Donnerstag, 18. September 2014

Samaris, Berlin, 17.9.2014


Konzert: Samaris
Ort: Berlin Privatclub
Datum: 17.9.2014
Dauer: 70 Min.
Zuschauer: ca. 100



Ach - die Isländer. Allesamt musikalische Wunderkinder. Dazu gehören meiner Meinung nach auch die wunderbaren Samaris, die ich an diesem Abend zum zweiten Mal in Berlin genießen durfte. Nach dem sehr vollen Konzert in der Berghain/Kantine nun im Privatclub, der sich allmählich auch füllte, bis es kurz nach halb neun losging. 
Samaris - das sind Sängerin Jófríður Ákadóttir, Klarinettistin Áslaug Rún Magnúsdóttir und der Mann an den Elektro-Reglern Þórður Kári Steinþórsson.

Nun - irgendwas mit Elektro und Stimme ist ja keine Seltenheit mehr. Dillon, Zola Jesus, Sohn und soley fallen mir da spontan ein. Was Samaris so besonders macht ist die Klarinette, die ihrer Musik die besondere Note verleiht und welche ich - im Gegensatz zu Christoph - auch schon unabhängig von Samaris zu schätzen wusste.
Als Samaris die karge Bühne des Privatclubs betreten, sind sie lustig kostümiert - wie auf einer Faschingsparty im Studentenklub. Besonders die Sängerin sieht mit ihrer Beindekoration doch arg nach einem Satyr aus. Meinen persönlichen Geschmack hat es nicht getroffen und so schiebe das Ganze dann doch noch auf die Suche nach dem eigenen Stil.
Aber, lieber Privatclub, was gar nicht geht ist, dass ihr einen hässlichen Tisch für die Technik in die Mitte der Bühne stellt und obendrauf eine Europalette legt. Nicht mal ein schnödes schwarzes Tuch war es euch wert, um dieses zu kaschieren. Es wirkte dann doch arg improvisiert. Schämt euch!

Die Band wird das ganze Konzert über nur von hinten angestrahlt. Das würde bei einer größeren Bühne sicherlich toll aussehen, in der intimen Atmosphäre des Privatclubs hat es etwas von Versteckspiel. Musikalisch können Samaris auch an diesem Abend überzeugen. Stimmlich ist die Sängerin genau wie Klarinettistin sehr überzeugend. Die Elektrorhythmen sind eindringlich, interessant, aber auf Dauer doch sehr ähnlich.  Die neuen Lieder reihen sich nahtlos zu ihrem Debütalbum ein. So dass es durchaus Sinn macht, wenn die "alten" Lieder auch als solche angekündigt werden. Die Dominanz der Elektrorhythmen walzt zwischendurch immer mal wieder alles nieder. Auch ist mir die Abhängigkeit an die vorgegebenen Samples zu groß und kreative Spielfreude kann nur begrenzt aufkommen. Das wirkte im Berghain noch anders, kann aber auch täuschen.

Ja - all das ist jammern auf sehr hohem Niveau. Samaris sind etwas besonders Schönes und der Abend war mehr als gelungen. Gerade der Gesang in Landessprache hat für meine Ohren etwas angenehm einlullendes. Dennoch würde ich mir für künftige Konzerte einen weiteren Entwicklungsschritt wünschen. Ob es ein weiteres (klassisches) Instrument wäre oder eine zusätzliche Stimme, mag ich nicht beantworten. Das, was heute noch für mich besonders und schön ist, würde aber mit der Zeit verfliegen. Zu viele andere Musiker versuchen sich zur Zeit am Elektro-Kuchen.

Aus unserem Archiv:
Samaris, Köln, 16.9.14



1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Mir hat das Konzert auch sehr gefallen, obwohl elektronische Musik sonst nicht so mein Fall ist. Wie immer ein super Tipp von euch.
Der Tisch auf der Bühne war anfänglich mit einem Tuch verdeckt, das allerdings vor der Show wieder entfernt wurde. Mich persönlich hat es nicht gestört.

 

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