Ort: Olympia Theatre
Dublin Datum: 17.04.2007
Zuschauer: 1200
Irgendwann habe ich einmal eine Liste mit Bands gemacht, die ich unbedingt einmal live sehen moechte. Dummerweise waren die drei ersten Plaetze alle vollkommen unrealistisch: Die Smiths, Lene Lovich und James wuerde ich nie auf der Buehne sehen koennen. Tja... Wenn Modest Mouse jetzt nach Koeln kommen, habe ich immerhin zwei Smiths live gesehen, Lene Lovich lebt noch (und macht auch noch Musik) - und eben habe ich James gesehen...
Kennengelernt habe ich James 1989 durch "Sit Down", wie die meisten anderen vermutlich auch. Nur leider habe ich damals verpasst, die Band auch einmal live zu sehen. Die Musik habe ich immer weiter verfolgt, doch irgendwann gab es James nicht mehr. Vor ein paar Monaten rief dann Oliver an und sagte, er habe im NME gelesen, dass es ein Comeback und eine Tour gebe. Die neue Website hatte ich dann schnell gefunden - und auf ihr den Hinweis, dass alle Konzerte in Grossbritannien bereits ausverkauft seien. Bei englischen Tickethaendler gab es aber noch Karten fuer das erste richtige Konzert nach der Wiedervereinigung, fuer den Warm-Up-Gig im Olympia Theatre in Dublin.
Einlass sollte um 19.30 Uhr sein, da ich aber sehen wollte, ab wann da schon etwas los ist, war ich gegen 18.45 Uhr vor dem Gebaeude. Und dabei rannte ich fast James-Saenger Tim Booth in die Arme, der sofort von angereisten James-Fans aus Mexiko (!) und Neuseeland (!!) bedraegt wurde. Obwohl sein Manager (oder wer auch immer) furchtbar nervoes war, liess sich Tim nicht stoeren, alle Foto- und Autogrammwuensche (auf die Fahne der Mexikaner und einen sehr weissen Bauch einer Englaenderin z.B.) zu erfuellen.
Kurz danach gingen die Tueren zum Olympia auch schon auf und ich ging zu meinem Platz im oberen Rang (andere gab es nicht mehr) und war erst einmal baff ob des Ortes. Das Olympia Theatre heisst nicht nur so, es ist auch ein ausgewachsenes Theater mit prunkvoller Stuckdecke, Orchestergraben und mondaenen Logen an beiden Seiten der Buehne. Ich hatte eben nur noch einen Platz auf dem Upper Circle bekommen, konnte da aber in die erste Reihe mittig. Vor der Buehne war so wenig Platz, dass da vielleicht 200 Zuschauer standen (ich kann so etwas aber nicht schaetzen). Die beiden Raenge fuellten sich erst langsam, sodass es bei weitem noch nicht voll war, als die Vorgruppe auftrat.
Und die war nicht - wie in Deutschland an vergleichbarer Stelle - etwas wie Ghost of Dingsbums oder Panda oder Mariannenplatz sondern der naechste Hype in England, naemlich "The Twang" aus Birmingham, die in Kuerze ihr erstes Album veroeffentlichen. Statt einer eigenen Tour haben sie die Gelegenheit, mit James durch ausverkaufte Hallen zu tingeln, angenommen, auch, weil sie nach eigenem Bekunden James sehr schaetzen ("it's a fucking honour to play on the same stage as James"). Ich war sehr gespannt aber auch vollkommen unbefleckt, was The Twang angeht.
Die Band besteht aus Bassist, Schlagzeuger, Gitarrist und zwei Saengern! Die beiden (Phil und Martin) liefen waehrend des ganzen Konzerts hin und her ueber die Buehne, sangen auch weiter, wenn gerade kein Mikro in der Naehe war und ergaenzen sich gesanglich ganz prima. Die Musik ist sicher beispielsweise von Oasis beeinflusst, ich glaube aber auch, gewisse Anlehnungen an James ab und an ausgemacht zu haben, falls mir da meine Phantasie keinen Streich gespielt hat. Der Auftritt war leider kurz (25 Minuten) aber sehr unterhaltsam. Phil scheint in jedem Satz als drittes Wort "fucking" zu sagen ("Weil ja fucking unser Album noch nicht erschienen ist, sind alle Songs neu"). Der Auftritt hat mich sehr neugierig gemacht auf fucking das Album!
The Twang gingen dann in eine der seitlichen Logen, waehrend die Roadies die Spuren ihres Konzerts entfernten (das dauerte zehn Minuten laenger als der Auftritt selbst). Mittlerweile waren auch die oberen Raenge fast restlos gefuellt, vor allem mit Leuten, die James eben damals schon mochten, die also mittlerweile auch schon etwas aelter waren.
Um fuenf nach neun kamen dann erst die beiden Gitarristen, der Bassist, Schlagzeuger und Keyboarder auf die Theaterbuehne und nach ein paar Takten auch Saenger Tim Booth. Auftakt war "Seven", nicht besonders spektakulaer, nach dem letzten Takt aber gefeiert, wie ich es noch nie erlebt habe. Es gab lange anhaltende stehende Ovationen, es war ein ganz besonderer Moment. Ohne zu pathetisch klingen zu wollen, merkte man den Leuten an, wie sehr wohl alle diesem Konzert entgegengefiebert haben. Tim beschrieb das mit "It's fucking good to be here!"
Als drittes Lied kam etwas Neues, "Who are you?", das auf der in Kuerze erscheinenden Single-Collection sein wird. Einpraegsam bei James ist ja vor allem Tims Stimme, die einen hohen Wiedererkennungseffekt hat. Aber auch die Musik ist ganz besonders und immer noch vollkommen modern, auch wenn einige der Hits bereits 20 Jahre alt sind. In der Musikpresse wird viel von New Rave geschrieben, von Hoffnungstraegern wie den Klaxons. Die Mutter des New Rave (naja, den Vater) habe ich heute gesehen.
Von den beiden kleinen Vorab- (und teilweise Geheim-) Konzerten kursieren in Foren die Setlisten. Auf denen fehlte zum Beispiel "Sit down". Als dann eine Reihe neuer und weniger bekannter Lieder kam, ahnte Tim offenbar etwas von Panik im Publikum: "We're testing you. You're nervous if we play all your favorite songs... Don't worry!", um dann danach mit "Come home", "Ring the bells" und "Sit down" das regulaere Set zu beenden. Alle drei sind in einer Lautstaerke mitgebruellt worden (noch durch den engen hohen Theater-Bau verstaerkt), wie ich es noch nicht erlebt habe. "Sit down" schnitt selbst einer der Twangs mit seinem Handy mit! Besonders spektakulaer war aber der Beginn von "Sit down". Ganz sicher kannte jeder im Publikum die ersten Takte in- und auswendig. Trotzdem war es so ruhig wie nie sonst an diesem Abend, bis Tims Stimme einsetzte. Das war sehr feierlich.
Leider war das Konzert dann nach vier Zugaben und knapp zwei Stunden beendet. Vor dem Abschluss "She's a star" wollten James zwar noch einmal die Buehne verlassen, sie kuendigten aber an, dass jetzt die zweite Zugabe ohne Pause folge. "She's a star" war noch einmal die Gelegenheit herrlich mitzugroehlen, was auch in der Twang-Box jeder tat.
James sind zurueck. Das ist fuer mich die beste Nachricht des Jahres.
Setlist James:Kennengelernt habe ich James 1989 durch "Sit Down", wie die meisten anderen vermutlich auch. Nur leider habe ich damals verpasst, die Band auch einmal live zu sehen. Die Musik habe ich immer weiter verfolgt, doch irgendwann gab es James nicht mehr. Vor ein paar Monaten rief dann Oliver an und sagte, er habe im NME gelesen, dass es ein Comeback und eine Tour gebe. Die neue Website hatte ich dann schnell gefunden - und auf ihr den Hinweis, dass alle Konzerte in Grossbritannien bereits ausverkauft seien. Bei englischen Tickethaendler gab es aber noch Karten fuer das erste richtige Konzert nach der Wiedervereinigung, fuer den Warm-Up-Gig im Olympia Theatre in Dublin.
Einlass sollte um 19.30 Uhr sein, da ich aber sehen wollte, ab wann da schon etwas los ist, war ich gegen 18.45 Uhr vor dem Gebaeude. Und dabei rannte ich fast James-Saenger Tim Booth in die Arme, der sofort von angereisten James-Fans aus Mexiko (!) und Neuseeland (!!) bedraegt wurde. Obwohl sein Manager (oder wer auch immer) furchtbar nervoes war, liess sich Tim nicht stoeren, alle Foto- und Autogrammwuensche (auf die Fahne der Mexikaner und einen sehr weissen Bauch einer Englaenderin z.B.) zu erfuellen.
Kurz danach gingen die Tueren zum Olympia auch schon auf und ich ging zu meinem Platz im oberen Rang (andere gab es nicht mehr) und war erst einmal baff ob des Ortes. Das Olympia Theatre heisst nicht nur so, es ist auch ein ausgewachsenes Theater mit prunkvoller Stuckdecke, Orchestergraben und mondaenen Logen an beiden Seiten der Buehne. Ich hatte eben nur noch einen Platz auf dem Upper Circle bekommen, konnte da aber in die erste Reihe mittig. Vor der Buehne war so wenig Platz, dass da vielleicht 200 Zuschauer standen (ich kann so etwas aber nicht schaetzen). Die beiden Raenge fuellten sich erst langsam, sodass es bei weitem noch nicht voll war, als die Vorgruppe auftrat.
Und die war nicht - wie in Deutschland an vergleichbarer Stelle - etwas wie Ghost of Dingsbums oder Panda oder Mariannenplatz sondern der naechste Hype in England, naemlich "The Twang" aus Birmingham, die in Kuerze ihr erstes Album veroeffentlichen. Statt einer eigenen Tour haben sie die Gelegenheit, mit James durch ausverkaufte Hallen zu tingeln, angenommen, auch, weil sie nach eigenem Bekunden James sehr schaetzen ("it's a fucking honour to play on the same stage as James"). Ich war sehr gespannt aber auch vollkommen unbefleckt, was The Twang angeht.
Die Band besteht aus Bassist, Schlagzeuger, Gitarrist und zwei Saengern! Die beiden (Phil und Martin) liefen waehrend des ganzen Konzerts hin und her ueber die Buehne, sangen auch weiter, wenn gerade kein Mikro in der Naehe war und ergaenzen sich gesanglich ganz prima. Die Musik ist sicher beispielsweise von Oasis beeinflusst, ich glaube aber auch, gewisse Anlehnungen an James ab und an ausgemacht zu haben, falls mir da meine Phantasie keinen Streich gespielt hat. Der Auftritt war leider kurz (25 Minuten) aber sehr unterhaltsam. Phil scheint in jedem Satz als drittes Wort "fucking" zu sagen ("Weil ja fucking unser Album noch nicht erschienen ist, sind alle Songs neu"). Der Auftritt hat mich sehr neugierig gemacht auf fucking das Album!
The Twang gingen dann in eine der seitlichen Logen, waehrend die Roadies die Spuren ihres Konzerts entfernten (das dauerte zehn Minuten laenger als der Auftritt selbst). Mittlerweile waren auch die oberen Raenge fast restlos gefuellt, vor allem mit Leuten, die James eben damals schon mochten, die also mittlerweile auch schon etwas aelter waren.
Um fuenf nach neun kamen dann erst die beiden Gitarristen, der Bassist, Schlagzeuger und Keyboarder auf die Theaterbuehne und nach ein paar Takten auch Saenger Tim Booth. Auftakt war "Seven", nicht besonders spektakulaer, nach dem letzten Takt aber gefeiert, wie ich es noch nie erlebt habe. Es gab lange anhaltende stehende Ovationen, es war ein ganz besonderer Moment. Ohne zu pathetisch klingen zu wollen, merkte man den Leuten an, wie sehr wohl alle diesem Konzert entgegengefiebert haben. Tim beschrieb das mit "It's fucking good to be here!"
Als drittes Lied kam etwas Neues, "Who are you?", das auf der in Kuerze erscheinenden Single-Collection sein wird. Einpraegsam bei James ist ja vor allem Tims Stimme, die einen hohen Wiedererkennungseffekt hat. Aber auch die Musik ist ganz besonders und immer noch vollkommen modern, auch wenn einige der Hits bereits 20 Jahre alt sind. In der Musikpresse wird viel von New Rave geschrieben, von Hoffnungstraegern wie den Klaxons. Die Mutter des New Rave (naja, den Vater) habe ich heute gesehen.
Von den beiden kleinen Vorab- (und teilweise Geheim-) Konzerten kursieren in Foren die Setlisten. Auf denen fehlte zum Beispiel "Sit down". Als dann eine Reihe neuer und weniger bekannter Lieder kam, ahnte Tim offenbar etwas von Panik im Publikum: "We're testing you. You're nervous if we play all your favorite songs... Don't worry!", um dann danach mit "Come home", "Ring the bells" und "Sit down" das regulaere Set zu beenden. Alle drei sind in einer Lautstaerke mitgebruellt worden (noch durch den engen hohen Theater-Bau verstaerkt), wie ich es noch nicht erlebt habe. "Sit down" schnitt selbst einer der Twangs mit seinem Handy mit! Besonders spektakulaer war aber der Beginn von "Sit down". Ganz sicher kannte jeder im Publikum die ersten Takte in- und auswendig. Trotzdem war es so ruhig wie nie sonst an diesem Abend, bis Tims Stimme einsetzte. Das war sehr feierlich.
Leider war das Konzert dann nach vier Zugaben und knapp zwei Stunden beendet. Vor dem Abschluss "She's a star" wollten James zwar noch einmal die Buehne verlassen, sie kuendigten aber an, dass jetzt die zweite Zugabe ohne Pause folge. "She's a star" war noch einmal die Gelegenheit herrlich mitzugroehlen, was auch in der Twang-Box jeder tat.
James sind zurueck. Das ist fuer mich die beste Nachricht des Jahres.
01: Seven
02: Destiny
03: Who are you?
04: 5-0
05: Play dead
06: Getting away with it
07: Say something
08: Heavens
09: Chain mail
10: Riders
11: Honest Joe
12: Upside
13: Come home
14: Ring the bells
15: Sit down
16: Gold mother (Z)
17: Laid (Z)
18: Sometimes (Z)
19: She's a star (Z)
Bis jetzt gibt es keine James-Termine fuer Deutschland. Die Tour durch Grossbritannien ist seit Verkaufsstart restlos ausverkauft.
Fotos folgen in Kuerze (Umlaute auch!)
Fotos folgen in Kuerze (Umlaute auch!)
6 Kommentare :
Neuseeland und Mexiko...das gefällt mir :)
Hallo,
Du sprichst mir aus der Seele !
Wir haben schon gedacht, dass wir die einzigen James Fans aus Deutschland waren.
Wir sassen allerdings im Circle,
also ein "Stockwerk " tiefer.
Könntes Du mir vielleicht Deine Photos per E-Mail schicken,unsere Kamera hat gestreikt! Gruß Jens
Die Bilder kann ich Dir auch gerne mailen (mailanchristoph@gmail.com). Du kannst sie aber auch hier runterladen, denn sie sind ziemlich gross:
http://www.flickr.com/photos/-christoph-/sets/72157600081891133/
Das Theater war doch der wuerdige Ort fuer das Konzert, oder?
Christoph, wo warst du denn als James in Köln gespielt haben? Vorband war - man glaubt es kaum - Radiohead!
Oder beim wunderbaren, zeitlich noch nicht sooo weit zurück liegenden Haldern-Auftritt?
Sehr berechtigte Frage!
Hallo Christoph,
habe mir die Bilder heruntergeladen, vielen Dank.
Das Olympia-Theater war wirklich der würdige Ort.
James war neben New Order eine
der Bands gewesen, die ich schon lange sehehen wollte.
New Order habe ich vor einiger Zeit auf dem Hurricane-Festival
sehen, super ! Gruss Jens
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