Konzert: Blood Red Shoes
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 28.04.2008
Zuschauer: fast voll
Konzertdauer: 55 min.
Ganz ausverkauft war es auch diesmal nicht, es waren aber mindestens 300 Leute mehr da als beim letzten Konzert der Blood Red Shoes im Gebäude 9 in Köln. Auf Hinweis meines Pariser Co-Bloggers hatte ich mir im vergangenen März die mir da noch unbekannte Band aus Brighton angesehen und war begeistert! So wie die wenigen anderen Besucher des Konzerts... Es war eine eher intime Angelegenheit, mit Technikern und Band waren wir 24.
Natürlich wäre es wundervoll, wenn unsere diversen Schwärmereien über Laura-Mary Carter und Steven Ansell daran Schuld wären, daß die beiden jetzt die Säle in Köln füllen. Es wäre aber leider auch schreckliche Selbstüberschätzung. Grund für den großen Zulauf dieser doch speziellen und nicht mainstreamigen Band ist sicher vor allem ihr Support für Maximo Park im vergangenen Herbst. Zumindest in Köln waren die Blood Red Shoes im Palladium klarer Punktsieger gegen Paul Smiths Jungs. Viele Reaktionen hinterher zeigten, was für einen großartigen Eindruck Laura-Mary und Steven beim Palladium-Publikum hinterlassen hatten. Und wer das Duo einmal live gesehen hat, kann sich dem Charme eines solchen Auftritts nicht entziehen und kommt gerne wieder, auch wenn das für die Band überraschend zu sein scheint.
Nach dem Palladium-Gig hatte ich nämlich Steven angemailt, um nach ein oder zwei mir unbekannten Liedern auf der Setlist zu fragen. Dabei hatte ich erwähnt, daß ich das Konzert im März 06 im Gebäude 9 gesehen hatte. Ganz erstaunt antwortete er: "Du warst da und wolltest uns trotzdem noch mal sehen?" Ja, klar! So geht es mir auch heute. Ich will die beiden schnell wieder auf der Bühne erleben.
Wie so oft hat aber alles Gute seinen Preis. Der Preis dafür, vorne mit guter Sicht zu stehen, waren 40 Minuten Supportband. Der Veranstalter hatte sicher gedacht, es sei eine pfiffige Idee, vorher eine Zweimann-Gruppe - Gitarre und Schlagzeug - aufzubieten, weil das ja ganz nett paßt. Im Prinzip war das schon richtig. Allerdings waren "Black Box Revelation" sehr belanglos. Die beiden Belgier waren sehr bluesig, sehr laut ... und sehr langweilig. Die einzige Aufregung kam auf, als das Kabel des Gitarristen ausgetauscht werden mußte. Irgendwie schien es, als wären die beiden Brüsseler, die auch zur Zeit dEUS supporten, auch in der KulturKirche vor kurzem, musikalisch in den 70er Jahren hängengeblieben. Es gibt viele Leute, die das sehr schätzen, ich empfand den Auftritt als reichlich unoriginell.
Obwohl es vorne angenehm war, war der Saal gut gefüllt (oder umgekehrt). Wegen der Konstellation der Bands standen auf der Bühne rechts und links Schlagzeuge. Wir hatten vorher richtig erwartet, daß Stevens Arbeitsplatz das rechte der beiden sein würde und standen perfekt. Erst um 22.20 Uhr betraten die Südengländer die Bühne.
Laura-Mary wirkte anfangs reichlich derangiert. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie auftaute. Ganz im Gegenteil zu ihrem Kollegen, der von Beginn an auf sein Schlagzeug einprügelte, als könne er das eigentlich gar nicht leiden. Dabei flogen seine blonden Haare (wohl durch einen Ventilator unterstützt) wild durch die Gegend.
Startsong war das grandiose "It's getting boring by the sea", das natürlich auch auf der Debütplatte "Box of sectrets" ist, die diesen Monat veröffentlicht wurde. Es folgte mit "How to pass the time" eine B-Seite, bevor wieder drei Stücke des Albums folgten.
Mittlerweile war Laura-Mary agiler geworden und lief mehr und mehr über die Bühne. Ihr Mikro stand sehr weit links, nicht sonderlich aufregend eigentlich. Vor einem Jahr stand sie allerdings viel näher an Steven, wenn ich mich richtig erinnere. Diesmal nutzten sie den Platz also viel mehr; vielleicht ist das sinnbildhaft für gewachsene Selbstsicherheit. Wobei es natürlich keinerlei Grund für die beiden gibt, mangelndes Vertrauen in die eigenen Leistungen zu haben, denn ihre Musik ist aufregend, energiereich und auch auf Dauer nicht langweilig, obwohl sich die Lieder natürlich irgendwo schon gleichen, denn Schlagzeug und Gitarre bieten eben nicht die gleichen Variationsmöglichkeiten wie sie ausgewachsene Bands haben. Dazu kommt der Charme der Blood Red Shoes. Die beiden sind unglaublich niedlich (dieses gute Niedlich)!
Auch wenn ich das nicht auf das Äußere (sondern das allgemeine Erscheinungsbild) bezogen habe, muß das auch kommentiert werden. Auffällig war vor allem Laura-Marys neue Frisur. Sie trägt jetzt ein Pony und hat sich dadurch ziemlich verändert. Mir gefiel der alte Stil besser, bei unseren Diskussionen darüber hinterher waren wir uns aber nicht abschließend einig.
Den drei Albumstücken vor meinem Abschweifen folgte "Stitch me back", die erste offizielle Single. Vor Beginn des Stücks beklagte Steven sich mehrfach darüber, daß er nichts erkenne - "I can't see", "I can't see"... Es klappte dann aber offenbar doch alles, er prügelte nämlich wieder los, was das Zeug hielt. Am Ende des Lieds schien es, als wollte er seine Drumsticks kaputthauen, er knallte die Stöcke ein paarmal auf die Kanten seiner Trommel, sie hielten aber.
Der wilde Einsatz führt aber dazu, daß der Roadie mehrfach quasi Operationen am offenen Herzen durchführen musste, er reparierte und richtete das Schlagzeug während des Lieds. Er versuchte es zumindest, denn richtig traute er sich nicht, weil Steven viel zu schnell war, um eine kurze Pause zu nutzen, um ein Becken zu richten. Eine sehr lustige Szene!
Der Schlagzeuger kam immer mehr außer Atem. Irgendwann trennte er sich von seinem T-Shirt aber auch das schien nicht zu reichen, denn Steven wurde immer kurzatmiger. Daher war dann auch eine kurze Ansagepause willkommen, als sie von ihrem ersten Gebäude 9 Konzert berichteten ("last time there were twenty people") und fragten, wer denn von uns dagewesen wäre.
Ohne Rücksicht auf Verluste ging es aber weiter. Die Blood Red Shoes spielten mehr Hits ihres Albums, wobei das eigentlich redundant ist, weil ihr Repertoire keine Ausfälle hat.
"This is not for you" übergeleitet in "Say something say anything" und anschließend das fabelhafte "I wish I was someone better" beendeten das Konzert zunächst nach 45 Minuten. Wie damals war das Gebäude 9 begeistert! Ok, irgendwie ja schon anders aber egal...
Als Laura-Mary und Steven wiederkamen, tauschten sie die Rollen, sie setzte sich ans Schlagzeug. Das Instrumental-Stück, das sie so spielten, hatte zwar ein etwas weniger energisches Schlagzeug, es war aber ohne Zweifel ein Blood Red Shoes Lied.
So richtig geheuer war es Laura-Mary offenbar doch nicht, am falschen Platz zu sein, denn das hervorragende "ADHD" (der englische Name der Krankheit bzw. der Verhaltensstörung ADHS) wurde wieder konventionell gespielt. Damit war auch nach einer knappen Stunde dann Schluß. Die beiden Blood Red Shoes haben ordentlich Krach gemacht, dabei aber eben auch interessante Lieder gespielt. Das mußt sicher auch der Sänger der Vorgruppe erkennen, der grübelnd am Bühnenrand stand und zusah. So unterschiedlich können zwei Bands mit dem grundsätzlich gleichen Konzept eben klingen.
Die Blood Red Shoes waren wieder brillant und haben ganz sicher dafür gesorgt, daß sich einige Leute neu in sie verliebt haben. So zum Beispiel der Zuschauer, der von der Sängerin auf die Bühne gerufen wurde, um am Ende noch etwas mit zu singen (oder ins Mikro zu schreien, je nach Wahrnehmung).
Natürlich wäre es wundervoll, wenn unsere diversen Schwärmereien über Laura-Mary Carter und Steven Ansell daran Schuld wären, daß die beiden jetzt die Säle in Köln füllen. Es wäre aber leider auch schreckliche Selbstüberschätzung. Grund für den großen Zulauf dieser doch speziellen und nicht mainstreamigen Band ist sicher vor allem ihr Support für Maximo Park im vergangenen Herbst. Zumindest in Köln waren die Blood Red Shoes im Palladium klarer Punktsieger gegen Paul Smiths Jungs. Viele Reaktionen hinterher zeigten, was für einen großartigen Eindruck Laura-Mary und Steven beim Palladium-Publikum hinterlassen hatten. Und wer das Duo einmal live gesehen hat, kann sich dem Charme eines solchen Auftritts nicht entziehen und kommt gerne wieder, auch wenn das für die Band überraschend zu sein scheint.
Nach dem Palladium-Gig hatte ich nämlich Steven angemailt, um nach ein oder zwei mir unbekannten Liedern auf der Setlist zu fragen. Dabei hatte ich erwähnt, daß ich das Konzert im März 06 im Gebäude 9 gesehen hatte. Ganz erstaunt antwortete er: "Du warst da und wolltest uns trotzdem noch mal sehen?" Ja, klar! So geht es mir auch heute. Ich will die beiden schnell wieder auf der Bühne erleben.
Wie so oft hat aber alles Gute seinen Preis. Der Preis dafür, vorne mit guter Sicht zu stehen, waren 40 Minuten Supportband. Der Veranstalter hatte sicher gedacht, es sei eine pfiffige Idee, vorher eine Zweimann-Gruppe - Gitarre und Schlagzeug - aufzubieten, weil das ja ganz nett paßt. Im Prinzip war das schon richtig. Allerdings waren "Black Box Revelation" sehr belanglos. Die beiden Belgier waren sehr bluesig, sehr laut ... und sehr langweilig. Die einzige Aufregung kam auf, als das Kabel des Gitarristen ausgetauscht werden mußte. Irgendwie schien es, als wären die beiden Brüsseler, die auch zur Zeit dEUS supporten, auch in der KulturKirche vor kurzem, musikalisch in den 70er Jahren hängengeblieben. Es gibt viele Leute, die das sehr schätzen, ich empfand den Auftritt als reichlich unoriginell.
Obwohl es vorne angenehm war, war der Saal gut gefüllt (oder umgekehrt). Wegen der Konstellation der Bands standen auf der Bühne rechts und links Schlagzeuge. Wir hatten vorher richtig erwartet, daß Stevens Arbeitsplatz das rechte der beiden sein würde und standen perfekt. Erst um 22.20 Uhr betraten die Südengländer die Bühne.
Laura-Mary wirkte anfangs reichlich derangiert. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie auftaute. Ganz im Gegenteil zu ihrem Kollegen, der von Beginn an auf sein Schlagzeug einprügelte, als könne er das eigentlich gar nicht leiden. Dabei flogen seine blonden Haare (wohl durch einen Ventilator unterstützt) wild durch die Gegend.
Startsong war das grandiose "It's getting boring by the sea", das natürlich auch auf der Debütplatte "Box of sectrets" ist, die diesen Monat veröffentlicht wurde. Es folgte mit "How to pass the time" eine B-Seite, bevor wieder drei Stücke des Albums folgten.
Mittlerweile war Laura-Mary agiler geworden und lief mehr und mehr über die Bühne. Ihr Mikro stand sehr weit links, nicht sonderlich aufregend eigentlich. Vor einem Jahr stand sie allerdings viel näher an Steven, wenn ich mich richtig erinnere. Diesmal nutzten sie den Platz also viel mehr; vielleicht ist das sinnbildhaft für gewachsene Selbstsicherheit. Wobei es natürlich keinerlei Grund für die beiden gibt, mangelndes Vertrauen in die eigenen Leistungen zu haben, denn ihre Musik ist aufregend, energiereich und auch auf Dauer nicht langweilig, obwohl sich die Lieder natürlich irgendwo schon gleichen, denn Schlagzeug und Gitarre bieten eben nicht die gleichen Variationsmöglichkeiten wie sie ausgewachsene Bands haben. Dazu kommt der Charme der Blood Red Shoes. Die beiden sind unglaublich niedlich (dieses gute Niedlich)!
Auch wenn ich das nicht auf das Äußere (sondern das allgemeine Erscheinungsbild) bezogen habe, muß das auch kommentiert werden. Auffällig war vor allem Laura-Marys neue Frisur. Sie trägt jetzt ein Pony und hat sich dadurch ziemlich verändert. Mir gefiel der alte Stil besser, bei unseren Diskussionen darüber hinterher waren wir uns aber nicht abschließend einig.
Den drei Albumstücken vor meinem Abschweifen folgte "Stitch me back", die erste offizielle Single. Vor Beginn des Stücks beklagte Steven sich mehrfach darüber, daß er nichts erkenne - "I can't see", "I can't see"... Es klappte dann aber offenbar doch alles, er prügelte nämlich wieder los, was das Zeug hielt. Am Ende des Lieds schien es, als wollte er seine Drumsticks kaputthauen, er knallte die Stöcke ein paarmal auf die Kanten seiner Trommel, sie hielten aber.
Der wilde Einsatz führt aber dazu, daß der Roadie mehrfach quasi Operationen am offenen Herzen durchführen musste, er reparierte und richtete das Schlagzeug während des Lieds. Er versuchte es zumindest, denn richtig traute er sich nicht, weil Steven viel zu schnell war, um eine kurze Pause zu nutzen, um ein Becken zu richten. Eine sehr lustige Szene!
Der Schlagzeuger kam immer mehr außer Atem. Irgendwann trennte er sich von seinem T-Shirt aber auch das schien nicht zu reichen, denn Steven wurde immer kurzatmiger. Daher war dann auch eine kurze Ansagepause willkommen, als sie von ihrem ersten Gebäude 9 Konzert berichteten ("last time there were twenty people") und fragten, wer denn von uns dagewesen wäre.
Ohne Rücksicht auf Verluste ging es aber weiter. Die Blood Red Shoes spielten mehr Hits ihres Albums, wobei das eigentlich redundant ist, weil ihr Repertoire keine Ausfälle hat.
"This is not for you" übergeleitet in "Say something say anything" und anschließend das fabelhafte "I wish I was someone better" beendeten das Konzert zunächst nach 45 Minuten. Wie damals war das Gebäude 9 begeistert! Ok, irgendwie ja schon anders aber egal...
Als Laura-Mary und Steven wiederkamen, tauschten sie die Rollen, sie setzte sich ans Schlagzeug. Das Instrumental-Stück, das sie so spielten, hatte zwar ein etwas weniger energisches Schlagzeug, es war aber ohne Zweifel ein Blood Red Shoes Lied.
So richtig geheuer war es Laura-Mary offenbar doch nicht, am falschen Platz zu sein, denn das hervorragende "ADHD" (der englische Name der Krankheit bzw. der Verhaltensstörung ADHS) wurde wieder konventionell gespielt. Damit war auch nach einer knappen Stunde dann Schluß. Die beiden Blood Red Shoes haben ordentlich Krach gemacht, dabei aber eben auch interessante Lieder gespielt. Das mußt sicher auch der Sänger der Vorgruppe erkennen, der grübelnd am Bühnenrand stand und zusah. So unterschiedlich können zwei Bands mit dem grundsätzlich gleichen Konzept eben klingen.
Die Blood Red Shoes waren wieder brillant und haben ganz sicher dafür gesorgt, daß sich einige Leute neu in sie verliebt haben. So zum Beispiel der Zuschauer, der von der Sängerin auf die Bühne gerufen wurde, um am Ende noch etwas mit zu singen (oder ins Mikro zu schreien, je nach Wahrnehmung).
Setlist: Blood Red Shoes, Gebäude 9, Köln:
01: It's getting boring by the sea
02: How to pass the time
03: Doesn't matter much
04: Forgive nothing
05: Try harder
06: Stitch me back
07: You bring me down
08: Take the weight
09: This is not for you
10: Say something say anything
11: I wish I was someone better
12: Surf Song (Z)
13: ADHD (Z)
Links:
- aus dem Archiv:
- Blood Red Shoes, Paris, 09.11.07
- Blood Red Shoes, Köln, 16.10.07
- Blood Red Shoes, Paris, 08.06.07
- Blood Red Shoes, Paris, 08. und 09.06.07
- Blood Red Shoes, Köln, 11.03.07
- Blood Red Shoes, Paris, 06.03.07
- mehr Fotos von den Blood Red Shoes aus Köln (also die Fotos, nicht die Band)
7 Kommentare :
Der 12. Song hieß "Surf Song", da tauschen sie immer die Instrumente :)
Vielen Dank, Dana!
Jetzt fehlt mir aber der Vorwand, sie anzumailen :-)
Haha, Sorryyyy :P
Stimmt alles, bis auf den Satz mit der "schrecklichen Selbstüberschätzung",grins, lach, wieher...
Und das mit der neuen Frisur von Laura-Mary Carter werde ich in Paris überprüfen. Ich bin doch hier der Stilpapst, schließlich wohne ich in einer Modemetropole. In Köln kennt man doch nur den Fassong-Schnitt!
Dana: Menno! :-)
Oliver: Das heißt, wir müssen uns jetzt alle Schiffstattoos machen lassen? ;-)
Jawohl, Schiffstatattoos und zwar auf beide Pobacken, he, he, he...
Mmmhh, also ich kann da nicht so ganz zustimmen. Für mich waren BBR die Punktsieger am gestrigen Abend. Die BRS fand ich solide aber nicht überragend. Mein bisher schwächstes Konzert des Jahres.
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