Samstag, 12. Mai 2007

Second Sex, Adam Kesher, Malajube, Paris, 10.05.07


Konzertbericht "Le printemps des Inrocks" mit Second Sex, Adam Kesher, Malajube
Datum: 10.05. 2007
Ort: Le Cabaret Sauvage, Paris
Zuschauer: wahrscheinlich ausverkauft

Wie angekündigt, hier nun im Folgenden die Schilderung der Ereignisse, die sich vor dem glänzenden Auftritt von Interpol im Spiegelzelt des Cabaret Sauvage abgespielt haben.

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten erschien ich heute sehr frühzeitig, denn ich wollte mir den Auftritt der frühangesetzten Pariser Jungspunde von Second Sex nicht entgehen lassen.

Als ich gegen 19 Uhr 30 das wunderschöne Zelt betrat, waren die Stehplätze vor der Bühne noch äußerst spärlich besetzt, die meisten Zuschauer zogen es vor, sich auf den Stühlen auf der vorhandenen Terrasse in der Abendsonne zu aalen, oder noch einen Happen zu essen, was im Cabaret Sauvage möglich ist. So konnte ich problemlos zirkulieren und in Ruhe meine Photos von Second Sex schiessen. Photogen sind sie ja zweifelsohne, die vier jungen Burschen Sacha, Tim, Vincent und Sänger Arthur. Wenn man die Bildergalerie ihrer MySpace-Seite besucht, stößt man auf so manchen anhimmelnden Kommentar junger Mädchen. "Ich will ein Kind von Dir", "Mann, bist du sexy" und Ähnliches kann man da lesen. Das ruft natürlich gleich auch Kritiker (Neider?) auf den Plan, die versuchen, junge Pariser Bands wie Second Sex, Naast, Les Shades, The Parisians, oder Plasticine zu demontieren. Ein paar Idioten haben allen Ernstes "Anti-MySpace Profile" erstellt, so gibt es zum Beispiel eine Anti-Plasticine- oder Naast-Seite. Die Feiglinge, die dahinter stecken, bleiben meist anonym, oder kommen auf solch tolle Ideen, wie das Sabotieren von Auftritten in örtlichen Fnac-Läden. Das finde ich sehr schade und armselig! Natürlich handelt es sich nicht bei jeder jungen Pariser Garagenband um die neuen Libertines, aber man sollte diesen Teenagern, die oft noch zur Schule gehen, doch die Aufmerksamkeit lassen, die sie von Magazinen wie Rock & Folk (und neuerdings sogar dem NME, der der Pariser Szene einen ausführlichen Artikel widmete) bekommen. Wie sagt der Kölner so schön: "man muss auch jönne könne".

Ohne diese Voreingenommenheit hörte ich mir also das Set der "Weiberhelden" an und ich muss sagen, dass ich mich keine Sekunde gelangweilt habe. Second Sex gaben von Anfang bis Ende Vollgas und sie haben mit "Lick my Boots" sogar einen richtigen kleinen Garagenrock Hit! Sie singen übrigens abwechselnd englisch und französich, man stößt in der Setlist folglich auf Titel wie "I'm ready", oder "Fille Facile". Lohn dieser Mühe: die Babyrocker dürfen im Juli in Monaco für Muse eröffnen! Das wird bestimmt eine ganz tolle Erfahrung für sie.

Setlist Second Sex:

01: Le Monde Est Silencieux
02: Love's Gone Bad
03: I'm Ready
04: Hitch Hiker
05: Don't Know Why
06: Dis-Moi Qui Je Suis
07: Television
08: Tramp
09: Marylin
10: Mon Autre Coté
11: Fille Facile
12: Lick My Boots
13: Fin Tim

Nach kurzem Umbau folgte dann der Auftritt von Adam Kesher aus Bordeaux. Kein Sänger im Übrigen, sondern eine mehrköpfige Band, die die im Moment so angesagte Mischung aus New Wave und Elektrorock spielt. Wavige Gitarren und Bassläufe wechseln sich ab mit elektronischen Parts und rhythmischen Kuhglocken. Stilistisch sind sie somit nicht weit von Bands wie den Klaxons, LCD Soundsytem, oder The Rapture entfernt, sie selbst bezeichen u.a. Daft Punk, die Gang of Four und Joy Divison als Einflüsse. Hinzu kommt aber auch noch der "Schreihals-Faktor" wie bei The Automatic, oder den Blood Brothers. Kein Wunder, in der Liste ihrer Influences finden sich auch At the Drive-In.

Gespielt wurden Songs von ihrer EP "Modern Times", z.B. "Pedro Panama" oder "Where's my place. Das war alles in allem kurzweilig und flott, berührte mich aber aufgrund des elektronischen Charakters der Musik nicht hundertprozentig. Dies ändert aber nichts daran, dass man es hier mit einer spannenden, innovativen Band zu tun hat.

Adam Kesher Konzertermine Deutschland:

06.06.2007: Köln (Tsunami)
07.06.2007: Hamburg (Grüner Jäger)
09.06.2007: Berlin (Vice Party)

Mehr Emotionen, ja fast Kitsch bekam das Publikum dann im Anschluss von den Kanadiern Malajube geboten. Die fünfköpfige Band bezeichnet ihren Stil selbst als Progressive/Grindchor/Jam Band. Ihr merkt schon: eine ganz seltsame Mischung! Hört sich aber in meinen Ohren richtig gut an, denn die Band um Sänger Julien Minneau schafft es, schöne Melodien mit krachenden Gitarrenriffs zu verbinden. Die Texte sind ausschliesslich auf französisch, aber gewürzt mit diesem unglaublichen Akzent aus Quebec, wo sie herkommen. Genau wie Arcade Fire im Übrigen, für die sie im Vorprogramm der Tournee schon spielen durften. Ich sah Malajube heute zum zweiten Mal und wurde wieder köstlich amüsiert. Ihr Set garnieren sie immer mit lustigen Ansagen und Kommentaren, so empfahlen sie z.B. dem Publikum, lieb zu den Eltern zu sein und die Finger von den Drogen zu lassen, dass Zeug sei mit zuviel Chemie gestreckt.

Gebracht wurden Lieder von ihrem neuen Album "Trompe-l'oeil", aber auch vom Debüt "Le compte complet". Besucht mal bei Interesse ihre Homepage, dort finden sich die Lieder "Montréal-40" und "Le Metronome" zum freien Download!

Malajube, bald auch in Deutschland und der Schweiz:

02.06.2007: Immergut Festival
04.08.2007: Haldern-Pop Festival
05.08.2007: Zürich
06.08.2007: Frankfurt

von Oliver



2 Kommentare :

R. R. R. hat gesagt…

Malajube würd ich auch zu gern mal live sehen, aber insgesamt finde ich das Haldern-Line-Up bisher eher mau...

Oliver Peel hat gesagt…

Ach, sei nicht zu streng mit Haldern, Editors, The View, Tunng, das ist doch einiges Nettes dabei und es wird bestimmt noch besser :)

 

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