Montag, 14. Februar 2011

Oh No Oh My, Wien, 13.02.11


Konzert: Oh No Oh My & R/V/LT/D
Ort: Fluc Wanne, Wien
Datum: 13.02.2011
Zuschauer: 50?
Dauer: Oh No Oh My etwa 60 Minuten, R/V/LT/D 30 Minuten

"Nice day for a walk in the park", beginnt einer der bekannteren Songs der fröhlichen Indie-Truppe von Oh No Oh My (ja genau, die, die früher Ausrufezeichen im Namen trugen) und ein wenig abgeändert behaupte ich jetzt mal: Nice day for some amazing music!
Sonntage sind wirklich nicht gerade ereignisreiche Höhepunkte der Woche, da ist es schön, wenn man sich auf die Abendgestaltung freuen kann. Die da eben lautete: Oh No Oh My im Fluc.
Das Fluc - ein klassisches Undergroundlokal und zwar wortwörtlich. Als ehemalige Fußgängerunterführung nimmt man die Gäste wahrlich mit in den Untergrund, möchte man es in schönem Alternative-Vokabular sagen: mit ins Jenseits des Durchschnittslevels. Es ist schmuddelig und dunkel, und genau deshalb mag man es.

Am Anfang des Abends standen dann nicht die Pilots, die musikalisch durchaus in der Nähe der von den zwei !-Zeichen emanzipierten Band zu verorten wäre, aber abgesagt hatten, sondern R/V/LT/D. Klingt sehr nach einer Abkürzung, aber damit kann ich leider nicht dienen. Mit einer annähernden Beschreibung der Musik dagegen sehr wohl: Der Mann auf der Bühne, der an Gitarre und Laptop werkt, heißt Harald Keller (schöner Name, fast programmatisch) und braucht Vergleiche mit namhaften Industrial-Projekten nicht zu scheuen. Auch wenn die Zeit, als ich mich mit derartiger Musik beschäftigte, eigentlich vorbei ist, hat mir das Klanggebilde, das ebenso wie der Bühnennebel waberte, mal dichter, mal durchlässiger wurde und Augen und Ohren richtig reizte, gut gefallen.
Ein Kritiker tätigte den Griff in die Referenzschublade und brachte Xiu Xiu ins Spiel und damit kann man sehr gut leben. Einzig die Frage, ob dieses Projekt im Vorprogramm von Oh No Oh My gut aufgehoben ist, lässt sich eher negativ beantworten. War aber vermutlich auch schwer, nach der Pilots-Absage so kurzfristig eine andere interessante Band zu bekommen und (Genre-)Grenzen sind ja grundsätzlich auch dazu da, überschritten zu werden. (In Anlehnung an Kellers T-Shirt: Obstacle successfully cleared!)

Und so bekam Keller nach erfolgter Aufwärmphase des Publikums den verdienten Applaus, räumte die Bühne und machte Platz für neue Fragen. Zum Beispiel, wieso so wenig Leute an diesem Abend in die Fluc Wanne gekommen waren. Dürfte wohl auch daran gelegen haben, dass das einflussreiche Radio FM4 im Vorfeld wenig über das neue Album der Texaner gebracht hatte, während es anderen Veranstaltern in dieser Hinsicht oft viel weiter entgegenkommt. Das ist natürlich eine Unterstellung, aber subjektiv hätten sich Album und Konzert definitiv mehr Presse-Resonanz verdient!

Gegen intime Konzerte lässt sich aber eigentlich gar nichts sagen, die besten Abende finden in kleinstem Rahmen statt und genau für dieses Format sind die dendritic shows, so der hübsche Name der Konzertreihe, bekannt. Ein paar mehr Leute wären zwar auch kein Beinbruch gewesen, aber so betraten die vier Amerikaner eben vor einer eingeweihten und freudigen Schar die Bühne und ohne große Umschweife stimmte man The Party Punch an, ein Stück aus der allerersten EP der Band.

In weiterer Folge wurde eifrig zwischen neuem und altem Songmaterial gewechselt, ebenso wie die drei gesanglich aktiven Mitglieder ohne mir erkennbaren Hintergrund die Gesangparts untereinander aufteilten, mal alle drei gemeinsam, mal nur Greg, mal nur Daniel... einmal sogar nur Tim... Dieser Umstand wäre mir auf den Alben jedenfalls nicht aufgefallen!

Guter Laune war man auf der Bühne, kleine Späßchen mit Besuchern waren auch drin, Song für Song bekam man eine Portion Fröhlichkeit und Lebenslust serviert. Was dabei ein wenig störte: der Sound, dieser war nämlich etwas dumpf, vor allem von die Höhen gerieten sehr leise. Das ist aber generell ein Problem der Location und sollte das Wohlgefallen nicht erheblich stören.

Ich könnte jetzt noch einzelne Songs (Reeks & Seeks z.B.) hervorheben, ich könnte aber auch einfach sagen, dass Oh No Oh My ein äußerst kurzweiliges Konzert ablieferten, in dem die eine Stunde Spielzeit hocheffizient genutzt wurde, um einen fast vollständigen Überblick über das Schaffen abzuliefern und geneigte Tanzbeine das Wochenende ausklingen zu lassen.

Man sollte allerdings auch betonen, dass sich ein Konzert der Band durchaus von den Tonträgern entfernt, live wird noch mehr die Spielfreude als handwerkliche Perfektion forciert. Wer sich also vor dem Konzert der Band nicht wirklich mit der Musik auseinandergesetzt hat, könnte als durchaus vergebens das Besondere an der Band suchen, so wie es Oliver vor zwei Wochen hier ergangen ist. (Glücklicherweise hat ihn Eike nochmal auf die Fährte angesetzt!)

Mit Farewell To All My Friends, einem klassischen Verabschiedungssong, endete dann ein hübscher Abend, den auch die Band als "amazing" (dem inflationären Gebrauch dieses Wortes ist natürlich kritisch gegenüberzustehen) bezeichnete und dabei recht zufrieden wirkte. "Farewell to all my friends, who I will never see again, who made me who I am." Baba, liebe Oh Nos, aber über das mit "never see again" sprechen wir noch!


Setlist Oh No Oh My, Wien:

01: The Party Punch
02: You Were Right
03: Again Again
04: Walk In The Park
05: Walking Into Me
06: No Time For Talk
07: Brains
08: Be A Star
09: Wham Bam Thank You Spaceman
10: Circles And Carousels
11: There Will Be Bones
12: Reeks And Seeks
13: Should Not Have Come To This
14: So I Took You
15: Summerdays

16: Farewell To All My Friends (Z)

Fotos einmal mehr von Patrick - danke!

1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

War ein nettes Konzert, gerne wieder (nächsts Mal B72 bitte). Danke für die Setlist!
marlene

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates