Montag, 13. Juni 2011

Paul Heaton, Limburg, 12.06.11


Konzert: Paul Heaton
Ort: Festzelt 100 Jahre TuS Dietkirchen, Limburg/Lahn
Datum: 12.06.2011
Zuschauer: vielleicht 800-1.000
Dauer: 75 min

"Deutsch Tour 2011" steht auf den T-Shirts, die es am Merchandising Stand zu kaufen gab. München, Köln, Berlin - und dazwischen Limburg und, als wäre das noch nicht skurril genug: "100 Jahre TuS Dietkirchen 1911 eV."
Paul Heaton, Frontmann der großartigen Bands The Housemartins und The Beautiful South, war Ehrengast der Jubiläumswoche dieses Sportvereins. Den Engländer verbindet eine lange Freundschaft mit Limburg, daher hatte er nicht nur sein Kommen sondern auch eine Erweiterung des Standardprogramms seines Auftritts um einige zusätzliche Songs seiner beiden früheren Bands zugesagt.

In seiner Jugend war Paul Heaton mit einer Fußballmannschaft im Taunus. Später reiste er erneut durch Deutschland und wollte sich Limburg noch einmal ansehen. Damals entstanden Freundschaften und die besondere Beziehung zu Limburg, von der ich zum ersten Mal hörte, als ich mich nach Karten für das Konzert umsah. Ein komisches Gefühl, daß einer der prägendsten Musiker meiner Jugend eine ähnlich enge Beziehung zu der wunderschönen Stadt an der Lahn hat, wie ich selbst.


Wir kamen um kurz nach neun am Vereinsgelände und dem benachbarten Festzelt an. Nach Abgleich unserer Online-Tickets mit der Liste am Einlaß (die Besucher aus ganz Deutschland und Liverpool z.B. enthielt), erhielten wir Ticket und Bändchen und staunten erstmals über die perfekte Organisation.


Das Festzelt war riesig und wohl für 2.000 Besucher ausgelegt. Als Pauls Band die Bühne betrat, war es allerdings bei weitem nicht voll. Die hinteren drei Viertel des Raums waren mit Bierbänken bestückt, im Bereich vor der Bühne, war noch viel Platz. 
Paul Heaton wurde von Jonny Wright (Bass), Jonny Lexus (Gitarre), Pete Marshall (Schlagzeug) und Christian Madden (Keyboard) begleitet. Zusätzlich kam ab und an ein Saxophonist / Querflötespieler auf die Bühne (dessen Namen ich nicht kenne). Der Conférencier des Abends hatte vorher bereits angekündigt, daß die Band einige Hits von Pauls ehemaligen Bands spielen würde. Normalerweise sind wohl sehr wenige Housemartins Songs Teil seines Programms. Als ich den Sänger im vergangenen Jahr erstmals beim Latitude Festival in England gesehen hatte, spielte er lediglich Build und Me and the farmer aus der Zeit vor seiner Solokarriere. Heute kam gleich als zweites eine kleine Perle der Housemartins, das instrumentale Reverend's revenge, das Paul auf der Mundharmonika spielte. Danach wechselten sich neuere (Solo-) Lieder und alte Perlen ab, wobei diese anfangs alle aus der zweiten Reihe des Katalogs stammten. Nicht Five get over excited oder I smell winter oder The people who grinned themselves to death, stattdessen We're not deep oder das Stevie Wonder Cover A place in the sun.


Daß die rein männliche Besetzung die Auswahl der Beautiful South Lieder einschränkte, war mir klar, Rotterdam oder Don't marry her z.B. funktionieren so einfach nicht. Dachte ich zumindest, bis Paul ein Lied ankündigte, bei dem es normalerweise eine weibliche Stimme gibt. Seine Bandmates hätten sich im Vorfeld darum gestritten, wer die übernehmen dürfe. Daraus wurde You keep it all in, und alle drei Mitmusiker sangen abwechselnd den weiblichen Part, es war (trotzdem) wundervoll!

Die nächsten Housemartins Klassiker folgten etwas später: erst der A cappella-Hit Caravan of love, direkt danach Me and the farmer - großartig! Me and the farmer ist übrigens das einzige Lied, bei dem Paul Heaton Gitarre spielt.


Zum Schluß folgte der Titelsong von Pauls aktueller Soloplatte, das irre lange Acid house. Ich besitze drei seiner Soloplatten, habe sie aber bisher kaum gehört. Heute habe ich aber besonders auf diese Stücke geachtet, und die sind deutlich besser als ihr Ruf. Die Lieder der letzten drei Jahre kommen nicht an die Ohrwürmer der alten Bands ran, werden sie auch nie. Aber die meisten heute gespielten Songs sind gar nicht verkehrt. Little red rooster, Deckchair collapsed, Life of a cat oder The balcony haben mir gut gefallen. Auch das sehr komplexe Acid house taugt einiges. Und weil dadurch eben keine Hänger im 70-minütigen Set entstanden, war es ein wirklich gutes Konzert.


Zwei Zugaben gab es zunächst, das bislang fehlende Build und Good old Texas, bevor Paul ankündigte, daß man anschließend hinter die Bar gehe und da weiterspiele. Vielleicht 50 Leute von vorne folgten der Band, stellten sich vor die Theke und versuchten, der Band auf der anderen Seite zuzuhören. Den Großteil des Saals auf den Bierbänken interessierte das nicht (mehr). Dadurch, denn man unterhielt sich blendend und laut im Saal, bekam man auch an der Bar nichts vom Gesang mit. Wir standen nicht weit weg, vielleicht drei Meter, was da gesungen wurde, habe ich erst mitbekommen, als ich gesehen habe, daß auf einem meiner Fotos vor Paul sein Aktenordner lag, in dem die Texte der Lieder waren. Und bei der letzten Zugabe lag da der Text von This house. Durch den Krach war das ein doofes Ende eines schönen Konzerts.


Aber wir waren ja in einem Festzelt bei einem Fußballjubiläum; das hätte viel schlimmer ausgehen können. Daß die Stimmung vorne so gut war, lag vor allem an den Hardcore Fans (incl. einiger Briten), die extrem textsicher waren.


Setlist Paul Heaton, Jubiläum TuS Dietkirchen, Limburg:


01: Welcome to the south
02: Reverend's revenge (Housemartins)
03: The ladder's bottom rung
04: Little red rooster
05: A place in the sun (Housemartins)
06: We're not deep (Housemartins)
07: Old red eyes (Beautiful South)
08: Deckchair collapsed
09: Poems
10: You keep it all in (Beautiful South)
11: The balcony
12: Life of a cat
13: One last love song (Beautiful South)
14: Caravan of love (Housemartins)
15: Me and the farmer (Housemartins)
16: Acid country

17: Build (Housemartins) (Z)
18: Good old Texas (Z)

19: This house (Z) akustisch hinter der Bar



5 Kommentare :

missjenny hat gesagt…

Das hast du aber schön geschrieben!! Ich war auch da, eine der hardcorefans aus der ersten reihe und hätte es nicht besser schreiben können! Warst du der mit dem weißen Paul Heaton Shirt und der Kamera??

Christoph hat gesagt…

Danke!

Nein, ich hatte kein Paul Heaton Shirt an.

littlechef hat gesagt…

Ich finde auch, dass Du das super zusammengefasst hast. Auch ich war eine der "Hardcore Fans" und hatte das Glück, bei der Zugabe an der Theke direkt gegenüber von Paul zu stehen und habe so tatsächlich den Gesang gehört.

Deine Fotos sind auch super, würdest Du mir die evtl. mailen?

Heiko hat gesagt…

Ich war am Tag zuvor in Köln ... wir hatten fast Tränen vor Glück in den Augen, die alten Housemartins-Klassiker live hören zu dürfen. Und auch dort wurde "This House" an der Bar gespielt ... allerdings konnte man im Luxor währenddessen fast die berühmte Stecknadel fallen hören :-)

Pablo hat gesagt…

Paul plays "Just my imagination".
What's the track number?

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates