Konzert: Norman Palm
Ort: Le Baron, Paris
Datum: 28.02.11, 24 Uhr 15
Zuschauer: etwa 200?
Konzertdauer: gute dreiviertel Stunde
Schlechter Musikgeschmack kann fatale Folgen haben. Ich bin sicher, daß KTG nicht wegen seines höchstwahrscheinlich nicht ordnungsgemäß erworbenen Mediziner-Titels, sondern wegen seiner Vorliebe für AC/DC zurücktreten musste. Frau Merkel musste da einfach einschreiten. Sie hat ihm sicherlich gesagt: "KT, ist nicht so tragisch, daß deine Lizenz zum Operieren auf merkwürdige Weise zu stande kam, aber jemanden der AC/DC mag, kann ich auf Dauer nicht halten. Sorry."
Ohnehin seltsam, daß die Medien Politiker immer öfter zu Popstars hochsterilisieren. "Barack Obama ist dein neuester Kontakt bei Flickr", oder "Obama möchte mit dir auf Facebook befreundet sein", das kam mir damals schon spanisch vor. In welcher Band spielt denn dieser Barack Obama?, wollte ich damals schon immer gerne wissen.
Nein, Popstars gibt es in der Politik nicht, die gibt es nur auf dem Konzerttagebuch.de. Deshalb liest uns meine Mutti auch so gern. Und Norman Palm aus Berlin ist in der Tat ein lupenreiner Popstar. Ja, was denn? Wer widerspracht da? Hey, Norman ist bei Cityslang unter Vertrag und somit Labelkollege von Win Butler und Marcus Mumford, alles klar? Und bei Cityslang gibt es nur Asse. Schön, daß Norman trotzdem der nette Junge von nebenan geblieben ist. Obwohl nebenan bei ihm auch Mexico City heißen kann, wo er der Liebe wegen immer mal wieder hinreist. Ein Globetrotter, dieser sympathische Bursche, der in Paris die schönen Künste studiert hat, dort seine Diplomarbeit mit dem Vergnügen verknüpfte und im Zuge dessen sein wunderbares Booklet für sein erstes Album Songs von Hand gestaltete. Und sage niemand, er hätte die Zeichnungen und Skizzen nicht selbst angefertigt! Ach und wenn schon. Falls ein Geisterzeichner seine Finger im Spiel gehabt haben sollte (Wahrscheinlichkeit=0), würde ich Norman trotzdem mögen. Zumal es auf seinem zweiten Album Shore to Shore, welches er in Frankreich gerade promotet, überhaupt nicht mehr um den Erstling Songs und um auf Leinwand projezierte Bilder aus dem feinen Büchlein, sondern vielmehr um tollen, Laune machenden Gitarrenpop mit Elektroeinschlag geht, mit dem Norman am Montag nacht in Paris die Leute begeistert hat.
Ein attraktives Publikum hatte sich zu später Stunde eingefunden. Etliche bildhübsche Mädchen mit makellosen Beinen und Papis Kreditkarte hatten es sich auf den roten Sofas bequem gemacht und warteten Cocktails oder Bier schlürfend auf den Beginn der Show. Auch Norman und seine finnischen Bandmitglieder tranken erst einmal was und stießen gemütlich auf den schönen Abend an. Ich selbst saß auf dem Trockenen. Nicht weil ich dem Alkohol für immer und ewig abgeschworen hätte, sondern weil mir die Drinks hier zu teuer waren. 15 Euro für ein Bier (stimmt das? oder sind es nur 10?), sind mir einfach zu heftig und als Normalsterblicher hatte ich auch keine Gutscheine wie der Popstar Norman Palm und seine Bandkollegen. Dennoch fühlte ich mich pudelwohl, denn die äußerst attraktive Ehefrau des Keyboarders Janne saß neben mir und ihre wundervollen blauen Augen strahlten (Selbstermahung: Oliver, jetzt beruhig' dich wieder!).
Um O Uhr 15 ging es dann auch los. Das Powertrio erfeute von Beginn an mit feinen Gitarrenmelodien und modernen Synthiebeats über die Norman mit seiner tollen Stimme (irgendwo zwischen Erlend Oye, Destroyer und dem Kalifornier Bart Davenport anzusiedeln) drübersang. Gesanglich hat er klare Fortschritte gemacht, sein vokales Repertoire schien mir breiter gefächert und nuancenreicher als früher, sein Falsett noch geschliffener. Die drei Musiker verstanden es glänzend, Folk mit Elektropop zu verbinden und gleichzeitig fröhliche, aber auch nachdenkliche, melancholische Töne anzuschlagen. Die Musik von Norman höre ich immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge, er ist in der Lage meinen Serotoninausstoß zu befördern, aber auch sentimentale Gefühle zu wecken. Vor allem aber: diese unverschämt packenden Melodien! Man höre Smile, einen Schmachtsong par excellence, der dennoch ohne zu viel Kitsch auskommt. Oder aber den lässigen Countrysong Landslide, der zum Mitwippen einlud. Oder auch Easy, einen ohrwurmigen Synthiesong mit 80 er Jahre-Perfüm und pluckernden Beats.
Kein Wunder, daß irgendwann zwei Mädels anfingen, die winzige Tanzfläche zu stürmen und ausgelassen abzutanzen. "Make the pretty girls dance", der Berliner hatte verstanden, worauf es heute abend ankam! Als das wunderbare Set vorbei war, gab es ohnehin kein Halten mehr. Vergnügungssüchtige Beauties bevölkerten den Dance Floor und jammten zu 80 er Jahre Trashnummer wie Chinese Eyes von Fancy oder anderen Klassikern des Italo Disco Genres total ab. Als eine Nummer von den Smiths lief, brach ich auf. Nicht, weil ich die alte Band von Morrissey nicht mag, sondern weil man gehen soll wenn es am schönsten ist. Außerdem hatte ich Angst, daß sie erneut eine Italo Disco Scheußlichkeit spielen würde. Beim Mitsingen, wäre dann aufgeflogen, daß ich von diesem Kram noch tonnenweise Platten bei mir zu Hause rumfliegen habe. Ein schlechter Musikgeschmack kann bekanntlich fatale Folgen haben!
Aus unserem Archiv:
Norman Palm, Paris, 30.09.09
Norman Palm, Rennes, 21.03.09
Ort: Le Baron, Paris
Datum: 28.02.11, 24 Uhr 15
Zuschauer: etwa 200?
Konzertdauer: gute dreiviertel Stunde
Schlechter Musikgeschmack kann fatale Folgen haben. Ich bin sicher, daß KTG nicht wegen seines höchstwahrscheinlich nicht ordnungsgemäß erworbenen Mediziner-Titels, sondern wegen seiner Vorliebe für AC/DC zurücktreten musste. Frau Merkel musste da einfach einschreiten. Sie hat ihm sicherlich gesagt: "KT, ist nicht so tragisch, daß deine Lizenz zum Operieren auf merkwürdige Weise zu stande kam, aber jemanden der AC/DC mag, kann ich auf Dauer nicht halten. Sorry."
Ohnehin seltsam, daß die Medien Politiker immer öfter zu Popstars hochsterilisieren. "Barack Obama ist dein neuester Kontakt bei Flickr", oder "Obama möchte mit dir auf Facebook befreundet sein", das kam mir damals schon spanisch vor. In welcher Band spielt denn dieser Barack Obama?, wollte ich damals schon immer gerne wissen.
Nein, Popstars gibt es in der Politik nicht, die gibt es nur auf dem Konzerttagebuch.de. Deshalb liest uns meine Mutti auch so gern. Und Norman Palm aus Berlin ist in der Tat ein lupenreiner Popstar. Ja, was denn? Wer widerspracht da? Hey, Norman ist bei Cityslang unter Vertrag und somit Labelkollege von Win Butler und Marcus Mumford, alles klar? Und bei Cityslang gibt es nur Asse. Schön, daß Norman trotzdem der nette Junge von nebenan geblieben ist. Obwohl nebenan bei ihm auch Mexico City heißen kann, wo er der Liebe wegen immer mal wieder hinreist. Ein Globetrotter, dieser sympathische Bursche, der in Paris die schönen Künste studiert hat, dort seine Diplomarbeit mit dem Vergnügen verknüpfte und im Zuge dessen sein wunderbares Booklet für sein erstes Album Songs von Hand gestaltete. Und sage niemand, er hätte die Zeichnungen und Skizzen nicht selbst angefertigt! Ach und wenn schon. Falls ein Geisterzeichner seine Finger im Spiel gehabt haben sollte (Wahrscheinlichkeit=0), würde ich Norman trotzdem mögen. Zumal es auf seinem zweiten Album Shore to Shore, welches er in Frankreich gerade promotet, überhaupt nicht mehr um den Erstling Songs und um auf Leinwand projezierte Bilder aus dem feinen Büchlein, sondern vielmehr um tollen, Laune machenden Gitarrenpop mit Elektroeinschlag geht, mit dem Norman am Montag nacht in Paris die Leute begeistert hat.
Ein attraktives Publikum hatte sich zu später Stunde eingefunden. Etliche bildhübsche Mädchen mit makellosen Beinen und Papis Kreditkarte hatten es sich auf den roten Sofas bequem gemacht und warteten Cocktails oder Bier schlürfend auf den Beginn der Show. Auch Norman und seine finnischen Bandmitglieder tranken erst einmal was und stießen gemütlich auf den schönen Abend an. Ich selbst saß auf dem Trockenen. Nicht weil ich dem Alkohol für immer und ewig abgeschworen hätte, sondern weil mir die Drinks hier zu teuer waren. 15 Euro für ein Bier (stimmt das? oder sind es nur 10?), sind mir einfach zu heftig und als Normalsterblicher hatte ich auch keine Gutscheine wie der Popstar Norman Palm und seine Bandkollegen. Dennoch fühlte ich mich pudelwohl, denn die äußerst attraktive Ehefrau des Keyboarders Janne saß neben mir und ihre wundervollen blauen Augen strahlten (Selbstermahung: Oliver, jetzt beruhig' dich wieder!).
Um O Uhr 15 ging es dann auch los. Das Powertrio erfeute von Beginn an mit feinen Gitarrenmelodien und modernen Synthiebeats über die Norman mit seiner tollen Stimme (irgendwo zwischen Erlend Oye, Destroyer und dem Kalifornier Bart Davenport anzusiedeln) drübersang. Gesanglich hat er klare Fortschritte gemacht, sein vokales Repertoire schien mir breiter gefächert und nuancenreicher als früher, sein Falsett noch geschliffener. Die drei Musiker verstanden es glänzend, Folk mit Elektropop zu verbinden und gleichzeitig fröhliche, aber auch nachdenkliche, melancholische Töne anzuschlagen. Die Musik von Norman höre ich immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge, er ist in der Lage meinen Serotoninausstoß zu befördern, aber auch sentimentale Gefühle zu wecken. Vor allem aber: diese unverschämt packenden Melodien! Man höre Smile, einen Schmachtsong par excellence, der dennoch ohne zu viel Kitsch auskommt. Oder aber den lässigen Countrysong Landslide, der zum Mitwippen einlud. Oder auch Easy, einen ohrwurmigen Synthiesong mit 80 er Jahre-Perfüm und pluckernden Beats.
Kein Wunder, daß irgendwann zwei Mädels anfingen, die winzige Tanzfläche zu stürmen und ausgelassen abzutanzen. "Make the pretty girls dance", der Berliner hatte verstanden, worauf es heute abend ankam! Als das wunderbare Set vorbei war, gab es ohnehin kein Halten mehr. Vergnügungssüchtige Beauties bevölkerten den Dance Floor und jammten zu 80 er Jahre Trashnummer wie Chinese Eyes von Fancy oder anderen Klassikern des Italo Disco Genres total ab. Als eine Nummer von den Smiths lief, brach ich auf. Nicht, weil ich die alte Band von Morrissey nicht mag, sondern weil man gehen soll wenn es am schönsten ist. Außerdem hatte ich Angst, daß sie erneut eine Italo Disco Scheußlichkeit spielen würde. Beim Mitsingen, wäre dann aufgeflogen, daß ich von diesem Kram noch tonnenweise Platten bei mir zu Hause rumfliegen habe. Ein schlechter Musikgeschmack kann bekanntlich fatale Folgen haben!
Aus unserem Archiv:
Norman Palm, Paris, 30.09.09
Norman Palm, Rennes, 21.03.09
1 Kommentare :
schöner bericht, mein lieber!
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