Konzert: Sunset Rubdown
Ort: Botanique, Brüssel (Orangerie)
Datum: 19.09.2009
Zuschauer: vielleicht 600
Dauer: 40 min.
Als ich im April neugierig, aber wenig vorbereitet Sunset Rubdown zum ersten Mal live gesehen habe, war ich hin und weg. Sunset Rubdown, eine der zahlreichen Bands des Wolf Parade Sängers Spencer Krug, zählte sofort zu meinen liebsten Liveacts! Daher brauchte ich (nicht nur im übertragenen Sinne) keine Sekunde, um zu entscheiden, mit nach Brüssel zu kommen, um die Kanadier da zu sehen. Wir wussten zwar, daß Sunset Rubdown zweite von drei Bands sein würden, und die Dirty Projectors den Headliner Part übernehmen würden, aber auch die erwarteten 30 bis 45 Minuten waren uns wert, nach Belgien zu fahren. Alle Deutschland-Termine waren einfach zu weit weg...
Das Konzert sollte in der Orangerie des heißgeliebten Botanique stattfinden; im großen Saal des wundervollen Kulturzentrums. Die beiden anderen Räume kannte ich von Los Campesinos! oder Tokyo Police Club Konzerten; die Orangerie hatte ich noch nicht von innen gesehen, sie mir aber sehr groß vorgestellt. Ein Trugschluß, denn auch der ehemalige Überwinterungssaal der Orangenbäume des botanischen Gartens ist herrlich überschaubar und wahnsinnig angenehm als Konzertstätte.
Die erste Band des Abends, tUnE-YaRdS aus den USA, waren wohl nicht durchgängig so schrecklich wie die letzten drei Minuten, die ich noch mitbekam; die reichten dann allerdings, ordentlich Vorurteile zu bilden. Das war scheußlich! Zumindest, wenn man sich nichts aus um Indianergesänge angereicherte Weltmusik macht.
Der Saal leerte und füllte sich schnell in der Umbaupause, wir schafften es aber noch, einen Platz recht weit vorne zu finden. In unserer Umgebung standen eigentlich nur Leute, die mindestens auch wegen Sunset Rubdown gekommen waren; einige Landsleute zum Beispiel.
Die Band baute noch ein wenig auf, um dann um 20.45 h aufzutreten. Dabei setzten sich gleich zwei Musiker hinter Schlagzeuge. Der Sound, der durch die beiden Trommler erzeugt wurde, dazu die beiden perfekt zu einander passenden Stimmen von Spencer und Keyboarderin und Zweitsängerin Camilla, machten Black swan zu einem neuen Lieblingslied. My heart is a kingdom...
Typisch für Sunset Rubdown Songs sind ihr komplexer Aufbau mit vielen Melodie (und Text Änderungen), der zweistimmige Gesang von Spencer (laut) und Camilla (leiser) und Spencers angenehm quäkende Stimme. Wenn Musicals und Rockopern nicht so verachtenswert wären, böte sich vor allem wegen der vielen plötzlichen Wendungen eine Zuordnung der Band in diese Genres an.
Nach Black swan folgte Silver moons vom aktuellen Album Dragonslayer, das im Sommer erschienen ist; ein weiterer riesiger Hit! Besonders erwähnenswert war dabei allerdings, daß zwischen den beiden Lieder kaum Pause war. In Wetzlar hatte Spencer Krug ewig gebraucht, um seine Keyboards (oder was auch immer) auf den nächsten Titel vorzubereiten. Camilla wirkte deswegen schrecklich genervt. Aber nichts da, keine Pausen, keine genervten Blicke. Es lief weitestgehend rund!
Weitestgehend. Während Silver moons streikte wohl das Instrument des Gitarristen. Das hatte ich aber erst anders gedeutet, ich vermutete, der Wechsel seiner Gitarre "auf offener Szene" gehöre einfach dazu.
Auf die weiteren Musiker konnte ich allerdings kaum achten, weil ich meist fasziniert Camilla zusah. Wie konzentriert die Sängerin ihre Instrumente bedient, die vielen Wechsel zwischen Glockenspiel und Keyboards (natürlich während der Lieder) meistert, ist schon sehenswert. Der Knüller ist aber ihr Gesang. Ich habe vorher noch niemanden gesehen, der zum Singen ausholt. Es ist schwer zu beschreiben, wie genau sie das macht. Aber es sieht wirklich so aus, als holte sie für jeden Ton Schwung. Kopf zurück, einatmen, nach vorne, singen und von vorne. Köstlich! Und es wirkt alles so schrecklich ernst bei ihr, aber das ist dann auch wieder enorm charmant!
Ob es in der Orangerie besonders warm war, weiß ich nicht mehr; ich habe kein Temperaturgedächtnis. Spencer Krug ist es aber wohl immer zu warm, er sieht schnell aus, als komme er gerade aus einem tropischen Regen. Um sich Abkühlung zu verschaffen, stellte der Sänger sich ab und zu vor einen riesigen Industrie-Ventilator im Bühnenhintergrund...
Nachdem Spencer die ersten Stücke am Keyboard bestritten hatte, folgten Gitarren-Lieder. Das sind nämlich die beiden Kategorien von Sunset Rubdown Stücken. Zu den Gitarren-Titeln gehörten Idiot heart, der dritte Riesenhit von Dragonslayer und das für mich neue Coming to at dawn von einer im April veröffentlichten 7" Single.
The men are called horsemen there war dann leider schon das letzte Lied des Abends. Da die Chilldauer der Songs zehn Minuten beträgt, waren sechs Titel (auch wegen der erwartet langen Pausen dazwischen) viel mehr, als wir erhofft und vorher getippt hatten. Natürlich ist es schade, daß jede Menge Hits fehlten, dafür hätte das Konzert aber auch zwei Stunden dauern müssen. The men are called horsemen there widmete Spencer einer Fanin, die sich dieses Lied gewünscht hatte. Am meisten Ehre wurde aber dem Tourmanager der Band zuteil: "Happy 17th birthday! Next year, I'll take you to the bar!"
Mir fallen beim besten Willen kaum Bands ein, die mich live ähnlich begeistern wie Sunset Rubdown. Zweifellos eine der besten Bands der Welt. Und vielleicht ist das Versprechen an den Tourmanager ja auch eines an uns. Denn in Nordamerika wird Spencer ihn mit 18 nicht in Bars mitnehmen dürfen...
Setlist Sunset Rubdown, Botanique, Brüssel:
01: Black swan
02: Silver moons
03: Trumpet, trumpet, toot! Toot!
04: Coming to at dawn
05: Idiot heart
06: The men are called horsemen there
Links:
- Sunset Rubdown in Wetzlar (Mittelhessen) am 21.04.09
- mehr Fotos
5 Kommentare :
Bericht?
Ich warte auch schon sehnsüchtig auf den Bericht, vor allem weil ich wie stets jedes Wolf Parade/Sunset Rubdown/Handsome Furs Konzert verpasse und mich diesmal am meisten ärgere...
In Berlin hast du wirklich was verpasst, dieses Mal :))
Salz in meine Wunden...ich bin echt ziemlich angefressen...doofer Urlaub...;-)
Wie war es denn? Magnet mag ich nicht soo gerne, aber wenn es nicht bumsvoll ist, dann gehts eigentlich.
Im Vergleich zu der schönen, großen, gut beleuchteten Bühne und dem großartigen Sound im Botanique am Abend zuvor (von dem Christoph hier sicher bald berichten wird!) war es im Magnet tatsächlich nicht so toll. Aber während des Konzerts sind einige sehr spektakuläre Dinge passiert (zusammenbrechende Keyboards und so), die Setlist war toll und ich bezweifle sowieso, dass diese Band schlechte Konzerte spielen kann :))
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