört und auch die Eichhörnchen nahmen Reißaus. Insgesamt harter Tobak, aber allein den Grimassen schneidenden Drummer zu beobachten, war sehr unterhaltsam!
Fotos in Kürze!
Morgen geht es u.a. mit den Fuck Buttons weiter!
Aus unserem Archiv:
Oneida, Berlin, 08.08.09
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