Konzert: Mariee Sioux
Ort: Le Reservoir, Paris
Datum: 13.10.2008
Zuschauer: ca. 200
Konzertdauer: ca. 40 Minuten
In Paris ist musikalisch immer etwas los. Allerdings muß man manchmal auch wissen wo und wann, denn neben den regulären Konzerten für die in U-Bahnhöfen, in Zeitschriften und im Internet Werbung gemacht wird, gibt es immer ein paar kleine Events, die weitgehend im Verborgenen stattfinden.
Heute hätte man z.B. Bloc Party sehen können, die stellten nämlich beim Privatsender Canal + im Rahmen der Reihe "Album de la semaine" ihr neues Werk vor. Da die Räumlichkeiten des Senders aber weit draußen liegen (in St Denis, vor den Toren der Stadt) und dort die Atmosphäre immer recht steril ist, entschied ich mich ganz klar für Mariee Sioux. Aber höchstwahrscheinlich hätte ich auch zu der brünetten Dame tendiert, wenn Bloc Party in der Wohnung meiner Nachbarn aufgetreten wären, denn was kann Kele Okereke schon gegen den Charme einer Mariee Sioux ausrichten?
Das Problem war bloß, daß der freundliche Herr am Telefon des Clubs "Le Reservoir" von einem Konzert der jungen Amerikanerin gar nichts wußte. Und auf der Webseite las man auch kein Sterbenswörtchen über Mariee Sioux. Lediglich die Künstlerin selbst hatte den Termin auf ihrer MySpace Seite aufgelistet. 19 Uhr 30 als Anfangszeit, recht früh für ein Konzert...
Ich entschloss mich zum Ort des Geschehens zu fahren. Dank der gutgemachten Lageskizze fand ich das Reservoir dann auch problemlos, es befand sich in einer kleinen Gasse, der rue de la Forge Royale, unweit von der Bastille.
Drinnen angekommen setzte ich mich an ein freies Tischchen und sah nur einen kurzen Moment später, daß ich nicht umsonst gekommen war. Mariee Sioux saß mit ihrer französischen Tourmanagerin und einem Kerl mit Baseballkappe am Nachbartisch. Als sich unsere Blicke zufällig trafen, lächelte sie mir höflich zu. Sie merkte wohl an meiner Kamera, daß ich nicht nur den szenigen Laden mit seinen auf alt getrimmten Wänden, seinen antiken Spiegeln und seiner wunderschönen Bar abknipsen wollte. Spontan ließ sie mich ein Foto von ihr und ihrem Sitznachbarn machen.
Inzwischen war es schon deutlich nach 20 Uhr, aber Mariee saß noch ganz relaxt da und machte keine Anstalten, mit ihrem Programm zu beginnen. Im Gegenteil, sie holte sich am Buffet einen Salat und nippte seelenruhig an ihrem Rotwein (oder war das Cola?). Wir kamen ins Gespräch, ich brachte die Sätzlein, die man als Fan immer in solchen Situationen abläßt, also "ich liebe Dein Album", oder "ich habe Dich schon zweimal live gesehen, einmal sogar mit Alela Diane in der Cigale". Das fand sie wohl ganz spannend: "Really? You were There?" - Ja, war ich und seitdem bin ich nicht nur Fan von Alela Diane, sondern auch von Mariee Sioux! Vielleicht mag ich Mariee inzwischen sogar noch lieber als Alela, aber ich will die beiden nicht aneinander messen.
Gegen 20 nach 8 stand die brünette Schönheit dann auf und begab sich Richtung Bühne. Mir schien es, als sei ich einer der wenigen Zuschauer, die wegen Mademoiselle Sioux da waren, denn eigentlich war das hier und heute eine Veranstaltung für Musikmanager auf Talentsuche (Music Manager Forum France) und witzigerweise wurde ich von der Organisatorin dieses Abends gefragt, ob ich der Managerin von Mariee sei. "Leider nein" war meine Antwort, der ich die bange Frage folgen ließ, ob ich denn trotzdem bleiben könne? "Ja, ja, kein Problem" entgegnete sie lächelnd, obwohl es eigentlich eine Liste geben würde und man normalerweise nur per Einladung in den Genuß der Konzerte käme...
"Meine Künstlerin", ähh, ich meine natürlich meine angebetete Mariee schnappte sich also die Gitarre, stellte sich kurz mit "Bonsoir" vor (dies seien so ziemlich die einzigen Worte die sie trotz derzeitigen Aufenthalts in Paris beherrsche) und begann mit Wizard Flurry Home einem wundervollen Lied, das gleichzeitig auch Opener ihres Albums Faces In The Rocks ist.
Mit herrlich luftiger und sirenenhafter Stimme sang sie Zeilen wie "dance, dance, snow, flur, flurry home. Ihr Gitarrenspiel war schnell und filigran, eine andere Begleitung ihrer Stimme gab es nicht. Auf dem Album ist das Ganze noch mit einer traditionellen Flöte ummalt, live habe ich Mariee allerdings immer nur alleine mit ihrer Klampfe gesehen. Aber das stört überhaupt nicht, denn die Stimme setzt die junge Künstlerin fast wie ein Instrument ein.
Hach, diese Stimme, ich liebe sie wirklich sehr, sie wirkt so rein, so unschuldig, so trostspendend! Aber auch ihre Texte sind gut, in Two Tongues erzählt sie beispielsweise von: "to kiss the snake-tongued people", also davon, die Leute zu küssen, die mit gespaltener Zunge reden. Den Satz kennt man ja übrigens auch noch aus alten Western, dann nämlich wenn der Indianerhäuptling dem Bleichgesicht vorwirft, eben mit "Gespaltener Zunge zu reden", sprich heuchlerisch und verlogen zu sein.
Aber bemühen wir hier nicht zu viele Wildwestgeschichten, obwohl sich das bei einer Sioux (die diesem Indianerstamm aber gar nicht angehört, obwohl sie zum Teil in der Tat indianische Wurzeln hat) ja anbietet. Bedenken wir, daß sie als junge Frau, die in Kalifornien aufgewachsen ist, auch etlichen moderne Einflüsse hat, die man auch ihrer Musik anhört, Bestes Beispiel ist wohl ihr The Cure Cover. Lovesong hört sich bei der Folksängerin fast noch besser an als bei Robert Smith! Verblüffedn wie sie einen Song einer englischen New Wave Band adaptiert, so daß der sich nachher so anhört, als habe sie ihn selbst geschrieben. Wie schon in meiner letzten Sioux Konzertreview erwähnt, wird das Lied auf einem Sampler, der der Kultband huldigt, enthalten sein.
A propos enthalten: Ob Swimming Through Stone auf dem neuen Album auf das ich sehnlich warte, enthalten sein wird? Es handelte sich nämlich um einen nagelneuen Song, den Mariee exklusiv den Zuhörern im Pariser Reservoir zum ersten Mal anbot. Und der wirkte heiterer als die teilweise recht düsteren Stücke auf Faces In The Rocks. Sie habe in Europa viele kreative Inputs bekommen und anscheinend fühlt sie sich in Paris (wo sie seit ein Paar Wochen verweilt und auch noch bis Weichnachten bleiben wird) sehr wohl, so daß der neue Song sehr optimistisch geworden ist. Auf jeden Fall ein sehr gelungenes Stück genau wie Flowers And Blood, welches das intime Konzert würdig abschloss!
Setlist Mariee Sioux, Le Reservoir, Paris:
01: Wizard Flurry Home
02: Two Tongues
03: Friendboats
04: Lovesong (The Cure Cover)
05: Swimming Through Stone (nagelneu, noch nie zuvor gespielt!)
06: Flowers And Blood
Alle Songtexte von Mariee Sioux findet man hier
Links:
- Mehr Fotos von Mariee Sioux hier
- Videoclip Wizard Flurry Home
- Two Tongues live
- Buried In Teeth, Fersehsession, charmant das Lachen am Anfang!
Ort: Le Reservoir, Paris
Datum: 13.10.2008
Zuschauer: ca. 200
Konzertdauer: ca. 40 Minuten
In Paris ist musikalisch immer etwas los. Allerdings muß man manchmal auch wissen wo und wann, denn neben den regulären Konzerten für die in U-Bahnhöfen, in Zeitschriften und im Internet Werbung gemacht wird, gibt es immer ein paar kleine Events, die weitgehend im Verborgenen stattfinden.
Heute hätte man z.B. Bloc Party sehen können, die stellten nämlich beim Privatsender Canal + im Rahmen der Reihe "Album de la semaine" ihr neues Werk vor. Da die Räumlichkeiten des Senders aber weit draußen liegen (in St Denis, vor den Toren der Stadt) und dort die Atmosphäre immer recht steril ist, entschied ich mich ganz klar für Mariee Sioux. Aber höchstwahrscheinlich hätte ich auch zu der brünetten Dame tendiert, wenn Bloc Party in der Wohnung meiner Nachbarn aufgetreten wären, denn was kann Kele Okereke schon gegen den Charme einer Mariee Sioux ausrichten?
Das Problem war bloß, daß der freundliche Herr am Telefon des Clubs "Le Reservoir" von einem Konzert der jungen Amerikanerin gar nichts wußte. Und auf der Webseite las man auch kein Sterbenswörtchen über Mariee Sioux. Lediglich die Künstlerin selbst hatte den Termin auf ihrer MySpace Seite aufgelistet. 19 Uhr 30 als Anfangszeit, recht früh für ein Konzert...
Ich entschloss mich zum Ort des Geschehens zu fahren. Dank der gutgemachten Lageskizze fand ich das Reservoir dann auch problemlos, es befand sich in einer kleinen Gasse, der rue de la Forge Royale, unweit von der Bastille.
Drinnen angekommen setzte ich mich an ein freies Tischchen und sah nur einen kurzen Moment später, daß ich nicht umsonst gekommen war. Mariee Sioux saß mit ihrer französischen Tourmanagerin und einem Kerl mit Baseballkappe am Nachbartisch. Als sich unsere Blicke zufällig trafen, lächelte sie mir höflich zu. Sie merkte wohl an meiner Kamera, daß ich nicht nur den szenigen Laden mit seinen auf alt getrimmten Wänden, seinen antiken Spiegeln und seiner wunderschönen Bar abknipsen wollte. Spontan ließ sie mich ein Foto von ihr und ihrem Sitznachbarn machen.
Inzwischen war es schon deutlich nach 20 Uhr, aber Mariee saß noch ganz relaxt da und machte keine Anstalten, mit ihrem Programm zu beginnen. Im Gegenteil, sie holte sich am Buffet einen Salat und nippte seelenruhig an ihrem Rotwein (oder war das Cola?). Wir kamen ins Gespräch, ich brachte die Sätzlein, die man als Fan immer in solchen Situationen abläßt, also "ich liebe Dein Album", oder "ich habe Dich schon zweimal live gesehen, einmal sogar mit Alela Diane in der Cigale". Das fand sie wohl ganz spannend: "Really? You were There?" - Ja, war ich und seitdem bin ich nicht nur Fan von Alela Diane, sondern auch von Mariee Sioux! Vielleicht mag ich Mariee inzwischen sogar noch lieber als Alela, aber ich will die beiden nicht aneinander messen.
Gegen 20 nach 8 stand die brünette Schönheit dann auf und begab sich Richtung Bühne. Mir schien es, als sei ich einer der wenigen Zuschauer, die wegen Mademoiselle Sioux da waren, denn eigentlich war das hier und heute eine Veranstaltung für Musikmanager auf Talentsuche (Music Manager Forum France) und witzigerweise wurde ich von der Organisatorin dieses Abends gefragt, ob ich der Managerin von Mariee sei. "Leider nein" war meine Antwort, der ich die bange Frage folgen ließ, ob ich denn trotzdem bleiben könne? "Ja, ja, kein Problem" entgegnete sie lächelnd, obwohl es eigentlich eine Liste geben würde und man normalerweise nur per Einladung in den Genuß der Konzerte käme...
"Meine Künstlerin", ähh, ich meine natürlich meine angebetete Mariee schnappte sich also die Gitarre, stellte sich kurz mit "Bonsoir" vor (dies seien so ziemlich die einzigen Worte die sie trotz derzeitigen Aufenthalts in Paris beherrsche) und begann mit Wizard Flurry Home einem wundervollen Lied, das gleichzeitig auch Opener ihres Albums Faces In The Rocks ist.
Mit herrlich luftiger und sirenenhafter Stimme sang sie Zeilen wie "dance, dance, snow, flur, flurry home. Ihr Gitarrenspiel war schnell und filigran, eine andere Begleitung ihrer Stimme gab es nicht. Auf dem Album ist das Ganze noch mit einer traditionellen Flöte ummalt, live habe ich Mariee allerdings immer nur alleine mit ihrer Klampfe gesehen. Aber das stört überhaupt nicht, denn die Stimme setzt die junge Künstlerin fast wie ein Instrument ein.
Hach, diese Stimme, ich liebe sie wirklich sehr, sie wirkt so rein, so unschuldig, so trostspendend! Aber auch ihre Texte sind gut, in Two Tongues erzählt sie beispielsweise von: "to kiss the snake-tongued people", also davon, die Leute zu küssen, die mit gespaltener Zunge reden. Den Satz kennt man ja übrigens auch noch aus alten Western, dann nämlich wenn der Indianerhäuptling dem Bleichgesicht vorwirft, eben mit "Gespaltener Zunge zu reden", sprich heuchlerisch und verlogen zu sein.
Aber bemühen wir hier nicht zu viele Wildwestgeschichten, obwohl sich das bei einer Sioux (die diesem Indianerstamm aber gar nicht angehört, obwohl sie zum Teil in der Tat indianische Wurzeln hat) ja anbietet. Bedenken wir, daß sie als junge Frau, die in Kalifornien aufgewachsen ist, auch etlichen moderne Einflüsse hat, die man auch ihrer Musik anhört, Bestes Beispiel ist wohl ihr The Cure Cover. Lovesong hört sich bei der Folksängerin fast noch besser an als bei Robert Smith! Verblüffedn wie sie einen Song einer englischen New Wave Band adaptiert, so daß der sich nachher so anhört, als habe sie ihn selbst geschrieben. Wie schon in meiner letzten Sioux Konzertreview erwähnt, wird das Lied auf einem Sampler, der der Kultband huldigt, enthalten sein.
A propos enthalten: Ob Swimming Through Stone auf dem neuen Album auf das ich sehnlich warte, enthalten sein wird? Es handelte sich nämlich um einen nagelneuen Song, den Mariee exklusiv den Zuhörern im Pariser Reservoir zum ersten Mal anbot. Und der wirkte heiterer als die teilweise recht düsteren Stücke auf Faces In The Rocks. Sie habe in Europa viele kreative Inputs bekommen und anscheinend fühlt sie sich in Paris (wo sie seit ein Paar Wochen verweilt und auch noch bis Weichnachten bleiben wird) sehr wohl, so daß der neue Song sehr optimistisch geworden ist. Auf jeden Fall ein sehr gelungenes Stück genau wie Flowers And Blood, welches das intime Konzert würdig abschloss!
Setlist Mariee Sioux, Le Reservoir, Paris:
01: Wizard Flurry Home
02: Two Tongues
03: Friendboats
04: Lovesong (The Cure Cover)
05: Swimming Through Stone (nagelneu, noch nie zuvor gespielt!)
06: Flowers And Blood
Alle Songtexte von Mariee Sioux findet man hier
Links:
- Mehr Fotos von Mariee Sioux hier
- Videoclip Wizard Flurry Home
- Two Tongues live
- Buried In Teeth, Fersehsession, charmant das Lachen am Anfang!
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