Konzert: The New Pornographers
Ort: Gebäude 9 Köln
Datum: 25.11.2007
Zuschauer: viel zu wenige, vielleicht 100
Irgendwie hatte ich mir das Gebäude 9 mal wieder voller vorgestellt, schließlich sollte mit den New Pornographers eine sehr namhafte Band in Köln auftreten. Um halb neun (in der Hoffnung, die Kanadier würden dann um neun auftreten), war zwar die Bar im Gebäude 9 schon ganz gut gefüllt, dabei blieb es dann aber auch erst einmal.
Die Hoffnung auf frühes Insbettgehen hatte sich dann erledigt, als wir erfuhren, daß eine Vorgruppe Air France auftreten sollte. Air France stellten sich dann als Er France aus Düsseldorf heraus und begannen um kurz nach neun mit einer irre langen Setlist. Bevor sie anfingen, standen auf der Bühne schon drei Keyboards, zig Gitarren und auf dem Boden lagen zwei Melodicas (rot und hellblau, traumhaft!). Er France (ich hasse eigentlich solche Wortwitze) bestehen aus Sängerin Isabelle Frommer, die ein Kleid in Jugendherbergs-Bettwäsche Optik trug (rot-weiß kariert), Bassist Daniel Decker (der ein Hemd aus dem gleichen Stoff anhatte, solches Stoffteilen ist vermutlich CO2 freundlich), Gitarrist André Tebbe und einem Schlagzeuger, dessen Namen ich nicht kenne (laut myspace haben sie zwei, da war aber nur einer, ganz sicher).
Wie genau die Musik war, kann ich nicht sagen. Isabelles Stimme war zu leise, daher fiel es mir schwer, den Songstrukturen zu folgen. Dazu kam, daß sie nur dann sang, wenn sie nicht Keyboard spielte (und umgekehrt). Wenn sie dann also sang, hatte sie das Problem, das viele Sänger ohne Instrument haben, sie machte alberne Sachen mit ihren Armen, meist Nordic-Walking-Trockenübungen. Das hat mich so sehr abgelenkt, daß ich mich der Musik nicht richtig widmen konnte. Ob Isabelle Französin oder Deutsche ist, ist mir nicht klargeworden. Ihre Ansagen hatten anfangs einen Akzent (die Ansagen waren Geschichten der Art Kleiner Prinz light), der dann aber nach und nach wegfiel. Der war also vermutlich gefaked. Egal, Isabelle zappelte sich einen ab, die Musik klang eigentlich recht gut, Gitarrist und Bassist posten auch viel rum und so waren die gut 50 Minuten ihres Auftritts entschieden zu lang.
Setlist Er France Köln:
01: Spiel mir Deine Musik
02: Alles ist gut
03: Never hiding
04: Man in black
05: M. Canon
06: Puppeteer
07: Your faustian side
08: Fais le pari
09: The man and the wolf
10: I came to get my due
11: Ein Käfig voller Narren
Nach kleinem Umbau (zwei der Keyboards, die Gitarren und - viel wichtiger - die Melodicas gehörten schon zu den New Pornographers) trat die Band aus Vancouver dann um kurz vor halb elf auf. Das Gebäude 9 war bis dahin besser gefüllt, es war aber überall sehr viel Platz. Da an den Wänden überall Plakate hingen, daß die Band "leider" kein Rauchen wünsche, war die Luft auch einmal wohltuend gut, obwohl natürlich trotzdem geraucht wurde.
Die New Pornographers sind ja eine der Bands, bei denen man nicht weiß, wer da so auf der Bühne stehen wird (wie Broken Social Scene z.B.). Ich hatte vorher schon gelesen, daß Sängerin Neko Case nicht dabei sein sollte. Den Part der weibliche Stimme übernahm an ihrer Stelle Kathryn Calder. Ich habe zwar Neko Case nie live gesehen, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie besser sein könnte als ihr "Ersatz", denn Kathryn war schlicht fabelhaft!
Die Band, die in Köln auftrat, bestand (wohl) aus Sänger und Gitarrist Carl Newman, John Collins (Bass und Gitarre), Todd Fancey (Gitarre), Kurt Dahle (Schlagzeug), Blaine Thurier (Keyboard, Mundharmonica und Melodica) und eben Kathryn Calder (Gesang, Keyboard und Akkordeon).
Das absolut wundervolle Programm begann mit einem meiner Lieblinge, nämlich "All the things that go to make heaven and earth" vom neuen Album "Challengers." Natürlich lag auch der Schwerpunkt des Konzerts auf Liedern der im August erschienenen Platte.
Mit uns redete Carl nicht furchtbar viel, er schien fast ein wenig schüchtern (obwohl er überhaupt nicht so aussieht). Die kleinen Danksagungen übernahm anfangs alle die Keyboarderin. Untereinander redeten die Musiker aus Vancouver aber viel - und sie schienen dabei außerordentlich gute Laune zu haben. Am spaßigsten wirkte dabei der sehr aufgekratzte Schlagzeuger, der auch immer wieder auffiel, weil der die hohen Background Parts sang und dabei ein herrliches Gesicht machte. Er hatte aber auch andere wichtige Aufgaben: bei "Adventures in solitude" hüpfte er plötzlich auf, ging von der Bühne - und kam mit einer Handvoll Bier wieder zurück.
Natürlich liebe ich auch "Spirit of giving" sehr, wird da schließlich St. Christopher erwähnt. Das Stück begleitete Kathryn mit einem Akkordeon. Aber auch ohne Akkordeon war der Sound der Stücke fabelhaft. Die Stimmen der beiden Sänger passen traumhaft zu einander. Vieles war ganz einfach so, wie die Stars im Gebäude 9 hätten sein können, hätten sie die Hände von dem gelassen, was sie da verführt hatte.
"The bleeding heart show" scheint der Standard-Abschlußsong zu sein. Kathryn jedenfalls winkte, verabschiedete sich und verließ die Bühne. Allerdings war sie damit alleine, denn Carl erklärte uns, für einen Fernseh- oder Radioauftritt in Frankreich hätten sie ein Lied einstudiert ("they forced us to play it") und legte einen Zettel mit dem Text auf den Boden. Kathryn kam lachend zurück und entschuldigte sich: "It thought it was our last song!"
Das Zusatzlied war dann vielleicht eine Probe unter Wettkampfbedingungen. Es war das ELO-Cover "Don't bring me down", Stadionmusik der Sorte, die ich nicht mag. Das Cover war ziemlich erträglich, natürlich besser als das Original - und der Abschluß des Konzerts. Zumindest der vorläufige, denn natürlich gab es Zugaben. Die Band wäre niemals ohne Zugaben durchgekommen, denn das Publikum war von Anfang an in bester Stimmung. Im Saal war ja leider reichlich Platz, das hatte aber den Vorteil, daß die 96, die bei der Vorgruppe noch ruhig rumstanden, dann auch tanzten. Isabelle von Er France stand dann auch im Publikum, vermutlich um zu sehen, was man als singende Keyboarderin so mit den Händen machen kann, wenn man kein Nordic Walking mag...
Ich hatte wirklich nicht gedacht, daß mich vom Konzert-Jahresrestprogramm noch etwas so sehr begeistern kann. Aber es hat - und wie!
Die Hoffnung auf frühes Insbettgehen hatte sich dann erledigt, als wir erfuhren, daß eine Vorgruppe Air France auftreten sollte. Air France stellten sich dann als Er France aus Düsseldorf heraus und begannen um kurz nach neun mit einer irre langen Setlist. Bevor sie anfingen, standen auf der Bühne schon drei Keyboards, zig Gitarren und auf dem Boden lagen zwei Melodicas (rot und hellblau, traumhaft!). Er France (ich hasse eigentlich solche Wortwitze) bestehen aus Sängerin Isabelle Frommer, die ein Kleid in Jugendherbergs-Bettwäsche Optik trug (rot-weiß kariert), Bassist Daniel Decker (der ein Hemd aus dem gleichen Stoff anhatte, solches Stoffteilen ist vermutlich CO2 freundlich), Gitarrist André Tebbe und einem Schlagzeuger, dessen Namen ich nicht kenne (laut myspace haben sie zwei, da war aber nur einer, ganz sicher).
Wie genau die Musik war, kann ich nicht sagen. Isabelles Stimme war zu leise, daher fiel es mir schwer, den Songstrukturen zu folgen. Dazu kam, daß sie nur dann sang, wenn sie nicht Keyboard spielte (und umgekehrt). Wenn sie dann also sang, hatte sie das Problem, das viele Sänger ohne Instrument haben, sie machte alberne Sachen mit ihren Armen, meist Nordic-Walking-Trockenübungen. Das hat mich so sehr abgelenkt, daß ich mich der Musik nicht richtig widmen konnte. Ob Isabelle Französin oder Deutsche ist, ist mir nicht klargeworden. Ihre Ansagen hatten anfangs einen Akzent (die Ansagen waren Geschichten der Art Kleiner Prinz light), der dann aber nach und nach wegfiel. Der war also vermutlich gefaked. Egal, Isabelle zappelte sich einen ab, die Musik klang eigentlich recht gut, Gitarrist und Bassist posten auch viel rum und so waren die gut 50 Minuten ihres Auftritts entschieden zu lang.
Setlist Er France Köln:
01: Spiel mir Deine Musik
02: Alles ist gut
03: Never hiding
04: Man in black
05: M. Canon
06: Puppeteer
07: Your faustian side
08: Fais le pari
09: The man and the wolf
10: I came to get my due
11: Ein Käfig voller Narren
Nach kleinem Umbau (zwei der Keyboards, die Gitarren und - viel wichtiger - die Melodicas gehörten schon zu den New Pornographers) trat die Band aus Vancouver dann um kurz vor halb elf auf. Das Gebäude 9 war bis dahin besser gefüllt, es war aber überall sehr viel Platz. Da an den Wänden überall Plakate hingen, daß die Band "leider" kein Rauchen wünsche, war die Luft auch einmal wohltuend gut, obwohl natürlich trotzdem geraucht wurde.
Die New Pornographers sind ja eine der Bands, bei denen man nicht weiß, wer da so auf der Bühne stehen wird (wie Broken Social Scene z.B.). Ich hatte vorher schon gelesen, daß Sängerin Neko Case nicht dabei sein sollte. Den Part der weibliche Stimme übernahm an ihrer Stelle Kathryn Calder. Ich habe zwar Neko Case nie live gesehen, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie besser sein könnte als ihr "Ersatz", denn Kathryn war schlicht fabelhaft!
Die Band, die in Köln auftrat, bestand (wohl) aus Sänger und Gitarrist Carl Newman, John Collins (Bass und Gitarre), Todd Fancey (Gitarre), Kurt Dahle (Schlagzeug), Blaine Thurier (Keyboard, Mundharmonica und Melodica) und eben Kathryn Calder (Gesang, Keyboard und Akkordeon).
Das absolut wundervolle Programm begann mit einem meiner Lieblinge, nämlich "All the things that go to make heaven and earth" vom neuen Album "Challengers." Natürlich lag auch der Schwerpunkt des Konzerts auf Liedern der im August erschienenen Platte.
Mit uns redete Carl nicht furchtbar viel, er schien fast ein wenig schüchtern (obwohl er überhaupt nicht so aussieht). Die kleinen Danksagungen übernahm anfangs alle die Keyboarderin. Untereinander redeten die Musiker aus Vancouver aber viel - und sie schienen dabei außerordentlich gute Laune zu haben. Am spaßigsten wirkte dabei der sehr aufgekratzte Schlagzeuger, der auch immer wieder auffiel, weil der die hohen Background Parts sang und dabei ein herrliches Gesicht machte. Er hatte aber auch andere wichtige Aufgaben: bei "Adventures in solitude" hüpfte er plötzlich auf, ging von der Bühne - und kam mit einer Handvoll Bier wieder zurück.
Natürlich liebe ich auch "Spirit of giving" sehr, wird da schließlich St. Christopher erwähnt. Das Stück begleitete Kathryn mit einem Akkordeon. Aber auch ohne Akkordeon war der Sound der Stücke fabelhaft. Die Stimmen der beiden Sänger passen traumhaft zu einander. Vieles war ganz einfach so, wie die Stars im Gebäude 9 hätten sein können, hätten sie die Hände von dem gelassen, was sie da verführt hatte.
"The bleeding heart show" scheint der Standard-Abschlußsong zu sein. Kathryn jedenfalls winkte, verabschiedete sich und verließ die Bühne. Allerdings war sie damit alleine, denn Carl erklärte uns, für einen Fernseh- oder Radioauftritt in Frankreich hätten sie ein Lied einstudiert ("they forced us to play it") und legte einen Zettel mit dem Text auf den Boden. Kathryn kam lachend zurück und entschuldigte sich: "It thought it was our last song!"
Das Zusatzlied war dann vielleicht eine Probe unter Wettkampfbedingungen. Es war das ELO-Cover "Don't bring me down", Stadionmusik der Sorte, die ich nicht mag. Das Cover war ziemlich erträglich, natürlich besser als das Original - und der Abschluß des Konzerts. Zumindest der vorläufige, denn natürlich gab es Zugaben. Die Band wäre niemals ohne Zugaben durchgekommen, denn das Publikum war von Anfang an in bester Stimmung. Im Saal war ja leider reichlich Platz, das hatte aber den Vorteil, daß die 96, die bei der Vorgruppe noch ruhig rumstanden, dann auch tanzten. Isabelle von Er France stand dann auch im Publikum, vermutlich um zu sehen, was man als singende Keyboarderin so mit den Händen machen kann, wenn man kein Nordic Walking mag...
Ich hatte wirklich nicht gedacht, daß mich vom Konzert-Jahresrestprogramm noch etwas so sehr begeistern kann. Aber es hat - und wie!
Setlist The New Pornographers Köln:
01: All the things that go to make heaven and earth
02: Use it
03: Electric version
04: Jackie, dressed in Cobras
05: All the old showstoppers
06: Challengers
07: The laws have changed
08: My rights versus yours
09: Spirit of giving
10: Mass romantic
11: Adventures in solitude
12: Testament to youth in verse
13: Mutiny, I promise you
14: Sing me Spanish techno
15: The bleeding heart show
16: Don't bring me down (ELO Cover)
17: Twin Cinema (Z)
18: The slow descent into alcoholism (Z)
Links:
- The New Pornographers am 30.09.07 in Paris
- mehr Fotos
9 Kommentare :
Ihr "Good Morning, Christina"-Lied haben sie dafür nicht gespielt ;)
dennoch spannende setlist.
hat jemand tourinfos? habe ich irgendwie vollständig verpasst?!
Das war leider das einzige Deutschland-Konzert. Sie sind anschließend in Skandinavien.
ach so. danke, christoph.
Tut mir leid, daß ich nicht mit zusätzlichen Terminen dienen konnte!
kannst ja nichts dafür...
und hübsche menschen sind das bei den pornographers, gell?
Zum Aussehen: Bis auf Frau Calder würd ich sagen eher normal...
Zum Konzert: Es war schon super, aber eine Bandvorstellung und ein zweites Set Zugaben wäre schon cool gewesen, besonders wo Going Places noch gefehlt hat. Bedauerlich, dass es so leer war. Nicht ganz so leer wie in Münster, wo letztes Jahr grade mal 30 Seelen waren, aber doch so leer, dass man sich Sorgen machen muss, ob sie's nochgmal über den Teich schaffen...
Zu Neko Case: Wer sich auf youtube die Seattler Aufnahme von Myriad Harbour anhört, wird feststellen, dass eher Chorgesangsbrei dabei rauskommt, wenn noch zwei mehr mitsingen.
Nuff said, Yours, Jan
Das hübsch anzusehende Sechstel der New Pornographers kommt ja im Januar mit einer anderen Band nochmal wieder :)
http://www.myspace.com/immaculatemachine
...vielleicht ein kleiner Trost für das verpasste Konzert?
ja, danke für den tipp! die kommen leider auch nicht nach münchen...
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