Freitag, 11. Februar 2011

Yim Yamouridis, Paris, 10.02.11


Konzert: Yim Yamouridis
Ort: La Loge, Paris
Datum: 10.02.11
Zuschauer: 30-40
Konzertdauer: etwa 50 Minuten


Wow, was für eine tiefe Baritonstimme! Jim Yamouridis ist Australier mit griechischen Wurzeln und lebt in der französischen Auvergne. Auf seinem neuen (dem insgesamt dritten) Album Into The Day spielt kein Geringerer als Warren Ellis (Nick Cave, Grinderman) Geige und in der Tat erinnerten die eleganten Songs, die Yamouridis in der Pariser Loge zusammen mit einem französischen Vibrafonspieler (Nicholas Thomas) vortrug an Nick Cave, aber auch an die Tindersticks, Johnny Cash, Leonard Cohen und And Also The Trees.

Dennoch hat Yamouridis sein ganz eigenes düsteres Universum, seine eigenen, persönlichen Geschichten zu erzählen. Schwer zu schätzen, wie alt der elegant gekleidete Sänger ist. An seinen grauen Haaren und seinem markanten Gesicht, kann man ablesen, daß er bereits ein bewegtes Leben geführt hat. Seine Erlebnisse bindet er mit Sicherheit auch in seine Lieder ein, aber die Erklärungen, die er auf französisch zu den Stücken abgab, waren so weit und so allgemein gefasst, daß es viele Interpretationsmöglichkeiten gab. Alles ist bei Yamouridis in moll gehalten, die Songs rabenschwarz, mystisch, fast gruselig. Eine gothische Note kann man ohne weiteres heraushören. Depressive Conutrylieder die man in die Schubladen dark country, gothic americana oder folk noir stecken könnte. Aber bei Yamouridis kommen auch noch Elemente des Tangos und der spanischen Folklore mit hinzu. Tanzbar ist bei ihm trotzdem nichts, wenngleich er scherzhaft zwei seiner Lieder, Where I'll be und I Want To Ride als "Chansons pour danser" bezeichnete. Vielmehr waren die meisten Sachen eher "chansons pour boire du vin rouge", also Rotweinlieder und konsequenterweise nippte Jim dann auch immer mal wieder an seinem Glas Rotwein zwischen den Songs. Für Leute wie Yamouridis hat sich in Deutschland Ende der 1980 er Jahre der Begriff Toskana-Sozialdemokrat, Toskana-Linke oder Toskana- Fraktion eingebürgert, in Frankreich würde man "gauche caviar-die Kaviar-Linke" sagen. Aber ich weiß gar nicht, ob man den guten Jim in diese Ecke stecken sollte, zumal er ja in der bodenständigen Auvergne und nicht in der teuren Toskana lebt. Lassen wir also lieber diese Etikettierung und reden über seine simplen, aber dennoch so dramatisch knisterden Songs.

Natürlich stammten sie überwiegend vom neuen Output Into The Day, aber mit The Rider kam auch ein Lied aus dem Backkatolg zu seinem Recht. Eine Nummer, die sogar schon von PJ Harvey und John Parish gecovert wurde! Wie stets war hier das Gitarrenspiel simpel, aber effizient und das schwebende Xylophon passte ganz ausgezeichnet zu der kreierten Atmosphöre.

Das Set war durchgängig erlesen und hochklassig und wenn es etwas zu kritisieren gab, dann war das lediglich die Tatsache, daß man sich manchmal etwas mehr Dampf oder Variation gewünscht hätte. Diesbezüglich kann aber schon bald Abhilfe geschaffen werden, denn Jim Yamouridis wird in April in Paris mit einer ausgewachsenen Band im Café de la Danse aufteten und dann mehr technische Möglichkeiten haben. Ich werde sicherlich dabei sein!



Setlist Jim Yamouridis, La Loge, Paris:

01: Ragged Or Whole
02: Travelling Blind
03: In The Veil
04: Where I'll Be
05: I Want To Ride
06: In The Winter
07: The Rider
08: Say Goodbye
09: Pretty Soon

10: Into The Day





1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Das sind tolle Fotos! Und ein wunderbarer Bericht. Merci beaucoup!

Ich glaub' allerdings, dass der Vibrafonist Italiener ist. Egal, sein Spiel war atemberaubend und hat mich in eine andere Dimension versetzt.

Bises, Uschi aus P.

 

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