Konzert: Molly's, Kumisolo
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 25.03.2008
Zuschauer: in der Spitze etwa 150
Ostern ist vorbei. Gott sei Dank! Mann, was hab' ich mich gelangweilt und wenn man mich fragt, was ich denn Schönes gemacht habe, kann ich eigentlich nur antworten: nix!
Das Wetter war aber auch wirklich mies, kalt und ungemütlich (noch nicht einmal Schnee wie in Deutschland). Da bin ich lieber gleich zu Hause geblieben und habe auf dem Bett mit meiner Katze geschmust und Comics (aber nicht Asterix, oder so einen Kram, sondern anpsruchsvollen Stoff, da gibt es auf dem französischen Markt alles, was das Herz begehrt) gelesen. Die Schokolade, die ich genascht habe, war auch nicht übel (um nicht zu sagen: extrem köstlich!), aber auch in diesem Bereich ist Frankreich Deutschland um Lichtjahre voraus. Während der Germane diese billigen Milka-Schokohasen in sich reinstopft, genießt der französische Feinschmecker die ausgefallensten Kreationen der Patisserie-Kunst und die Schokolade ist natürlich dunkel und mit hohem Kakaogehalt, wie es sich gehört!
Aber ein Konzert-Junkie wie ich, braucht irgendwann richtigen Stoff, also weder Comics noch Schokolade, sondern M-U-S-I-K! J'ai besoin d'un C-O-N-C-E-R-T!!!
Und abhängig, wie ich nunmal bin, nehme ich was kommt. Eigentlich sollte das ja eigentlich heute auch ziemlich interessant werden in der Flèche d'or, denn die ausgezeichneten und sehr originellen Dorian Pimpernel standen ursrünglich auf dem Termin-Kalender. Ich hatte mir das extra dick in mein rotes Büchlein eingetragen. Aber als ich nachmittags noch einmal einen Blick auf den Zeitplan der Flèche d'or schaute, waren die Pariser plötzlich nicht mehr auf der Liste! Weg, einfach verschwunden!
Schade, schade, aber ich wollte trotzdem raus aus meiner Bude. Auf dem Programm standen immerhin Revolver - schon mal gesehen und für gut befunden - Sammy Decoster - schon einmal gesehen und für mittelmäßig befunden und zum Abschluß die Garagenrocker Molly's, gefolgt von der Japanerin Kumisolo.
Molly's wollte ich eh' immer schon mal begutachten, die Musikzeitschrift Rock & Folk hat schon oft recht euphorisch von der Band, die aus der Picardie in Frankreich stammt, berichtet. Allerdings muß man bei Rock & Folk vorsichtig sein, das Blatt hat sich nämlich offensichtlich zum Ziel gesetzt, alles was in Frankreich Garagenrock macht und eine Gitarre halten kann, zu pushen.
Als ich an den bulligen Ordnern vorbei, die schwere Tür zu dem Konzertraum aufstoßen wollte, bemerkte ich zufällig Olivier Jourdain, den charismatischen Sänger der Hushpuppies, in ein angeregtes Gespräch mit der Top-Konzertfotografin Sophie Jarry verstrickt. Überall wo junge, sexy, garagenrockige Musiker unterwegs sind, ist Sophie nicht weit. Die hübsche Frau hat schon exklusiv mit Razorlight gearbeitet und auch schon CD-Cover für die Band um Johnny Borell gemacht. Ansonsten knipst sie regelmäßig Pete "Babyshambles" Doherty ab und natürlich die junge französische Szene (BB Brunes, Second Sex, etc.), die sogenannten Baby (bébé)-Rocker. Heute "schoß" sie also die Molly's. Na dann müssen die ja angesagt sein! Und über 200 000 Profilaufrufe bei MySpace sind ja auch 'ne Hausnumer...
Sophie erkannte mich übrigens nicht, obwohl ich mich ihr schon ein paar mal vorgestellt habe, vielleicht fehlt mir einfach die Gitarre und die Zugehörigkeit zu einer Band, um aus ihrer Sicht erinnerungswürdig zu sein?! Dafür wollte mich allerdings ein forscher junger Mann erkannt haben, der auf den verschlossenen roten Vorhang starrte. "Hey, Dich kenn' ich, wie heißt Du?" Mir sagte der Bursche nichts, deshalb blieb ich skeptisch und fragte ihn, wieso er das denn wissen wolle. "Du hast mich doch auch schon abfotografiert, stimmt's?" - "Äh, ich glaube Du verwechselt mich jetzt, ich kann mich nicht daran erinnern, Dich schon einmal "geschossen" zu haben; wie heißt Du und in welcher Band spielst Du denn?" - "Nicolas und ich spiele bei den Brats, sagte er ziemlich stolz." Die Brats kannte ich in allerdings in der Tat, ich hatte schon mehrfach von ihnen gelesen, natürlich in der Rock & Folk. Wir verabredeten, daß ich mir seine Band mal live ansehen und sie natürlich "schießen" würde...
Dann ging der rote Vorhang auf und die Molly's legten los wie von der Tarantel gestochen. Sie hatten gleich zwei Sänger auf einmal, die auch noch jeweils Gitarre spielten und mir mit ihren harten Riffs fast die Ohren wegbliesen. Insgesamt sind sie als Quartett unterwegs und was sie da boten, war wirklich nicht von schlechten Eltern. Vor allem der Sänger Antoine war ein wilder Hund und er hatte auch schon alles Gesten eines Rock-Stars drauf. Mit ausgetrecktem Arm spielte er seine Gitarre, sang oft mit weitaufgerissenem Mund und heizte so den jungen Girlies im Publikum ein. Insgesamt gefielen mir die Molly's deutlich besser als beispielsweise die Blakes, die im Olympia für Gossip und die Kills eröffnen durften. Da waren wirklich ein paar fetzige Songs dabei und auch eine erste EP "Fast/Slowmotion soll schon im April erscheinen. Den Titeltrack kann man sich auf ihrer MySpace Seite anhören, ich kann Fans der Gattung Garagenrock auf jeden Fall empfehlen, diese Möglichkeit zu nutzen. Ich persönlich bleibe bei den vier Heißspornen auf jeden Fall am Ball!
Setlist Molly's, La Flèche d'or, Paris:
01: Fast/Slow Motion
02: The Opposite
03: YCSYRN
04: Choke Me
05: Take My Head
06: Rodeo Town
07: Wild Bunch
08: Overload
09: Parasite
10: Feeling Satisfied
Dann gab es eine längere Pause und viele Leute verließen auch schon die Flèche d'or.
Diejenigen, die gegangen sind, verpassten allerdings den hochamüsanten und leicht trashigen Auftritt der zierlichen Japanerin Kumisolo. Auf ihrer MySpace Seite bezeichnet sich die Süße, die auch Teil des Konki Duets ist, bereits konsequenterweise als Cheap Pop Queen.
Wie der Name schon sagt, Kumisolo ist das Soloprojekt von Kumi und logischerweise erschien sie dann auch ganz alleine auf der Bühne. Lediglich dabei: Ihr mit zahlreichen Katzen - und Bärchen-Aufklebern verziertes Apple-Notebook. Allein dieses Teil war schon zum Totlachen, aber fast noch witziger waren die Aufdrucke auf ihrem Kleid. Dinosaurier mit Menschenknöpfen! Ich hatte Probleme, meine Kamera gerade zu halten, so grotesk komisch war das Ganze! Hinzu kam noch, daß das zarte Persönchen auf zuckersüße und infantile Weise Elektro-Pop Nummern sang, die die Kitschgrenze oft weit überstiegen. Sie selbst amüsierte sich aber köstlich, kicherte vor sich hin, sang einzelne Zeilen auf französisch und brachte so das Publikum zum Wiehern. Besonders charmant war, wenn sie auf japanisch sang und hierzu auf leicht altmodische Weise tanzte. Ich kam mir vor, wie bei einer Karaoke-Show in einem Touristenhotel in Tokio, irgendwie erinnerte mich das alles aber auch an den Film "Lost In Translation". Wirklich zum Schießen!
Das Publikum wurde immer alberner und klatschte oft laut im Takt der elektronischen Klänge mit. Und um das Ganze noch zu toppen, kam plötzlich ein bärtiger Herr hinzu ("Mec", wie Junge auf französisch) und hielt sich genau wie Kumi eine orangfarbene Maske vor das Gesicht. Ich konnte nicht mehr, mußte mir vor Lachen den Bauch halten!
Selten habe ich so eine absurd komische Show erlebt! Und eine Zugabe gab es auch noch. Kumi hauchte wie durch eine Art Stimmverzerrer "Merci" in die Runde, herrlich!
Bald spielt Kumisolo in Moskau, das Publikum wird sie lieben, die Russen stehen nämlich auf Kitsch!
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 25.03.2008
Zuschauer: in der Spitze etwa 150
Ostern ist vorbei. Gott sei Dank! Mann, was hab' ich mich gelangweilt und wenn man mich fragt, was ich denn Schönes gemacht habe, kann ich eigentlich nur antworten: nix!
Das Wetter war aber auch wirklich mies, kalt und ungemütlich (noch nicht einmal Schnee wie in Deutschland). Da bin ich lieber gleich zu Hause geblieben und habe auf dem Bett mit meiner Katze geschmust und Comics (aber nicht Asterix, oder so einen Kram, sondern anpsruchsvollen Stoff, da gibt es auf dem französischen Markt alles, was das Herz begehrt) gelesen. Die Schokolade, die ich genascht habe, war auch nicht übel (um nicht zu sagen: extrem köstlich!), aber auch in diesem Bereich ist Frankreich Deutschland um Lichtjahre voraus. Während der Germane diese billigen Milka-Schokohasen in sich reinstopft, genießt der französische Feinschmecker die ausgefallensten Kreationen der Patisserie-Kunst und die Schokolade ist natürlich dunkel und mit hohem Kakaogehalt, wie es sich gehört!
Aber ein Konzert-Junkie wie ich, braucht irgendwann richtigen Stoff, also weder Comics noch Schokolade, sondern M-U-S-I-K! J'ai besoin d'un C-O-N-C-E-R-T!!!
Und abhängig, wie ich nunmal bin, nehme ich was kommt. Eigentlich sollte das ja eigentlich heute auch ziemlich interessant werden in der Flèche d'or, denn die ausgezeichneten und sehr originellen Dorian Pimpernel standen ursrünglich auf dem Termin-Kalender. Ich hatte mir das extra dick in mein rotes Büchlein eingetragen. Aber als ich nachmittags noch einmal einen Blick auf den Zeitplan der Flèche d'or schaute, waren die Pariser plötzlich nicht mehr auf der Liste! Weg, einfach verschwunden!
Schade, schade, aber ich wollte trotzdem raus aus meiner Bude. Auf dem Programm standen immerhin Revolver - schon mal gesehen und für gut befunden - Sammy Decoster - schon einmal gesehen und für mittelmäßig befunden und zum Abschluß die Garagenrocker Molly's, gefolgt von der Japanerin Kumisolo.
Molly's wollte ich eh' immer schon mal begutachten, die Musikzeitschrift Rock & Folk hat schon oft recht euphorisch von der Band, die aus der Picardie in Frankreich stammt, berichtet. Allerdings muß man bei Rock & Folk vorsichtig sein, das Blatt hat sich nämlich offensichtlich zum Ziel gesetzt, alles was in Frankreich Garagenrock macht und eine Gitarre halten kann, zu pushen.
Als ich an den bulligen Ordnern vorbei, die schwere Tür zu dem Konzertraum aufstoßen wollte, bemerkte ich zufällig Olivier Jourdain, den charismatischen Sänger der Hushpuppies, in ein angeregtes Gespräch mit der Top-Konzertfotografin Sophie Jarry verstrickt. Überall wo junge, sexy, garagenrockige Musiker unterwegs sind, ist Sophie nicht weit. Die hübsche Frau hat schon exklusiv mit Razorlight gearbeitet und auch schon CD-Cover für die Band um Johnny Borell gemacht. Ansonsten knipst sie regelmäßig Pete "Babyshambles" Doherty ab und natürlich die junge französische Szene (BB Brunes, Second Sex, etc.), die sogenannten Baby (bébé)-Rocker. Heute "schoß" sie also die Molly's. Na dann müssen die ja angesagt sein! Und über 200 000 Profilaufrufe bei MySpace sind ja auch 'ne Hausnumer...
Sophie erkannte mich übrigens nicht, obwohl ich mich ihr schon ein paar mal vorgestellt habe, vielleicht fehlt mir einfach die Gitarre und die Zugehörigkeit zu einer Band, um aus ihrer Sicht erinnerungswürdig zu sein?! Dafür wollte mich allerdings ein forscher junger Mann erkannt haben, der auf den verschlossenen roten Vorhang starrte. "Hey, Dich kenn' ich, wie heißt Du?" Mir sagte der Bursche nichts, deshalb blieb ich skeptisch und fragte ihn, wieso er das denn wissen wolle. "Du hast mich doch auch schon abfotografiert, stimmt's?" - "Äh, ich glaube Du verwechselt mich jetzt, ich kann mich nicht daran erinnern, Dich schon einmal "geschossen" zu haben; wie heißt Du und in welcher Band spielst Du denn?" - "Nicolas und ich spiele bei den Brats, sagte er ziemlich stolz." Die Brats kannte ich in allerdings in der Tat, ich hatte schon mehrfach von ihnen gelesen, natürlich in der Rock & Folk. Wir verabredeten, daß ich mir seine Band mal live ansehen und sie natürlich "schießen" würde...
Dann ging der rote Vorhang auf und die Molly's legten los wie von der Tarantel gestochen. Sie hatten gleich zwei Sänger auf einmal, die auch noch jeweils Gitarre spielten und mir mit ihren harten Riffs fast die Ohren wegbliesen. Insgesamt sind sie als Quartett unterwegs und was sie da boten, war wirklich nicht von schlechten Eltern. Vor allem der Sänger Antoine war ein wilder Hund und er hatte auch schon alles Gesten eines Rock-Stars drauf. Mit ausgetrecktem Arm spielte er seine Gitarre, sang oft mit weitaufgerissenem Mund und heizte so den jungen Girlies im Publikum ein. Insgesamt gefielen mir die Molly's deutlich besser als beispielsweise die Blakes, die im Olympia für Gossip und die Kills eröffnen durften. Da waren wirklich ein paar fetzige Songs dabei und auch eine erste EP "Fast/Slowmotion soll schon im April erscheinen. Den Titeltrack kann man sich auf ihrer MySpace Seite anhören, ich kann Fans der Gattung Garagenrock auf jeden Fall empfehlen, diese Möglichkeit zu nutzen. Ich persönlich bleibe bei den vier Heißspornen auf jeden Fall am Ball!
Setlist Molly's, La Flèche d'or, Paris:
01: Fast/Slow Motion
02: The Opposite
03: YCSYRN
04: Choke Me
05: Take My Head
06: Rodeo Town
07: Wild Bunch
08: Overload
09: Parasite
10: Feeling Satisfied
Dann gab es eine längere Pause und viele Leute verließen auch schon die Flèche d'or.
Diejenigen, die gegangen sind, verpassten allerdings den hochamüsanten und leicht trashigen Auftritt der zierlichen Japanerin Kumisolo. Auf ihrer MySpace Seite bezeichnet sich die Süße, die auch Teil des Konki Duets ist, bereits konsequenterweise als Cheap Pop Queen.
Wie der Name schon sagt, Kumisolo ist das Soloprojekt von Kumi und logischerweise erschien sie dann auch ganz alleine auf der Bühne. Lediglich dabei: Ihr mit zahlreichen Katzen - und Bärchen-Aufklebern verziertes Apple-Notebook. Allein dieses Teil war schon zum Totlachen, aber fast noch witziger waren die Aufdrucke auf ihrem Kleid. Dinosaurier mit Menschenknöpfen! Ich hatte Probleme, meine Kamera gerade zu halten, so grotesk komisch war das Ganze! Hinzu kam noch, daß das zarte Persönchen auf zuckersüße und infantile Weise Elektro-Pop Nummern sang, die die Kitschgrenze oft weit überstiegen. Sie selbst amüsierte sich aber köstlich, kicherte vor sich hin, sang einzelne Zeilen auf französisch und brachte so das Publikum zum Wiehern. Besonders charmant war, wenn sie auf japanisch sang und hierzu auf leicht altmodische Weise tanzte. Ich kam mir vor, wie bei einer Karaoke-Show in einem Touristenhotel in Tokio, irgendwie erinnerte mich das alles aber auch an den Film "Lost In Translation". Wirklich zum Schießen!
Das Publikum wurde immer alberner und klatschte oft laut im Takt der elektronischen Klänge mit. Und um das Ganze noch zu toppen, kam plötzlich ein bärtiger Herr hinzu ("Mec", wie Junge auf französisch) und hielt sich genau wie Kumi eine orangfarbene Maske vor das Gesicht. Ich konnte nicht mehr, mußte mir vor Lachen den Bauch halten!
Selten habe ich so eine absurd komische Show erlebt! Und eine Zugabe gab es auch noch. Kumi hauchte wie durch eine Art Stimmverzerrer "Merci" in die Runde, herrlich!
Bald spielt Kumisolo in Moskau, das Publikum wird sie lieben, die Russen stehen nämlich auf Kitsch!
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