Freitag, 18. Februar 2011

Diskussionsrunde: Der Grammy für Arcade Fire, peinlich oder ein Glücksfall?


Diskussionsrunde: Der Grammy für Arcade Fire, peinlich oder ein Glücksfall?


So, liebe Leser. Um auch eure Meinung stärker miteinzubeziehen, haben wir uns entschlossen, in unregelmäßigen Abständen aktuelle Themen aufzugreifen, über die man sicherlich trefflich streiten und diskutieren kann. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr euch daran beteiligt und euren Senf abgebt, ganz egal ob ihr ihn mild oder superscharf aufs Würstchen schmiert.

Streitfall: Ist der Grammy (und der Britaward für die beste Band (was immer das sein soll) für Arcade Fire peinlich, oder ein Glücksfall für die Musiklandschaft?

Die gute Anne Müller des erlesenen Berliner Labels City Slang schrieb heute in ihrem Newsletter:

"Arcade Fire: jetzt offiziell die beste Band der Welt." (Anmerkung der Red: ich dachte, das seien die Ärzte?!)

Erst ging sie auf den Grammygewinn für das beste Album ein ("der kanadische Sechser um Win Butler und Regine Chassagne ließ dabei geprüfte Grammy-Größen wie Eminem und Kate Perry hinter sich"..), um über die Brit Awards zu schreiben (" wobei sie hier noch zusätzlich den Preis für die beste Band der Welt in Empfang nehmen durften").


Euphorie also im Hause City Slang, was aber natürlich nur allzu normal ist, wenn man eine nun auch kommerziell sehr erfolgreiche Band wie Arcade Fire in den eigenen Reihen hat. Aus dem Munde von Vincent Moon (hier auf einem Foto zusammen mit Vera Gogh, entstanden bei einem Konzert von Arcade Fire im letzten Jahr!) von der Blogotheque, der die Kanadier zu Beginn ihrer Karriere in einem Aufzug gefilmt hatte, klang das nach dem was mir heute zugetragen wurde und was man in der Presse lesen kann, schon ganz anders: Arcade Fire hätten ihre Seele an den Mainstream verkauft, das Album Suburbs sei scheiße und die Band "not good people". Postwendend bekam Vincent dafür bitterböse Worte vom Management von Arcade Fire zu hören: Vincent Moon sei "ein drug addict and a thief". Harter Tobak! Der Sänger von Efterklang, Rasmus Stolberg, der zusammen mit Moon gerade dreht, springt dem Filmer aber zur Seite: "The only drug we have seen him using is Nutella!"

Aber ganz egal, um welche Details es im Streit zwischen Vincent Moon und Arcade Fire genau geht, es scheint klar, daß der Franzose Salz in eine offene Wunde gestreut hat. Sind Arcade Fire vielleicht doch nicht so glücklich damit, bei einem Event geehrt zu werden, wo ihre härtesten Konkurrenten sogenannte "Künstler" wie Eminem, Kate Perry oder Lady Gaga sind? Den Preis für den Brit Award aus den Händen von Boris Becker (einer der peinlichsten Menschen der Welt und ich war glühender Fan des damaligen Tennispielers) überreicht zu bekommen, von dem man weiß, daß er Marius Müller Westernhagen (Hilfe!) verehrt?

Andererseits: was hätten Arcade Fire machen sollen? Den Grammyempfang verweigern und sagen: "so einen beknackten Preis nehmen wir nicht entgegen?" Oder ein experimentelles, unhörbares Album im Stile von Animal Collective aufnehmen sollen, daß die Kritiker lieben, aber ansonsten kein Arsch wirklich gerne hört?

Und wir als Indiestreber, die wir nun mal sind, was sollen wir davon halten? Reagieren wie die Leute vom hervorragenden Label Cityslang, die sagen: "Wir freuen uns mit und gratulieren einer Band, die seit ihrem ersten Album konsequent ihren eigenen künstlerischen Weg verfolgt und nun tatsächlich weltweit die Anerkennung einheimst, die ihnen zusteht."Oder drehen wir uns angewidert ab und überlassen Arcade Fire ganz den Blödmännern, die ansonsten Beyonce auf ihrem I-pod haben?

Eure Meinung ist gefragt!



14 Kommentare :

Guido hat gesagt…

Ich sehe das ganz entspannt. Mit wem zusammen sie nominiert werden, dafür können sie ja nichts. Oft genug wird ja unhörbarer "Müll" ausgezeichnet, da sollte es einem Musikliebhaber doch eine Genugtuung sein, auch mal auf der Gewinnerseite zu sein, ähnlich, wie wenn der FC St. Pauli nach 33 Jahren mal wieder ein Derby gewinnt.
Das macht dann 1/108, immer noch eine schlechte Quote.
Aber wer interessiert sich eigentlich wirklich für die Grammys?
Und wer bei den Brit Awards wem einen Preis verleiht, das ist doch völlig nebensächlich.

Oliver Peel hat gesagt…

@ Guido: "Wer interessiert sich eigentlich wirklich für die Grammys?"

Na die Fans von Lady Gaga! Die ärgern sich darüber, daß diese komische Band namens The Suburbs mit dem Album Arcade Fire gewonnen hat :))

Anonym hat gesagt…

Ich vermisse den Spruch "This is not a blog. A blog is for someone who has no mates" oder so ähnlich- von welchem Gallagher was das?

Zu Arcade Fire: Die sind mir sehr egal, ich habe dazu keine Meinung.

Ich hab' noch nie bewusst ein Lied von denen gehört, nichts auf Tonträger von denen und auch noch nie Lust gehabt, die live zu sehen.

Die Preise sind nach meiner Meinung ein Anzeichen dafür, dass ein Generationswechsel bei den Jurymitgliedern stattgefunden hat.

Uschi aus P.

PS Dann werd' ich jetzt mal das alte Aufzug-Video der Blogothek gucken gehen...

Anonym hat gesagt…

Hahahaha, ich musste schon abbrechen bevor die Bläser einsetzen! Ich kann so ein biederes Geigenspiel einfach nicht ertragen. Ich brauch' Rock'n'Roll :-)

http://www.dailymotion.com/video/x1jgpp_41-arcade-fire-neon-bible-wake-up_music

Uschi aus P.

Christoph hat gesagt…

Es sollte einem doch schnurzegal sein, wer die Band, die man verehrt, noch mag. Wenn der durchschnittliche Musikgeschmack einer Gesellschaft dadurch besser wird, daß RK Fire (so heißen sie nämlich - The Suburbs ist der Song!) einen Grammy gewinnen, super! Wenn ich auch nur einmal dadurch Arcade Fire statt Bon Jovi im Kommerzradio hören darf, habe ich gewonnen.

Wenn mal eine Jury aus Versehen eine gute Band auszeichnet, sollten wir also ausschließlich dankbar sein. Und uns über die empörten Reaktionen der Gaga/Bieber/Eminem/Perry Fans freuen.

Daß Arcade Fire die beste Band der Welt sind, konnte man hier ja auch schon nachlesen.
http://meinzuhausemeinblog.blogspot.com/2010/11/arcade-fire-dusseldorf-291110.html

Anonym hat gesagt…

Indie-Spießer-Diskussionsrunde. Konzerttagebuch.de wird leider immer unlesbarer. Schade.

Christoph W. hat gesagt…

Ich kann mich eigentlich nur der Meinung von Guido anschließen.

Ein blindes Huhn wie die Grammy-Jury findet eben manchmal auch ein Korn und deshalb wurde dieses Jahr halt mal keine grausig schlechte Plastikpopqueen oder ein uninspirierter Weißbrotrapper ausgezeichnet, sondern zur Abwechslung mal eine verdiente Band (wenn auch für ihr mit Abstand schwächstes Album bisher).

Aber an sich sind solche Preisverleihungen wie die Grammys oder die unterirdischen Brit Awards (allein die Idee, Boris Becker da einen Preis übergeben zu lassen, sagt doch schon alles) Schall und Rauch. Halb so wild also, die ganze Aufregung...

Martin hat gesagt…

Ich finde der Grammy hat seine Glaubwürdigkeit durch viele sehr fragwürdige Entscheidungen in den letzten Jahren verspielt!!! Dieses Jahr wird das Fame Monster-Album als bestes "Gesang"salbum im Bereich Pop ausgezeichnet. Auch dass das The Suburbs "Album des Jahres" ist und dann in der eigenen Alternativkategorie gegen The Black Keys verliert(?!?!?) ist schon seltsam.
Für viele Musiker und Musikinteressierte ist der Grammy aber immer noch das Maß aller Dinge!! Also freue ich mich trotzdem, wenn eine Band wie Arcade Fire oder Phoenix (letztes Jahr) vollkommen gerechtfertigt ausgezeichnet werden.

Christina hat gesagt…

Lady Gaga >>> RK Fire. Meine Meinung.

Kann Oliver vielleicht mal von seinem Kumpel Vincent die dreckigen Details des Streits rauskriegen, dass The Suburbs (zumindest einige Mitglieder) not good people sind glaube ich ja schon lange, aber ich brauche mehr Indieklatsch!

Anonym hat gesagt…

Hört euch lieber das neue Radiohead-Album an statt solch eine unsinnige Diskussion zu führen!

Oliver Peel hat gesagt…

@ anonym: aber wie sollen wir uns denn das neue Radiohead- Album anhören, es erscheint doch erst am Samstag ?!

@ Christina:Ich glaube ich schreibe Vincent mal eine e-Mail. Ich will auch wissen, was da los ist.

@ alle anderen: wir sehen das ja auch ganz entspannt. Und das Einheimsen eines Grammys steht ja nur stellvertretend für das Erobern von Massenmärkten. Damit kommt die Indiegemeinde nicht immer gut klar, wenn plötzlich die Garagenband im Stadion landet.So lange die Musik gut bleibt, soll uns das recht sein.

Christina hat gesagt…

Das neue Radioheadalbum konnte man gestern ganz legal runterladen wenn man gepreordert (ähem, das ist kein Deutsch, ich weiß) hatte...

Bin gespannt was Oliver rausfindet ;)

Anonym hat gesagt…

genau, man konnte das Radiohead-Album schon am Freitag runterladen. Vielleicht ist Radiohead ja dann wieder 2011 bei den Grammy´s dabei. Immerhin ist Radiohead ja die beste Band auf unserem Planeten, trotz Arcade Fire. hahaha

Oliver Peel hat gesagt…

Downloads interessieren mich aber nicht, ich will ein physisches Produkt in den Händen halten, mit Cover etc.

Bin auf das Radiohead-Album gespannt, denn der Vorgänger war doch insgesamt gut bis sehr gut.

Und die beste Band auf unserem Planten sind Built To Spill. Zum Beispiel. Oder Yo La Tengo. Zum Beispiel. Oder Mogwai. Zum Beispiel.Oder Portishead. Zum Beispiel. Oder My Bloody Valentine. Zum Beispiel. Ach lassen wir das einfach...

Schließlich sind ja die Ärzte die beste Band der Welt, das ist doch bekannt. Ähem, ja.

 

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