Sonntag, 4. April 2010

Laura Marling, Köln, 03.04.10


Konzert: Laura Marling (& Nic Dawson Kelly)
Ort: Studio 672, Köln
Datum: 03.04.2o1o
Zuschauer: es fühlte sich ausverkauft an
Dauer: Laura Marling knapp 55 min, Nic Dawson Kelly 30 min


Samstags sind Konzertabende in Köln früh vorbei. Nur bis zehn dauerte das Programm im Studio 672.
Dabei konnte man bis dahin fast anderthalb Stunden gute Abendunterhaltung genießen - wobei mich die Alternativen zu Hause vor dem Fernseher auch gelockt hätten: ein betrunkener Helmut Berger bei Gottschalk oder die spannende Frage, ob Menodings rechtzeitig bei den sog. Superstars auftaucht.

Aber, um es vorweg zu nehmen: ich habe natürlich alles richtig gemacht, in den Stadtgarten zu fahren.

Auf das Vorprogramm war ich gespannt, nachdem ich am Nachmittag ein, zwei Lieder bei myspace gehört hatte.
Nic Dawson Kelly ist ein Singer/Songwriter aus Sheffield, der jetzt zwischen Brighton und Reading pendelt. Seine gerollten Rs hätten aber auch für eine Herkunft aus dem Siegerland gesprochen, Nic schien aber letztendlich doch Brite zu sein.

Nics Folk ist äußerst ungewöhnlich, weil sein Gesang teilweise enorm brachial klingt. Wenn sie die ganz tiefen Töne rausbrüllt. Dann singt er hoch, fast wie Jeff Buckley oder Rufus Wainwright, Assoziationen, die mir erst im Verlauf des 30 minütigen Sets in den Sinn kamen. Bei ersten Lied, Old valentine, das mit Mundharmonika begann, dachte ich erst an einen besseren (ach!) Westernhagen, das verflog aber schnell.

Nic Dawson Kelly sah auch ganz anders aus, als er klang, er trug nämlich keinen Bart und hatte kurze Haare. Seine Musik klang eher nach Scott Matthews Aussehen. So kann man getäuscht werden.

A propos andere Vorstellungen: Nic fragte uns, ob wir den Osterfeiertag gestern genossen hätten. Karfreitag? Was er sonst erzählte, war komisch, zum Beispiel die Geschichte vom Bettler in Notting Hill, der iPods verkauft (und über den er in Jimmy the beggar singt). Nic Dawson Kelly war unterhaltsam genug, um mich nicht zu langweilen, allerdings reichte es nicht aus, um mir hinterher eine CD zu kaufen.

Setlist Nic Dawson Kelly, Studio 672, Köln:

01: Old valentine
02: London is burning down
03: Delicate
04: Jimmy the beggar
05: Whitechapel moonshine
06: A musician

Weil um zehn Schluß sein musste, dauerte es angenehm kurz, bis Laura Marling und
ihre drei Begleiter auftraten. Kleidungsordnung bei ihren Mitmusikern war offenbar Hut- oder Kappenpflicht; Schlagzeuger Tim, Bassist Jake und Pianist Pete Roe hatten alle Sachen auf dem Kopf. Laura dagegen war zunächst in ein graues Wollcape gehüllt und trug dazu eine Hochsteckfrisur, sehr englisch.

Das Studio hatte sich mittlerweile so sehr gefüllt, daß es knalleng und stickig war. Auch deshalb war der flotte Umbau besonders angenehm.

Mit Bandunterstützung klingt Laura Marlings Musik natürlich viel kräftiger (doofes Wort, mir fehlt ein besseres) als solo mit Gitarre. Bei ihrem einen Kölner Auftritt bisher, sie hatte Andrew Bird supportet, trat sie gemeinsam mit einer Cellistin auf. Mit Bass, Klavier und Schlagzeug waren die Stücke aber eine Ecke lauter, was mir ausgezeichnet gefiel.

Nach Ghosts, dem vierten Lied, wurde es aber wieder akustischer. Die drei Männer verließen die Bühne, und Laura spielte alleine weiter. Ich dachte, nach ein oder zwei Stücken käme die Band wieder. Nichts da, Laura spielte quasi ein akustisches Konzert. Erst für die letzten vier Titel kamen die drei Begleiter zurück. Das hatte ich so auch noch nicht erlebt.

Laura spielte Stücke von beiden Alben. "Die erste Platte ist in Deutschland gar nicht erschienen," erklärte sie irgendwann. Erstaunlich, wie wenig da bei Plattenfirmen
aufgepasst wurde. Daß die neue englische Folk-Szene erfolgreich ist, sollte nicht erst seit dem Hype um Mumford & Sons bekannt sein (deren kommende Tour restlos ausverkauft ist).

Also von beiden Alben... Dazu kam eine hervorragende Version von Neil Youngs
The needle and the damage done. Das hatte Lauras Vater ihr als Kind beigebracht. Musikalische Früherziehung mal anders. Ihre Mutter hatte lange geglaubt, das Lied stamme von Laura. Sie dann nicht ins Internat geschickt zu haben, spricht für die Marlings.

Die besten Lieder des Abends waren aber für mich
Alas I cannot swim und My manic and I, beide mit Band und beide vom ersten Album. Ein wirklich sehr schöner und vor allem überzeugender Auftritt der jungen Engländerin!

Zugaben gab es nicht. Wobei... Laura sagte uns, sie hasse das Prinzip von Zugaben. Die Zuschauer zu nötigen, sich totzuklatschen, damit dann die beiden besten Lieder gespielt würden, fände sie albern. Also spiele sie für Freunde von Zugaben noch ein Stück, für alle anderen zwei - und dann keine Zugabe.

Setlist Laura Marling, Studio 672, Köln:

01: Devil's spoke
02: Hope in the air
03: Rambling man
04: Ghosts
05: The needle and the damage done (Neil Young Cover)
06: Failure
07: Night terror
08: Rest in my bed
09: Made by maid
10: Goodbye England (covered in snow)
11: Alpha shallows
12: Alas I cannot swim
13: My manic and I
14: I speak because I can

Links:

- Laura Marling, Paris, 19.03.10

-
Laura Marling, Köln, 01.05.09
- Laura Marling, Paris, 27.04.09
- Laura Marling, Paris, 24.06.08
- Laura Marling, Paris, 24.04.08
- Laura Marling, Paris, 19.04.08
- Laura Marling, Paris, 11.11.07





4 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

das lied, welches du mit fragezeichen makiert hast hieß 'rest in my bed'. hab mir einfach die liste abfotografiert und da steht das so:)
liebe grüße miri

Christoph hat gesagt…

Vielen Dank, Miri!

Das Lied kannte ich bisher nicht. Sie hat es wohl für einen Film geschrieben, es wurde aber nicht ausgewählt.

Anonym hat gesagt…

http://www.youtube.com/watch?v=dWMAxiAwmYw

das ist der link bei youtube, falls es dich interessiert. ein ganz tolles lied wie ich finde:)

miri

MAREN hat gesagt…

danke für den bericht! :) ich wäre schrecklich gern gekommen, köln war aber ein bisschen zu weit weg leider. erst wollte ein freund uns fahren, aber das hat dann doch nicht geklappt. jetzt bereu ich noch mehr, dass ich nicht da war :(

 

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