Konzert: Freelance Whales & Broken Records & Game & Watch
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 12.02.11
Zuschauer: relativ viele
Das Epische, das Melodramatische, das Bombastische, das Hymnische, das Pathetische in der Musik, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Einerseits zieht es mich magisch an, wenn aber der Bombast und das Drama zu stark werden, stößt es mich gewaltig ab.
Äußerst gemischte Gefühle hatte ich aus diesem Grunde beim Konzert der schottischen Band Broken Records. Schon beim ersten Lied kam mir fast die Kotze hoch, weil mich der pathetische Gesang von Bandleader Jamie Sutherlands unangenehm an den verfluchten Brandon Flowers der verfluchten Killers erinnerte. Fast hätte ich reingerufen: "Halt, stopp, brecht das Konzert sofort ab, ich hasse diese schwülstige Kacke!" Dann aber ertönten Geigen, Trompeten, zarte Pianoklänge und lullten mich gewaltig ein. Als hätte mir eine Frau von der ich gar nichts halte einen Zungenkuss verpasst. Was tun? Mich dem gefühligen Bombast von Broken Records bedingungslos hingeben, oder mich wehren und aufschreien: "mit eurem Schmalz kriegt ihr mich nicht weich. Mich nicht!" Ich blickte mich um, weil ich sehen wollte, wie der Rest des Publikums auf die Musik der Schotten reagierte. Die meisten schauten romantischen Blickes einfach still nach vorne, aber am rechten Bühnenrand tanzte ein Brünette mit engem Top und gewaltiger Oberweite zu jedem Lied wild ab und grinste dabei wie bekifft. Der treibende Sound von Broken Records schien ihr Glücksgefühle en masse zu bereiten. Mich jedoch törnte ihr wippender Busen mehr als an die oben gespielte Musik.
Die Musikerr schraubten unterdessen die Bombastschraube bis zum geht nicht mehr auf. Geigen, Trompeten, brummende Bässe, hoch melodische Gitarren, ein galoppierendes Schlagzeug, alles wurde in die Wagschale geworfen, um dem Publikum in den Arsch zu kriechen. Mindestens 15 ähnliche Bands kamen mir in den Sinn, darunter Arcade Fire, Get Well Soon, The Antlers, Frightened Rabbit, The Twilight Sad, My Latest Novel, Strange Death Of Liberal England, The National, Manic Street Preachers, Editors und so weiter und so fort.
Am Ende wurde dann auch noch auf die Tränendrüse gedrückt, als der Sänger nur zusammen mit seinem Geiger eine Ballade vortrug. Weinen musste ich nicht, nur gähnen. Dennoch habe ich hinterher ihre neue CD gekauft, weil sie sie mir am Merch regelrecht angdreht haben. Nette Kerle. Da sieht man mal wieder, wie sehr mir am finanziellen Wohl der Künstler gelegen ist. Schließlich mussten sie ja noch in der gleichen Nacht zurück nach Edinburgh fahren. Das Touren ist teuer, you know?
Dann kamen die Freelance Whales. Wie die sich geschlagen haben und was von der ersten Band des Abends, den Franzosen Game & Watch, zu halten war, schildere ich demnächst hier.
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