Konzert: Kumisolo & Anything Maria
Ort: L'International, Paris
Datum: 23.02.11
Zuschauer: gut besuchte Veranstaltung 150-200
Konzertdauer: pro Künstlerin rund vierzig Minuten, Anything Maria etwas länger
Das Wetter ist mir eigentlich meistens ziemlich egal. Heute aber habe ich dauernd bange aus dem Fenster geschaut und konsterniert festgestellt, daß es den ganzen Tag lang regnen würde. Wetter um zu Hause im Warmen zu bleiben. Genau das war aber ganz und gar nicht in meinem Sinne, denn heute habe ich zusammen mit meinen beiden französischen Kumpels Vincent und Camille den insgesamt 5. Konzertabend in der Reihe Mon Petit Club im International organisiert und da wollte ich natürlich, daß möglichst viele Leute ausgehen und ins International strömen.
Letztlich war die Zuschauerresonanz aber doch wieder gut, wenngleich nicht ganz der Andrang unserer ersten drei Abende herrschte. Und in Frankreich sagt man "les absents ont toujours tort", die Abwesenden sind immer im Unrecht. Stimmte natürlich auch heute wieder, denn die seit acht Jahren in Paris lebende Japanerin Kumi aka Kumisolo und die aus dem südfranzösischen Marseille stammende Sophie Gonthier aka Anything Maria (Foto oben) boten tolle und abwechslunsgreiche Konzerte.
Beim Auftritt der zuckersüßen Kumisolo fühlte man sich ein wenig wie in einer Karakokebar in Tokio. Die Asiatin spielte ihre unschuldigen und hochcharmanten Elektropopsongs und tanzte dazu herzallerliebst. Niedlichkeitsfaktor: 10! Sie sang auf englisch, japanisch und französisch ("je t'aime je t'aime, est-ce que tu m'aimes aussi?") und zauberte den Gästen ein Dauergrinsen aufs Gesicht.
Danach kam die temperamentvolle Anything Maria und zog eine astreine Bühnenshow ab. Die Blondine hatte weiße Kriegsbemalung im Gesicht aufgetragen und trug ein schlichtes weißes Paillettenkleid im Stile von Emily Haines. Ihre Beine waren schön und absolut makellos und ihre Stimme fest und druchdringend. Die androgyne Sängerin, die früher ein paar Jahre in Berlin gelebt hatte und sehr gut deutsch spricht, variierte ihre Songs. Ein Teil war elektronisch und wabernd wie bei Peaches oder LCD Soundsytem, der andere Teil gitarrenlastig und an Rock-Sängerinnen wie PJ Harvey oder Scout Niblett erinnernd. Eine kühle Schönheit, in der ein Vulkan lodert. Wie ein männermordendes Vamp raste sie in einer Szene durch die Menge und stachelte einen Typen neben mir dermaßen auf, daß er mich dauernd fragte, ob ich ihr Manager sei, ihre Telefonnummer habe und ob sie noch zu haben sei. Nervtötend!
Insgesamt aber: ein toller Abend, der von einem DJ namens Koko beschlossen wurde. Das ein oder andere Bier floß durstige Kehlen hinunter, mir wurden dauernd Schnäpse angedreht und am Ende war ich fast ein wenig blau. Es war so spät geworden, daß ich ein Taxi nehmen musste.
Unser nächster Konzertabend aus der Reihe Mon Petit Club ist auch schon gebucht. Am 23. März kommen Laetitia Sadier (Stereolab/Monade) yeah, baby!!!! und We/Are Animal. Schaut vorbei, ist gratis und macht Spaß!
à la prochaine!
Achtung: Kumisolo spielt am heutigen 24. Februar im Festsaal in Berlin Kreuzberg zusammen mit anderen französischen Elektropoppern. Das Ganze nennt sich French Electric Underground und klingt nach einem tollen Abend. Hier gibt es alle Infos und die Links zu den Tickethändlern. Und es gibt dazu natürlich auch ein Event bei Facebook, klick!
Anmerkung: die beiden schönen Fotos von Anything Maria stammen von lamusiquedenosvies. Merci! Archiv- Foto Kumisolo by Oliver Peel
Aus unserem Archiv:
Kumisolo, Paris, 24.11.09
Kumisolo, Paris, 25.03.08
Anything MARIA - "Ecstatic pessimist" by Anything MARIA
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